Mindestlohn abschaffen- Vorteile?

10 Antworten

Dieser "Mindestlohn" , den wir haben, ist kein mindestlohn, da er eben nicht flächendeckend verbindlich ist, sondern es werden immer neue ausnahmen gemacht, und das war auch im vorhinein so kalkuliert. Dieser "Mindestlohn" ist eine Gauklerlüge, genau wie die "Mietpreisbremse". beides reine Verarsche. - und eine verarsche brauchen wir nicht, das können wir uns schenken, daher wäre abschaffung dieser Gauklerlüge das richtige.

loewenherz17 
Fragesteller
 07.10.2017, 14:59

Inwiefern Gauklerlüge?

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Ontario  08.02.2019, 08:52
@loewenherz17

Ich würde das auch als eine Gauklerlüge bezeichnen. LeonidB kann ich nur zustimmen.

Mietpreisbremse ist eine Forderung, die eher sinnfrei ist. Einer der für andere Wohnraum schafft, finanziert das meist über Kredite. Kredite kosten Geld.

Es wird wohl keiner einige Wohnungen bauen, die sich nicht lohnen. Investiert vielleicht 1 oder 2 Millionen in ein Objekt, so benötigt er passende Mieteinkünfte.

Mit den Mieteinkünften müssen Kredite bedient werden. Es müssen Rücklagen für Reparaturen geildet werden, die anfallen. Das geht nur, wenn die Mieteinnahmen passen.

Sicher wird keiner von denen bereit sein, der sich für eine Mietpreisbremse ausspricht, selber Wohnungen vermietet, diese unter Wert abgeben. Das gilt eben für andere, nicht aber für diejenigen selber..

Wenn man als Investor eine Wohnung vermietet für die man mindestens 500.--€ verlangen muss, so kann man diese nicht für 300.--€ vermieten. Kein Investor würde da noch bauen.

Deshalb ist die Mietpreisbremse ein total falscher Ansatz.

Das geht nur im sozialen Wohnungsbau, wo Steuermittel zum Einsatz kommen. Da spielt es keine Rolle, ob mit Verlust gearbeitet wird oder nicht. Am Ende kann man auf den Steuerzahler zurückgreifen.

Sicher gibt es auch Wucher auf dem Wohnungsmarkt. Der entstet, weil es zu wenig passenden Wohnraum gibt. Da regelt eben die Nachfrage den Preis und das wissen eben die Eigentümer.

Bis wir eine Situation auf dem Wohnungsmarkt schaffen, der solche Auswüchse minimiert, wird es noch viele Jahre dauern.

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Abschaffung des Mindestlohns hat zur Folge, das Unternehmen die Arbeitsplätze nicht mehr stark outsourcen. Heißt, das Unternehmen viel eher hier Investieren wollen, weil sie wissen dass sie geringere Ausgaben für Menschliches Kapital haben als zum Beispiel in Frankreich. Das heißt auch, das die Wirtschaft in Deutschland stärker ansteigen wird.

Vorteil wären etliche Preissenkungen bei Handwerksbetrieben, insbesondere Friseuren. Außerdem auch im Gastronomiebereich und anderen Niedriglohnjobs. 

Ein weiterer Vorteil wäre, dass Unternehmen weniger Aufwand haben, nachzuweisen, dass die Mitarbeiter auch nur so und so viele Stunden gearbeitet haben, um letztlich auf den Mindestlohn zu kommen. 

Für Arbeitnehmer sehe ich jetzt direkt keine Vorteile, außer dass es vielleicht hier und da mehr Arbeitsplätze gibt. 

Ich bin trotz der Tatsache, dass ich Links wähle ein Gegner des Mindeslohns weil er nur eine Krücke für ein tieferliegendes Problem ist, nämlich den Lebenshaltungskosten der Menschen. 

