Rettungssanitäter mit Angst vor Erbrechen?
Hallo Community!
mich plagt seit Langem ein Gedanke: Berufswechsel.
der bloße Gedanke, einem anderen Menschen zu helfen, ihn zu retten oder beizustehen, das wäre für mich die Erfüllung.
ich bin bei der Feuerwehr, also bin ich schon „nahe“ am Geschehen und ich liebe es.
nun ist es aber so, dass ich an einer Phobie leide. Der Emetophobie. Das bedeutet, ich habe wirklich schlimme Angst vor Erbrechen.
klingt lustig, ist aber die Hölle. Ich habe Angst vor den Geräuschen, dem Anblick, vor Erbrochenem generell und natürlich auch davor, selbst brechen zu müssen.
gibt es da denn überhaupt eine Chance, so einen Beruf ausüben zu können?
ich höre immer „man gewöhnt sich dran“ aber für mich ist das ungefähr wie für einen Klaustrophobiker ein Sarg sein muss - unvorstellbar.
ich bitte euch wirklich, dass ihr mir ehrlich antwortet, ich meine das ernst und es „plagt“ mich wirklich.
danke für eure Tipps und Antworten!
9 Antworten
Hi,
gibt es da denn überhaupt eine Chance, so einen Beruf ausüben zu können?
Wie groß die Chancen sind, hängt maßgeblich von zwei Faktoren ab - zum einen der Ausprägung der Angst, zum anderen von deiner Bereitschaft, daran zu arbeiten.
Wenn man panisch den Raum verlässt, sobald jemand auch nur den Anflug von Übelkeit äußert, sollte man das Unterfangen schlicht als unrealistisch betrachten...
In allen übrigen Fällen ist es eine Frage der "Gewöhnung" - im Falle einer manifesten Phobie auch einer entsprechenden Psychotherapie.
Erbrechen mag niemand, und es gibt tatsächlich nicht so wenige Kollegen, die damit ihre Problemchen haben - sie sind aber im Fall der Fälle in der Lage, ihre Ängste oder ihren Ekel im Griff zu haben. Darauf kommt es an.
Persönliche Meinung
Im Zweifelsfall kann man viel ab - auch Dinge, von denen man es vorher nicht erwartet hätte. Ob das für dich in diesem Fall zutrifft, kannst nur Du selbst beurteilen.
Ich möchte zu bedenken geben: wenn man mal zehn notfallmedizinische Krankheitsbilder gelernt hat, wird auffallen, dass neben Kopfschmerzen und Schwindel eben auch "Übelkeit und Erbrechen" bei fast allen möglich ist.
Ob es sinnvoll ist, sich als Angstpatient jeden Tag triggern zu lassen? Stelle ich mal in Frage.
Fazit
Weder ein klares Ja noch ein klares Nein - maßgeblich ist die Frage: bist Du in der Lage, deine Ängste soweit in den Griff zu bekommen, dass Du im Fall der Fälle noch "brauchbar" und einsatzfähig bist?
LG
Gerne!
Ausprobieren ist sicher die einfachste und naheliegenste Variante, es heraus zu finden - kann ich nur empfehlen ^^
Danke für den Stern!
Wie sieht denn mit einer Beratung aus? Es gibt ja durchaus psychologische Fachkräfte, mit denen du mal dein Anliegen besprechen könntest.
Ich bin aktuell sogar in Behandlung, seit vier Jahren ungefähr.
es geht auch schon wesentlich besser, gerade der Umgang mit Kindern war vor vier Jahren unvorstellbar für mich, da sie eben auch öfters mal erbrechen. Nun bin ich Mama und kann da „nicht einfach weglaufen“, was einerseits schrecklich ist aber andererseits ein großer Schritt nach Vorne.
Dann wäre es ja eine super Gelegenheit, das Thema dort anzusprechen. Man kennt dich, kann deine Reaktionen und Belastbarkeit daher sehr gut einschätzen. Eigentlich gibt's keine bessere Situation für dich.
