Pferd wird aggressiv beim longieren?

8 Antworten

Ich vermute mal, dass das Pferd nicht aggressiv wird, sondern vielleicht eher respektlos und ignorant Dir gegenüber ist - unter Umständen, weil Du im Umgang vielleicht doch den einen oder anderen Fehler machst. Denn ein Fahrpferd ist ein ausgebildetes Pferd. Kutschpferde im Straßenverkehr müssen ausgebildet sein, sonst geschehen echte Unglücke. Und die können sogar bei gut ausgebildeten Pferden geschehen.

Doch es wird vermutlich ein wenig bis gar nicht gerittenes Kutschpferd sein und in diesem Hinblick wenig ausgebildet. Und wenn dann noch der Reiter nicht erfahren ist, im Umgang mit solchen Situationen und es vielleicht hier und da auch an nachvollziehbarer Konsequenz mangelt, dann kann das ganze schnell ungut enden.

Heutzutage meint immer jeder, dass er longieren kann. Das Problem ist, dass viele eben nicht longieren, sondern ihre Pferde eher zentrifugieren, irgendwie im Kreis um sich herum rennen lassen. Dass Pferde an der Longe auch gearbeitet werden müssen, Übergänge gehen sollen, die Hinterhand aktiviert werden muss, das Pferd nicht vorhandlastig und falsch gestellt sein soll und das Longieren eben deutlich andere Zwecke hat, als nur irgendwie auspowern, das wissen viele nicht und erst recht nicht, wie man das erreicht. Bitte sei jetzt nicht beleidigt, ich unterstelle Dir nicht, dass Du nichts kannst, ich kenne Dich schließlich nicht. Aus dem Grund verallgemeinere ich und Du kannst in Dich gehen und Dich selber fragen, wo Du ausbildungstechnisch stehst.

Diese Aussagen: "Ich reite seit 9 Jahren" von 13-jährigen Mädchen, lassen mich immer schmunzeln. Da wird meist das Bambinireiten, geführt von Mama schon mit reingenommen und meint danach dann auch das einmal wöchentliche Reiten auf Schulpferden im Rahmen einer 45-minütigen Reitschulgruppenstunde. Und ich kann auch verstehen, wenn jemand, der so lange schon regelmäßig reitet, das als langjährige Erfahrung ansieht. Nur leider ist das definitiv nicht der Fall. Eine solche oder ähnliche Vita qualifiziert einen Reiter nicht ein Pferd auszubilden. Da braucht es deutlich mehr für. Auch ein junger Reiter, der seit 4 Jahren ein eigenes Pferd hat, dieses täglich reitet, 2,3 mal die Woche Unterricht hat und erfolgreich im A-Bereich in Dressuren startet, ist in der Regel kein dafür qualifizierter Reiter. Für so etwas braucht es einfach deutlich mehr Können.

Ich kann Dir nur empfehlen, Dir qualifizierte Hilfe zu suchen. Jemanden, der erfahren ist im Umgang mit Pferden, der Qualifikationen hat und weiß, was er tut und Dir zeigen kann, was Du falsch machst und was Du besser machen kannst. Denn nur wer Dich und das Pferd sieht, kann Dir wirklich raten. Alles andere ist bloßes Vermuten und fischen im Trüben.

Da schon sehr gute Antworten geschrieben wurden von z. B. @ponyfliege, z. B. @StRiW, ist es mir nur noch ein Anliegen, einen Appell an alle Ausbilder bzw. Menschen, die Ausbildung erwerben zu richten:

