Mit 22 in den Bundestag ist doch viel zu jung?

Das Ergebnis basiert auf 19 Abstimmungen

Nein finde ich gut 79%
Sehe ich auch so 21%

11 Antworten

Nein finde ich gut

Frischer Wind ist immer gut. Klar, hat sie keine Erfahrung, aber sie steckt eben auch noch nicht im Geklüngel von Partei und Parlament und hat sicher noch keine "Leichen" im Keller.

Sie wurde nicht nachgewählt, sondern ist Nachrücker. Stand also auf einer Wahlliste und ist nur knapp nicht in den Bundestag gekommen. Dadurch, dass einer ausgeschieden ist, ist sie jetzt nachgerückt.

Ich find's nicht per se gut, weil viele 22-Jährige einfach die nötige Lebenserfahrung und das nötige Feingefühl nicht mitbringen: Außer Schule, Uni und zumeist wohlhabender Familie mit vollem Support haben die meisten, die politisch aktiv werden, in dem Alter noch nicht viel gesehen und entsprechend "unreif" oder realitätsfern sind dann auch oft ihre Ziele. Habe selbst jemanden in der Familie; sie ist 21, hält sich für sehr reif, sagt das auch gern, studiert und ist trotzdem in vielerlei Hinsicht noch sehr kindlich und verwöhnt.

Zu Emily Vontz sei gesagt: Wenn ich hier beim Focus lese, dass Klimaschutz und ein Absenken des Wahlalters auf 16 Jahre forciert werden, bestätigt das leider in Teilen die Realitätsferne, die ich manchen Leuten dieser Generation anlaste - ich selbst wäre in dem Alter aber nicht besser gewesen und war als CDU-Gemeinderat mit 23 Jahren auch mit Sicherheit keine Leuchte - man braucht immer erstmal eine Periode, bis man "drin" ist in der politischen Basisarbeit. Und einem 16-Jährigen kann man vieles zutrauen, aber Wählen? Na ja. Das Herabsetzen des Wahlalters fordern linksgerichtete Parteien und Grüne seit Jahren immer wieder, weil sie bei ganz jungen Wählern - die noch keine exorbitanten Kosten für einen grünen Lebensstil tragen müssen und von den Eltern finanziert werden - einen Stein im Brett haben; auch die SPD scheint sich bereits Hoffnungen gemacht zu haben um sich auf diese Weise etwas "sanieren" zu können. Auch ist die Gefahr ähnlich wie bei der direkten Demokratie hoch, dass Spaßparteien oder irgendwelche Larrys Stimmen bekommen, weil die Kinder noch nicht wissen, wie ernst es ist und dass Politik halt kein Kindergarten, kein Wunschkonzert und keine Stufenfeier und kein Speed-Dating ist, sondern bittere Wahrheit. So weit sind die meisten aber leider nicht und denken, das ist cool, man wählt die Grünen oder Linken oder irgendwelche "Nein"-Idee-Spaßkandidaten, die noch nicht mal gewählt werden wollen usw., oder von mir aus Dauerbewerber wie den legendären Werner Tereba bei den Bürgermeisterwahlen, die es gar nicht ernst meinen. Egal wo in Baden-Württemberg ein Rathauschef zu wählen war, stand der Mannheimer Tereba jahrzehntelang auf dem Wahlzettel und hatte immer ein paar Stimmen, bis er mit 65 Jahren aufhörte ... den wählte fast keiner, aber Jugendliche würden's aus meiner Sicht locker fertig kriegen, so einen zu wählen und dann säße hinterher jeder in der Tinte. Daher - nein, bei aller Liebe nicht! Der politisch gebildete Filius, der mit 14 der JU oder den Jusos beitritt, aus einer politisch interessierten Akademikerfamilie stammt und schon früh Gemeinderäte usw. kennen lernte, alle deutschen Minister kennt und die Funktionsweise von Land- und Bundestag, NATO und der EU in eigenen Worten verständlich beschreiben sowie den Werdegang der EU von EGKS über EG bis zur heutigen EU soweit fehlerfrei nacherzählen kann, ist zwar ein zum Stützen dieser Argumentation von wegen "Wählen für 16-Jährige" gern präsentiertes Thema, aber eine absolute Ausnahme.

