Pferd schwierig in der Herde. Stallwechsel mit Problemkandidat?
Mein Pferd ist ein 11-jähriges Deutsches Sportpferd und seit rund 3 Jahren bei mir. Ich habe ihn damals aus einem Sportstall übernommen, wo er ausschließlich in Boxenhaltung stand. Seitdem sind wir in einem Offenstall mit 24/7 Koppelzugang im Sommer. Er lebt dort in einer kleinen Herde mit vier weiteren Pferden.
Von Anfang an war er im Umgang mit anderen Pferden schwierig. Inzwischen ist er Herdenchef, aber leider kein angenehmer. Er scheucht die anderen ständig, tritt und zeigt kaum sozialen Respekt. Das natürlich auch die anderen Einsteller mittlerweile ziemlich nervt.
Zwischendurch musste er wegen Krankheit einmal in die Notbox – das hat überhaupt nicht funktioniert. Er ist völlig ausgerastet, war klatschnass geschwitzt und kaum zu beruhigen. Offenbar kommt er mit Einzelhaltung gar nicht mehr klar, obwohl er früher jahrelang so gehalten wurde.
Da bei mir evtl. ein Umzug ansteht, werde ich wohl den Stall wechseln müssen. Ich habe großen Respekt davor. Was, wenn es in einer neuen Herde wieder nicht klappt? Oder wenn er dort gar nicht integriert werden kann?
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Würdet ihr bei so einem Pferd überhaupt einen weiteren Offenstall versuchen oder eher gezielt nach anderen Haltungsformen schauen? Und wie kann man an seinem Verhalten arbeiten?
Ich bin dankbar für jeden Tipp!
6 Antworten
Typisch für Pferde, die halt in erster Linie nie Pferd sein durften. Da fehlt es ua an der Sozialisierung, was aber nicht heißt, dass Herde nicht gelingen kann.
Ich finde es prima, dass du ihn in einen Offi gestellt hat und wie sehr ihn die Boxenzeit negativ geprägt hat, hast du ja an seiner Reaktion auf die Notbox gesehen.
Ich würde versuchen solch ein Pferd in einem Aktivstall unterzubringen, dort hat er eine reelle Chance sich im sozialen Gefüge besser zurecht zu finden, da gemeinhin mehr Pferde, mehr Bewegung und Interaktion. Zudem würde ich ihn nicht unbedingt gemischt stellen, die Dynamik in gemischten Herden macht vielen Wallachen Stress.
Auf jeden Fall vorher offene und ehrliche Worte ggü den Stallbetreibern, auch ein Check vom TA wäre vllt mal ganz gut. Du kannst Globuli/Bachblüten versuchen, ob Mönchspfeffer und Co. was bringen kannst du einfach ausprobieren. Es empfiehlt sich ohnehin vor einem geplanten Stallwechsel die Nerven ein wenig zu stabilisieren. Nicht selten auch vom Besitzer.
Hey,
Erstmal viel Glück bei der Stallsuche!
- Achte bei der Eingewöhnung darauf, dass dein Pferd genügend Platz hat und sich ausruhen kann
- Frust führt immer zu Ärger, also probiere den durch viel Zeit und Ruhe in der Integration zu vermeiden
- Wenn du einen Aktivstall mit einem nicht zu großen Areal und vor allem nicht zu vielen Pferden findest, dann klingt das nach einer sehr guten Lösung für das Pferd
- Achte auf einen Stall mit mindestens 3 Fressplätzen, 3 Liegeplätzen (Unterständen), damit immer genug Platz ist und das Pferd weniger zur Verteidigung genötig ist.
- Vergesellschafte dein Pferd zunächst mit einem rangniedrigen und dann mit einem ranghohen Pferd, so hat dein Pferd schon eine Möglichkeit die neue Situation einzuschätzen
- Achte darauf, dein Pferd am Anfang immer zu bewegen, aber mit möglichst nicht so viel Kopfarbeit (zB Laufenlassen wäre super), so dass es den Stress rauslassen kann und alles verarbeitet
- Vertraue deinem Pferd, die lernen auch dazu, sozialisieren sich und verbessern ihre Freundlichkeit und Akzeptanz
- Sprich vorher schon mit der Stallbesi über die Möglichkeiten, die es gibt, wenn es Schwierigkeiten gibt!
