Musstet ihr als Kind euren Teller leer essen?

20 Antworten

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Eingeschränkt: Ja.

Ich durfte mir schon sehr klein selbst nehmen und frei bestimmen, was und wie viel ich essen wollte. Aber wenn ich was auffüllte, dann "musste" ich es auch aufessen. Ich fand diese Regelung immer sehr natürlich und konstruktiv.

Ich habe oftmals erst einmal nur ein ganz klein wenig probiert und mir dann nachgenommen. Das schulte eigene Entscheidungen, eigenes Ermessen, Eigenverantwortung. Ich finde das auch im Nachhinein genau richtig.

Wenn ich mich als kleines Kind in seltenen Fällen doch mal verkalkuliert hatte, war das aber nicht tragisch. Ich war dann selbst schon schuldbewusst genug. Mir wurde nichts reingezwängt.

Ich mochte das Essen meiner Mutter im Allgemeinen sehr gerne. Ich habe wenig Theater darum gemacht, wohl aber durchaus längst nicht alles gegessen. Ich durfte mir aussuchen, was ich aus dem Angebot essen wollte. Ich war eher untergewichtig im noch gesunden Bereich und meine Eltern waren eher froh, wenn ich noch etwas Nachtisch aß oder einen Snack zwischendurch.

Rückblickend war das alles sehr gut und richtig.

Zu Hause nicht, aber ich war im Internat und da wurde uns der Teller vollgeschöpft und jeder musste ihn leer essen.

Heute habe ich selbst Kinder und ich achte darauf, dass sich jeder selber schöpft und nur so viel, wie er essen kann. Und wenn etwas übrig bleibt, ist das nicht schlimm, dann bekommt es der Hund.

Also ich kenne es nur als "was man sich selbst auf den Teller tut, muss man auch essen". Also wenn man sich nicht selber essen aufgetan hat, dann war es nicht schlimm, wenn man nicht alles geschafft hat. Aber wer seine Portion nicht geschafft hat, hat auch keinen Nachtisch bekommen.

Und was haben wir (Jahrgang 1950) für einen Fraß bekommen! Ich verzeihe der für das Kochen zuständigen Großmutter das Essen. Die Leute hatten ja auch nicht viel Geld. Der Kochlöffel lag neben dem Teller, nicht zum Umrühren, sondern zum Zuschlagen, sollte man den Fraß verweigern.

Da ist es schön, dass heute erheblich besseres Essen auf den Tisch kommt und auch ein Kind nicht alles essen muss.

Eingeschränkt kenne ich das auch. Ich wurde zwar nicht zum Aufessen gezwungen bzw es wurde mir auch gar nicht so viel auf den Teller geschlichtet. Aber bei konsequenter Weigerung stand ich halt halb hungrig vom Tisch auf und musste Kohldampf schieben, bis es das nächste Essen gab.

Deswegen bin ich auch heute noch kein Gourmet, sondern esse mich auch schon mal nach dem Motto satt: der Hunger treibt's rein.

adianthum  09.05.2022, 19:55

Kohldampf schieben gabs bei uns nicht. Wir hatten eine Gärtnerei und in der Obst und Gemüsesaison gab es Tage in denen ich oben im Kirschbaum, im Erdbeerbeet oder zwischen den Erbsen saß und mir den Bauch vollschlug, wenn der "Essensduft" ungeliebtes versprach.

Ansonsten hatte ich auch keine Hemmunge beim Nachbarn ein Butterbrot zu erschleichen :-))

Ich glaube, das war der Grund, warum irgendwann der Zwang wegfiel. Meinen Eltern war mein Erfindungsreichtum peinlich, mir selbst allerdings nicht ;-)

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Altersweise  09.05.2022, 20:03
@adianthum

An Nachbars Tisch saß ich auch gelegentlich. Vielleicht hatte ich das im Urin, wenn es zuhause wieder Linsen mit zähem Speck gab und Mehlklöße.

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SturerEsel 
Fragesteller
 09.05.2022, 20:00

Dann kennst du sicher noch den Spruch "Iss wenigstens das Fleisch auf!" 😄

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Altersweise  09.05.2022, 22:48
@SturerEsel

Auch den kenne ich. Ich esse eigentlich schon gerne Fleisch, aber schon in meiner Kindheit undJugend waren mir die Klöße lieber und das ist bis heute so geblieben.

Nur eine Scheibe Braten und lieber drei Klöße.

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