Es ist klar, dass bei steigenden Mieten und Nahrungsmittelpreisen, sowie Energiepreisen von wenig Lohn natürlich noch weniger am Ende des Monats übrig bleibt. Zieht man dann einen Mindestlohn ein und hebt diesen periodisch an, steigen kurz danach auch immer die Preise, weil die Unternehmen die Kosten nach und nach an Kunden weitergeben. Das heißt spätestens 2 Jahre nach einer Erhöhung des Mindestlohns, bleibt dem Arbeitnehmer relativ genau so viel vom Gehalt wie vor dem Mindestlohn. Daher muss man eher sehen wie man den Preisdruck aus bestimmten Märkten holt und ganz dringend wäre eine Reduktion der Mehrwertsteuer mit den vorliegenden Steuerüberschüssen, so dass Menschen auf günstigere Waren und Dienstleistungen zugreifen können. 

loewenherz17 
Fragesteller
 07.10.2017, 14:28

Gut argumentiert! Ich habe auch das Gefühl, dass Arbeitgeber sich dann an den mindestlohn "Klammern" d.h. So viel und nicht mehr. Mit tarifgebundenen Verträgen hätte man evtl. mehr Geld in der Tasche. Deshalb finde ich das gut von der FDP: Bürgergeld einführen, sodass man mehr verdient wenn man arbeitet als wenn man auf harz 4 leben würde und sich das arbeiten dann nicht lohnen würde (Mans sogar nach Abnahme des Harz 4 weniger verdient). 

Langfristige Lösungen und nicht an der Oberfläche kratzen..

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DerHans  07.10.2017, 14:33

Du glaubst doch wohl selbst nicht daran, dass ein Handwerker deswegen die Preise reduzieren würde?

Wer anfängt die Preise zu senken, kommt schnell in den Geruch pleite zu sein.

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MaxNoir  07.10.2017, 15:22
@DerHans

Da ich - wie bereits in den anderem Kommentar erwähnt - Eltern habe, die beide jeweils ihr eigens Unternehmen haben, weiß ich ganz genau, dass meine Mutter garantiert die Preise fürs Essen reudzieren würde und mein Vater auch die Preise zumindest für Standarddienstleistungen.

Aber in unserem Volk ist ja scheinbar jeder Unternehmer von Gier so zerfressen, dass man es sich ja nicht mal im ANSATZ vorstellen könnte.

Außerdem, warum sollten sie die Preise auch nicht reduzieren...wenn sich keiner das leisten kann, was sie anbieten machen sie so oder so dicht.

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Ontario  08.02.2019, 08:23

Du als Linkswähler unterliegst einem Irrtum. Glaubst du denn allen Ernstes, dass die Unternehmen die ihre Preise aufgrund des Mindestlohnes angehoben haben, diese nach Abschaffung des Mindestlohnes senken würden ?

Vielleicht ist dir bekannt, dass es eine sog. Lohn.-Preisspirale gibt. Steigen die Löhne, so hat das Auswirkungen auf die Preise. Löhne sind ein Teil der Kalkulation und können nicht unberücksichtigt bleiben.

Jede Tariferhöhung zieht eine Preiserhöhung nach sich. Beispiel Bundesbahn. Die Löhne der Mitarbeiter steigen - Folge - die Fahrpreise werden erhöht, müssen erhöht werden.

Würde man höhere Löhne zahlen, diese aber bei der Kalkulation nicht berücksichtigen, so sähe ich Arbeitsplätze gefährdet. Die Unternehmen müssen Rücklagen bilden können, um sich den Gegebenheiten am Markt anpassen zu können. Neue Maschinen anschaffen die effizienter arbeiten usw..

Wer auf dem Markt zu teuer ist, der hat keine Überlebenschance. Das hat freilich zur Folge, dass der Preisdruck eine Rolle spielt. Nur die Erzeuger/Produzenten die sich den marktwirtschaftlichen Forderungen anpassen, können überleben. Im Einkauf liegt der Gewinn. D. h. wiederum, mit wenig Einsatz den höchstmöglichen Gewinn zu erzielen. Ökonomisches Prinzip.

Eine Reduzierung der Mehrwertsteuer ist nicht zu erwarten, eher eine Erhöhung. Wir zahlen nach wie vor den Soli, obwohl man den längst hätte abschaffen können. Doch auch die Abschaffung des Soli ist noch lange nicht entschieden. Laut Finanzminister Schulz entsteht in den nächsten 4 Jahren ein Steuerdefizit von 25 Milliarden Euro. Deshalb sieht Herr Schulz kaum eine Möglichkeit den Soli abzschaffen.Alternativ bestünde die Möglchkeit den Soli abzuschaffen, dafür die Mehrwertsteuer zu erhöhen.

