Warum ist es beim Konjunktiv bei diesen Verben anders?
Hallo, es stimmt ja, dass das Verb hoffen einen uneingeleiteten dass-Satz einleiten kann. Wenn das Verb hoffen im Indikativ Präsens steht, ist der uneingeleitete Nebensatz auch im Indikativ. Beispiel: "Ich hoffe, du bist gesund." Wenn jetzt das Verb hoffen in der Vergangenheit steht, greift der Konjunktiv 1 oder 2. Eine Erklärung dafür ist: Wörter wie „hoffen“, die schon Unsicherheit ausdrücken, benötigen nicht noch einen Konjunktiv. „Ich hoffe, du bist gesund.“ Wenn man aber versucht, diesen Satz in die Vergangenheit zu versetzen, gerät das Zeit- und Beziehungsgefüge durcheinander: „Ich hoffte, du bist gesund,“ oder „Ich hoffte, du warst gesund“. Abhilfe schafft der Konjunktiv, der eben nicht zeitlich anordnet, sondern nur die Ungewißheit andeutet: „Ich hoffte, du seist/wärest gesund“. So, jetzt ist es noch bei den Verben "scheinen" und "wünschen" so, dass der uneingeleitete Nebensatz, den sie einleiten, im Konjunktiv 1 oder 2 steht, auch wenn diese Verben im Indikativ Präsens stehen. Jetzt brauche ich so eine klare Erklärung wie dort oben. Ich möchte wissen, warum speziell diese Wörter auch den Konjunktiv im uneingeleiteten dass-Satz einleiten, obwohl sie im Indikativ Präsens stehen. (Im Gegensatz zu dem Verb "hoffen", bei dem der Konjunktiv im uneingeleiteten dass-Satz nur dann steht, wenn das Verb "hoffen" in der Vergangenheit steht.)
3 Antworten
Das ist mir nicht bekannt. Soweit ich weiß, werden die Verben hoffen, scheinen, wünschen usw. alle gleich konstruiert.
Das hat mit der Zeit nichts zu tun.
"Ich hoffte, du bist gesund" (umgangssprachlich "ich hab(e) gehofft, du bist gesund") kann heißen, dass ich vor einiger Zeit (z. B. bevor ich dich getroffen habe) noch Hoffnung hatte, dass du gesund wärest, mich jetzt aber davon überzeugen musste, dass du krank bist.
Dann schlage ich vor, dass du Fachleute dazu fragst, z. B. bei http://www.grammatikfragen.de/
Ja, idiomatisch ist "ich habe gehofft, dass Du gesund bist" für mich bspw. in dieser Situation: A geht B besuchen, von dem er fürchtet, dass er krank ist. Doch B macht völlig gesund die Tür auf. A sagt erleichtert und froh: "Ich habe gehofft, dass Du gesund bist!"
Ich sage nur mal so aus der Sprachpraxis: ein Präteritum wie "ich hoffte" ist aus der deutschen Umgangssprache fast komplett ausgestorben (meiner Erfahrung nach). Ein Perfekt wie "ich habe gehofft" ist dagegen durchaus noch üblich.
Abgesehen von "ich war" und "ich hatte" (was sehr häufig ist) sind andere Präteritumsformen generell in der deutschen Umgangssprache selten geworden (ok, manche Hilfsverben noch, "sollte", "musste", "durfte"...).
Meine Erfahrung: nicht nur Genitiv stirbt allmählich aus (zugunsten des Dativs), sondern auch das Präteritum (zugunsten des Perfekts, obwohl dieses eine "längere Form" hat).
Du sprichst von der Umgangssprache. Das macht es leichter, über "Perfekt oder Präteritum?" zu sprechen und einige Ergänzungen anzufügen. Ich stimme dir in allem zu. Das ist im Wesentlichen auch meine Erfahrung. Aberrrr ....
... neben "haben/sein" ist das Präteritum sprechüblich bei
- allen Modalverben
- es gibt (also "es gab"; kaum jemand sagt "Gestern hat es viel Verkehr in der City gegeben.")
- oft in anderen unpersönlichen Formulierungen mit es (Es ging ganz schnell. , Es drehte/handelte sich darum, dass... etc.)
- oft in als-Sätzen ("Als der Zug ankam, ... ", "Als das Feuer ausbrach, ...")
- oft bei Verben, die einen (gerade eingetretenen) Ruhezustand ausdrücken ("Der Saal war brechend voll. Da saßen mindestens 500 Leute drin.")
- oft bei "ich dachte/wusste, dass", "er/sie meinte/n" (selten allerdings bei "an etwas/jdn. denken"),
- nicht brauchen + zu-Inf. ("Mein Vater brauchte nie im Haushalt zu helfen. So lief/war das damals eben.")
