Kann man zu lieb zu einem Kind sein?

15 Antworten

Meine Grundhaltung dazu ist, dass Liebe eigentlich immer gut ist.

Es gibt nur Situationen, in denen es nicht sinnvoll ist, diese zu zeigen. Man sollte auch mal sauer sein oder das Kind zurechtweisen, vielleicht sogar auch mal schimpfen. Zur Erziehung gehört es, Grenzen aufzuzeigen.

Das ändert alles nichts an der Liebe.

Aber eigentlich ist es Privatsache. Wenn Eltern meinen, sowohl Geld als auch Liebe den Kindern in den Hintern blasen zu müssen, ist das ihre Sache. Wenn sie meinen, es wäre ideal, dann haben sie vielleicht einen familieninternen Weg gefunden, den Alltag ideal zu verbringen.
Was ich nur nicht vestehe ist, wie manche Eltern von ihrem Weg überzeugt sein können und trotzdem am jammern sind, dass ihnen das Kind auf dem Kopf herumtanzt. Also sorry, da muss ich dann mit den Augen leiern.

Für Außenstehende wäre es natürlich schön, wenn Kinder gut erzogen werden. Das kann man aber schwer von Eltern fordern, dass sie ihr Kind so erziehen, dass es mit mir (und anderen) gut klar kommt.
Das ist höchstens so etwas wie eine Forderung der Gesellschaft als Ganzes, dass das Kind so erzogen wird, dass es sich sozial integriert. Aber so etwas ist immer nur ein Appell. Man wird dazu kein Gesetz entwerfen können.

Lesgetitbaby 
Fragesteller
 13.12.2022, 07:54

Nun, also ich hab noch keine Kinder, aber habe schon oft auf Kinder aufgepasst, und ich kann nicht streng sein. Also wenn ein Kind zum Beispiel frech ist oder so, kann ich nichts dagegen tun. Es fällt mir so schwer. Und wenn ich es mal schaffe, kurz mal streng zu sein, hab ich sofort Schuldgefühle. Ich bin da so extrem sensibel.

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Suboptimierer  13.12.2022, 08:00
@Lesgetitbaby

Das Problem ist, dass Kinder das ziemlich schnell spitz kriegen, bei wem sie wie weit gehen können.

Wahrscheinlich würde es bei dir sogar reichen, ab und zu Ansagen zu machen und auch mal kompromisslos zu sein. Viele Kinder wollen um alles feilschen.
Das ist doch im Erwachsenenalter nicht anders. Wenn du anderen Gegenüber immer mit "Ja, mach ich" auftrittst, bist du irgendwann der Depp, der es immer machen soll. Du musst auch mal sagen können "Nö, kein Bock". Das haben Kinder uns voraus. Ihnen fällt es leicht, "kein Bock" zu sagen.

Ich finde es immer kurios, wenn es nach außen so wirkt, als seien zuhause die Kinder die Chefs und die Elter die Lakeien, die rennen und machen und tun.

Vielleicht würde sich dein Verhalten Kindern gegenüber schlagartig ändern, wenn du mal selbr Kinder hättest. Wenn dir dann nämlich das Verhalten über den Kopf wächst, kannst du dir nicht denken "Morgen bin ich sie wieder los". Dann musst du dir etwas einfallen lassen. Viele wachsen mit ihren Aufgaben.

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Apokalypse143  13.12.2022, 08:01
@Lesgetitbaby

Das muss man lernen, sonst tanzt es Dir auf der Nase herum. Schuldgefühle brauchst Du hier nicht zu haben. Sofern es nicht in psychische oder physiche Gewalt übergeht beim Grenzen aufzeigen. Viel Liebe ist gut, aber auch das Aufzeigen von Grenzen.

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Lesgetitbaby 
Fragesteller
 13.12.2022, 08:04
@Suboptimierer

Hm, ich glaube ich bin da noch ein bisschen traumatisiert, weil meine Eltern oft abwesend waren, also mir als Kind nicht richtig zuhörten usw. Deswegen, wenn ein Kind meinen Namen ruft, spüre ich irgendwie den Schmerz, wenn man ignoriert wird, und muss SOFORT, egal was ich gerade mache, zum Kind rennen. Ich denke immer, dass das Kind sich sonst schlecht fühlt, auch wenn es vielleicht garnicht so ist.