Wir haben eben die Marktwirtschaft und keine Planwirtschaft. Wohin Planwirtschaft führt, wäre die DDR ein Beispiel. Ohne finanzstarke Unterstützung von Strauss und Kohl, wäre die DDR schon vor vielen Jahren pleite gegangen.

Eine Vermögensumverteilung von oben nach unten, wie es die LINKE vor hat, die wird es bei uns nicht geben. Auch in einem Staat wie der DDR, lebten die Oberen sehr gut, während das Volk eher unter der Mangelverwaltung zu leiden hatte. 15 Jahre oder länger auf ein Auto warten, kann wohl nicht das Ziel sein.

In einer Diktatur wäre das alles möglich, was du dir vorstellst. Wohin die aber führt, dafür gäbe es Beispiele genug. Nordkorea, Venezuela, Kuba usw.

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MaxNoir  08.02.2019, 09:08
@Ontario

Natürlich würden die Preise sinken. Es ist ja auch logisch. Wenn ein Friseur bei sinkenden Löhnen seine Preise beibehalten würde, würde irgendwann keiner mehr zu ihm kommen und er müsste auch dich machen. Also, in bestimmten Märkten würden sinkende Löhne sich auch auf die Preise auswirken aber ich glaube das war auch gar nicht mein Kernargument.

Mein Kernargument ist, dass das Lohnniveau nur eine Seite einer Münze ist, wenn es um den Wohlstand der Menschen geht. Die andere Seite sind immer die Lebenshaltungskosten. Ich kann 1.600 Euro netto im Monat haben, wenn ich davon 900 Euro für Miete ausgeben muss, dann ist mein realer Wohlstand nicht sehr hoch.

Wie du selbst bemerkt hast, ist bei steigenden Löhnen auch immer ein steigender Preis zu erwarten, daher bedeutet eine Anhebung des Mindestlohns im Prinzip nur, dass in wenigen Jahren das Preisniveau entsprechend steigt.

Daher muss eine linke Politik aus meiner Sicht sich vor allem auf die Reduzierung der Lebenshaltungskosten fokussieren. Preise für Energie, Wohnen, Gesundheit und Grundnahrungsmittel müssen gesenkt werden.

Und ich sehe auch nicht wieso das nicht möglich wäre. Dazu brauchen wir keine Diktatur. Die Preise für Wohnungen könnten dadurch runtergehen, dass Kommunen wieder selbst mehr Wohnungen besitzen, das könnten sie auch durch die Gründung eines Unternehmens schaffen, mit dem sie dann privatwirtschaftlich Immobilien verwalten.

Und bei den anderen Dingen sind es nur kleinste Umverteilungen, da reden wir nicht von irgendwelchen Kommunistischen dimensionen.

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Für viele Arbeitgeber hätte das (hypothetisch) den Vorteil, daß nach dem Verstreichen einer angemessenen Schamfrist langsam einschleichend Arbeitnehmer einen dann neu aufkommenden Mindestlohn zahlen müssen, damit sie sich für den Arbeitgeber krumm ackern dürfen.

Einige negative Nebeneffekte wären aber auch die Folge. Bei einem Wegfall des Mindestlohns bekämen viele Arbeitnehmer weniger Geld, können sich weniger kaufen, kleinere Firmen verlieren dadurch Umsätze, zahlen dann noch geringere Löhne (falls sie sich dann Lohnzahlungen überhaupt noch leisten können), und die Deflationsrate steigt. Für Sparguthaben gibt es dann nur noch Negativzinsen.

Wer das unbedingt so haben möchte, muß die FDP wählen.

Wir haben in vielen Branchen Fachkräftemangel. Nur Leute ohne Qualifikation haben relativ genug. Deren Lohn (Kuriere, Helfer, Raumpflege ...) würde sinken. Da viele Menschen bereit sind auch unter dem Existenzminimum zu arbeiten.

Dadurch entstünden aber keine neuen Jobs. Es würden höchstens einige zwielichtige Unternehmer ohne soziale Verantwortung profitieren.

