Mutter will alles alleine entscheiden- Grab, Beerdigung- wie bewertet ihr das?
Guten Tag,
ich interessiere mich dafür, wie andere die folgende Situation betrachten und auch für Ideen zur anderen Betrachtung der Perspektive meiner Mutter, damit ich diese möglicherweise besser verstehen kann und Ideen entwickeln kann, wie ich damit umgehen kann. Ich bin diesbezüglich leider sehr ratlos zurzeit.
Ich bin 36. Mein Vater ist vor kurzem verstorben. Meine Mutter bezieht mich leider wenig in die Organisation der Beerdigung mit ein. Wenn ich Wünsche anderer Fam.mitglieder äußere, auch kleine, gibt es direkt eine riesen Diskussion mit ihr. Ich habe mich daher nun zurückgezogen und ihr den Raum gelassen alles alleine zu bestimmen. Mein einziges und wichtiges Anliegen war und ist jedoch, dass ich das Grab (Urnengrab) meines Vaters bepflanzen darf. Hier gab es auch eine Absprache mit ihr und mir beim Bestattergespräch und sie stimmte auch sogleich zu.
Vor kurzem berichtete sie plötzlich in einem Nebensatz (!), es käme nun eine Platte auf das Grab. Ich war entsetzt und verletzt darüber und sagte ihr das auch- wir einigten uns auf einen von mir vorgeschlagenen Kompromiss: Ein Jahr lang bepflanze ich das Grab- so lange gibt es keine Platte- sollte es ihr nicht gefallen oder es nicht klappen, macht sie eine Platte drauf. Ich hatte meine Idee zur Bepflanzung schon mit ihr besprochen und meiner Einschätzung nach, reicht es, wenn ich einmal im Monat nach dem Rechten schaue. Ich wäre ebenfalls bereit eine Grabpflege zu finanzieren, falls ich nicht oft genug da sein kann.
Nun habe ich erste Zwiebeln von Frühjahrsblüher gepflanzt und meine Mutter fühlte sich "übergangen", als ich ihr direkt danach Infos und Bilder schickte- obwohl das alles ja abgesprochen war. Diese Irritierung teilte ich ihr mit- daraufhin teilte sie mir mit, das sie das Grab zahlt und sie für Pflege und alles zuständig sei. Nun hält sie sich erneut nicht an die neue Absprache und will eine Teilplatte auf das sowieso schon kleine Grab machen. Ich habe versucht ihr meine Sichtweise verständlich zu machen und ihr ausdrücklich gesagt, dass es mir Trost spendet, das Grab zu pflegen und dass mich die Arbeit im Garten stets mit meinem Vater verbunden hat. Auch, dass bei so einem kleinen Grab eine kleine Aussparung nicht ausreicht, um es entsprechend zu Bepflanzen und das eine solche Entscheidung sehr weh tun würde. Ebenfalls erinnerte ich sie an unsere beiden Absprachen (von denen sie die erste ja auch schon ignoriert hatte...). Sie erklärt mir leider nicht, weshalb sie eine Platte will. Sie beharrt nur darauf, dass sie das Grab bezahlt und sie dort bestimmen darf.
Ein Grab ist meiner Meinung nach jedoch Anlaufstelle für alle Trauernden und eine Abstimmung mit der eigenen Tochter finde ich moralisch durchaus angebracht- ich hatte eigentlich immer ein gutes, wenn auch teils etwas distanziertes, Verhältnis zu meinen Eltern, auch zu meinem Vater. Ich habe ihn wirklich sehr oft im Krankenhaus besucht und war auch für meine Mutter bisher immer da, wenn sie Unterstützung brauchte- emotional und organisatorisch.
Jetzt habe ich verstärkt den Eindruck, dass sie meine Wünsche und Gefühle nicht ernst nimmt und ignoriert und nur noch um sich selbst kreist. Ich habe leider auch den Eindruck, dass sie aus einem Wunsch nach Macht und Kontrolle heraus, mir meine Wünsche nicht erfüllen will- nicht weil sie etwa eine Platte so schön fände oder sich dadurch mit ihrem Mann verbundener fühlen würde. Auch habe ich nicht den Eindruck mich auf sie verlassen zu können, selbst Kompromisse und erneute Absprachen hält sie nicht ein.
Unter den Umständen bin ich nicht mehr gewillt, weiteren Kontakt zu suchen. Sie tut mir wissentlich sehr weh und tut mir nicht gut, nach Besuchen bin ich emotional meist völlig fertig, weil sie mir keinen Raum gibt. Sie schaut ausschließlich nach sich selbst. Zurzeit fällt mir als "Lösung" nur eine weitere Distanzierung und zur Not ein Kontaktabbruch ein. Ich kann es nicht verstehen, dass sie sich so wenig für mich interessiert und wünsche mir eigentlich ein gutes Verhältnis und gegenseitiges Trostspenden... bin aber so langsam mit meiner Kraft, meiner Geduld und meinem Latein am Ende.
Danke für Eure Sichtweisen dazu!
Hat sie mit Deinem Vater vorher vereinbart, wie ER sich sein Grab wünscht?
Nein, sonst wäre das ja direkt geklärt und es gäbe da kein Problem! Er liebte Garten und Natur jedoch.
9 Antworten
Ich würde das Gespräch mit ihr suchen, dass sie ihren Mann und du deinen Vater verloren hast.
