Physik: Anregung von Atomen/Elektronen mit photonen?

3 Antworten

Die Energie eines Photons ist nicht notwendigerweise scharf definiert, und der Ener­gieabstand zwischen Grundzustand und angeregtem Zustand ist es schon gar nicht. Daran schuld ist die Quantenmechanik, die für endlich lange Lebensdauern eine Ener­gie­unschärfe voraussagt; man kann sich das aber auch klassisch über die endliche Breite der Absorptionsfrequenz eines gedämpften Oszillators vorstellen.

Außerdem, und das ist oft der dominierende Effekt, sind die verschiedenen Atome oder Moleküle in einer Stoffprobe nicht ganz gleich und absorbieren daher bei leicht unterschiedlichen Energien. Diese Unterschiede kommen durch Inhomogenitäten und Fluktuationen zusammen; in Lösung kann z.B. ein Molekül zu einem bestimmten Zeit­punkt nahe an anderen gelösten Molekülen sein, oder weiter entfernt, und das beein­flußt die Energieniveaux.

Aus all diesen Effekten zusammen kommt dann eine endliche Breite der Absorptions­banden. In Gasen sind die Absorptionen oft sehr scharf (besonders bei reduziertem Druck), aber in kondensierter Phase schlagen Inhomogenitäten typi­scher­weise stark zu und verbreitern die Banden (im Fall von Festkörpern kann zur Verbreiterung noch eine Aufspaltung dazukommen).


CloudBeta 
Beitragsersteller
 12.11.2024, 17:37

Also hat der AMG38 unrecht?

indiachinacook  12.11.2024, 18:17
@CloudBeta

Die Antwort von AMG38 stimmt im Spezialfall der Photo­ionisa­tion — in die­sem Fall wird ja ein Elek­tron aus dem Molekül oder Festkörper) heraus­ge­schla­gen, und die­ses Elek­tron kann einen etwaigen En­ergie­über­schuß des Photons als kinetische Energie ab­­füh­­ren. Man be­ob­ach­­tet dann eine sogenannte Ab­sorp­tions­kante (=jen­seits einer Schwel­len­energie wird absorbiert).

Auf angeregte Zustände kann das aber nicht zutreffen, weil dann Energie irgendwie ver­schwin­den müß­te (überleg Dir dazu einen Zyklus aus Ab­sorp­tion und Emission, der das Sy­stem wieder in den Aus­gangs­zustand zurückbringt). In geringem Aus­maß können zwar Schwin­gun­gen und Ro­ta­tio­nen klei­ne En­ergien auf­neh­men und weg­puffern, so daß mehrere Photonen-Energien zur An­re­gung füh­ren kön­nen. Aber diese En­ergien wären dann im­mer noch scharf, weil Schwin­gun­gen und Ro­ta­tio­nen ge­quan­telt sind, und sie wer­­den durch die in meiner Ant­wort be­schrie­be­nen Me­cha­nis­men verbreitert.

AMG38  12.11.2024, 18:28
@indiachinacook

Danke für die Klarstellung. Ich meinte tatsächlich nicht den ersten Absatz, sondern den zweiten. Ist nur etwas unglücklich formuliert von mir (Details im Kommentar).

Die Quantentheorie besagt, dass ein Quant nicht jeden beliebigen Wert annehmen kann, sondern ausschließlich einen festen, diskreten Wert. Daher kann die Energie eines Photons nicht mit einer beliebig kontinuierlich skalierten Frequenz über E=hf ermittelt werden.

Mathematisch kann man das zwar berechnen, aber in der Realität ist das nicht wirklich möglich. Genauso wenig kann es einen beliebig kontinuierlich skalierten Kreisumfang geben, denn ein Radius kann sich immer nur um eine einzelne ganze Einheit ändern.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Erfahrung an Projekten mit Simulationen und Analysen.

Für die Anregung muss sie mindestens diesen Wert haben, nicht genau diesen Wert.

Wenn das Elektron wieder in den niedrigeren Zustand fällt, gibt es dabei genau die Differenzenergie ab.


CloudBeta 
Beitragsersteller
 12.11.2024, 17:33

Also wenn die nötige energie 1J ist und das photon eine von 4J hat wird das photon trotzdem absorbiert und setzte dann später ein photon mit 4 wieder ab?

AMG38  12.11.2024, 18:24
@CloudBeta

Nein. Mit mindestens meine ich, dass das Atom diese Energie absorbiert. Wenn das Photon eine Energie hat, die höher als die Differenz zweier Energieniveaus hat, kommt es drauf an, wie viel höher es ist. Wenn es so hoch ist, dass es für die Differenz nicht nur von einer, sondern mehrerer Energieniveaus ausreicht, wird das Atom auch dann angeregt. Die gesamte Energie des Photons muss dabei exakt sein (Unschärfe betrachten wir gerade nicht).

Wenn es aber für ein Energieniveau ausreicht, für ein weiteres jedoch nicht, weil es nicht ganz so viel "mehr" Energie hat, erfolgt keine Anregung des Atoms.