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Apokalypse143  13.12.2022, 08:06
@Lesgetitbaby

Dann ist es sehr verständlich. Denker aber, dass das sehr unterschiedliche Situationen sind von denen Du sprichst. Wenn das Kind zum Beispiel eine Süßigkeit aus dem Geschäft haben mag und Du dagegen hältst, ist es etwas anderes als ihm zuzuhören.

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Lesgetitbaby 
Fragesteller
 13.12.2022, 08:08
@Apokalypse143

Aso na gut, da kann ich schon dagegen halten. Aber mich regt es immer so auf, wenn Eltern in der Öffentlichkeit ihr Kind zur Ruhe zwingen wollen! ''Psscht, sei leise. Was denken denn die Leute!''

Da könnte ich immer ausrasten!! Ein Kind ist nunmal laut.

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Suboptimierer  13.12.2022, 08:10
@Lesgetitbaby

Ich denke, es ist nicht ungewöhnlich, dass man versucht, bei Kindern richtig zu machen, was man den eigenen Eltern ankreidet.

Es gibt aber auch die Fälle, bei denen gesagt wird "Ich hatte es selbst auch nicht besser. Und aus mir ist trotzdem etwas geworden."

Also beide Typen von Menschen gibt es.

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Apokalypse143  13.12.2022, 19:50
@Suboptimierer

Den zweiten Typ kenne ich vor allem von Eltern, die selbst geschlagen wurden. Insbesondere hier finde ich solche Aussagen absolut verwerflich.

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Apokalypse143  13.12.2022, 19:51
@Lesgetitbaby

Das stimmt schon. Man soll ein Kind auch Kind sein lassen. Trotzdem finde ich, dass man bspw. im Bus oder in Geschäften sein Kind ermahnen kann, wenn es wirklich den ganzen Laden unterhält.

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Lesgetitbaby 
Fragesteller
 13.12.2022, 20:06
@Apokalypse143

Ne. Wenn ein Kind in der Öffentlichkeit laut ist, und die Eltern es lassen, muss ich immer lachen vor Freude, weil das so selten ist.

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Apokalypse143  14.12.2022, 07:46
@Lesgetitbaby

Ich denke, ich weiß wie Du es meinst. Sehe es trotzdem anders. Wenn ein Kind draußen beim Spielen laut ist, ist es okay. Aber es gibt Örtlichkeiten, in denen man durchaus sein Kind ermahnen kann ruhiger zu sein.

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Lesgetitbaby 
Fragesteller
 14.12.2022, 14:59
@Apokalypse143

In Spanien toben die Kinder in den Restaurants rum und die Kellner spielen sogar mit ihnen. Das ist ein Vorbild in dem Sinne.

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Suboptimierer  14.12.2022, 15:07
@Lesgetitbaby

Sieht das ein Pärchen, welches im Restaurant ein ungestörtes, romantisches Liebesgespräch führen will genauso, wenn hinter ihnen schreiende Kinder umherlaufen oder am anderen Tisch Kinder plärren, weil sie etwas nicht mögen?

Ich denke, es kommt auch so ein bisschen auf die Tageszeit an. Zur Mittagszeit oder am frühen Abend kann sich denke ich niemand über Lärmbelästigung von Kindern beschweren.

Rüdiger Hoffmann - Kinder im Restaurant

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Lesgetitbaby 
Fragesteller
 14.12.2022, 15:40
@Suboptimierer

Mich würd’s freuen :) Wenn ich ein Date hätte, und dann Kinder hinter mir Spaß haben.

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Liebe kann auch erdrückend sein und nicht jedes Kind mag Umarmungen und kommt mit diesen Liebesbekundungen klar.

Da Kinder es den Eltern fast immer um jeden Preis recht machen möchen (bzw müssen) zeigen sie nicht, dass sie das nicht mögen, aus Angst, dass die Eltern sie dann nicht mehr lieben und verstoßen.

Es ist eine Gratwanderung - viel wichtiger als ständige, unverbindliche Liebesbekundungen sind klare Signale, dass die Kinder auch geliebt werden, wenn sie was Schlimmes anstellen und sich der Liebe in allen Situationen sicher sein können.

