Mein Papa wird in den nächsten Tagen sterben, wie gehe ich damit um?
Hallo, mein Papa hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Alles ging los im Januar als er eine Blutvergiftung erlitt. Er war insgesamt 10 Wochen auf Intensivstation. Es ging aber wieder bergauf und es wurde alles für eine Reha vorbereitet. Bei einer der letzten Untersuchungen wurde allerdings auch noch ein Tumor festgestellt. Mein Papa gab sich trotz des Schocks kämpferisch und auch die Ärzte haben uns Hoffnung gemacht. Jetzt aber der Schock letzte Woche Freitag an seinem Geburtstag mussten wir den Notarzt holen. Die Diagnose ist eine erneute Blutvergiftung aber diesmal können Sie nichts mehr für ihn tun..er wird heute auf die Palliativstation verlegt und dann langsam einschlafen.
meine Frage ist jetzt, wie geht man damit um? Ich weiß nicht wie ich mich verabschieden soll bzw weiß ich nicht ob ich mich überhaupt verabschieden kann, ich weiß nicht wie ich meiner Mutter helfen kann, ich weiß eigentlich nichts. Wie geht das Leben weiter ohne ihn? Ich hab solche Angst vor der Zukunft , solche Angst um meine Mutter dass sie es alleine nicht packt..
Mein Papa ist am Samstag 56 geworden und ich bin 23 zur Einordnung..
vielen Dank fürs zuhören
9 Antworten
Hi,
lass Dich erstmal drücken. Das ist ein schreckliches Erlebnis.
Ich war damals exakt gleich alt wie Du als ich meine Mutter an den Krebs verlor und stand vor der selben Entscheidung. Ich wollte mich nicht verabschieden, weil ich es nicht wahrhaben wollte und dachte, ich könnte es auf diese Art hinauszögern. Ich bin dann gegangen, hab noch den ganzen Tag mit ihr verbracht und rückblickend bin ich froh, dass ich mich von ihr verabschiedet habe, nochmal alles gesagt habe was mir durch den Kopf ging. Es hat den Trauerprozess, der so schon schlimm und lang genug ist, ein kleines bisschen einfacher gemacht.
Nutz diese Momente noch einmal ganz intensiv. Es sind die letzten Augenblicke, die ihr noch gemeinsam habt bis Du mit Deiner Mutter zurück bleibst und ihr den Weg alleine weitergehen müsst. Du ersparst Dir damit, dass Du zusätzlich mit diesem "Hätte ich doch..." auch noch hadern musst.
Ich wünschte, ich könnte es Dir auf irgendeine Art ersparen.
Lass Dich nochmal drücken.
LG
Ich kann Dich so gut verstehen! Es erscheint Dir jetzt unmöglich, weil Dein Kopf es nicht wahrhaben will und Dein Herz bei dem Gedanken immer noch schwerer wird. Am Ende ist es eine Entscheidung, die Du für Dich treffen musst. Es ist nur so, dass es auch eine Entscheidung ist, mit der Du dann weitergehen musst und Du musst den Weg finden, der es für Dich erträglicher machst. Zwing Dich zu nichts, sei Dir nur ganz sicher. Es tut mir so leid, dass Du da durch musst.
Du hast mein volles Mitgefühl und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie Dir zu Mute ist, weil ich schon meine Eltern verloren habe.
Der Schmerz ist unerträglich, aber mit der Zeit wirst Du mit der Trauer anders umgehen. Diese bleibt präsent, nur in anderer Form und Dein Vater wird in Deinem Herzen mit Liebe und Dankbarkeit weiterleben.
Das hilft Dir aber in der jetzigen Situation nicht. Auf einer Palliativstation ist er auf jeden Fall sehr gut aufgehoben. Sollten Symptome auftreten wie Ängste, Schmerzen etc. kann man diese mittels der richtigen Medikation beheben, zumindest sehr gut lindern.
Verbringe soviel Zeit, wie möglich mit Deinem Vater. Du brauchst nicht viel zu sagen. Eine Umarmung zeigt mehr als Worte. Du merkst selbst, ob und worüber Dein Vater sprechen möchte.
Du kannst Dir in Ruhe überlegen, ob Du Deinen Vater in der Finalphase begleiten möchtest. Diese Entscheidung kann Dir niemand abnehmen. Es wäre ein letzter Liebesdienst. Was zu beachten ist, erklären Dir die Ärzte auf der Palliativstation. Die Familienangehörigen können noch viel für einen Sterbenden tun, z.b. die Mundpflege übernehmen und einfach da sein.
Fühle Dich von mit gedrückt! Für die kommende Zeit wünsche ich Dir und Deiner Mutter viel Kraft!
Jetzt kam gerade die Info dass er gar nicht auf die Palliativstation kommt. Er wird heute auf der Intensivstation sterben, das heißt er wird mir nicht mal antworten können..ich kann einfach nicht mehr. Ich werde ihn so vermissen
Es gibt keinen Tag, wo ich meine Eltern nicht vermisse. Mein Vater ist schon 10 Jahre tot.
Ich darf kommende Woche mit einem Freund seinen Geburtstag begehen, der das letzte Jahr über diesen Kampf gekämpft hat und nun eine Pause einlegt (wissend, das Di Sache nicht erledigt ist) - ich weiß, bei den Eltern ist das och immer ein speziellerer Fall, aber man muss den Menschen bis zum Ende mit Respekt folgen. So oder so es bleibt ihr Weg.
Für dich gilt, das Du so oder so irgendwann nicht nur ökonomisch, sondern auch emotional auf den eigenen Füßen landen würdest. Du solltest es nicht als "Ungerechtigkeit" empfinden, wenn es bei dir etwas früher der Fall ist, als bei anderen. Auch Du musst dein Schicksal nehmen, wie es kommt. Hadern ist in jedem Falle Kontraproduktiv.
Verabschiede dich unbedingt so lange wie es geht, und sei möglichst lange bei ihm.
Am besten kann man fragen, wie er die Dinge gerne geregelt hätte.
Und dann nach seinem Willen durchführen und dabei die Mutter unterstützen.
Alles Gute und viel Kraft
Ich weiß wie hart es ist in so jungen Jahren einen Elternteil - oder auch proportionsl jung einen Ehepartner zu vervieren.
Es es bleibt Dir nur die Möglichkeit so lange es geht bei Deinem Vater zu bleiben - ihm nahe zu sein, ihm die Hand zuhalten und - wenn auch einseitig mit ihm zu sprechen - er wird es hören und fühlen.... und spiele ihm Musik vor, welche er immer gerne gemocht hat.
Später - an Dich und Deine Mutter - haltet Euch aneinander fest und gebt Euch so gegenseitig Kraft. Ich als Außenstehende kann Eich dazu nur viel Kraft wünschen.
Vielen Dank für ihre lange und ausführliche Antwort. Ich bin mir einfach unsicher ob ich das überstehe ihn nochmal so zu sehen…er war immer so voller Lebensfreude und jetzt soll es vorbei sein. Ich versteh es einfach nicht