Ich kann da aus eigener Erfahrung berichten, weil ich selber viel zu jung war. Ich hätte mit Mitte 20 auf eine Karriere als Kreisrat und Landtagskandidat - "Ausländerkind mit Vorzeigevita" für die CDU - getrimmt werden sollen mit vollem Support von Stadtverband, Kreisverband und zwei Abgeordneten. Fühlte mich anfangs gebauchpinselt nach all den Demütigungen, die ich als "Ausländerkind" immer einstecken musste und trug meine Nase immer höher bis es schier reinregnete, merkte aber rasch, dass ich dazu eingesetzt werden sollte, um die verlängerte Werkbank alter CDU-Opas zu sein, die mit Anfang 70 nicht mehr selbst in Erscheinung treten wollten und nach außen zwar vor Presse und Regionalradio tönten, dankbar und demütig der jungen Generation Platz machen zu wollen, aber dann die "Jungen" doch beeinflussten, wo es ging und das auf eine teils beklemmende Art. Ich habe es am eigenen Leib erfahren und war dann auch Opfer von Bedrohungen usw., als ich gesagt habe, dass ich das nicht mehr mitmache. Am Ende ist jemand an meine Stelle getreten, den sie dann sogar dazu gebracht hatten für einen Bürgermeisterposten zu kandidieren, der ihm am CDU-Stammtisch von eben jenen Opas schon versprochen wurde. Er scheiterte krachend und hat mir unendlich leid getan, obwohl ich ihn damals eigentlich nicht sehr sympathisch fand.

Die gute Nachricht ist aber, dass solche MdB-Hinterbänkler meist weit weniger zu sagen haben, als sie denken und am Anfang gern alles revolutionieren und selber groß reüssieren wollen, bis sie nach einer Periode merken, dass es nicht geht. Ging mir im Gemeinderat nicht anders ------> ich wollte so vieles machen und ankurbeln, gerade für Ausländer, Jugendliche und Kinder sowie Senioren (ich war damals auch im Altenwerk engagiert) und es ließ sich eine einzige Idee umsetzen - so wird es dieser SPD-Dame auch gehen. Politik ist oft demotivierend, egal in welcher Partei und auf welcher Ebene - nur weiß man das als junger Mandatsträger oft mangels Erfahrung und Reife noch nicht und lernt es erst. Meist hat man irgendwann genug und kandidiert nicht mehr oder ist ausgelaugt, weil das Leben als MdB, geht man es ernsthaft und mit Nachdruck an, sehr anstrengend ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Nein finde ich gut

Die SPD wählt nicht die Bundestagsabgeordneten, ebensowenig irgend eine andere Partei. Das machen immer noch die Wähler.

Persönlich finde ich es sehr gut das auch junge Menschen in den Parlamenten vertreten sind. Renterlobby gibts wirklich genug.

Woher ich das weiß:Hobby – Aktiv in der Lokalpolitik. Lange politisch Interessiert
Nein finde ich gut
Mit 22 in den Bundestag ist doch viel zu jung?

Nein, sehe ich nicht so. Und die Wähler, die sie gewählt haben, wohl ebenfalls nicht.

Auch junge Menschen sind Teil der Gesellschaft, und auch 22jährigen haben entsprechende Rechte und Pflichten - dementsprechend ist es sicherlich kein Manko, wenn diese auch in der Bundespolitik präsent sind.

die sollen mindestens 15 Jahre Erfahrung in der Politik haben.

"Lange dabei sein" heißt nicht, dass man gute Arbeit leistet - oder automatisch "geeigneter" für einen bestimmten Posten ist.

LG

Sehe ich auch so

Ich bin der Meinung, dass das passive Wahlrecht an einen Schul- und Berufsabschluss sowie mindestens vier Jahre praktische Berufserfahrung gekoppelt sein sollte.
15 Jahre halte ich für zu viel.
Aber zusätzlich sollte jeder MdB schon vorher in einer politischen Funktion Erfahrung gesammelt haben.
Dann ist der Bundestagsabgeordnete so "geerdet", dass er die Tücken des Alltags kennt, mit Andersmeinenden umgehen kann und weiß, dass Gesetze und Vorschriften kein Selbstzweck sind.
Das, was uns derzeit an Inkompetenz aus dem Parlament geboten wird, ist schier unerträglich.


Bomberos911  14.12.2022, 21:20

Wie viele der Abgeordneten erfüllen denn derzeit nicht deine Kriterien?

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ReinhardyRupsch  14.12.2022, 22:30
@Bomberos911

Gefühlt 1/3.
Aber ich habe mal "Kürschners Volkshandbuch, 20. Wahlperiode" zu Rate gezogen.
Da sind zwar etliche aufgeführt, die vor ihrer Karriere als Bundestagsabgeordnete, schon als Referenten, Büroleiter und -angestellte für ihre (?) Partei gearbeitet haben aber die würde ich nicht unbedingt damit unter meine Kriterien fallen lassen. Ca. 2/3 haben durchaus ein "normales" Berufsleben aufzuweisen.
Das Klischée "Kreissaal, Hörsaal, Plenarsaal" trifft also eher auf eine Minderheit der MdB´s zu.
Das Problem von Realitätsferne existiert aber trotzdem.

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ReinhardyRupsch  14.12.2022, 22:34
@Patrickheyy

Ja, bei den GRÜNEN sticht deren Fachkräftemangel wirklich heraus.
De Parteien mit den meisten praktischen Berufabschlüssen und -erfahrung sind übrigens die LINKE und die AfD.

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