Bestimmte einfache Tätigkeiten wie Kurierfahrten und Putzdienste würden etwas billiger werden.

Dafür müssten wir mehr Geld für Sozialleistungen ausgeben. Zu Arbeitsplatzverlusten hat die Einführung des Mindestlohns entgegen der Prognosen arbeitgebernaher Lobbyisten wie Prof. Sinn bekanntlich nicht geführt. Eine Verringerung der Arbeitslosigkeit wird sich darum auch nicht ergeben.

holjan  07.10.2017, 15:13

Ich muss dich in einem korrigieren. Es wären nicht viele Menschen bereit auch unter dem Existenzminimum zu arbeiten, sondern sie wären faktisch dazu gezwungen dies zu tun, weil Sozialleistungen, die sie in dem Fall definitiv in Anspruch nehmen müssten, eben auch gewissen Forderungen unterliegen.

Der Großteil derer, die vor Einführung des Mindeslohns für 3, 4 oder 5 Euro (Vollzeit) schufteten und anschließend beim Amt um Zuschüsse betteln mussten, weil von solchen Löhnen natürlich keiner leben kann, hat sich definitiv nicht freiwillig ausbeuten lassen, sondern musste derartige Jobs verrichten, um Sanktionen zu entgehen.

Die Zeiten vor dem Mindestlohn hab ich aus nächster Nähe mitbekommen dürfen. Meine Mutter schuftete für 4.50 die Stunde in einer Wäscherei. Das war auch der Durchschnittslohn in diesem Laden während die Inhaberin sich 3x im Jahr Urlaub in fernen Ländern der Welt gönnte und rumheulte, das sie gern mehr zahlen würde, es sich aber nicht leisten kann.

Als dann der Mindestlohn eingeführt wurde ging's plötzlich doch, denn entlassen wurde niemand (ist ja nicht so, das zuvor unnötig Leute angestellt waren). Alles was sich änderte war, das die Inhaberin heute eben statt 3x nur noch 2x pro Jahr schick Urlaub macht - dafür aber 5 Menschen zumindest ansatzweise von dem wofür sie arbeiten gehen auch leben können.

Das die Preise für Dienstleistungen in gewissen Bereichen sinken würden, wenn der Mindeslohn wieder weg wäre, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Niemand verzichtet freiwillig auf Profit.

Der Kunde macht seine Kaufbereitschaft ja nicht abhängig von den Löhnen, die der Arbeitgeber seinen Angestellten zahlt.

Und zu viel weniger Kaufkraft käme es auch nicht, da man heute mit 8,50 sich auch nur den Gang zum Amt wegen Zuzahlungen zum Lebensunterhalt spart. Sprich - die Leute, die früher für weniger ran mussten, können sich durch den Mindestlohn nun auch nicht wesentlich mehr leisten, da der noch immer so niedrig ist, das er eben gerade so zum leben reicht.

Der große Unterschied, den der Mindestlohn macht ist, das er den Arbeitnehmern eine gewisse Würde und auch Freiheit zugesteht.

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Geraldianer  07.10.2017, 15:35
@holjan

Ich wollte nur ausdrücken, dass viele Menschen bereit waren, trotz Sozialleistungen unter dem heutigen Mindestlohn zu arbeiten um ihre Würde zu wahren. Mein Respekt gilt Leuten wie deiner Mutter.

Ansonsten stimme ich dir zu.

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holjan  07.10.2017, 15:50
@Geraldianer

Wie gesagt - so freiwillig war das eben nicht. 

Meine Mutter hat den Job nur deshalb gemacht, weil das Jobcenter das von ihr verlangt hat und eine Ablehnung des Jobs bedeutet hätte, das man ihr die Unterstützung kürzt bzw. streicht.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht was Ausbeutung mit Wahrung der Würde zu tun hat. 

Würde hat sie mit Einführung des Mindestlohns erfahren, weil der ihr ermöglichte auf eigenen Beinen zu stehen, statt beim Amt um die zusätzlichen Gelder zu betteln, um überhaupt leben zu können.

Niemand, der in irgendeiner Form mit dem Jobcenter interagieren muss, verbindet das mit Würde. - im Gegenteil.

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