Bitte endlich wieder mehr auf die Basis achten! Reiten ist nicht alles. Wenn es am Boden nicht funktioniert, ist reiten nur oben sitzen und dümmlich grinsen. Viel wichtiger als dass man reiten kann und da irgendwelche Erfolge vorweisen kann, ist dass man wirklich ein Pferd leiten kann. Und leiten ist nicht nur, dass es mitkommt, wenn es gerade nichts besseres vor hat, sondern, dass man auch in schwierigen Situationen das Wesen ist, dem das Pferd absolut zutraut, dass dieses Wesen es heil wieder zu seiner Herde bringt und bei dem es nichts tun muss als zu schauen, ob dieses Wesen zur Flucht aufruft und falls nicht, seiner Leitung zu folgen und alles wird gut. Das ist hier, wie so oft, überhaupt nicht gegeben und wenn das nicht stimmt, ist es extrem gefährlich für diesen Menschen, für das Pferd und für Dritte, die gar nichts damit zu tun haben.

Bevor wir seinerzeit in den 1980ern Reitunterricht bekommen durften, mussten wir die komplette Ausrüstung anpassen können plus ordentliche Arbeit am Kappzaum plus nicht ganz einfache Trailparcours am Stallhalfter führen. Ohne dass es für uns von Bedeutung war, ob das vor uns jemand mit dem Pferd schon gemacht hatte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981
Von Experten Sallyvita und StRiW bestätigt
er hat keine Ausbildung und ging nur vor der Kutsche…

jedesmal, wenn ich DAS lese, geht mir der hut hoch. echt.

was dein problem mit dem longieren betrifft - du hast in der tat ein problem, das pferd jedoch nicht. das pferd ist kutschpferd - das kann das.

ein gut ausgebildetes kutschpferd kannst du mit stimme und bogenpeitsche rückwärts durch ein nadelöhr laufen lassen, ohne dass es irgendwo anstösst.

longieren ist ein klacks für das pferd.

du weisst nur nicht, wie man ein kutschpferd longiert. das solltest du lernen.

falls du mit zaumzeug longierst - ein einseitiger starker zug am gebiss macht jedes kutschpferd wahnsinnig. und da ist es egal ob du die longe übers genick ziehst, durch den gebissring, im inneren gebissring einhakst oder eine longierbrille im gebiss einhakst.

ein kutschpferd lernt, auf diesen einseitigen starken zug nicht zu reagieren - der würde nämlich mit dem kippen der kutsche enden. ziehst du dauernd, wird das pferd sehr ungehalten.

ausserdem lenkst du ein kutschpferd vorwiegend mit der stimme. jedenfalls ein normales freizeitkutschpferd. ein turnierkutschpferd ist da nochmal eine andere nummer.

und DAS ist genau der grund, weshalb du dies pferd nicht longieren kannst.

in dem fall nutzt auch der longenkurs von babette teschen nichts.

und da man viel falsch machen kann, gebe ich dir hier auch keine anleitung. das wäre ebenfalls eher ein kompletter kurs.

lerne "fahren vom boden" - natürlich bei einem trainer, der das lehrt.

und dann verzichtest du aufs longieren und machst fahren vom boden. damit kannst du das pferd hervorragend gymnastizieren und damit kann es was anfangen, wenn du dich nicht zu ungeschickt anstellst. das problem, wenn das pferd vor dir läuft ist, dass es sich 100% auf dich verlassen können muss. denn es muss jede gefahrensituation als erster passieren und du musst ihm von vornherein vermitteln, dass es in jeder situation sicher ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!
Amykll 
Fragesteller
 27.07.2021, 21:13

