3jährigen zur Beerdigung der Uroma mitnehmen

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Ich würde dazu tendieren, den Jungen nicht mit zur Beerdigung zu nehmen. Das eigentliche Begräbnis sehe ich dabei aber gar nicht unbedingt als das alleinige Problem an. Nach meiner Erfahrung finden Kinder ihre Erklärungen oft mit ihrer eigenen Logik, die z.B. das Versenken des Sargs und die Uroma im Himmel problemlos vereinen kann.

Aber: Das muss nicht so sein. Gerade das Versenken des Sargs und das Bedecken mit Erde kann angstauslösend sein. Die kognitive Leistung, dass die Uroma das ja alles nicht mehr mitbekommt, kann noch nicht erbracht werden. In der Folge kann die Erfahrung, dass jemand die Uroma in der Erde eingegraben hat mit der Erkenntnis, dass sie nun nicht mehr da ist, in einen fatalen Zusammenhang gebracht werden. Nicht wenige Kinder entwickeln aus solchen kognitiven Überforderungen heraus starke Ängste vor dem Sterben, die sie entweder auf sich selbst oder auf die Eltern projizieren.

Sehr belastend kann aber das "Drumherum" werden: Menschen - vor allem auch solche, die dem Kind etwas bedeuten, wie ihr oder die Großeltern - werden weinen und traurig sein. Dieser Eindruck kann sich viel schwerer auf die Seele eine kleinen Kindes legen, als man vermuten mag.

Deshalb wäre mein Rat, das Thema Leben und Sterben auf andere Weise mit ihm zu bearbeiten. Sprecht viel mit ihm über die Uroma und darüber, wo sie jetzt sein könnte. Lasst ihm dabei seine Phantasie, solange sie ihm gut tut - unabhängig davon, für wie realistisch ihr sie haltet oder nicht. Unterstützt ihn in allem, was ihn tröstet und ihm hilft, den Verlust zu verarbeiten.

Die Zeit für harte Realitätsbezüge - wie eben eine Beerdigung - kommt für ihn noch früh genug und dann hoffentlich zu einer Zeit, wo sein Verstand über bessere Möglichkeiten verfügt, sie zu verstehen. Bis dahin lasst ihm ein Stück emotionale Sicherheit und Geborgenheit. Das ist die beste Basis, um mit dem Verlust von geliebten Menschen umgehen zu lernen.

Und nicht zuletzt: Gönnt euch selbst den Moment der unkontrollierten Trauer am Grab, ohne dabei darüber nachdenken zu müssen, was das für euer Kind bedeuten mag.

Nehmt ihn mit. Es ist nichts falsch daran ihn mit zunehmen. Im Gegenteil, zusammen mit der Familie Abschied von der Uroma zu nehmen wird er sicher im Gedächtnis behalten.

Ich durfte mit 4 Jahren nicht mit zu der Beerdigung meiner Uroma, was ich bis heute sehr schade finde. Es geht immerhin darum Abschied zu nehmen, wo jedes Familienmitglied daran teilhaben sollte, so lange sie es auch möchte.

Joergi666 
Fragesteller
 05.09.2014, 10:15

aber was ist mit dem genannten Bedenken, dass er den Unterschied zwischen Körper und Seele noch nicht kennt und dann vielleicht erst recht Angst vor dem Tod hat weil er denkt, dass man dann immer unter die Erde kommt?

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in dem alter wird ein 3jähriger, egal ob er auf dem sprachlichen niveau eines 4jährigen ist, den tod trotzdem nicht als bestandteil des lebens verstehen. er wird hinten und vorne nicht verstehen, was da vor sich geht. die prozedur ist für so kleine kinder eine qual: es dauert unendlich lange und man muss still sein. ich war mit 4 jahren auf einer beerdigung und habe davon null verstanden.

warum einen 3 jährigen dem aussetzen? Er muß still sitzen, soll ruhig sein und versteht nicht was vorgeht. Der Tod gehört zum Leben aber man muß Kindern meiner Meinung nach nicht alles antun.

Wir haben unseren damals 7 jährigen Sohn nicht mit genommen, sind aber nachdem der Trubel etc vorbei war nach ca. 3-4 Wochen mit ihm zum Grab gegangen....

Warum willst du ihn überhaupt mitnehmen? Was erhoffst oder erwartest du dir davon?

Joergi666 
Fragesteller
 05.09.2014, 10:17

Hab ich ja geschrieben, er soll einmal den Tod als natürlichen Bestandteil des Lebens begreifenen und warum nicht auch Abschied mit der gesamten Familie nehmen können.

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Hallo,

als aller erste mein Beileid zum Verlust des Familienmitgliedes.

Meine Oma ist gestorben als ich knapp drei Jahre alt war. Ich weiß (aus Berichten), dass meine Eltern mich gefragt haben ob ich mit möchte und mir erklärt haben, wie die Beerdigung "abläuft". Ich bin damals mit zur Beerdigung gegangen, und für mich war meine Oma "im Himmel", ich habe ihr auch ein Bild gemalt, und wollte unbedingt, dass es auf den Sarg gelegt wird, damit sie es "mit nehmen" kann. Ich weiß noch, dass ich mir vorgestellt habe, dass unter der Erde eine Treppe ist, damit sie in den Himmel klettern kann (wie soll sie da auch sonst hinkommen). Meine Eltern haben mir vorher gesagt, dss sie mit mir jederzeit rausgehen, wenn ich nicht mehr dabei sein möchte. An die Beerdigung kann ich mich allerdings bis heute in Teilen erinnern. Alpträume oder Ängste vor dem Sterben habe ich dadruch nicht entwickelt.

An deiner Stell würde ich auf Dein Bauchgefühl hören, denn du kennst dein Kind am besten von allen! Wenn du denkst, dass es ihm hilft - nimm ihn mit. Wenn du denkst, dass es für ihn "zu viel" ist, dann nicht. Vertraue deiner Intuition in Bezug auf dein Kind.

Beerdigungen haben mich erst in einem viel späteren Alter "mitgenommen". Etwa zu dem Zeitpunkt, als ich nicht mehr geglaubt habe, dass Leute in den Himmel kommen, sondern einfach nicht mehr da sind.

Wissenschaftlich begründet ist meine Meinung natürlich nicht :-)