Pferd in Eigenregie offenstall halten?

6 Antworten

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Wenn ihr tatsächlich genug Platz und die Gegebenheiten habt, dann folgendes hierzu:

Die Tierschutz- u. baurechtlichen Bestimmungen müssen eingehalten werden. Je nachdem reicht also ein "kleiner" Stall uU nicht. Dazu: je kleiner der Stall, desto krasser im Sommer der Hitzestau da drin, inkl. Fliegen, Bremsen, Mücken,... Es muss die Möglichkeit bestehen, Pferde zu separieren --> Krankenbox. Wiese wird bei Regen/im Winter ganz schnell zur ekligen Matschpampe, dazu sollte für eine Pferdeweide anders eingesät werden als zB für eine Kuhweide. Entsprechende Weidepflege ist ein Muss. Die Pferde brauchen auch bei schlechtem Wetter/Winter, oder auch wenn sie zB nicht so lange auf das Gras sollen, einen befestigten Auslauf, auf dem sie nicht im Batz versinken oder absaufen. Der Hufschmied und der TA freuen sich über einen trockenen, zugfreien Platz zum Arbeiten. Nötig ist ein trockenes Futterlager (Heu, Stroh,), ebenso eine Sattelkammer und ein Platz, um entsprechendes Gerät (Besen, Schubkarre, Abmister,....) unterzubringen. Auch ein überdachter Putzplatz ist von großem Vorteil. Der Misthaufen muss befestigt, die Entsorgung sicher gestellt sein. Fließendes Wasser ist kein Muss, aber ohne ist sehr unpraktisch. Auch ein Stromanschluss erleichtert das Leben ungemein, vor allem im Winter.

Die Pferde müssen versorgt werden an 365 Tagen im Jahr. Egal ob du eine Grippe hast, 40°C Fieber, ein gebrochenes Bein, beim Freund übernachten willst, in den Urlaub fahren möchtest, eine Klassenfahrt ansteht, schwierige Schulaufgaben zu schreiben sind, es schneit, regnet, hagelt oder dich der Wind davon bläst. Bei 2 - 3 Pferden nur Stallarbeit (ohne Weidepflege, Reparaturen, Instandhaltung, etc.) etwa 2 - 3 h/Tag. Je nach Größe des Stalles/Auslauf/Weiden und ob du zB einen Traktor/Hoflader hast oder alles mit der Schubkarre laufen, Futter, Wasser,... schleppen musst, etc. pp. Da bist du aber noch nicht geritten und hast mit deinen Pferden noch nichts gemacht.

Ja, Pferde in Eigenregie halten ist möglich und der Vorteil ist, alles ist gemacht, wie du es möchtest. Das Zeitmanagement aber ist eine Herausforderung und du kannst dir sämtliche Flexibilität von der Backe putzen. So, wie viele es sich denken, nämlich die Pferde einfach nur da hinstellen, Futter rein werfen, Wiese aufmachen und bissl misten, kannst du knicken.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Die meisten Pferdebesitzer, die ich kenne, die ihre Pferde in Eigenregie halten, kommen nicht mehr viel zum reiten, weil sie in der Regel damit beschäftigt sind, sich um alles zu kümmern und wenn sie damit fertig sind, keine Energie mehr haben, sich möglicherweise noch mit einem übermütigen/bockigen/schlecht gelaunten Pferd rumzuärgern. Einfach mal entspannt ausreiten schaffen die wenigsten.

Was mehrfach genannt wurde: permanente Verfügbarkeit/Anwesenheit.

Leider ist es meiner Erfahrung auch so, dass die wenigstens Leute tatsächlich über (ausreichend) Möglichkeiten verfügen, den Stall mal anderweitig betreuen zu lassen. Verantwortungsleute scheinen dünn gesät zu sein.

Vorteile:

Wenn deine Eltern nicht auch irgendwie Freude an Pferde haben, gibt's in meinen Augen keine. Mit der Pferdehaltung in Eigenregie halsen sie sich einen Haufen Arbeit für dein Vergnügen auf und im Hinblick auf dein Alter die Möglichkeit, dass selbst dieses über kurz oder lang daran verschwinden und verkleinert sein wird.

Vermutlich nicht das, was du hören möchtest, aber nach meiner Meinung ziemlich realistisch.

Erwachsene Menschen, die ihre Pferde in Eigenregie halten, tun dies in der Regel, weil sie es so wollen, wissen, was auf sie zukommt und sie es für IHRE Pferde gerne tun. In der Regel tun sie es selten, wenn sie dazu überredet worden sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nachteil es bindet recht viel Geld.

Einen einigermaßen guten Offenstall, mit allem was man brauch wirst unter 15 000 bis 30 000 Euro nicht bekommen.

Allein die nötigen Genehmigungen kosten einiges an Zeit Geld und Nerven.

Eigenversorger heißt alles muss man selbst erledigen. Heu und Co muss man ja kaufen oder selber werben. Das nötige an Ausrüstung kostet einiges oder muss man auch verrechnen mit den anderen Wirtschaftszweigen.

Seit geraumer Zeit muss auch ein Abfallkonzept erstellt werden.

Der nötige Zeitaufwand für das Weidemangement incl Zaun und Wegebau nicht zu unterschätzen. Ebenso der Erhaltungsaufwand am Stall und die jeweilige Rüstung für die Jahreszeiten.

Was gern Vergessen wird, die ganzen Bücher und Lehrgänge die man eigentlich alle noch lesen und besuchen müsste.

Krankheiten

Notversorgung

Seuchenschutz

Brandschutz

Giftpflanzen

Futtermanagement

Naturschutz/Schadpflanzen/Schädlinge

Tierschutz

und so vieles mehr.

Warum gibt es den wohl einen Facharbeiter in diesen Bereich und sogar einen Meister?

Vorteil man macht alles so wie man es gern hätte(Vorschriftenkonform) wenn es die Zeit und das Geld zulässt und ganz wenig Zeit auf dem Pferd aber sehr viel Zeit fürs Pferd.

(So bin ich oft ab ca 3:20 auf den Beinen und oft erst ab ca 23 Uhr von den Beinen)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung Pferdewirt, ganzheitlicher Pferdetherapeut

Naja, wenn man für sowas im Internet fragen muss, weiß ich nicht, ob man wirklich bereit ist, die Pferde in Eigenregie zu halten.

Ich hatte meine Pferde in Eigenregie und strebe dies auch wieder an. Einfach, weil ich dann so walten kann, wie ich will. Großer Vorteil, wenn man seine Meinung und entsprechendes Wissen zum Thema Haltung, Fütterung, Bewegung usw hat. Den meisten würde ich das nicht zutrauen.

Es gibt aber auch genug Nachteile:

  • in Urlaub fahren mal eben ist nicht. Geht nicht. Auch nicht für ein Wochenende einfach mal wegfahren.
  • Es gibt keinen Urlaub oder gar krank. Hier braucht man spontane Hilfe, die einspringen kann.
  • Der Punkt Kosten. Gibt es ein Stallgebäude? Was ist mit Instandhaltung, Umzäunung der Wiesen, wer pflegt die Weiden, was ist mit Unterständen, ...? Alles Summe X, die man locker haben muss, wenn spontan etwas kaputt geht.
  • Man ist selbst für Heu Beschaffung verantwortlich - Heu kaufen, vernünftig lagern, Heuballen umsetzen, in Raufe schubsen, ... - aus meiner Sicht die undankbarste Aufgabe. Geht nicht alleine, sofern man nicht gerade zig hundert kleine HD-Ballen hat.
  • Vom Abäppeln mal ganz zu schweigen - plus Mistentsorgung.
  • und vieles weitere.

Was weißt du bereits zu Bodenbeschaffenheiten? Matsch, Befestigung, Heuraufen, und, und, und?!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin
Punkgirl512  24.08.2020, 13:11

Achso - am besten setzt du dich dann mal mit deinen Eltern zusammen und besprichst überhaupt, was machbar ist und was nicht, quasi ein kleines Brainstorming. Meistens gibt sich dabei schon genug Pro und Contra.

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Dahika  24.08.2020, 13:28
  • in Urlaub fahren mal eben ist nicht. Geht nicht. Auch nicht für ein Wochenende einfach mal wegfahren.
  • Es gibt keinen Urlaub oder gar krank. Hier braucht man spontane Hilfe, die einspringen kann.

Ich habe eine wohlhabende Freundin ,die in Mallorca eine tolle Finca mitten auf der Insel bewohnt. Wunderschön. Sie hält dort in einem Offenstall, vom Schlafzimmer aus sichtbar, 2 Pferde und einen Esel. Ganz toll. Sie kann auf ihrem eigenen Grundstück mehr als 1/2 Stunde ausreiten.

ABER: wenn sie ihre Verwandten in Deutschland besuchen will, hat sie ein Problem. Ok, ihre Verwandten kommen gerne nach Malle, um sie zu besuchen, aber nicht im Winter. Da ist es in Mallorca auch nicht toll. Gerade um die Weihnachtszeit bietet sie ihre Finca für Pferdehüter an wie sauer Bier. Aber keiner hat Lust, ausgerechnet dann nach Mallorca zu fliegen. Also bleibt sie notgedrungen daheim und feiert Weihnacht per Skype.

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+ es wird einem nicht vorgeschrieben, was man zu tun oder zu lassen hat

- da man ein Pferd nicht alleine halten darf, braucht man mindestens noch ein weiteres Pferd/Pony. Wenn man sich kein weiteres Pferd/Pony zulegen möchte, muss man sich jemanden suchen, der sein Pferd einstellen möchte. Auf die Bedürfnisse und Wünsche des Einstallers sollte eingegangen werden, wenn man ihn halten möchte.

- man muss alles selber machen (Pferde versorgen, misten, Reparaturarbeiten) und braucht viel Zeit.

- man benötigt ggf. eine Baugenehmigung für einen Stall und muss sich um die Strom- und Wasserversorgung kümmern, was einen zusätzlichen Kostenfaktor darstellt.