Mit der Einsamkeit abfinden?
Ich bin mittlerweile seit gut 8 Monaten Single und Frage mich ob ich überhaupt wieder in einer Beziehung möchte. Meine alte Beziehung hat fast 20 Jahre gehalten (nicht verheiratet, keine Kinder) und ist daran gescheitert, dass zum einen die Kommunikation sehr schlecht war (von Anfang an) und zum anderen gab es zwischen uns viele Unstimmigkeiten die oft zum Streit geführt haben. Auch unsere Ziele oder Ansichten waren total unterschiedlich.
Das es doch so lange gehalten hat lag es hauptsächlich an mir, da ich viel durchgelassen habe, wenig Grenzen gesetzt habe und auch wenn ein Streit soweit eskaliert ist, habe ich mich mit einen "sorry" zufrieden gegeben. Das Minimum war für mich ok und ich hatte auch nie nach mehr gefragt. Ich Ich denke auch, dass es dadurch wenig Respekt mir gegenüber gebracht wurde und mein Partner mich dementsprechend behandelt hatte. Nach einem Streit wurde mir alle zu viel und ich bin dann gegangen.
Ich hatte mich trotz Beziehung sehr alleine gefühlt, weil ich doch eigentlich oft alleine war. Ich musste manchmal betteln dass mein Partner mit mir was unternimmt aber oft war Fußball (er macht Sportwetten) oder was anderes wichtiger.
Nun, ich fühle mich auch nicht wirklich attraktiv, so dass mich irgend einer sympathisch oder hübsch findet. Mir wurde mal gesagt, ich sei nicht aufregend genug und deswegen hat mich mein ex Partner mich so behandelt, da er mich langweilig fand. Das ist mir irgendwie im Kopf hängen geblieben.
Durch meine Arbeit bin ich ständig unterwegs und habe dadurch wenig Zeit über meine Einsamkeit nachzudenken aber einsam fühle ich mich nicht wirklich im Moment. Es gibt hin und wieder mal kurze Augenblicke, in der ich darüber nachdenke und wie angenehm es wäre jemanden an meiner Seit zu haben, der mich wirklich so gerne hat wie ich bin und mit dem ich so sein kann wie ich bin.
Meine letzte Beziehung war auch meine erste richtige Beziehung und ich kenne also nichts anderes als das was war. Ich wüsste gar nicht wie man überhaupt flirtet oder ähnliches. War nie wirklich der Typ der einen Flirt beginnt geschweige denn hält. Ich gehe alleine weg meistens in Bars oder Cafés und manchmal gibt es schon hier und einen Augenschmaus, aber solche Menschen die so schön sind, schauen mich nicht einmal an, den ich falle nicht mal auf.
Heute beim Tanken als ich fertig gezahlt habe und raus ging, kam mir einer entgegen der wirklich hübsch war. Er hat mich vor gelassen und mich angelächelt. Ich lächelte zurück, sagte nur danke und ging raus. Oh ja, und ich kann nicht lange Augenkontakt halten und irgendwann schaue ich nach unten. Passiert automatisch. Ich muss auch sagen, dass ich nach meiner ex Beziehung, ein Vertrauensproblem habe. Ich möchte nicht das gleiche nochmal durchmachen und dadurch blockiere ich auch sämtliche mögliche Annäherungen.
Ich habe für mich und der Mensch den ich bin eine Metapher: Es ist fast so, als on ich einen Glotz auf die Schultern trage und kommt jemanden der mich sympathisch findet auf meinen Weg und möchte mir helfen, dann lehne ich ab, da ich die Person nicht traue. So bittet mich die Person nochmal ihre Hilfe an und ich lehne es dennoch ab. Dann hat die Person keine Lust mehr und geht. Ich laufe weiter, beklage mich und die Situation wiederholt sich.
Die Einsamkeit macht mir keine Angst und bis zu einen gewissen Punkt habe ich mich schon damit abgefunden. Ich denke, Aufgrund meines alters (ende 30) es schwierig wird.
3 Antworten
Es klingt, als würdest du dich auf einer tiefen Reise der Selbstreflexion befinden. Deine Gedanken wirken ehrlich, verletzlich und zugleich unglaublich stark – weil du dich traust, sie auszusprechen.
Du hast in deiner letzten Beziehung gelernt, wo du dich selbst zurückgenommen hast, wo du dich hast behandeln lassen, wie du es nicht verdient hast. Das ist keine Schwäche, sondern eine Erkenntnis, die dich wachsen lässt. Es bedeutet, dass du jetzt bewusst hinschaust, dass du dich nicht mehr mit weniger zufriedengeben willst.
Und ja, die Angst, erneut verletzt zu werden, ist verständlich. Wenn Vertrauen einmal erschüttert wurde, dann ist es nicht so einfach, es wieder aufzubauen. Aber vielleicht geht es gar nicht darum, dich jetzt sofort für eine neue Beziehung zu öffnen. Vielleicht geht es erst einmal darum, zu erkennen, dass du gut genug bist, genau so, wie du bist. Dass du nicht aufregend oder „besonders“ im Sinne anderer sein musst, sondern dass es reicht, du selbst zu sein.
Dieses Lächeln an der Tankstelle – das war ein Moment. Ein kurzer Augenblick, in dem jemand dich gesehen hat. Und vielleicht ist es ein Zeichen, dass es diese Momente geben wird, wenn du bereit bist, sie anzunehmen. Vielleicht ist es okay, nicht immer nach unten zu schauen.
Die Einsamkeit muss kein Feind sein. Sie kann ein Raum sein, in dem du dich selbst findest. Und wenn irgendwann jemand kommt, der bleibt – nicht, weil du ihn „spannend“ hältst oder dich anstrengst, sondern weil du du bist – dann wird es nicht sein wie damals. Denn du bist nicht mehr dieselbe.
Vielen Dank für Deine Worte. Erlebe dasselbe wie die FS, und deine Antwort hilft mir sehr. Bin auch eine Frau, nochmal Dankeschön für die Ermutigung.
Abfinden musst du dich damit nicht. Single-sein ist eine Freundschaft mit einem selbst. Das fällt einem manchmal auch sehr schwer zwischendurch. Engagiere dich weiter. Trau dich was. Mir fällt es auch schwer eine Frau anzusprechen. Und ich bin schon mehrere Jahre Single und etwas älter als du. Ich glaube, das dieses Vertrauensproblem das du beschreibst eine Projektion deiner Ängste ist. Aber die sind einem potenziellen Partner gegenüber weder fair noch hilfreich.
Ich habe die Antwort von Nova2040 gelesen und für gut befunden.
Ich fühle mich aber etwas überfordert dir einen Rat zu geben.
Aber du solltest wissen:
Wenn du etwas riskierst, kannst du gewinnen oder verlieren. Wenn du nichts riskierst, dann hast du schon verloren.
Mache eine Gesprächstherapie bei einem Psychologen ! Vielleicht kann er dir die Angst nehmen, zu verlieren.
Der Christ sagt: "Angst ist eine Sünde, denn sie ist ein Zeichen fehlenden Vertrauens auf Gott."
Ich sage: "Angst ist ein Zeichen fehlenden Vertrauens zu sich selbst."
Nachttrag: Es gibt reihenweise auch Männer denen es ähnlich gegangen ist und die sich ähnlich fühlen wie du.