Kennt ihr konkrete und gute Beispiele für langfristig wirksame Entwicklungshilfe?

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Bei einer hohen Abhängigkeit von externen Geldgebern ist nach meinen Erfahrungen jedes Projekt gefährdet. Ob Hilfe taugt oder nicht, zeigt sich daran, inwieweit sie das Engagement der Afrikaner stärkt und sie dazu bringt, sich selbst um die Entwicklung ihres Kontinents zu kümmern. "Hilfe zur Selbsthilfe" sind oft lediglich Fahnenworte in der Entwicklungshilfe. Ob etwas Hilfe zur Selbsthilfe ist, entscheidet sich nicht dadurch, dass man behauptet, es sei so. (Hilfe zu Selbsthilfe sollte nur auf Zeit und nur dem gegeben werden, der sie wirklich braucht.) Wenn Hilfe gut funktioniert, macht sie sich selbst überflüssig. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, aber für alle, die von den guten Taten leben, ist das keine uneingeschränkt gute Botschaft. Weil es keine rechtlich eigenständige Aufsicht und Qualitätskontrolle gibt lebt die Entwicklungshilfeindustrie prächtig von ihrem grandiosen Misserfolg. 

Positive Beispiele:Kirchliche Entwicklungsprojekte sind oft vorbildlich, denn sie unterstützen mit wenig Ressourcen, aber viel Engagement kleinere Partner. Nach meinen Erfahrungen in mehreren afrikanischen Ländern gibt es nachahmenswerte Beispiele von Hilfe seitens der Kirchen. Um nur eines zu nennen: Mehr als 1200 Salesianer Don Boscos arbeiten in 42 afrikanischen Ländern gemeinsam mit jungen Menschen am Rande der Gesellschaft. Sie betreuen Jugendzentren, Grund- und weiterführende Schulen, Berufsbildungszentren und ländliche Entwicklungsprogramme.
Jugendliche sind gerade oft schlecht gerüstet, um der Armut zu entgehen. Dies gilt nicht, wo Kirchen Kindern Zugang zu Bildung ermöglichen und ihnen die Chance zum Lernen geben. Die kirchlichen Hilfswerke haben den Vorteil, dass ihre in die Entwicklungsländer entsandten Mitarbeitenden oft die lokale Sprache sprechen, sehr lange vor Ort tätig und daher mit Land und Leuten viel besser vertraut sind als staatliche Helfer, die in der Regel nur für wenige Jahre entsandt werden. Kirchen engagieren sich in Afrika vor allem im Bildungsbereich, in der Gesundheitsfürsorge und Nothilfe. In manchen Staaten sichern sie Grundbedürfnisse wie Bildung, Gesundheitsvorsorge und Sozialfürsorge – Bereiche also, in denen die Korruption besonders verbreitet ist und die für viele Staaten keine Priorität darstellen. Christliche Schulen und Universitäten zählen meist zu den besten des Landes. Kirchliche Gesundheitszentren sind nah an den Armen und ihrer Lebenswirklichkeit. Das medizinische Angebot ist häufig qualitativ besser als in staatlichen Einrichtungen. Da die Kirchen weniger Mittel zur Verfügung haben, überprüfen sie – wie die Untersuchungen der Universität Saarbrücken darlegen – ihre Arbeit intensiv und erfolgreich.

African Leadership Academy
Statt auf Hilfe von außen zu warten, , gründete der 38-jährige Ghanaer Fred Swaniker die «African Leadership Academy» in Johannisburg. Eine Kaderschmiede für die künftige Elite, der nicht nur ihre eigene Karriere, sondern das Wohl des Kontinents am Herzen liegt.African Leadership Academy» – einer Schule für Jugendliche vom ganzen Kontinent. Der Kontinent dürfe sich nicht länger auf ausländische Investitionen und Entwicklungshilfe verlassen". «Afrika muss sein Schicksal endlich selbst in die Hand nehmen.» Dazu brauche man vor allem eines, «Führungspersönlichkeiten». Politiker, die als die neuen Nelson Mandelas für Frieden, Stabilität und Demokratie sorgen. Wissenschaftler, die Impfungen gegen Malaria und Ebola entwickeln. Unternehmer, die «afrikanische Googles und Microsofts» gründen.