Ich wünsche dir eine gute Entscheidung und viel Erfolg! :)
gibt es da denn überhaupt eine Chance, so einen Beruf ausüben zu können?
Ich kann mir vorstellen, dass viele schwer verletzte Menschen erbrechen. Aber auch wenn nicht, hat man sicher mit vielen stark betrunkenen Menschen zu tun und da kommt es eben auch häufig vor.
Wenn man den Beruf erlernt u einer kotzt, muss man schlucken, schlucken, schlucken, beim Aufwischen.
Es lernt sich. Beim 4. Mal kann man das Kind, das kotzte sogar aufbauen: "Deine Mama kocht aber klasse. Darf ich ab morgen zum Essen zu euch kommen?"
Die Kinder lachten, wenn sie die Praxis verliessen.
Ich lernte der Helfer zu sein und Ängste zu nehmen. Dabei lernt sich auch, zu dienen u das Eigene an Angst wandelt sich in Mut.
Das kann man nur in der Situation lernen.
Meine Kolleginnen drückten sich aber immer in 40 Jahren vor dieser Verantwortung. Für sie war der Beruf Geld, nicht Berufung. U das ist der Unterschied.
Gott = Agape/Liebe kann alles lernen.
Aus deinem Komentar: Da bin ich ein anderer Mensch. Da ist es mir egal ob dem übel ist, da zählt nur die Rettung.
daheim allerdings holt es mich ein und ich bekomme Angst, selbst Erbrechen zu müssen.
Behalte für das Berufliche zuhause auch die Sichtweise, der Helfer zu sein!!!, statt ins Ego erwarten zu gehen.
Lass das Ego klein, als Diener. Wenn man das Ego grösser macht, steht es nur, mit den Ängsten drin, im Weg.
Ich füg dir das Egobuch, jpg, ein.
Egoverstehen ist sehr hilfreich.
Erbrechende Patienten sind natürlich nicht ausgeschlossen wenn man im Rettungsdienst tätig ist. Du darfst halt nicht selber zum Patienten werden wenn jemand erbrechen muss und musst deine Konzentration aufrechterhalten oder zumindestens dann schnell wieder gewinnen. Die Gründe, warum Notfallpatienten erbrechen müssen, sind vielfältig, es ist also keine absolute Seltenheit im Rettungsdienst, kommt allerdings auch nicht jeden Tag vor.
Mit etwas Glück, nimmt dein zukünftiger Arbeitgeber auch soweit es eben möglich ist Rücksicht auf deine Phobie und gibt dir nach Möglichkeit keine Wochenend- und Nachtdienste, dann sind die Betrunkenen zum Großteil schonmal "ausgefiltert". Bleiben tun aber natürlich die anderen medizinischen Ursachen für Erbrechen, unter anderem ein erhöhter Hirndruck oder ein akutes Abdomen und auch verabreichte Notfallmedikamente selber, können Übelkeit hervorrufen. Es ist natürlich ein Berufsfeld, bei dem man zwangsläufig mit allen Möglichen Körperflüssigkeiten konfrontiert wird.
Mfg
Danke für deine ausführliche Antwort.
also … ich bin mir wirklich unsicher. Trigger ist ein gutes Wort… mein Sohn hustet und mein Puls beschleunigt sich.
mein Bekannter hat mir heute angeboten, mit ihm mal eine Schicht als Praktikantin mitzufahren, dann „könnte ich sehen, wie es live ist“. Und ich glaube, dieses Angebot werde ich annehmen. Ich denke, erst da werde ich wirklich sehen, wie es live ist und wie ich mit meinen Ängsten umgehen werde/kann. Ein NEIN sehe ich noch nicht ganz ein, ich habe es ja noch nie probiert. Der Mut, es zu probieren, ist da und wenn’s wirklich so schlimm wird, dann habe ich es wenigstens probiert.