Mit einem Kleinkind auf eine Beerdigung?

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Nun- ich bin in dem Gewerbe tätig und muß oft erleben, das sich viele Eltern scheuen, ihre Kinder mit zur Trauerfeier zu nehmen.

Letztendlich aber ist die Trauerfeier die Abschiedsfeier, warum also sollten Kinder nicht von dem/der Verstorbenen Abschied nehmen dürfen? Es ist ja nicht wie in den Fernsehsendungen, das der Sarg da offen herumsteht- meist ist er geschlossen- und eventuell ist es gar eine Urnenbestattung?

Ich rate meinen Kunden immer und immer wieder, den Kindern - sofern sie es nicht ohnehin wissen - zu erklären, was eine Trauerfeier ist und was dort geschieht. Und dann die Kinder für sich selbst entscheiden zu lassen (sofern alt genug um das für sich selbst abzuwägen). Pauschal zu sagen, Kinder würden nicht dahin gehören, ist komplett verkehrt. Generell gilt: jeder wie er mag und was er für richtig hält. Sollte einem Kind das zuviel werden, wird sich doch sicher ein Erwachsener finden, der mit dem Kinder draussen vor der Kapelle/ Feierhalle wartet.

Der Tod gehört zum Leben, das sollten auch Kinder lernen. Der Tod wird zu einem Tabuthema gemacht- vermutlich weil niemand- verständlichweise- darüber gern nachdenkt. Aber ihn komplett von sich fortzuschieben, bringt niemandem etwas.

Nimm Dein Zweijähriges ruhig mit. Sollte es ~laut werden weil´s ihm zu langweilig wird, gehst notfalls halt raus; keiner kann von einem so lütten Kind erwarten durchgehend ruhig zu sein. Wenn´s klappt ist gut, wenn nicht- dann klappts halt nicht.

Morticia20  07.03.2012, 11:22

Danke für deine Antwort. Ich bin froh, das immer mehr Kollegen so denken (es gibt von den anderen weiß Gott noch genug)...

Frohes Schaffen!

Sandra

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Man KANN bestimmt, aber ob man SOLLTE....?

Erstens einmal hält ein so kleines Kind keine Stunde lang ruhig - die anderen Trauergäste fühlen sich mit Recht gestört.

Dann kann das kleine Kind noch gar nicht verstehen, was da geschieht. Es wird vielleicht geweint, wie erklärt man das einem so kleinen Kind?

Es ist keine gute Idee, mit einem Kleinkind zu einer Beerdigung zu gehen.

Reservist  05.03.2012, 13:36

Trauergäste, die sich von einem Kind gestört fühlen, würde ich der Beerdigung verweisen. Das sind die selben, die neben eine Kita ziehne und dann klagen wegen Lärmbelästigung.

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lucysteven  05.03.2012, 13:41
@Reservist

Was wäre denn wenn der gestorbene der Opa oder die Oma oder die Tante von dem kleinen sind?

Klar kann ein Kind stören, aber dann stellt sich die Frage warum und wie gehe ich damit um.

Das Kind wird wahrscheinlich zur Familie gehören und sollte nicht einfach ausgeschlossen werden nur weil es stören könnte. Es werden wahrscheinlich einige da sein die sich bestimmt mit der Mutter abwechseln mal mit dem kleinen beiseite zu gehen.

Und auch wenn das Kleine erst 2 Jahre alt ist, du glaubst gar nicht wie viel so ein Kind schon verstehen kann, es ist halt eine Sache der vorbereitung, also wie ich ein Kind auf so eine Zeremonie vorbereite.

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alphonso  05.03.2012, 13:43
@Reservist

findest du nicht, dass sich ein Friedhof geringfügig von einer Kita unterscheidet?

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Reservist  05.03.2012, 13:46
@alphonso

In diesem Fall? Nein.

Das Kinder noch nicht perfekt sozialisiert sind und ihre eigenen Verhaltensweisen haben, ist normal. Genauso wie normale Menschen akzeptieren, dass Kinder die aufwachsen mal etwas lauter sind, akzeptieren normale Menschen, dass Kinder ggf. auf einer Beerdigung zu Verhaltensweisen neigen, die erwachsene Menschen nicht machen.

Aber das ist NORMAL. Ob das jetzt eine laute Kita ist, oder evtl ein Lachen auf einer Beerdigung.

Nur die Leute die sich darüber aufregen, denken, dass es NICHT normal ist, weil es nicht wie ihre eigene Verhaltensweise ist.

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turalo  05.03.2012, 16:26
@Reservist

Ich habe drei Kinder und ich hätte keines davon mit zu einer Beerdigung genommen.