Cotton made in Afrika

Die Initiative „Cotton Made in Africa“ die von dem Hamburger Unternehmer Michael Otto ,von dem Textitilunternehmer Gerhard Rösch , C&A, Tschibo, Puma und 18 weiteren Unternehmern unterstützt wird ist ein vortreffliches Beispiel für fairen Handel. Die Initiative fasst Baumwollfarmer zusammen, die unter nachhaltigen Bedingungen Baumwolle produzieren und im Gegenzug von fairen Preisen profitieren.
Das wichtigste Ziel ist afrikanische Baumwolle für den Markt in Europa und den USA zu erschließen. Oft an den untätigen Regierungen vorbei wurden bereits rund 450 000 bislang benachteiligte Kleinbauern von den Programmen direkt und ohne Umwege profitieren. Erhöhte Ernteerträge, bessere Umwelt-und Sozialstandards haben der Landbevölkerung und den afrikanischen Händlern bessere Preise und damit ein besseres Einkommen gebracht. Gerhard Rösch GmbH lässt inzwischen in Afrika (Lesotho, Maritius und Äthiopien) weiterverarbeiten.Die bisherige Entwicklungshilfe hat zu Abhängigkeiten geführt. Diese Entwicklung durchbricht Cotton made in Africa.Tchibo als der größten Abnehmer der Initiative Cotton made in Africa, hat in den Anbaugebieten in Benin und Sambia je fünf Schulen gebaut.Die Schulen wurden mit 10.000 Schulbüchern ausgestattet. 20.000 vor Ort produzierte Schuluniformen gehören ebenso zum Projekt wie Solaranlagen zur Stromerzeugung und Schulgärten, die Lebensmittel für die Schulkantinen liefern. Über 750 Kinder profitieren von dem Projekt.

EinDollarBrillen
Das Projekt EinDollarBrille ist aus meiner Sicht eine beispielhafte zivilgesellschaftliche Initiative, die durch gezielte unternehmerische, Arbeit schaffende Initiativen dazu beiträgt, die Potenziale junger Afrikaner zur Entfaltung zu bringen. Jedes Hilfswerk behauptet “Selbsthilfe” zu fördern, aber es ist meist in der Realität eine totgeredete Formel. So bleiben letztlich keine Spuren der beabsichtigten Hilfe. Anders der Mathematik und Physiklehrer Martin Aufmuth. Wer mit Engagement, Initiative und verhältnismäßig wenigen Mitteln derartige Hilfseffekte auslöst, handelt vorbildlich. Die EinDollarBrille besteht aus einem leichten, flexiblen Federstahlrahmen und fertigen Gläsern aus Kunststoff, die einfach eingeklickt werden. In Ruanda, Malawi und Burkina Faso wurden zuvor arbeitslosen Menschen zu genannten EinDollarBrillen-Optikern ausgebildet. Sie lernen dabei mit Hilfe einer von Aufmuth entwickelten Maschine und einigen Werkzeugen aus einem Stück Draht ein Brillenrahmen zu fertigen. Neben den manuellen Fertigkeiten erhalten sie das notwendige Wissen in Optik sowie grundlegende Kenntnisse in Betriebswirtschaft .Nach unserer Ausbildung erhalten sie die Maschine auf Leihbasis und eröffnen ihr eigenes Optiker Geschäft. So haben sie ein Einkommen und versorgen durch die lokal produzierten Brillen die Menschen in ihrer Gemeinde. Durch das Projekt entstehen Arbeitsplätze vor Ort.