Es gibt weitere Verben, die auch in der Ugs. immer noch gern im Präteritum benutzt werden. Bei der Schilderung von Situationen greift man zwecks Dramaturgie oft auch in der gesprochenen Sprache zum Präteritum. Aber all das würde jetzt zu weit führen. Ich wollte nur deine Ausführungen etwas ergänzen.
Wieder mal ist's mir passiert, dass ich nicht aufs Datum der Frage geachtet habe. Ein 2.Fehler: Der Fragesteller wollte ja was über den Konjunktiv wissen. Ich muss gestehen, ich habe dessen Text ab der Mitte nicht mehr weitergelesen. Das war mir denn doch zu viel Kuddelmuddel. Ich habe dann nur noch auf deinen Text geschaut und zu ergründen versucht, worum es eigentlich ging. Dass du auf seine Frage aber gar nicht eingegangen ist, habe ich nicht mehr registriert; die Frage "Präteritum oder Perfekt?" scheint mir wohl interessanter gewesen zu sein.
Ich meine, dass es mit dem Zeitengefüge zusammenhängt, ich denke dabei an das, was im Französischen die "concordance des temps" bezeichnet.
- "Ich hoffe, Du bist gesund" ist klar - wir sind in der Gegenwart und jemand sagt den Satz bspw. am Telefon. Der Gesprächspartner kann gleich sagen, ob er gesund oder krank ist.
- Bei "Ich hoffte, Du wärest gesund" ist jetzt schon bekannt, ob das Du zum Zeitpunkt des Hoffens nun gesund oder krank war. Es ist eine Erzählung, vollständig abgeschlossen.
- "Ich hoffte, Du seist gesund." Bei diesem Satz sind wir in der Gegenwart. Nehmen wir an, ein Besucher kommt und trifft den Gastgeber krank an. Er sagt: "Ich hoffte ('ich habe gehofft' ist übrigens sehr viel idiomatischer), Du seiest gesund. Und jetzt treff ich Dich hier krank an...". Die Hoffnung bezog sich auf die Gegenwart, fand aber in der Vergangenheit (bspw. beim Entschluss, den anderen zu besuchen) statt.
Noch ein Beispiel, was die Zeitenfolge ganz deutlich macht:
- Ich hoffe, Du kommst zu meinem Geburtstag. / Ich hoffe, Du wirst zu meinem Geburtstag kommen. (Auch das Präsens hat hier Zukunftscharakter.)
- In der Vergangenheit: Ich hoffte, Du würdest kommen. > Der Konjunktiv ist hier das "Futur der Vergangenheit".
Auch bei "wünschen" und "scheinen" musst Du deutlicher differenzieren:
- Ich finde, dass ein uneingeleiteter Nebensatz nach "wünschen" im Präsens Indikativ nicht idiomatisch ist: "Ich wünsche, dass Du kommst." (Niemals würde ich sagen: "Ich wünsche, Du kommst/Du kämst." - egal, ob Konjunktiv oder Indikativ im Nebensatz. Ich habe das auch noch nie so gehört.)
- Bei "wünschen" im Konjunktiv2 im Hauptsatz ist ein uneingeleiteter Nebensatz idiomatisch: Ich wünschte, Du würdest kommen / Du kämst. Hier ist der Wunsch ausschlaggebend für den Konjunktiv. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Wunsch in Erfüllung geht, ist gering.
- Wenn nun die Vergangenheit ausgedrückt wird, dann greift wieder die Zeitenfolge: Ich habe mir gewünscht, Du würdest kommen. Ich habe mir gewünscht, dass Du kommst. (Und in dem letzten Fall ist das Du auch da.)
Und bei "scheinen" fehlt mir jetzt die Motivation.
Ich habe das schon einmal gefragt: Wofür brauchst Du das? Ich bezweifele den Sinn solcher Überlegungen. Ich beschäftige mich auch viel mit Sprache, sowohl mit meiner Muttersprache als auch mit einer Fremdsprache, und ich gebe mich auch nicht mit Oberflächlichkeiten zufrieden. Allerdings tauchst Du hier meines Erachtens an falscher Stelle und mit dem zwanghaften Wunsch nach festen Wenn-dann-Regeln. Darüber verlierst Du die Praxisrelevanz und die Idiomatik.
Diese Fragen sind nicht schwarz-weiß zu beantworten. Es reicht ein einziges Gegenbeispiel, und Dein Konstrukt kracht zusammen. Ob in diesen Fällen Konjunktiv oder Indikativ ist, hat mit den uneingeleiteten Nebensätzen außerdem wenn überhaupt nur noch wenig zu tun. Es geht hier um Idiomatik und darum, einen bestimmten Sachverhalt zu verdeutlichen. Du kannst dieses Thema nicht durch die grammatischen Scheuklappen betrachten.
Also: Wozu brauchst Du das?
Also ist im Indikativ Präsens dieser Verben der uneingeleitete Nebensatz im Indikativ, in der Vergangenheit der Verben ist aber der uneingeleitete Nebensatz im Konjunktiv 1 oder 2?