Kultur und Herkunft vergessen?
Wieso haben die heutigen weißen Amerikaner ihren Europäischen Herkunft, Kultur und Sprache vergessen? Die meisten müssten doch eigentlich zuhause deutsch, niederländisch, schwedisch, dänisch, spanisch etc sprechen, statt nur englisch. Denn sie waren ja nicht alle aus England.
7 Antworten
Dass die - meisten - weissen Amerikaner ihre Herkunft vergessen haben ist falsch. Das sieht man an folgenden Merkmalen:
- Anlässe wie das Oktoberfest werden auch in den USA gefeiert - an einem Ort soll es das wichtigste Fest des Jahres sein
- Senatoren und sogar Präsidenten sind stolz darauf, wenn sie zum Beispiel deutsche oder irische Wurzeln vorweisen können. Einige haben auch schon die Heimat ihrer Vorfahren besucht.
- Es gibt in Grossstädten Quartiere, welche von einer bestimmten Nationalität besonders gerne bewohnt werden. Ich denke da vor allem an Griechen und Italiener.
- Es gibt viele Orte in den USA, die deutsche Namen tragen. Vielen Bewohnern ist der Bezug zum Ort in Europa oder dem Land wichtig.
Recht hast Du in Bezug auf die Sprache. Das scheint das Merkmal zu sein, dass am raschesten verschwindet.
Viele europäischen ImmigrantInnen in den USA leben bereits in 3, 4 oder gar 5 Generation dort. Die amerikanische Sprache ist also tiefer verankert als die zB Deutsch. Die anderen Kulturkreise sind auch stärker verankert weil die deutsche Leidkultur sich immer aus vielen anderen Kreisen gebildet hat als nie rein deutsch war.
Das ist eine sehr gute und interessante Frage, die ich mir seit Jahrzehnten stelle.
Oft wollten die Einwanderer nichts mehr von ihren alten Heimatländern wissen, da sie dort oft nicht gut behandelt wurden und in Amerika neu anfangen wollten. Daher haben sie die Sprachkenntnisse nicht mehr weiter gegeben, weil Deutsch zum Beispiel für das unterdrückende Preußen stand. Und wer in den USA geboren wurde, war ja dann schon Ami, auch wenn die Eltern direkt aus Sachsen oder Hessen eingewandert waren.
Die USA wollten und sollten etwas ganz neues sein, ein neues Jerusalem, wo die Menschen sich von ihren Wurzeln trennten und eine Art neue Zivilisation schafften.
Anders als die Länder spanischer und portugiesischer Zunge in Amerika, die oft in den 1810ern, 1820ern und 1830ern unabhängig wurden, sahen sich die USA eher als etwas einmaliges, neues an. Es wollte ja auch wirklich jeder dorthin, es galt als Paradies- der Natur, der (sexuellen) Freiheit, des Aufbruchs und des Fortschritts. Dort konnte man- anders als in Preußen- noch etwas werden, weil ja noch nix da war. Wer als Bauer im Jahr 1812 in Colorado lebte, der aus sagen wir mal Bamberg in Bayern stammte und in einem Nest lebte, wo sagen wir mal es keine Handtücher gab, konnte in den USA zum Handtuchmagnaten werden, weil es nicht genügend im Land gab und der Import teuer und aufwändig war. In Preußen wäre er als Handtuchfabrikant einer von Dutzenden gewesen.
Als an Brasilien sehr interessierter Mensch weiß ich, dass es dort z.B. rund 5 Mio! Menschen deutscher Abstammung gibt, vor allem im Bundesstaat Santa Catarina mit der legendären Stadt Blumenau, die im 19.Jhd durch Dr.Hans Blumenau begründet wurde. Diese deutsch- Brasilianer pflegen deutsches Brauchtum, sie sprechen Plattdialekte und feierten bis Corona fleißig Oktoberfeste. Viele sprechen fließend und akzentfrei Deutsch, sehen sich aber als Brasilianer. Oft merkt man das an ihren Namen wie der weltbekannte Stararchitekt Oswaldo Niemeyer, der Ex-Präsident Ernesto Geisel und andere.
Ich hoffe, ich konnte das ein bisschen erklären? Sorry für den langen Text.
Soweit ich weiß war die deutsche Sprache durch den Krieg verpönt. Man mochte nicht, wenn jemand deutsch sprach. Aber es gibt noch immer Amerikaner die deutsch sprechen und im Besonderen deutsche Traditionen aufrecht erhalten.
Abgesehen von der Sprache, wissen aber viele Amerkaner welcher Herkunft sie sind. Denn im Gegensatz zu Deutschen, ist es kein Tabu oder gar rassistisch die Abstammung zu hinterfragen.
Wie z.B auf dieser Webseite, auf der man sehen kann welcher Abstammung berühmte Leute sind:
Weil die z. T. seit über 100 Jahren da leben. Meine Familie (väterlicherseits) kommt ursprünglich auch aus der Slowakei. Trotzdem sprechen weder mein Vater, noch seine Geschwister, noch ich, noch sonst jemand, der nach der Flucht geboren wurde, slowakisch.