Rettungsdienst trotz schlechtem Zeugnis?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hi,

konnte da jemand bereits Erfahrung machen / ist jemand in dem Thema drin und kann mir irgendwie weiterhelfen?

Man kann erstmal feststellen: der Rettungsdienst legt im Vergleich zu anderen Branchen relativ wenig Wert auf Noten oder den Zeugnisschnitt - insofern ist ein "schlechter" Hauptschulabschluss erst einmal kein Grundsatzproblem.

Allerdings werden auch hier Nachfragen zu dem "Warum?" kommen; darauf muss man sich einstellen und sollte eine plausible, authentische Antwort liefern können.

Für die Eignung respektive die Arbeit im Rettungsdienst haben Schulnoten nur eine sehr begrenzte Aussagekraft und werden dementsprechend nachrangig behandelt. Das gilt im Bereich der Rettungssanitäter umso mehr.

Es ist ja allgemein grade jetzt bekannt das im Rettungsdienst händeringend nach Personal gesucht wird.

Ja - wobei der Mangel durchaus unterschiedlich ausgeprägt sein kann und eben auch von der Qualifikation abhängt.

Während man bei den Notfallsanitätern einen flächendeckenden Mangel blind unterschreiben kann, kann es bei den Rettungssanitätern lokal durchaus sehr unterschiedlich aussehen.

Wenn man örtlich flexibel ist, wird es allerdings auch als RS kein Problem sein, eine Stelle zu finden.

Fazit

Die Sorge halte ich im Großen und Ganzen für unbegründet.

Dein Fokus sollte allerdings auf einem möglichst guten Abschluss des Rettungssanitäter-Lehrgangs liegen und ggf. auf einem Führerschein Klasse C1 - wenn das passt, hat man meist schon die größten Hürden übersprungen.

Und, sofern man weiter machen will, besteht dank Abendschulen und Fernlehrgängen immer noch die Möglichkeit, die mittlere Reife zu erlangen.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent
paul187erz 
Fragesteller
 04.07.2022, 16:50

Hey, danke für deine Antwort! Ja, ich mache grade meinen B und danach direkt meinen C1 Führerschein, ich hoffe ich bin spätestens nach der Ausbildung damit fertig (ich glaube aber schon).
Einen guten Grund für meine schlechte schulische Leistung habe ich und ich werde mich bis es zu dem Zeitpunkt der Bewerbungsgespräche gut darauf vorbereiten.
Ich habe auch eine große Auswahl, ich bin hier zwischen Wiesbaden, Mainz, Frankfurt und Darmstadt usw.. da sind einige Wachen..

hätte ich einen realschulabschluss würde ich natürlich direkt gerne den Notsan machen aber es ist nun mal so passiert und ich kann leider nichts mehr daran ändern. Trotzdem ist der Rettungsdienst ein sehr großer Traum von mir und ein Beruf der sehr zu mir passt. Ich werde mir definitiv sehr viel Mühe in der Ausbildung geben!

kannst du was zu dem Beitrag oben drüber sagen wo einer geschrieben hat „es wird von den Rettungssanitätern in meiner Region erwartet das sie sich spätestens nach 1-2 Jahren zum Notsan fortbilden“ ? Ich meine in meiner Region ist dies nicht der Fall. Weißt du was?
lg

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SaniOnTheRoad  04.07.2022, 20:11
@paul187erz

Danke für den Stern!

Ich habe auch eine große Auswahl, ich bin hier zwischen Wiesbaden, Mainz, Frankfurt und Darmstadt usw.. da sind einige Wachen..

Im Rhein-Main-Gebiet hast Du auf jeden Fall den Vorteil, dass Du viele Leistungserbringer auf relativ engen Raum hast - ich sehe hier keine Probleme, in der Region im Rettungsdienst in Lohn und Brot zu kommen, zumal mir auch einige der Leistungserbringer in der Region bekannt sind, die aktiv Personal suchen.

hätte ich einen realschulabschluss würde ich natürlich direkt gerne den Notsan machen aber es ist nun mal so passiert und ich kann leider nichts mehr daran ändern.

Die Option, den Realschulabschluss nachzuholen hast Du nach wie vor. Das macht natürlich nur dann Sinn, wenn die zugrundeliegenden Probleme der schlechten schulischen Leistung beseitigt wurden oder zumindest im Griff sind.

Das würde ich auch für eine langfristige Perspektive - auch in Hinblick auf den NFS - durchaus anraten.

kannst du was zu dem Beitrag oben drüber sagen wo einer geschrieben hat „es wird von den Rettungssanitätern in meiner Region erwartet das sie sich spätestens nach 1-2 Jahren zum Notsan fortbilden“ ? Ich meine in meiner Region ist dies nicht der Fall. Weißt du was?

