Schwule erklären?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das weiß man nicht. Es wird aber warscheinlich irgendwas Neuronales sind da Aututisten beispielsweise häufiger homosexuell sind

Die Gründe sind noch weitgehend unbekannt. Gesichert ist nur, dass die sexuelle Orientierung angeboren ist (Bailey et al. 2016, Cook 2020, Balthazard 2021), also schon im Mutterleib festgelegt wird und daher auch willentlich nicht geändert werden kann - was sog. Konversions"therapien", die das Ziel haben, Homosexuelle zu "heilen" völlig nutzlos macht. Sie sind sogar sehr gefährlich und können schwerste Depressionen auslösen und Menschen in den Selbstmord treiben, wie Studien bestätigen, z. B. Forsythe et al. 2022 und Meanley et al. 2020.

Einigkeit besteht heute auch darin, dass Homosexualität keine Krankheit ist und daher gar nicht "geheilt" oder "therapiert" werden muss - es ist einfach nur eine Variante der sexuellen Orientierung, die genauso normal wie Bisexualität oder Heterosexualität ist. Auch herrscht heute Einigkeit darüber, dass Homosexualität nicht die eine Ursache hat, sondern wahrscheinlich mehrere Faktoren unsere sexuelle Orientierung beeinflussen.

Die Gene beeinflussen die sexuelle Orientierung

Als gesichert gilt inzwischen, dass die sexuelle Orientierung durch die Gene beeinflusst wird. Das wird u. a. durch eine der bislang größten Zwillingsstudien aus Schweden bestätigt (Långström et al. 2007). Allerdings deuteten bereits diese Zwillingsstudien an, dass die Gene wohl nicht der einzige und nicht einmal der größte Einflussfaktor sind. Die schwedische Studie ermittelte, dass die Gene bei Männern nur zu etwa 34 % und bei Frauen zu erwa 18 % einen Einfluss haben. Den weitaus größten Einfluss haben individuelle Umweltfaktoren (dazu später mehr).

Recht klar ist inzwischen auch, dass die sexuelle Orientierung nicht durch ein einziges Gen beeinflusst wird, sondern durch eine Vielzahl verschiedener Gene, was man als Polygenie bezeichnet. Anfang der 1990er fand man auf dem X-Chromosom auf dem Abschnitt Xq28 einen genetischen Marker, der in Verbindung mit Homosexualität bei Männern (Hamer et al. 1993) gebracht werden konnte, bei Frauen jedoch nicht (Hu et al. 1995). Folgende Studien stellten die Verbindung danach in Frage (Rice et al. 1999), jüngere Studien bestätigten ihn aber wieder (Hamer et al. 1999, Sanders et al. 2015).

Die bislang größte genomweite Assoziationsstudie (GWAS) zur Homosexualität wurde 2019 im Journal Science veröffentlicht und fand fünf genetische Marker auf den Autosomen, die mit homosexuellem Verhalten signifikant korrelieren (Ganna et al. 2019). Die Studie fand auch heraus, dass die gefundenen Marker sich mit anderen Eigenschaften wie z. B. Risikobereitschaft, Aufgeschlossenheit für neue Erfahrungen und sogar Rauchverhalten und Cannabiskonsum überlappen und der Einfluss auf die sexuelle Orientierung nur 8 bis 25 % beträgt. Die Studie unterstreicht damit die Komplexität der Genetik hinter der sexuellen Orientierung und zeigt, dass wir die Sexualität eines Menschen nicht aus seinen Genen ablesen können. Allerdings suchten die Forschenden in der Studie nach einer Korrekation mit homosexuellem Verhalten allgemein. Sie unterschieden also nicht zwischen Menschen, die sich tatsächlich als homosexuell identifizierten und beispielsweise Bisexuellen oder Menschen, die nur ein einziges Mal ein homosexuelles Erlebnis hatten und sonst aber heterosexuell lebten. 2024 wurde erstmals eine GWAS veröffentlicht, die die genetischen Hintergründe zu bisexuellem Verhalten untersuchte, also zwischen Bisexualität und Homosexualität unterschied (Song und Zhang 2024). Dabei zeigte sich, dass sich die Allele Bisexueller von denen exklusiv Homosexueller unterscheiden. Auch hier beeinflussten die genetischen Muster weitere Eigenschaften wie das Risikoverhalten. Interessanterweise zeigte die Studie auch, dass bisexuelle Allele mit einer höheren Nachkommenzahl verbunden und damit möglicherweise evolutionär vorteilhaft sind.