Natürlich stört ein Kind, das nicht ruhig ist, eine solche Zeremonie, vielleicht stört es sogar empfindlich.

Ich toleriere jeden Kinderlärm, Kinder müssen laut sein dürfen, müssen laut lachen oder schreien dürfen, aber nicht auf einer Beerdigung. Das ist nun kein freudiges Ereignis, da treffen sich Menschen, die trauern. Man möchte seinen Gedanken nachhängen, vielleicht muß man auch weinen, man hört den Reden zu. Kinderlärm oder die Unruhe durch ein Kind stört dann.

Ebenso kann man kein zweijähriges Kind auf eine Beerdigung vorbereiten.

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Das Kleinkind gehört auch zur Familie........ich würde es BEJAHEN!!!! ....obwohl Kinder ab einem Alter von 3 / 4 Jahren selber am besten wissen, wie sie ihre Trauer leben. Kinder haben dazu einen ganz natürlichen Spürsinn und stellen ihre eigenen neugierigen Fragen.

Wenn Du irgendeine Möglichkeit hast, das Kind so lange unterzubringen, würde ich Dir dazu raten. Erst mal versteht das Kind noch nicht, was da grad vor sich geht und ein fröhliches Kinderlachen könnte bei allen anderen als sehr störend zu einem solch würdigen und vor allem traurigen Anlaß empfunden werden.

Zur Beerdigung meines Vaters hatte ich meine Töchter - damals gute 2 Jahre und ein halbes Jahr alt, auch untergracht bei Nachbarn. Es war besser so

Morticia20  05.03.2012, 13:35

Ich habe noch kein Kind auf einer Beerdigung lachen gehört, die Kinder sind sehr sensibel und greifen Stimmungen schnell auf........

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helrich  05.03.2012, 13:40
@Morticia20

Ich habe auch noch kein Kind dort lachen gehört - ganz einfach, weil sie dort noch nichts verloren haben und nicht anwesend waren.

Und wenn Du schreibst:

die Kinder sind sehr sensibel und greifen Stimmungen schnell auf

meinst Du also, daß sich so kleine Kinder ängstigen sollten? Denn das wäre bei den vielen schwarz gekleideten und heulenden Erwachsenen ganz schnell der Fall. Die Kinder wissen in dem Alter noch nichts mit dieser Situation anzufangen. Ein guter Anfang für ein Trauma...

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em1990  05.03.2012, 13:43
@helrich

"Die Kinder wissen in dem Alter noch nichts mit dieser Situation anzufangen."

genau deswegen müssen sie auf soetwas vorbereitet werden! warum willst du ihnen verbieten mit ihrer trauer teilnehmen zu können?

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lucysteven  05.03.2012, 13:48
@helrich

@helrich

Ja es kann sein dass ein Kind verstört ist durch so eine situation. aber viele kinder gerade wenn sie klein sind haben die Gabe sich darauf einzulassen und durch unbewusste Gesten und können durch ihre frechheit und forschheit und sensibilität einem ganz schön Mut machen in so Situationen.

Ein Beispiel: Als mein Opa starb war ich gerade in meiner Erzieherausbildung und bekam den Anruf auf der arbeit also im Kiga, ich hab mich dann zurückgezogen und geweint. Und plötzlich stand ein kleines Mädel von 3 Jahren neben mir und sagte: XY mein Opa ist auch toht und weisssst du was der kukt nun fom himmäl und passt auf mich auf, das dein Opa getzt auch! Nich mähr weinen!" und streichelt mir über die Wange ! Was meinst du wie verblüfft ich darüber war was so ein kleines Kind wahrnehen kann !!!

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Morticia20  05.03.2012, 13:53
@helrich

@helrich: mein Sohn war auch auf der Beerdigung seines Bruders - und er hat kein Trauma.......

..wenn man den Kinder (altersgerecht) erklärt was dort los ist, und wieso man dort hingeht, dann gehen die Kinder ganz toll damit um. Wir als erwachsene sind die, die Probleme haben den Kindern was zu erklären (bevor ich damit konfrontiert wurde, ich auch), was für uns auch schwer zu verstehen ist....aber was wäre, wenn dir jemand verbieten würde Abschied von deinen Liebsten zu nehmen? Wobei es immer darauf ankommt wer der Verstorbene war..........

Und nochmal, ich als Bestatterin rede im Vorfeld mit den Eltern und wenns geht auch mit dem Kind, und wenn es gar nicht gehen sollte (kommt nicht nur bei Kindern vor, sondern auch bei Erwachsenen), dann gehe ich mit ihnen raus oder ein Stück zur Seite............aber ich würde immer die Möglichkeit zur Abschiednahme anbieten....