Lokale Besonderheiten mag es geben - praktisch ist das in aller Regel nicht umsetzbar. Die Bewerberzahlen für die NFS-Ausbildung liegen derart hoch, dass man nur einen Bruchteil der geeigneten Bewerber ausbilden kann. Entsprechende Vorgaben scheitern i.d.R. somit an den Kapazitäten.

In einigen Rettungsdiensten ist es allerdings durchaus üblich, dass Rettungssanitäter primär Zeitverträge (meist 2 Jahre) bekommen, während dem Notfallsanitäter eine unbefristete Beschäftigung winkt.

Das ist allerdings regional sehr unterschiedlich; bei "uns" gibt es entsprechende Regelungen/Erwartungen ebenfalls nicht, zumindest bei den Leistungserbringern im Rhein-Main-Gebiet wäre mir auch nichts derartiges bekannt.

LG

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paul187erz 
Fragesteller
 04.07.2022, 21:23
@SaniOnTheRoad

Ja, den realschulabschluss nachzuholen wäre natürlich eine gute Option. Allerdings muss man auch bedenken das ich ja danach eine Ausbildung anfange. Und das mitten im Leben, wenn man auf den eigenen Beinen steht und halt eben so seine laufenden kosten hat… da wird man mit dem Ausbildungsgehalt wirklich leider nicht weit kommen.

Also siehst du auch keine wirkliche Zukunft als langfristiger Rettungssanitäter? Ich bin mir so unsicher man hört so viel verschiedenes 😅.

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SaniOnTheRoad  04.07.2022, 21:42
@paul187erz
Und das mitten im Leben, wenn man auf den eigenen Beinen steht und halt eben so seine laufenden kosten hat… da wird man mit dem Ausbildungsgehalt wirklich leider nicht weit kommen.

Das Vorhaben muss am Endes des Tages natürlich umsetzbar sein.

Aus eigener Erfahrung: bei mir ging es auch - trotz eigenen Auto, eigener Wohnung und den üblichen Lebenshaltungskosten. Ohne mich zu verschulden. Man muss an der Stelle durchaus rechnen und leider auch "Opferbereitschaft" für die ein oder andere Annehmlichkeit mitbringen.

Also siehst du auch keine wirkliche Zukunft als langfristiger Rettungssanitäter?

Nein - wer heute als Rettungssanitäter anfängt, wird höchstwahrscheinlich zeitlebens als solcher arbeiten können. Die Frage ist: will man das?

Man kann nicht abstreiten, dass sich das Berufsbild verändert und dass die Notfallrettung in den kommenden Jahrzehnten keinen Fokus mehr auf die Rettungssanitäter (jedenfalls in der heutigen Form) legen wird. Heißt also: irgendwann wird man ganz überwiegend bis fast ausschließlich im qualifizierten Krankentransport arbeiten.

Das ist belastungstechnisch durchaus eine andere Hausnummer als die Notfallrettung - in dieser wird man eher "alt", als im Krankentransport.

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paul187erz 
Fragesteller
 04.07.2022, 21:49
@SaniOnTheRoad

Puh da musst ich grad ein bisschen schlucken ehrlich gesagt. Ich war bisher im Glauben das der Rettungssanitäter noch lange Bestand haben wird in der Notfall Rettung. Besonders wegen des Personalmangels. Da werde ich irgendwie den Weg mit realschulabschluss und Ausbildung finden müssen oder mich dem hingeben wie sich der Rettungsdienst halt entwickeln wird. Wirklich schade.

bei dem letzten Satz meintest du glaube ich das Gegenteil? Im Krankentransport wird man eher alt als in der Notfallrettung oder? :D

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SaniOnTheRoad  04.07.2022, 22:07
@paul187erz
Puh da musst ich grad ein bisschen schlucken ehrlich gesagt. Ich war bisher im Glauben das der Rettungssanitäter noch lange Bestand haben wird in der Notfall Rettung. Besonders wegen des Personalmangels.

Die Entwicklung ist leider absehbar und schon jetzt spürbar - allein mit Rückblick auf die letzten fünf Jahre.

Fairerweise muss man auch sagen: eine Notfallrettung State-of-the-Art lässt sich mit der derzeitigen RS-Ausbildung einfach nicht realisieren.

Schon heute bringt ein Notfallsanitäter den "Durchschnitts-RS" an die Grenzen des Könnens und darüber hinaus, wenn es ans Ausschöpfen der Kompetenz des NFS geht.

bei dem letzten Satz meintest du glaube ich das Gegenteil? Im Krankentransport wird man eher alt als in der Notfallrettung oder? :D

Nein, den Satz meinte ich genau so, wie ich ihn geschrieben habe ^^

Der Krankentransport hat ein durchgängig höheres Belastungsniveau, wesentlich mehr "Heben, Tragen und Umsetzen" (die Bandscheiben lassen grüßen) - und vor allem das ganze wesentlich häufiger.

Als groben Schnitt kann man davon ausgehen, dass man im Krankentransport doppelt so viele Fahrten pro Schicht absolviert, wie in der Notfallrettung.

Da kommen neben den Einweisungen auch allerlei Entlassungen (gerne in den dritten Stock mit Wendeltreppe und 120 kg aufwärts), Stammkundschaft wie Dialysepatienten, Infektionsfahrten und allerlei minder dringliche Akutfälle dazu.

Ferner sind KTWs ausstattungs- und platztechnisch meist hinter den RTWs zurück. Ergonomie am Arbeitsplatz und technische Unterstützung lassen grüßen.

Die Notfallrettung hat zwar eine höhere Spitzenbelastung - aber auch mehr Ruhepausen.

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Prinzipiell, stellt das eigentlich keine Problematik dar, jedoch können die regionalen Unterschiede durchaus erheblich sein. Das Wesentliche ist jedenfalls ein (möglichst) guter Abschluss der Qulifizierung zum Rettungssanitäter und wenn möglich Besitz der Fahrerlaubnis der Klasse C1, da ansonsten der Einsatz in der Notfallrettung auf dem Rettungswagen nicht möglich ist. Bei mir ist es in der Region so, dass von den hauptberuflichen Rettungssanitätern eigentlich durchgehend erwartet wird, dass diese nach ein- bis zwei Jahren Tätigkeit noch die dreijährige Berufsausbildung zum Notfallsanitäter machen und das ist mit einem Hauptschulabschluss und der Qualifikation als Rettungssanitäter alleine nicht möglich (Zugangsvoraussetzungen §8 Notfallsanitätergesetz- NotSanG). Hier ist es also durchaus so, dass man schon Glück haben muss, um als Rettungssanitäter mit einem Hauptschulabschluss eine hauptberufliche Anstellung im Rettungsdienst zu finden, da die Hilfsorganisationen eben Bewerber bevorzugen, welche rechtlich die Möglichkeit dazu haben, irgendwann dann noch die Ausbildung zum Notfallsanitäter zu machen. Allerdings, kann es hier in der (näheren) Zukunft auch wieder zu einer Veränderung kommen. Die Ampel hat nämlich in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, den Rettungssanitäter zu einer richtigen, anerkannten Berufsausbildung zu machen. Genaueres kann man dazu gegenwärtig noch nicht sagen, da es im Moment noch keinerlei Gesetzesentwürfe gibt, jedoch ist mit einer ein- bis zweijährigen Ausbildungsdauer zu rechnen und nach dem alten System ausgebildete Rettungssanitäter, müssten sich dann innerhalb einer Frist weiterqualifizieren. Sollte dies so sein, so würde wahrscheinlich auch irgendwann dann das NotSanG entsprechend angepasst werden und der Rettungssanitäter müsste dann als Zugangsvoraussetzung gelten. Jedoch ist das aktuell Alles noch reine Spekulation, da niemand weiß, was anschließend gemacht werden wird.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.
paul187erz 
Fragesteller
 04.07.2022, 16:44

Danke für die Antwort! Das von Rettungssanitätern erwartet wird die notsan Ausbildung zu machen - davon habe ich noch nie gehört. Sehr interessant. Ich frage mich nur wo der Sinn dahinter ist naja hier in der Region ist das wohl nicht so. Ich bin auch mal gespannt wie sich der Rettungsdienst rechtlich weiterentwickeln wird.

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Ich weiß nicht, ob das in jedem deutschen Bundesland gilt und ob das noch heute überhaupt gilt ABER ich hörte mal von einem Gesetz (ich bin Österreicher, also sry wenn ich falsch liege):

Wenn du eine Ausbildung erfolgreich abschließt und das mit einem Notendurchschnitt von mindestens 3,0, egal welche Ausbildung, dann bekommst du den Realschulabschluss als "Sahnehäufchen" oben drauf, ohne selber etwas machen zu müssen. Das Einzige was du dann machen musst, ist den Realschulabschluss zu beantragen, der eine kleine Gebühr kostet. Das ist alles.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
paul187erz 
Fragesteller
 01.07.2022, 23:37

Das trifft leider hier nicht zu da es lediglich eine Qualifikation ist. Geht nur 3-4 Monate von daher … hat sich das erledigt 😅

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