Welche Umweltfaktoren beeinflussen die Sexualität?

Wir fassen kurz zusammen: Gene spielen eine Rolle, aber eine eher untergeordnete. Deutlich größeren Einfluss haben Umweltfaktoren, die bereits pränatal wirken, da die sexuelle Orientierung angeboren ist. Welche Umweltfaktoren das sind und wie sie wirken, ist aber kaum bekannt.

Einen großen Einfluss auf die Entwicklung der sexuellen Orientierung könnten Hormone haben, die während der Schwangerschaft auf den Fetus einwirken. So gibt es beispielsweise eine Studie, die zeigt, dass Nachkommen häufiger bisexuell sind, wenn sie im Mutterleib höheren Konzentrationen des Schwangerschaftshormons Progesteron ausgesetzt waren (Reinisch et al. 2017).

Auch das Immunsystem der Mutter könnte einen Einfluss nehmen. Mitte der 1990er wurde eine Studie veröffentlicht, die belegte, dass Männer umso wahrscheinlicher homosexuell sind, wenn sie mindestens einen älteren Bruder haben, mit jedem älteren Bruder steigt die relative Wahrscheinlichkeit um 33 % (Blanchard & Bogaert 1996). Der Effekt wurde später Fraternal Birth Order Effect genannt und tritt nur bei Männern auf, nicht bei Frauen (Blanchard et al. 1998). Spekuliert wurde, dass das mütterliche Immunsystem während der ersten Schwangerschaft Antikörper bilden könnte gegen bestimmte y-chromosomal codierte Proteine, die beim männlichen Fetus die Gehirnentwicklung steuern. Während der nachfolgenden Schwangerschaft mit einem weiteren Sohn würde es dann zu einer Immunreaktion kommen, bei der die Antikörper genau diese Proteine angreifen und so die Gehirnentwicklung beeinflussen. 2017 wurde eine Studie veröffentlicht, die diese These stützen kann. Die Forschenden stellten darin fest, dass im Speichel von Frauen, die homosexuelle Söhne haben, deutlich mehr Antikörper gegen das Protein NLGN4Y nachweisbar sind, insbesondere, wenn ihre schwulen Söhne mehrere ältere Brüder hatten, als Mütter mit ausschließlich heterosexuellen Söhnen (Bogaert et al. 2017).

Eine weitere These bringt die Vererbung epigenetischer Muster ins Spiel (Rice et al. 2012). Die Epigenetik ist eine recht junge Disziplin in der Biologie, die sich mit den Mechanismen der Genregulation beschäftigt, bei der die Gene selbst (d. h. ihre Sequenz) nicht verändert werden. Durch chemische Veränderungen wie das Anfügen von Methylgruppen (DNA-Methylierung) oder über die Modifizierung der Verpackungsproteine der DNA, die Histone (Histon-Code), lassen sich Gene an- und ausschalten. Diese epigenetischen Muster sind beispielsweise für die Determinierung der Zellen verantwortlich. Die Zellen der Leber und des Herzens etwa haben dieselbe Erbinformation, aber eine Leberzelle kann sich nur in andere Leberzellen teilen und eine Herzmuskelzelle nur in andere Herzmuskelzellen. Ihre epigenetischen Muster unterscheiden sich, d. h. obwohl beide die gleiche DNA haben, sind in beiden unterschiedliche Gene aktiv oder inaktiviert. Solche epigenetischen Muster könnten homosexuelles Verhalten beeinflussen. Die Hypothese besagt, wenn etwa eine Mutter ihr epigenetisches Muster an einen Sohn vererbte, entwickelte sich bei ihm das gleiche Muster an- und angeschalteter Gene, sodass er dieselbe Geschlechtspräferenz entwickelte wie seine Mutter. Analog argumentiert die Veröffentlichung, führte die Vererbung des epigenetischen Musters des Vaters zur Entstehung einer lesbischen Tochter. Belege für die These gibt es aber nicht, wie die Autoren der Studie zugeben. Bei Säugetieren werden die epigenetischen Muster von Spermium und Eizelle eigentlich gelöscht und entstehen dann individuell wieder neu, sodass davon ausgegangen werden muss, dass epigenetische Muster nicht vererbt werden können. Bislang hat man noch keinen physiologischen Mechanismus entdeckt, wie unter Umständen eine epigenetische Vererbung doch möglich sein könnte. Es gibt allenfalls ein paar demographische Studien, die auf eine mögliche Vererbung epigenetischer Muster hindeuten könnten (z. B. Kaati et al. 2002).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Wenn das jemand könnte, dann wäre das keine anhaltende Debatte.

