Muss man beim Meditieren immer auf seinen Atem achten?

3 Antworten

"reseme" hat schon das Wichtigste sehr richtig beschrieben.

Hier vielleicht noch ein kurzes ( 4 Minuten ) Audio, dass dir vielleicht den Unterschied zwischen der sog. "Achtsamkeits- (Einsicht-) Meditation und der Samatha- (Ruhe-) Meditation näher erläutert:

"Samatha und Vipassana - Eine Begriffsklärung" von Lama Tillmann Lhündrup:

https://www.youtube.com/watch?v=7IjhP9IRYgw

Liebe Grüße: Manu

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 45 Jahren praktizierender Buddhist ( Theravada )...
reseme  23.02.2023, 15:20

Lama Tilmann Lhündrup - ein toller Lehrer. Ich konnte ihn vor vielen vielen Jahren auf einem Kongress kennenlernen.

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Es steht bestimmt nicht überall, dass man sich auf den Atem konzentrieren soll. Es ist vielleicht ein guter Einstieg, eine Hilfe, mehr nicht.

Das Ziel ist der gedankenfreie Zustand, also sollst du in dir selbst verweilen, sonst nichts.

Meditieren ist eigentlich das Gegenteil von Konzentrieren/Fokussieren, es ist Loslassen, Loslösen, im Idealfall Erlösen.

Von Experte Buddhismus bestätigt

Guten Morgen Hannah,

wie schön du das alles beschreibst.

Es gibt verschiedene Meditationstraditionen. Der Atem gehört bei allen dazu, weil wir alle atmen. :-)

Man hat, über die Jahrtausende, gelernt: wenn ich meine Aufmerksamkeit auf den Atem richte, bin ich im Hier und Jetzt. Der Atem ist immer in Bewegung, immer lebendig, immer anders (tief, schnell, langsam, sanft, heftig, im Bauch, in der Brust, usw...), also aktuell, gegenwärtig, frisch, neu.

Dahinter steckt ein praktischer, anwendbarer, alltagstauglicher Aspekt der Meditationspraxis: den Gewohnheitsgeist schulen: Dieser eine Moment, Jetzt, ist der einzige Moment, in dem wir lebendig sind. Der Atemzug, also der Moment von vorhin ist schon vorbei, da können wir nichts mehr tun. Vorbei ist vorbei. Der Atemzug/ der Moment in einer Minute kommt noch, da kann ich auch noch nicht handeln. Wie komme ich in die Gegenwart? Ahhh, dieser eine Atemzug, den ich im Bauch/ Nasenlöcher/ Luftröhre...spüre, das ist jetzt.

Bei der Achtsamkeitsmeditation geht es um Achtsamkeit. Achtsamkeit findet nur in der Gegenwart statt - also ist die Aufmerksamkeit auf den Atem (ohne ihn zu beeinflussen, einfach wahrnehmen) ein Hauptaspekt.

Du schreibst: Am Anfang der Meditation konzentriere ich mich sehr auf meinen Atem, so wie es überall steht. Aber sobald ich in diesen Zustand der inneren Ruhe falle, vergesse ich meinen Atem. Das heißt in diesem Zustand sitze ich einfach nur da und denke an nichts. Dabei steht überall, dass man auch in dem Zustand der Ruhe weiter auf seinen Atem achten sollte.

  1. Völlig in Ordnung, dass du den Atem vergisst.
  2. An Nichts denken ist nice, aber dauert meist nicht an, denn- schwups- wunderst du dich und denkst: achso, ich soll ja auf den Atem achten. Mist, ich habe gerade so schön an nichts gedacht. ;-)
  3. Deshalb: wieder zurück zum Atem. Einfach so. Ohne ein Problem daraus zu machen. Der Atem hat die Ankerfunktion, also, sich im Moment verankern.

All das betrifft die Achtsamkeitsmeditation.

Für die vielen anderen Methoden, gibt es viele andere Anleitungen, wie man meditiert.

Einfach sitzen, nichts denken, bzw. offen sein, für das, was gerade auftaucht und wieder abtaucht (so, wie der Atem), nennt man im Zen Shikantaza. Ein Zustand, den man öfter hat. Und der geht und kommt (wie der Atem).

Falls du es nicht schon machst: Es ist sehr SEHR hilfreich, wenn nicht sogar wichtig, mit einer Gruppe/ Lehrerin zu lernen!

Viel gute und tiefe Erkenntnisse auf deinem Weg, wünsche ich dir.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung