Konjunktiv II mit Vokaländerung

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Zu stehen - stand - stünde hättest du gern eine Liste mit ähnlichen Wörtern (z.B. „helfen“ ---> „hülfe“)?
Nun, du findest diese in der Mehrzahl allerdings veralteten K II-Formen (verdürbe, stürbe, würfe, gewönne, spönne..). in der WP-"Liste starker Verben (Deutsche Sprache)", die dir latricolore angegeben hat in der Tabelle der Ablautreihen, mittlere Spalte unter der Überschrift: "1./3.P. Sg. Ind. Prät.". http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_starker_Verben_%28deutsche_Sprache%29

Lass mich dazu die Ursache für "hülfe" erklären, das du nun als 2. Beispiel angeführt hast, denn die Mehrheit der gesuchten Verben kommt in derselben Ablautklasse vor.

Im Alt- und im Mittelhochdeutschen hatte bei zahlreichen starken Verben das Präteritum im Singular und im Plural verschiedene Stammvokale, nehmen wir also helfen-half-geholfen und werden-wurde-geworden, beide aus der Klasse IIIb:

Indikativ Präteritum:
ih half, du halfst, er half // wir hulfen, ir hulfet, si hulfen
ih ward, du wardst, er ward // wir wurden, ir wurdet, si wurden*

Der K II wurde durch ein -i- in der Folgesilbe gebildet, das den "i-Umlaut" bewirkte.

Bei beiden Verben gab es im Indikativ des Prät. einen "Formenausgleich", jedoch nach verschiedenen Richtungen:
bei helfen wurde der Pluralstamm dem Singular angeglichen,
bei werden der Singular dem Plural. Der Sg. "ward" ist nur mehr poetisch, und es gibt überhaupt keinen K II wärde mehr, sd. nur mehr -ü- in allen Personen.
Das hülfe andererseits hat recht lange überlebt. („Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und litte Schaden an seiner Seele“, übersetzt Luther - Matth. 16,28)

Übrigens:
"Ablaut" ist der Austausch eines Stammvokals als Wortbildungselement
"Umlaut" = die Veränderung eines Vokals durch den Einfluss eines anderen,
daneben aber gibt es zahlreiche andere Ursachen/Bedingungen für die Veränderung von Lauten, sodass jedes Wort gesondert zu erklärten wäre, wobei jedoch immer wieder Gemeinsamkeiten und Parallelen festzustellen sind, was im 19. Jh. zur Vorstellung von "Lautgesetzen" als einer Art von Naturgesetzen führte.

Vielen vielen Dank!!!!

Genau auf so eine Antwort habe ich gehofft. Du hast dir das Sternchen wirklich verdient. Ein hervorragender Beitrag. :)

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Du schreibst:

"ein völlig anderer Vokal auftritt" - stehen; Präteritum Indikativ: ich stand; Präsens Konjunktiv II: ich stünde Aus dem "a" wird also ein "u" -

So ist da allerdings nicht, denn bei stehen war der Indikativ Präteritum "stund". Irgendwann wurde stunt an das PP gistantan angeglichen, der Konjunktiv II - u mit i-Umlaut - aber hielt sich länger.

Ein -s ist abhanden gekommen (3. Wort im letzten. Absatz: da> das)

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@Koschutnig

Vielen Dank!! Mit dieser Antwort kann ich schon ziemlich viel anfangen. Ich hab mich nämlich schon immer gewundert, wie es dazu kommt, dass aus „stand“ dann im Konjunktiv II „stünde“ werden kann. Aber du weißt nicht zufällig, wo ich eine Art Liste mit ähnlichen Wörtern finden kann? (z.B. „helfen“ ---> „hülfe“)

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Du kannst doch keine Endloslisten lernen. Du kommst schon weit, wenn du dir merkst: Steht im Präteritum des Verbs ein a, o oder u, dann wird daraus ä, ö oder ü. stehen - stand - stände. - bot -böte, fahren - fuhr - führe. "stünde" gibt es auch, solche Bildungen, die auch noch verwendet werden, sind eher die Ausnahmen.

Das meint er ja nicht, sd. jene seltenen Verben mit K-II-Formen, bei denen der Stammvokal offenbar NICHT vom dzt. Prät.-Indikativ-Vokal herrührt.
Gruß - K.

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Was bringt Dir eine solche Liste, wenn diese Formen heutzutage doch weitgehend veraltet sind? Wer sagt schon noch: "Angenommen, ich büke einen Kuchen und trüge dabei eine Mütze"?

Hier noch was zur Bildung des Konjunktiv II
http://www.klausschenck.de/ks/downloads/konjunktiv.pdf

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