Was bisher allerdings bekannt ist, ist dass man es nicht "wird", sondern "ist".

Jjjbvvv 
Fragesteller
 24.02.2024, 00:18

Aber man müsste doch erklären können, wie dieser Fehler zu Stande kommt. Das Ziel jedes Organismus ist es, sich zu vermehren. ich finde auch interessant das deine Meinung in Deutschland sehr häufig vertreten ist. Meine Erfahrung zeigt mir, dass in sehr vielen Ländern zum Beispiel Russland Süd, amerikanische Länder, Ost europäische Länder, also der Großteil der Welt das anders sehen.

0
Takumi2007  24.02.2024, 00:26
@Jjjbvvv

Von Fehler kann keine Rede sein. Der Fehler ist einzig und alleine der, dass es Menschen gibt, die meinen sie wären etwas besseres. Die Natur macht keine Fehler.

1
BerndBauer3  24.02.2024, 08:00
@Jjjbvvv

Ich finde die Antwort von Takumi2007 gut. Homosexualität ist selten. Darum ist es nicht "normal". Heterosexuelle können es sich auch einfach nicht vorstellen, homosexuell zu sein. Angeblich gibt es das auch bei Tieren. Aber da ist es wohl extrem selten.

Homosexualität ist angeboren, genetisch bedingt. Da bin ich mir ganz sicher. Warum lieben Männer Frauen? Warum verlieben sie sich? Warum finden sie ihre Figur schön? Ihre Augen, ihr lächeln, ihre Stimme? Und warum verlieben si sich nicht in Männer? Das ist angeboren. Seit Millionen Jahren.

Warum gibt es Homosexualität? Homosexuelle haben normalerweise keine Kinder. Deshalb sollten die Gene für Homosexualität schnell aussterben.

Ich denke, das es nicht nur EIN Gen für Homosexualität gibt, sondern das es eine Kombination von vielen Genen ist. Und nur, wenn diese Gene zusammen treffen, entsteht Homosexualität.

Warum kommt das bei Menschen relativ oft vor? Scheinbar hat Homosexualität auch Vorteile für das überleben. Oder keine Nachteile. Es sind, wie gesagt, viele verschiedene Gene. Und die können durchaus positiv sein. Liebe, Treue, Kinderliebe.

Ich denke, das es mit der relativ kurzen Entwicklung des Menschen zu tun hat. 100.000 Jahre sind in der Evolutiation wenig. In weiteren 100.000 Jahren wird Homosexualität wohl viel seltener sein.

1
Takumi2007  24.02.2024, 11:57
@BerndBauer3

Homosexualität kommt genau so häufig im Tierreich vor und das auch bei so ziemlich jeder Spezies. Die Verteilung der Sexialitäten bleibt anscheinend auch konstant und wird nicht weniger mit der Zeit. Aktuellen Studienergebnissen nach ist es auch nicht zwingend rein genetisch bedingt, sondern eher ein epigenetisches Ergebnis.

Die einzige Spezies auf diesem Planeten, die ein Problem damit hat, ist allerdings der Mensch, denn nur der macht aus einer Eigeneschaft, die keine besonders große Rolle für den Fortbestand der Spezies spielt ein gesellschaftliches und viel zu häufig religiöses Problem.