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helrich  06.03.2012, 22:59
@Morticia20

@geckobruno, Du als Bestatterin... Wie erklärt man einem Kleinkind, was Tod bedeutet? Ich hab nicht mal mit 10 Jahren die Endgülgkeit richtig erfaßt, als mein Großvater starb. Und daß ein Beerdigungsinstitut zuerst ans Geschäft denkt unterstelle ich Dir mal. Denn das dürfte die treibende Kraft bei Deiner Aussage sein! Ein Kind von 2 Jahren -. wie in der Fragestellung genannt - weiß noch nichts von Abschiednahme. Das Märchen erzähl sonst wem, der das glaubt.

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Morticia20  07.03.2012, 08:03
@helrich

du, ich glaube ich bin eine der wenigen, die bei uns an das Geld denken, ganz ehrlich.......ich bin angestellt und manchmal bekomme ich auch Ärger mit meiner Chefin wenns um die Finanzen geht............und das ein Bestatter ein Dienstleister ist, der Tag und Nacht zur Verfügung steht ist wohl auch unbestritten, ebenso das das bezahlt werden muß........

aber, wenn zu mir Angehörige kommen, die mich fragen, dann rate ich ihnen immer die Kinder mitzunehmen. Zum einen müssen sie sich in dieser schweren Zeit keine Gedanken um eine Betreuung machen (und auf dem Friedhof übernehme ich die auch schon mal) und zum anderen sind viele froh, das ich ihnen das rate, weil sie selbst unsicher sind. Sich mit diesem Thema nicht beschäftigt haben. Und es ist richtig das ein zweijähriges Kind noch nicht versteht was der Tod bedeutet, aber es weiß was ein "Auf Wiedersehen" ist, warum unterstellt man Kindern immer das sie in dem Alter so naiv sind. Natürlich verstehen sie es nicht so wie wir, aber wir verstehen es doch selbst nicht, bzw. haben ein anderes Verständnis der Dinge................

Und nein, ich bekomme nicht mehr Geld wenn ich mehr Leute auf den Friedhof bringe......

Und vlt. kann man sich auch belesen, es gibt viele gute Bücher, in denen erklärt wird wie Kinder in den einzelnen Lebensjahren bzw. -abschnitten trauern,,,,,

Und wer weiß denn, ob die Fragestellerin einfach auch niemanden hat, der sich kümmern kann und sie somit auf einen für sie vlt. wichtigen Abschied verzichten muß? Und wenn ein zweij. Kind sowieso nichts mitbekommt, warum sollte es dann da nicht mit gehen?????

Und zu dem Märchen.........wenn du meine Antworten verfolgt hast, dann weißt du, das ich nicht nur Bestatterin bin, sondern viel mit trauernden Kindern (auch deren vlt. kleine Geschwister!) zusammen arbeite und da kann ich dir sagen, das mich vieles einfach auch die Erfahrung gelehrt hat....................(auch meine eigene - leider)

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Dann mach Dich auf missbilligende Blicke, besonders von älteren, gefasst. Gerade wenn das Kind nicht still und leise sein sollte. Einige fühlen sich dadurch in ihrer Trauer gestört oder fröhliches Kinderlachen dem Anlass nicht angemessen.

Ich persönlich finde es in Ordnung, warum auch nicht.
Dadurch, dass man Kinder davon fern hält, das Thema tabuisiert, macht man ihnen nur Angst vor dem Unbekannten. Dabei gehört der Tod zum Leben dazu, ist ganz natürlich.

Üblich ist es, hier zumindest, eher nicht.

turalo  05.03.2012, 13:37

Du würdest also Dein Kind sofort damit konfrontieren, daß man sterben muß.

Es heißt nicht, daß man ein Thema tabuisiert, indem man ein Kind zuerst einmal davor schützt. Es geschieht früh genug, daß man sich damit auseinanderzusetzen hat, es stirbt ein Haustier, ein entferner Bekannter oder was weiß ich. Der Tod gehört zum Leben, aber ist es nicht meist der Tod des Anderen, das eigene Leben zählt doch nicht dazu......

Kinder gehören so lange unbeschwert, wie es nur irgend geht.

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Reservist  05.03.2012, 13:40
@turalo

Ja und? Vielleicht ist das die Beerdigung vom Opa? Und wenn das KInd fragt, wo ist Opa?

Soll man dann sagen, ja der ist zur Fremdenlegion?