Dass du auch trauster, dass du auch einen Ort als Anlaufstelle will.
Dass sie sich extrem egoistisch verhält und wenn sie das wirklich durchzieht und gegen eure Absprache verstößt, dass du das Grab bepflanzen darfst weil das deine Art der Trauer ist, dass du das dann als Beweis deutest, dass ihr deine Gefühle komplett egal sind und damit eure Beziehung beendet.
Dass wenn du dort ankommst und da ist eine Platte, dass du den Kontakt zu ihr einstellst.
Nicht wegen der Platte selbst, sondern weil sie dich und deine Gefühle immer wider und wieder mit Füßen tritt und ignoriert. Dabei trauerst du ebenso um einen geliebten Menschen und möchtest ebenso das Grab als Ort zum Trauern.
Manchmal helfen nur deutlich Worte und das dann auch durchzuziehen.
Mein herzliches Beileid, zu dem Verlust und auch zu dem unnötigen Stress und emotionale Belastung, den es auslöst.
Also erstmal mein Beileid zum Tod deines Vaters!
Die Situation ist wirklich verzwickt und ich kann auch nachvollziehen, wie es dir damit geht. Ich denke aber nicht, dass es deiner Mutter hierbei um Macht und Kontrolle geht, sondern um ihre eigene Trauer. Da sind manche Menschen echt mit Tunnelblick unterwegs. Und auch dafür habe ich Verständnis.
Vielleicht könntest du dich mal an den Bestatter wenden, bei dem ihr gemeinsam besprochen habt, wie das mit der Bepfanzung ist. Bestatter sind in der Regel sehr geschult, was den Umgang mit trauernden Familien angeht und wissen auch, dass es da manchmal zu Konflikten kommt.
Einen Kontaktabbruch deinerseits halte ich für vorschnell. Ihr seid im Moment beide emotional sehr aufgeladen, da sollte man so eine Entscheidung nicht treffen.
Ich wünsche dir alles Gute!
Hallo. Tut mir leid, dass es dir so geht. Ich wünsche dir auch mein herzliches Beileid.
Ich habe nicht verstanden, ob das Grab nun mit PLatte ist oder nicht. Weil erst schreibst du, sie hätte eine Platte ohne deine Zustimmung gemacht und dann konntest du aber doch bepflanzen (?) aber egal. Ihr habe jedenfalls Differenzen um das Grab, die dir sehr wehtun
Eine Distanzierung von deiner Mutter halte ich auch für den richtigen Weg. Du standest deinem Vater wohl sehr nah. Vielleicht bist du ihm auch sehr ähnlich. Deine Mutter stand deinem Vater wohl nicht mehr so nah. Sie will ihn weg haben, verdrängen, vergessen. Wenig huldigen. Du möchtest ihm Raum geben. Du möchtest deinen Raum haben. Den bekommst du deiner Mutter nicht. Also ist Abstand halten das Richtige. Ich denke, du kannst deine Trauer am Grab trotzdem bewältigen, auch ohne großflächige Bepflanzung deinerseits. Und dann musst du deine Mutter auch nicht Triggern und einfach Abstand halten. Lege Blumen hin, fege die Platte, stelle Kerzen auf. So kannst du deiner Trauer Ausdruck verleihen und deine Mutter ist hoffentlich fein damit. Hoffen wir, dass sie deine Sachen nicht einfach wegwirft.
Danke dir!
Sie hatte zunächst zugestimmt, dass ich das Grab bepflanzen darf. Und dann alleine die Entscheidung getroffen, dass dich eine Platte darauf soll. Noch ist aber nichts umgesetzt.
Ja ich denke auch, dass ich diesen Weg der Trauer nun gehen werde. Natürlich muss und werde ich Ihren Wunsch akzeptieren, aus welche Gründen auch immer. Ich hätte mir gewünscht auch beteiligt zu werden. Mein Vater liebte Rosen, er liebte seinen Garten und die Natur- aber er hatte nie etwas Explizites zum Grab gesagt. Ich denke aber schon, dass meine Eltern sich nahe waren. Aber meine Mutter ist von der Trauer auch überfordert.
Ist halt für alle schwierig. Wenn ihr ein grundsätzlich gutes Verhältnis habt, dann wird das schon ... . Ich glaube ganz fest daran.
Es ist ganz einfach, deine Mutter hat das Sagen, sie hat ihren Lebenspartner verloren und deshalb darf sie auch bestimmen.
Grundsätzlich führt ihr aber nur einen Krieg weiter, der schon vorher bestand.
Du bist nicht in der Position zu bestimmen wie das Grab auszusehen hat.
Ich denke nicht, dass deine Mutter das bös meint, sondern dass sie es als Ablenkung braucht..
solange man was tun „muss“ hat man nicht so viel,Zeit nachzudenken und die Trauer frisst einen nicht auf..
sie denkt bestimmt nicht daran, dass es anderen auch schlecht geht.. sie ist wohl voll im Tunnel..
Versuche mal in Ruhe mit ihr darüber zu reden, wie es dir geht.. wie ihr das gemeinsam verarbeiten könnt
Danke, das kann gut sein. Vielleicht versuche ich es nach einiger Zeit erneut anzusprechen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass sie vielleicht in einem solchen Tunnel ist. Danke für diese Sichtweise!