Das war nicht immer so, denn in der Antike gab es dafür nicht einmal ein Wort und es hat auch niemanden interessiert, wer mit wem, wie verkehrt.

Ich wäre nicht einmal überrascht, wenn sich irgendwann herausstellen sollte, dass nicht die Heterosexualität, sondern die Bisexualität die tatsächlich häufigste Art ist und wir uns kollektiv nur etwas vormachen.

0

Was man hört, fängt es meistens so an:

Zwei Männer duschen zusammen. Einer hetero, einer homosexuell. Der homosexuelle läßt ein Stück Seife fallen und bittet den hetero, es für ihn aufzuheben, da er angeblich nichts sieht wegen Seifenschaum im Auge. Sobald der heterosexuelle sich nach der Seife bückt, um diese aufzuheben, wird er vom homosexuellen von hinten bestiegen. Beim Einführen wird der heterosexuelle biologisch zum homosexuellen gemacht.

😏

Jjjbvvv 
Fragesteller
 24.02.2024, 01:19

du hast mich versört was ist das für eine für ne eklige scheiße wie kommt man auf sowas?

0
BerndBauer3  24.02.2024, 08:04

Was soll so eine Antwort? Das glaubst du doch selber nicht.

0

Das ist eine ganz normale Vorliebe. Diese prägt sich im Verlauf des Lebens und kann sich verändern. So wie jede andere Vorliebe eben.

Wie genau die Prägung von Vorlieben funktioniert, wissen wir nicht genau, daher können wir sie auch nicht beeinflussen.

Genetisch gesehen, sind alle Menschen auf Bisexualität ausgelegt. Sie haben also das Potenzial beide Geschlechter lieben zu können. Das macht auch Sinn, man geht davon aus, dass unsere frühen Kulturen aufgebaut waren, wie die der heutigen Bonobos, unserer nächsten Verwandten, also jede/r mit jeder/m quer durch die Bank.

Jjjbvvv 
Fragesteller
 24.02.2024, 00:17

Aber man müsste doch erklären können, wie dieser Fehler zu Stande kommt. Das Ziel jedes Organismus ist es, sich zu vermehren. ich finde auch interessant das deine Meinung in Deutschland sehr häufig vertreten ist. Meine Erfahrung zeigt mir, dass in sehr vielen Ländern zum Beispiel Russland Süd, amerikanische Länder, Ost europäische Länder, also der Großteil der Welt das anders sehen.

0
Andrastor  24.02.2024, 11:16
@Jjjbvvv

Das ist kein Fehler.

Erstens stärkt Sexualität die Gruppendynamik und die Gruppe war es, die unsere Vorfahren am Leben erhalten hat.

Zweitens hat sich damals die ganze Gruppe um den Nachwuchs gekümmert. Wer keine eigenen Kinder Jahr hatte, hatte mehr Zeit sich um die Kinder anderer zu kümmern, was der haben Gruppe zugute kam.

Homosexuelle Pinguin-Pärchen sind bekannt dafür verwaiste Jungtiere aufzuziehen und so den Fortbestand der Art zu sichern.

Länder die das anders sehen, bezeugen damit nur, dass sie im Mittelalter stecken geblieben sind und/oder von Religionen mit mittelalterlichen Ansichten regiert werden.

0
BerndBauer3  24.02.2024, 08:12

Auf Bisexualiät ausgelegt? Warum sollte es so sein? Was bringt es? Bei Tieren ist es auch nicht so. Ja, Bonobos. das ist aber eine seltene Ausnahme. Und die Verwandschaft zwischen Menschen und Bonobos liegt 1 Million Jahre zurück.

0
Andrastor  24.02.2024, 11:18
@BerndBauer3

Habe ich oben erklärt und noch einmal in der Antwort auf den Folgebeitrag des Fragestellers oben.

Diese Verwandtschaft ist immer noch aktuell, unsere frühen Kulturen liegen 300.000 Jahre zurück und genau aus der Zeit stammt der Bauplan unseres Körpers der sich seither nur marginal verändert hat.

Wir gehören zu eben dieser Ausnahme.

0