Liebe Grüße
erstmal ist jedes pferd überall anders.
wenn ein pferd mit vier pferden zusammengesperrt wird, die es nicht ausstehen kann, heisst das nicht, dass sich das irgendwann ändert.
nur weil er alle andern drangsaliert, heisst das noch lange nicht, dass er "chef" ist. "chef" ist im normalfall eine stute.
ich würde das pferd mal in der klinik gesundheitlich abklären lassen.
deine beschreibung liest sich, als wäre das tier hochgradig gestresst. meistens haben solche pferde "magen".
vermutlich wurde auch die integration zu schnell und zu unbedacht betrieben.
Dein Pferd ist nicht Herdenchef - er ist Herdentyrann. Das hat eher mit Unsicherheit als mit Disziplinieren oder Ranghöhe zu tun.
Einem unsicherem Pferd muss man Zeit geben - VIEL Zeit.
Such dir also nur einen Stall aus, bei dem man tatsächlich das Hirn benutz beim Vergesellschaften. Dein Pferd sollte nach dem Transport mindestens eine Woche einfach mal ankommen dürfen bevor ihm ein anderes Pferd vorgestellt wird. Dazu sollte man ein Pferd aus der Herde nehmen, dass eher einen passiven Charakter hat und nicht das freundliche, verspielte dass mit jedem gleich spielen möchte. Das wäre zu offensiv für einen unsicheren Charakter der sich erstmal alle anderen "zur Sicherheit" vom Leib halten möchte.
Außerdem würde ich dir eine reine Wallachenherde empfehlen. Sind auch noch Stuten im Spiel, ist immer mehr Unruhe in der Herde. Selbst wenn dein Wallach absolut nicht an Stuten interessiert sein sollte.
In die Chemie-Kiste kann man auch noch greifen. Strotonin soll bei so was ganz gut sein. Damit habe ich selbst aber keine Erfahrungen. Viele geben Mönchspfeffer (auch wenn die Tiere ganz und gar nicht hengstig sind), andere schwören auf Hanf - es gibt auch CBD für Pferde. Egal was man geben möchte, man muss auf jeden Fall einige Wochen vor dem Umzug schon damit beginnen und die Dosis kontinuierlich steigern und erst ab 3 Monate nach dem Umzug langsam wieder absetzten.
Kenne ich leider zu gut.... Ich hatte einen Traber von der Rennbahn, dessen einziger Existenzgrund das Laufen von Rennen war... Einzelhaltung (weil Verletzungsgefahr), Boxenhaltung und nur fürs Training raus, durch und durch Vollblüter, sehr dominant, charakterstark, etc.
Im Umgang ein Schatz, ein wirklich tolles Pferd mit viel Bindung zu "seinem" Menschen, wenn er lange genug bei einem Menschen blieb um eine Bindung aufzubauen, psychisch jedoch traumatisiert und körperlich ein Wrack, mit gerade mal 8 Jahren.
Der war in der Herde auch extrem schwer zu integrieren. Ranghoch, hengstig und nicht der Typ, der nett vorwarnt, sondern gleich raus keilt.
Am besten für ihn war, auch wenn es mir nicht so gut gefallen hat, die Haltung in einer Paddock Box. Nachts hatte er seine Box und seinen Paddock für sich und war die Seele von Pferd, ruhig und gelassen.
Tagsüber ging es mit einer Wallachherde raus, bei der klar war, dass er der Chef ist und keiner jemals dies in Frage stellen würde, wäre ein weiterer, ranghoher Wallach drin gewesen, es hätte eine Schlägerei gegeben.
Habe es auch mit einem Offenstall probiert, das war für ihn soweit okay, aber man merkte, er bekam in der Box nachts einfach mehr Ruhe, verletzungsbedingt musste er eine Zeit in der Notbox stehen und da war er deutlich entspannter, ruhiger und vor allem wirkte er ausgeschlafener. Daher habe ich mich damals dazu entschieden, meine Traumhaltung (24/7 Offenstall) für ihn zu ändern, denn es war einfach nicht seine Traumumgebung.
Bei schwierigen Pferden weiß man leider nie, wie sie ich in einer Umgebung verhalten.
ich kann dir nur raten, eine Wallachherde zu suchen, in der sein Rang nicht in Frage gestellt wird, es genug Ausweich- und Fressmöglichkeiten gibt und wenig Wechsel stattfindet.