Kann man in der Psychologie forschen ohne Psychologie-Studium forschen?

Das Ergebnis basiert auf 7 Abstimmungen

Ja. 71%
Nein. 29%

8 Antworten

Ja.

Als Hobby darfst du so viel forschen wie du willst.

In der akademischen Community wird dich ohne Abschluss wohl kaum jemand ernst nehmen geschweige denn finanzieren.

Nephox 
Fragesteller
 11.11.2022, 16:50

Was ist denn eine akademische Community?

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1220terStock  11.11.2022, 16:53
@Nephox

geschlossener Kreis aus Akademikern im Bereich Psychologie? Was verstehst du beim Wort "Community" nicht

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Du könntest theoretisch über Umwege in die Psychologie kommen: Beispielsweise kann es sein, dass Du Biologie studierst und dann einen Job als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in einer Abteilung für Biologische Psychologie erhältst. Oder als Pädagogin am Lehrstuhl für pädagogische Psychologie. Oder als Mathematikerin am Lehrstuhl für mathematische und kognitive Psychologie usw. usf.

Die Hürde bzgl. des Psychologiestudiums ist ja der NC - es gibt durchaus die Möglichkeit in den Niederlanden zu studieren. Bzw. wenn Du das Geld hast, kannst Du auch an einer Privatuni studieren (z.B. FOM, Hochschule Fresenius o.Ä.).

Als Hobby darfst du so viel forschen wie du willst. Das hat Farelius schon geschrieben.

Wenn du aber eine Forschungsarbeit anerkennen lassen willst, dürfte es normalerweise nicht reichen sie einfach im Internet zu veröffentlichen so wie dies Jakowlewitsch Perelman mit der Poincaré-Vermutung in der Mathematik gemacht hat.

Die Voraussetzungen deiner Untersuchungen wirst du ohne Mitarbeiter kaum dokumentieren können und ohne Dokumentation der jeweiligen Versuchsumgebung kann das Ergebnis der Untersuchung nicht geprüft und validiert werden. Deshalb wird eine solche Arbeit kaum ein Institut oder Wissenschaftsjournal zur Veröffentlichung annehmen. Selbst die tatsächlichen Veröffentlichungen aus dem Bereich der Sozialwissenschaften und Psychologie lassen sich in etwa 50% aller Fälle bei Kontrolluntersuchungen nicht bestätigen weil die Versuchsvoraussetzungen nicht reproduzierbar sind..

Du kannst natürlich als Privatperson Dinge untersuchen und deine Untersuchungsergebnisse irgendwo veröffentlichen.

Aber in der wissenschaftlichen Welt (andere Wissenschaftler, wissenschaftliche Verlage...) würdest du nicht als Wissenschaftler wahrgenommen. Und damit ist eine sinnvolle Forschung, die die Fachwelt weiter bringen könnte, im Grunde ausgeschlossen.

Drei ganz praktische Beispiele.

Du willst für psychologische Forschungen gerne einige Patienten einer Klinik befragen. Also stellst du einen Antrag bei der Klinik, ob du das darfst. Was wird man in der Klinik machen? Deine Vita anschauen: Was hast du wo studiert, was ist sonst so dein Forschungsgebiet, welche Reichweite haben deine Veröffentlichungen. Und jetzt kommt da Max Mustermann, der nichtmal ein Studium als aller-grundlegendste wissenschaftliche Ausbildung gemacht hat. Keine Veröffentlichungen bisher, es steht kein Professor dahinter, kein Institut.. Glaubst du ernsthaft, du bekommst das OK für deine Forschungen? Träum weiter.

Okay, du könntest auch reine Literaturarbeit machen. Und okay, du könntest es mit viel Geld ausgleichen, dass dir eben keine Literaturdatenbank gratis zur Verfügung steht, sondern du tatsächlich jede Veröffentlichung, die du für deine Recherche brauchst, selbst kaufen musst. Dann könntest du einen wissenschaftlichen Text zusammen schreiben... und spätestens, wenn du diesen veröffentlichen willst, käme wieder das Problem: Wer bist du, was qualifiziert dich zu einer Aussage in diesem Gebiet und wer unterstützt dich. Du hast keine Antworten drauf, wirst abgelehnt, kannst deinen Text noch als "self publisher" veröffentlichen (womit garantiert ist, dass ihn niemand lesen wird) oder irgendeinen populärwissenschaftlichen Erguss fabrizieren, der zwar theoretisch auf einer Spiegel-Bestsellerliste landen könnte, aber in der Fachwelt grundsätzlich nicht für voll genommen wird.

Das gleiche Problem mit "wer bist du, welche Qualifikation hast du, wer unterstützt dich" hast du übrigens auch, wenn du irgendwoher Geld bekommen willst. Beispielsweise aus irgendeinem EU-Fördertopf. Denn richtige Forschung bedeutet regelmäßig, monatelang in Vollzeit zu arbeiten, ohne dass dabei was produziert wird, das man verkaufen könnte.

Sprich: Wenn du forschen willst, kommst du nicht ums Studieren und akademische Abschlüsse drumherum. Und dir sollte klar sein, dass "richtige", d.h. eigenverantwortliche, Forschungsarbeit eigentlich erst mit der Promotion beginnt.

Ob du nun unbedingt ein Psychologiestudium machen musst oder ob du ggf. über andere Wege (z.B. Medizinstudium und Weiterbildung in Neurologie) auch dorthin kommst, ist eine andere Sache.

Muss man aber als Hobby-Forscherin dann seinen Traum aufgeben?

Wenn der Traum darin besteht, irgendwo als wissenschaftlich Forschender wahrgenommen zu werden: Ja. Geht ohne Studium nicht.

Wenn der Traum darin besteht, aus rein privatem Interesse viel Wissen über das Thema anzuhäufen: Nein. Das kannst du auch ohne Studium.

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By the way:

Wenn du es nichtmal schaffst, das Wort "community" in die Googlesuche einzutippen, scheitert es definitiv nicht am NC fürs Psychologiestudium.

Nephox 
Fragesteller
 11.11.2022, 18:38

Es geht mir ja explizit um das Psychologie-Studium, nicht um's Studium generell.

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Ja.

Ja, kann man; nein, muss man nicht.

LG