Philosophie oder Religion auf Lehramt studieren?
Hallo an alle zusammen,
da ich mich momentan für Gymnasiallehramt in Norddeutschland bewerbe, hätte ich eine Frage zur Wahl meines zweiten Faches. Ich habe mich ein wenig informiert für welche Fächer eher der Bedarf da ist (ich habe mich allgemein für alle norddeutschen Bundesländer informiert, da ich meine Wahl für ein Bundesland noch nicht getroffen habe), da war (natürlich nach Informatik, Physik und Chemie) auch eher eine Tendenz für evangelische Religion zu sehen und weil ich das nicht abwegig finde, ziehe ich es als Zweitfach in Erwägung.
Nun wäre meine erste Frage, ob ihr mir das empfehlen könnt (eben auch auf Grund von Berufsaussichten) und ob es überhaupt Sinn macht das zu studieren, wenn teils Diskussionen aufkommen, ob der Religionsunterricht abgeschafft werden soll. Außerdem stellt sich bei mir die Frage, ob ich statt Religion, lieber Philosophie als zweites Fach nehmen soll, was mich vom Stoff fast mehr interessiert. Das Fach war ja in den vergangenen Jahren immer mit "Arbeitslosigkeit" assoziiert worden, um es mal ein bisschen zu übertreiben. Ich bin mir nicht sicher, ob es dafür überhaupt den Bedarf gibt, ich hatte das Fach nie in der Schule, allerdings wurde mir von einer Studienberatung gesagt, dass mehr Schulen das Fach als Unterrichtsfach aufnehmen und falls der Religionsunterricht wirklich mal abgeschafft werden sollte, wäre das ja eine Alternative. Könnte mir das jemand helfen oder über eigene Erfahrung / eigenes Wissen berichten? Ich wäre sehr dankbar!
7 Antworten
Es ist sinnvoll und gut, dass Du Dir über Deinen Arbeitsplatz schon vor Start des Studiums Gedanken machst. Aber Du kannst nicht alle Entwicklungen voraus sehen. Philosophie studiert man nicht, um einen beruf als Philosoph auszuüben. Dieses Fach ist wichtig als Strukturfach für das gesamte Leben und eigentlich für alle Fächer. Also studiere Philosophie weil Du Fragen an das Leben hast, weil du Wissenschaftskritik üben willst, weil Du es spannend findest oder was auch immer. Es lohnt sich.
Aber wenn Du einen Beruf "studieren" willst wirst Du ohnehin kaum Chancen haben. Einen Beruf erlernt man. Das Studium ist eine gute Grundlage. Aber meistens lernst Du das, was Du wirklich brauchst im Praktikum, Referendariat oder Vikariat. Du lernst im Studium v.a. Dir eigene Themen zu erschließen. Du bekommst einen Überblick über Dein Fach. Du lernst wie andere, Fragen vor Dir beantwortet haben und welche Empfehlungen und Leitlinien sie aussprechen. Aber Deine Aufgaben im Beruf werden so gestellt sein, dass Du immer neu dazu lernen wirst.
Wähle das Studium 1. nach deinen Neigungen (was macht Dir Spaß), 2. nach Deinen Fragestellungen (was willst Du wissen) und 3. schau Dir die Chancen auf dem Arbeitsmarkt an, sie können sich ständig ändern.
Mach so viel Praktikum wie möglich!
Viel Erfolg!
Ich würde Dir dringend davon abraten, Religion oder Philosophie als 2. Fach zu studieren, es sei denn Deine persönlichen Interessen liegen schwerpunktmäßig in einem dieser Fächer. Die Schulen suchen vorrangig Naturwissenschaftler, Fremdsprachen und Deutsch. Auf Reli-Lehrer verzichten die Schulleiter als erstes. Die Lehrbefugnis für Religion wird häufig nachträglich von interessierten Lehrern in Fortbildungsmaßnahmen während des Referendariats oder danach erworben.
Für Niedersachsen empfehle ich das Fach "Werte und Normen" mit Philosophie als Drittfach. Der Bedarf an Werte-und-Normen-Lehrern wird immer größer, Philosophie wird nur in der gymnasialen Oberstufe unterrichtet. Dort sind die Inhalte beider Fächer weitgehend identisch.
Ich würde eher Philosophie aber kommt drauf an ob du an Gott glaubst oder nicht. Wenn nicht würde ganz klar Philosophie nehmen auch wenn in Religion nicht viel über Gott gesprochen wird.
Es kommt wahrscheinlich auf die Schule drauf an denn es kann sehr unterschiedlich sein wie du sagst
Heyja,
ich studiere Philosophie (FW) und kann dir aus meiner Erfahrung (denn ich kenne natürlich viele Lehramtsstudenten) sagen, dass es durchaus keine schlechte Idee ist. Philosophie-Lehrer werden nicht gesucht wie Mathestudenten, das ist klar, aber sie sind durchaus nicht unerwünscht (siehe Geschichte oder Deutsch). Die Frage ist eigentlich, was dein erstes Fach ist.
Bei uns gibt es viele Latein-Philosophie Studenten, die werden sicher einen Job finden. Wenn du aber mit Geschichte und Philosophie um die Ecke kommst, wird es etwas schwieriger (das heißt nicht unmöglich). Ich kann dir auch dazu raten, dich mit deinem (wenn glücklich) jungen Philosophielehrer zu unterhalten. Der weiß vielleicht, wie der Markt ausschaut.
Wichtig: Für Religion benötigt man (je nach Ordnung) viele Sprachen.
Meine Schwester studiert katholische Religion und sie ist mit ihrem Studium zufrieden. Das Graecum macht ihr momentan etwas zu schaffen :)
Vielen Dank! Als erstes Fach würde ich gerne Englisch nehmen. Darf ich fragen in welchem Bundesland du studierst? Bei mir in SH habe ich bisher noch nicht gehört, dass Philosophie als Unterrichtsfach am Gymnasium angeboten wird. Und für Reli habe ich schon das große Latinum und hätte Lust altgriechisch zu lernen.
NRW. Bei ujs gibt es praktische Philosophie statt Religion und ab der 10. kann man "richtige" Philosophie wählen.
Versuch es nach Gefühl zu machen oder besuch beide Kurse mal und sieh es dir an.
Meine Freundin studiert evangelische Religion auf Gymnasiallehramt und sie meinte, dass es sehr differenziert vom Gottesglaube abläuft. Bei ihr im Studium hinterfragt man den Ursprung vieler Thesen in den Testamenten etc. und zweifelt auch vieles an