Ja du hast schon definitiv recht….soweit hatte ich teilweise auch nicht gedacht…aber sein alter Besitzer hat ihn nicht richtig ausgebildet…also nur so Geschirr rauf und direkt an die Kutsche…und reiten genau das selbe, Sattel drauf und raus ins Gelände und Vollgas …longiert haben die ihn überhaupt nicht und auch weder auf dem Platz gefahren noch geritten…sein jetziger Besitzer fährt ihn nur regelmäßig (aber sehr gut) er hat ihn richtig gut hinbekommen…und ich reite ihn nur..sehr abwechslungsreich und hätte ihn halt auch mal zwischendurch etwas longiert.. aber selbst beim frei longieren im Roundpen wird er aggressiv…ich hatte es halt nur so 2 mal allein mit normaler Longe versucht und 2 mal mit Doppellonge.. aber da er das immer wieder gemacht hat, war mir das dann einfach zu gefährlich. Beim reiten und Umgang ist er wirklich top…total brav und man kann alles mit ihm machen…nur halt das longieren…🙈 sein alter Besitzer hatte ich seit er ein Fohlen war und hat ihn mit 3 Jahren „eingefahren“ und „eingeritten“ und dann 7 Jahre so…wir haben ihn jetzt seit 2 Jahren..

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pony  27.07.2021, 21:18
@Amykll

fahren vom boden ist ganz was anderes als doppellonge.

und ein kutschpferd würde ich nie in einem roundpen arbeiten wollen.

ein kutschpferd soll geradegerichtet werden. bei einem pferd, das am mehrspänner geht, ist das ECHT arbeit, weil das pferd sich immer in richtung deichsel verkürzt. deswegen kannst du in der regel kein pferd von rechts auf links umspannen können und umgekehrt, wenn du das nicht von anfang an machst.

was für ein beschlag ist denn drauf?

weil - du kannst mit einem kutschbeschlag nicht auf dem platz arbeiten. es sei denn, der platz ist gepflastert oder gekiest.

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pony  28.07.2021, 12:31

ps - das pferd WEISS, dass es auf das einseitige ziehen nicht reagieren darf. jetzt kommt ein mensch und zieht permanent einseitig. in dem moment spricht das pferd diesem menschen die urteilsfähigkeit ab und bleibt erst mal stehen - während der unverbesserliche am andern ende der longe weiter zieht.

jetzt kommt das pferd auf den menschen zu, weil es denkt, es soll das. anstatt, dass es jetzt für die logische reaktion gelobt wird, hört aber der zug auf und dafür kommt die longierpeitsche zum einsatz.

vermutlich in bodennähe, weil man das beim longieren so macht. man führt die peitsche, wann immer möglich, tief. führst du aber beim kutschpferd die peitsche seitlich tief an die hinterhand, weicht im günstgsten fall die VORHAND in dieselbe richtung aus, und die hinterhand geht zur andern seite weg - das pferd kommt auf dich zu, weil es als kutschpferd eben nicht VOR, sondern UNTER der peitsche zu laufen gelernt hat. im ungünstigsten fall dreht das pferd dir den hintern zu und tritt nach dir.

im extremfall kommt das pferd seitwärts auf dich zu und überrennt dich einfach. nicht weil es böse ist, sondern weil es völlig verunsichert ist und weil es sich nicht traut, selber die initiative zu ergreifen.

okay... ich hätte vermutlich auch einfach "bahnhof" schreiben können, mehr als bahnhof werden jetzt viele nicht verstanden haben.

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Lass mich raten fahren kannst Du nicht?

Fahrpferde sind besser ausgebildet, als die meisten Reitpferde.

Du wirst beim longieren gegen diese Ausbildung Leistung abfordern. Das wird natürlich Missmut heraufbeschwören.

Ponyfliege hat das schön umschrieben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung Pferdewirt, ganzheitlicher Pferdetherapeut
pony  27.07.2021, 20:38

danke dir.

mich wundert, dass sie keine probleme beim führen hat.

muss ein überaus nettes pferd sein.

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StRiW  27.07.2021, 20:42
@pony

Allein wegen dem, es lässt sich reiten, muss es sehr nett sein.