Wenn man, aus lauter fürsorglicher Liebe, dem Kind während des Auwachsens weder Regeln noch Grenzen zeigt...., alles durchgehen lässt, alles immer wieder und wieder entschuldigt, über das Wohl anderer Leute (Kinder und Erwachsene) hinwegtrampelt weil "dieses eine Kind doch so lieb und unschuldig ist und ausserdem alles verdient hat was es will:

Dann tut man diesem Kind absolut keinen Gefallen. Es bringt diesem heranwachsenden Menschen null, wenn es aufwächst wie ein Zuckergepudertes Goldengelchen dem die Welt (der Eltern) zu Füßen liegt. Denn die Aussenwelt dreht sich nicht um diesen einen Menschen. Es käme zu einem harten Erwachen (im Idealfall) oder aber man hat sich einen Menschen herangezogen der ohne diese ihn umgarnenden Eltern im Leben nicht zurecht kommt.

Oder, wenn man aus lauter Liebe und Fürsorge sich in der Hauptbezugsrolle dieses Kindes sieht - auch wenn das Kind irgendwann erwachsen ist - und daher weder seine Freunde noch potentielle Partner des Nachwuchses als relevant anerkennt. Auch das ist falsch. Denn der Mensch braucht mehr Personen im Leben als nur Mutti und Vati.

Lesgetitbaby 
Fragesteller
 13.12.2022, 07:58

Ja, natürlich kann man nicht alles durchgehen lassen. Aber was macht man zum Beispiel, wenn ein Kind sehr frech ist? Meine Mutter hat mich dann immer ignoriert und nicht mit mir gesprochen, das war die Hölle für mich. Also das kann nicht das Richtige sein. Was könnte man dann tun?

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0000hi  13.12.2022, 08:03

Ich habe jetzt nur den ersten Absatz gelesen.

Das eine schließt doch das andere überhaupt nicht aus.

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Durchaus, in der pädagogik gibt es die 5 Säulen der Erziehung die halt zeigen welche Bestandteile wichtig sind um ein Kind großzuziehen mit dem Ziel der Gesundheit und Selbstständigkeit.

Die erste Säule nennt man Liebe und (emotionale) wärme.

Das mag jetzt vielleicht nicht so intuitiv sein, aber dieser Grundsatz besagt auch, dass man eben eine gewisse Distanz noch halten muss zu seinen Kindern. Und dass man auch ein richtiges Gefühl dafür haben sollte wann man 'die Zügel lockern kann', also wann man den Kindern, z.B. im Teenageralter dann, mehr freiraum und etwas weniger Liebe und aufmerksamkeit geben soll.

Menschen sind da schon sehr verschieden aber um ein extrembeispiel zu zeigen wie es nicht geht, empfehle ich die 'hilf mir' folge mit dem Typen der sich an Sachen reibt, weil die Mutter ihn mit 17 noch mit Liebe zuballert.

Lesgetitbaby 
Fragesteller
 13.12.2022, 08:15

Aber sollte die Intuition nicht das Richtige sein? Ich meine, wie haben das die Menschen vor 5000 Jahren oder so gemacht? Die hatten ja auch keine Pädagogik, keine Anleitung usw. Waren die dann alle komplett falsch erzogen?

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Mikaru808  13.12.2022, 08:39
@Lesgetitbaby

Ich würde sagen nein, aber wir haben heute natürlich andere Anforderungen als Gesellschaft an Individuuen. Wenn die Arbeitswelt so komplex ist, und man eben viele Skills aufbauen muss, so als Beispiel, es gibt noch andere Gründe, dann muss natürlich auch die Erziehung komplexer werden.

Intuition der Eltern ist oft nicht völlig falsch. Aber Eltern haben z.B. auch komplett verschiedene Instinkte.

Ich glaube z.B. es war jetzt nicht so gut, dass der Opa von meinem Partner ihm Vodka gegeben hat als er irgendwie Grippe als Kind hatte. Das war aber aus (sehr russischer) intuition.

Zumal wir etwas höhere Ansprüche haben als nur rohes überleben.

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Kann zwar in dem Sinne nicht aus Erfahrung sprechen, aber ich denke nicht, dass Nähe, Aufmerksamkeit und das Zeigen von Liebe schaden können, eher im Gegenteil.

Nur: Wenn das Kind Grenzen setzt, es zu viel wird oder es nicht möchte, sollte das auf jeden Fall respektiert werden.