AMREF
Hilfsorganisationen für Afrika gibt es sehr viele - humanitäre Hilfe für Afrika aus Afrika selbst ist selten. "Amref Health Afrika" ist eine dieser raren Organisationen. Sitz der 1957 gegründeten Gesundheitshilfe ist Nairobi in Kenia. Bekannt wurde sie zunächst mit ihrer Hilfe aus der Luft, ihren "Flying Doctors" - Amref Health Africa ist heute die größte nichtstaatliche Gesundheitsorganisation des afrikanischen Kontinents.
Diese Internationale NGO hat ein Jahresbudget von circa 100 Millionen US-Dollar. 1.000 Mitarbeiter, 95 Prozent davon sind Afrikaner. Heute leistet Amref medizinische Hilfe in Äthiopien, Uganda, Tansania, Senegal, Süd-Sudan und in Südafrika. Beratung und Trainingsprogramme laufen in weiteren 30 afrikanischen Ländern. So inzwischen auch in Westafrika. Die ARTE-Reporter Michael Unger und Thomas Vollherbst sind bei mehreren Einsätzen der "Flying Doctors" mit dabei gewesen, und haben erfahren, dass "Amref Health Africa" es noch immer schafft, medizinische Hilfe in die entlegensten Regionen Afrikas zu bringen.

Vorbildlich ist meines Erachtens das Hilfsprojekt von AMREF und LANXESS. Dank einer Kooperation zwischen LANXESS und der African Medical and Research Foundation (AMREF) erhalten 25 Schulen mit rund 10.000 Schüler in Tansania eine ausreichende Wasserversorgung, neue Sanitäranlagen sowie Schulungen in Sachen Gesundheits- und Körperpflege.

Ärzte ohne Grenzen
Ich kenne seit vielen Jahren die medizinische Nothilfe von Ärzte ohne Grenzen in den Krisengebieten Afrikas. Überall wo die humanitäre Situation äußerst schwierig ist, es unzureichende Gesundheitsstrukturen gibt, leisten diese Ärzte großartige Arbeit.Sie stellen hohe Anforderungen an die Mitarbeiter: mehrere Jahre Jahre Berufserfahrung ein absolutes Muss sind gute Englischkenntnisse, hilfreich ist es auch, wenn man zusätzlich Französisch spricht. Alle arbeiteten unter einfachsten Verhältnissen . Geschlafen wurde in Gemeinschaftszelten. Fließendes Wasser gibt es selten, Strom nur zu bestimmten Zeiten.

ZIKOMO

Vielen Afrikanern ist es nicht möglich das Studium ihrer Kinder eigenständig zu finanzieren. Hier hilft u.a. der Verein ZIKOMO(“Danke”) in Graz. Es werden afrikanische Studenten und Studentinnen in ihren Heimatländern gefördert. Studienbezogene Kosten werden übernommen. (www.zikomo.at) Die Überwindung der Bildungsarmut bedeutet besonders für die Frauen Selbstvertrauen und eine Chance ihre Situation dauerhaft zu ändern. Mit diesen so genannten Sur Place Stipendien kann auch der Abwanderung des hochqualifizierten akademischen Nachwuchses aus ökonomischen Gründen entgegen gewirkt werden. Auf diese künftigen Fach-und Führungskräfte, insbesondere im naturwissenschaftlich technischen Bereich, sind die Länder dringend angewiesen.Ich bin der Meinung , dass staatliche Hilfe stark zurückgefahren werden sollte. Es sollten nur noch in wenigen Ländern eigene Anstrengungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Landwirtschaft unterstützt werden. Bildung spielt eine enorm wichtige Rolle in der Armutsbekämpfung; nur wer lesen, schreiben und rechnen kann, kennt seine Rechte und kann sie einfordern, nur er hat die Chance, eine besser bezahlte Arbeitsstelle zu finden.