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pony  27.07.2021, 20:53
@StRiW

was man halt so unter reiten versteht^^

oben hocken und mit zügeln und stimme lenken.

das kannst du innerhalb von 2 monaten auch deinen rückern nebenher beibringen

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Amykll 
Fragesteller
 27.07.2021, 21:19
@pony

Also schlecht machen musst du mich jetzt garantiert nicht ! Du hast keine Ahnung wie ich reite ! Wenn du es genau wissen willst reite ich seit 10 Jahren und regelmäßig mit Reitlehrer ! Und er war auch eine Giraffe und ich hatte auch am Anfang Probleme mit ihm mit dem reiten..aber hab ich alles hinbekommen..natürlich ist er lieb aber das heißt nicht, dass ich nicht reiten kann und er ALLES mitmacht ! Ich hab halt nur etwas Probleme mit dem longieren 🤷🏼‍♀️Und das hätte ich halt noch gerne geschafft aber muss ja nicht sein..

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pony  27.07.2021, 21:37
@Amykll

ein schwerer warmblüter ist nur im ausnahmefall unterm reiter gut. du hast aber auch reichlich, die besser nicht geritten werden sollten. dazu musst du die körpertypen kennen.

das reiten ist fürs fahren kontraproduktiv und umgekehrt. jedenfalls beim schweren warmblüter.

beim vollblüter oder sportpferd sieht die sache anders aus. hat unter den oldenburgern und holsteinern ein paar sehr gute kutschpferdelinien, sportlich, grossrahmig, wüchsig, mit exzellenten gängen und hervorragendem ausdruck, talent und leistungswillen, die jeden ungarn locker in die tasche stecken.

beim schweren warmblut kann nur dieser typ beides

https://i.pinimg.com/originals/59/84/7b/59847b4f83771b91aa10168432950924.jpg

oder der

Sächsische Gestütsverwaltung: Hengstverzeichnis (saechsische-gestuetsverwaltung.de)

während dieser typ ein reines fahrpferd ist

https://storage5.rimondo.com/pferd/schweres-warmblut/mlywW5G8GLdCLJiqwwRzyh2CHN-mTiD2RMnMYQWwv5w/capitano.jpg

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Amykll 
Fragesteller
 27.07.2021, 21:33
  1. Nein eine Kutsche Führerschein hab ich nicht, aber ich bin trotzdem immer unter sehr guter Anleitung ab und zu mal gefahren ;)
  2. Er ist beim Umgang und beim reiten relativ brav..natürlich hat er auch mal seine Aussetzer aber das hat jedes Pferd
  3. das heißt nicht, dass er top zu reiten geht, nur weil man sich drauf setzten kann…er ist Bzw war eine „Giraffe“ und ist komplett abgehackt gelaufen..du hast keine Ahnung wie er zu reiten geht oder ich reite

und 4. hat er wirklich keine tolle „Ausbildung“ wenn du willst kannst du ja mal meinen Kommentar unter ponnyflieges Kommentar lesen ;)

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pony  27.07.2021, 21:40
@Amykll

ich weiss, wie fahrpferde zu reiten sind und verzichte dankend.

und ich wette, StRIW setzt sich lieber mit mir mit einem kaffee und einem stück kurchen an die weide und schaut den fahrpferden beim grasen zu, bevor er sich auf eins draufsetzt.

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Amykll 
Fragesteller
 27.07.2021, 21:47
@pony

Ok und jz?
dann weißt du ja, dass es teilweise nicht grad einfach ist…also ich Fuchtel nicht einfach blöd mit den Zügeln rum oder lenk ihn auch nicht mit der Stimme…vielleicht ab und zu mal aber ob du es glaubst oder nicht, wir beide haben schon Große Fortschritte gemacht :) was uns auch mehrmals (auch von Reitlehrern) gesagt wurde

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Einen Trainer dazu holen. Alles andere ist gefährlich und wird nicht funktionieren. Bei solchen Angewohnheiten sind Körpersprache und Timing Essentiell. Das ohne kompetente Hilfe schaffen ist nicht machbar. Mal probieren, testen was hilft ist hier nicht die Lösung. Viel Erfolg bei der Suche nach jemandem der zu euch passt und helfen kann.