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em1990  05.03.2012, 13:47
@turalo

"Kinder gehören so lange unbeschwert, wie es nur irgend geht."

genau DAS ist falsch! was willst du dem kind denn dann erzählen wo die gestorbene person ist? diese ganzen aussagen "er ist im himmel und passt auf dich auf" und Co. verwirren das kind umsomehr und es kann sogar dazu kommen, dass das kind den tod wünscht, weil es ja toll ist bei gott und den engeln zu sein und die tote person wieder zu treffen!

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icke01  05.03.2012, 13:48
@turalo

Unbeschwert soll es doch auch bleiben.....es liegt doch ganz daran, wie man das vermittelt und was genau.

Natürlich erklärt man einem Zweijährigen keine genauen Details. Kindgerecht verpackt und nicht mehr wie es auch wissen will. Ich glaube kaum, dass ein Kleinkind soooo viel fragen wird und leicht zufrieden ist.

Im Übrigen machen wir oft den Fehler, dass wir Kinder unterschätzen und sie schnell mal abspeisen mit "das verstehst Du noch nicht". Sie kompensieren viel mehr als wir meinen.

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Reservist  05.03.2012, 13:48
@em1990

es kann sogar dazu kommen, dass das kind den tod wünscht, weil es ja toll ist bei gott und den engeln zu sein und die tote person wieder zu treffen!

Wage ich jetzt zu bezweifeln, aber grundsätzlich gebe ich dir Recht.

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em1990  05.03.2012, 13:52
@Reservist

wenn es eine sehr nahestehende person war, kann es auftreten. ist ja auch nur logisch, wenn der himmel doch so toll ist oder?

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icke01  05.03.2012, 13:56
@turalo

@turalo..
Weil die Verwandtschaft das so beschlossen hatte, habe ich damals wider besseren Wissens mich gefügt und meine kleinen Kinder nicht mit zur Beerdigung der Oma genommen.
Das bedauere ich bis heute ebenso wie meine Tochter.

Es ist richtig, dass man Kinder nicht dazu zwingen soll, wenn sie alt genug sind und es selbst nicht wollen.
Aber sie von vornherein davon ausschließen ist FALSCH.

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Morticia20  05.03.2012, 14:02
@em1990

@em1990: Genauso war es bei meinem Sohn auch, als sein Bruder gestorben ist haben wir (aus Unwissenheit) viel Unsinn erzählt, einfach weil die Wahrheit (unsere Wahrheit) uns viel zu weh getan hat, um darüber zu sprechen, wir malten den Himmel in den schönsten Farben aus, irgendwann hat dann der J. gefragt was er denn machen müßte um auch dorthin zu kommen....da bekommt man schon Angst und heute bin ich froh, aufgrund meines Wissens und meiner Arbeit, vielen Kindern einen für sie angemessenen Abschied bereiten zu können (nur manche Einstellung machen mich echt wütend, und dann sind es meist Leute, die selber schlechte Erfahrungen gemacht haben, oder eben noch gar keine) Ich kenne auch niemanden der es bis jetzt bereut hat sein Kind mitzunehmen....

(Darf ich hier überhaupt sagen das ich mit Kindern auch schon Särge angemalt habe?)

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em1990  05.03.2012, 14:14
@Morticia20

ich finde es nur immer schade, dass viele menschen korrekturen einfach nicht annehmen können, weil sie in ihrem denken zu festgefahren sind. für sie ist ihre meinung richtig und selbst "fachleute" haben unrecht.

damit schaden sie nur ihren kindern, das ist das traurige

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Morticia20  05.03.2012, 14:17
@em1990

ja leider ist es so, das erlebe ich täglich, aber wenn jemand aufgeschlossen dem Thema gegenüber ist, dann merkt man schnell ein umdenken..und das muß auch kommen, wir müssen das Thema und den Tod wieder in unsere Gesellschaft holen. Denn, ob wir wollen oder nicht, irgendwann werden wir alle damit konfrontiert.........

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gesperrter2011  05.03.2012, 14:44
@icke01

Es ist richtig, dass man Kinder nicht dazu zwingen soll, wenn sie alt genug sind und es selbst nicht wollen. Aber sie von vornherein davon ausschließen ist FALSCH.

Dem schließe ich mich an !!!

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icke01  17.07.2014, 12:00
@gesperrter2011
Kinder gehören so lange unbeschwert, wie es nur irgend geht

Sehr richtig!
Und genau deswegen....den Tod als etwas gegebens akzeptieren, es auch so vorleben. Nicht wie ein dunkles Geheimnis hüten. Natürlich, immer alles zu seiner Zeit. Es kommt immer darauf an, WIE etwas vermittelt wird.

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