E-Learning

Lehrveranstaltungen der ETH Lausanne (wie ähnliche englischsprachige Programme von US-Universitäten), die kostenlos im Internet abgerufen werden können, sind eine konstruktive Initiative, die in den nächsten Jahren weiterentwickelt werden sollte. Diese Art von Studienförderung, die das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl der Menschen stärkt, ist eine echte Hilfe.

Das sind ein paar konkrete positive Beispiele.

Volker Seitz, Buchautor "Afrika wird armregiert"/2014

birne25  02.03.2016, 03:00

Wie hilft E-Learning konkret armen Menschen? Ich war ne zeitlang in Honduras und hab zwei Sachen gemerkt: 1. Die Menschen dort kennen Selbständiges Lernen kaum. Das wird uns hier tatsächlich in der Schule beigebracht. Die Hondurianer waren überrascht, dass ich Kochrezepte im Internet nachgeschaut hab, oder dass ich mir Gitarre spielen selbst beibringen konnte. 2. Viele haben kein Internet, keinen Computer und keine Computerkenntnisse. Ich habe dort Leute kennengelernt, die zwar studiert haben und eine Email-Adresse dafür hatten, aber nichtmal ein Bild von einem Ordner in den anderen kopieren konnten.

Das Projekt klingt ja erstmal ganz schön. Aber es ist denke ich viel zu sehr aus unserer Perspektive gedacht. Denn für westliche Studenten ist das tatsächlich ne tolle Sache, die Studenten in finanziellen Schwierigkeiten helfen könnte. Aber wie das einem Afrikaner helfen soll, der wahrscheinlich sogar viel zu viel arbeiten muss, als dass er dafür Zeit finden würde... Das versteh ich nicht

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Guten Abend,

Die Entwicklungszusammenarbeit kann es sich angesichts wachsender Armutsprobleme und steigender Forderungen nach mehr Hilfe nicht mehr leisten, kaum ernsthafte Wirkungsstudien vorlegen zu können. Der Legitimationsdruck in Politik und Öffentlichkeit wächst – und wird anhalten. Regierungsverantwortliche und Parlamentarier fordern deshalb mehr Transparenz und Wirkungsbelege. Sie lassen sich nicht mehr länger mit einzelnen anekdotischen "Erfolgsgeschichten" aus dem Projektalltag oder auf Selbstevaluationen oder -einschätzungen beruhenden Berichten abspeisen, mit denen sie den Bürgerinnen und Bürgern die Bedeutung der Entwicklungszusammenarbeit nicht vermitteln können.

Die internationale Gebergemeinschaft hat im letzten Jahrzehnt verstärkt auf diese Forderungen reagiert. In einer Reihe von internationalen Tagungen hat sie sich zur Wirkungsorientierung bekannt. 

Ich hoffe ich konnte dir helfen.

Wissensdurst84

Hintergrundinformationen: berlin-institut.org

Wichtige Akteure im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit sind  zertifizierte Nichtregierungsorganisationen (NRO). Diese arbeiten in sehr unterschiedlichen Bereichen. 

Solche NRO finanzieren ihre Projekte zu einem großen Teil über Spendengelder, erhalten aber aufgrund ihrer beträchtlichen Eigenfinanzierung aus Spenden auch staatliche Beiträge. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Entwicklungszusammenarbeit#Entwicklungszusammenarbeit_der_Nichtregierungsorganisationen

Der größte Schädling in dieser Welt ist der Mensch...und das größte Problem unserer Zeit ist die Überbevölkerung...also das beste in dieser Situation macht unser Planet schon selbst: Ein toller Vulkanausbruch, eine tolle Welle - Tsunami, ein Wirbelsturm...was willst du noch machen?:-)))

Kurz und knapp .... Hilfe zur Selbsthilfe .... Gib einen Menschen Brot, so hat er eine zeitlang zu essen. Zeige ihm wie man Weizen anbaut und erntet (Brot baeckt), dann muss er nie mehr hungern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung