Kann ein Autist als Erzieher im Kindergarten arbeiten?
Alle raten ihm zum Bürojob , das könnte er, ist aber langweilig für ihn, er will praktisch arbeiten. Hier gab es diverse Schwierigkeiten, er ist 22 Jahre alt, hat Ausbildungen abgebrochen und viele Praktika versucht, Hotel, deutsche Post.
Im Hotel wurde klar, dass er im Bereich Service und Housekeeping schwer arbeiten konnte, brauchte viel Hilfe, und dass er nur die ,, einfachen '' Bürotätigkeiten geschafft hat.
Autismus ist bei jedem Menschen anders, der junge Mann hat folgende Symptome
- starke Reizempfindlichkeit, lässt sich durch Außengeräusche ablenken und kann sich dann schwer konzentrieren, beispielsweise beim Rauschen der Lampe oder das Tikken der Uhr
- kann sich schwer auf eine einzelne Aufgabe konzentrieren, er braucht klare Arbeitsanweisungen
- handwerklich ungeschickt
- eingeschränktes Einfühlungsvermögen und Empathie Vermögen
- kann keine Emotionen im Gesicht ablesen ( außer wenn es ganz offensichtlich ist bei Wut und Trauer )
- denkt oft einen Schritt im Voraus, wechselt in Gesprächen sprunghaft die Themen
Er stellt sich trotz der Gegebenheiten wie er sagt, Basteln , malen und singen mit Kindern und zum Spielplatz begleiten als ,, einfach '' vor wie er sagt und er kann sich vorstellen das es ihm viel Spaß macht.
11 Antworten
Das ist jetzt keinesfalls böse gemeint, aber der junge Mann, dessen Symptome genannt wurden, ist aus meiner Sicht nicht dafür geeignet, aus folgenden Gründen:
- im Kindergarten gibt es sehr viele Reize, Kinder lachen, schreien (sind allgemein laut), spielen mit Spielzeug, das vielleicht mal runterfällt o.Ä.
- bei Kindern muss man sich anpassen, klare Anweisungen sind da schwierig
- handwerklich ungeschickt kann vieles bedeuten. Als Erzieher muss man keinen Tisch bauen o.Ä., aber basteln sollte man können.
- bei Kindern braucht man Empathie und Einfühlungsvermögen, weil Kinder ihre Gefühle nicht immer verständlich ausdrücken können, aber dennoch mal traurig sind o.Ä.. Da sollte man sie trösten können.
- Kinder können ihre Gefühle nicht immer verständlich ausdrücken, da ist es besser, wenn man Emotionen vom Gesicht ablesen kann
- Vorauszudenken ist per se gut, aber ein plötzlicher Themenwechsel könnte die Kinder verwirren
Der erste Punkt schließt das ganze eigentlich schon aus. Das würde ihn überfordern. Eigentlich widerspricht so ziemlich alles davon diesen Beruf.
Ich sage es mal so: Ich weiß von einem Asperger-Autisten mit Diagnose, der ein sehr guter und überaus beliebter Lehrer geworden ist, in dem Beruf voll aufgeht und als Lehrer in seinem Ort eine große Nummer ist. So was kann schon funktionieren, aber er ist allgemein gesprächsorientiert, empathisch und kann sich konzentrieren. Bei dem werde ich davon abgesehen sowieso den Verdacht nicht los, dass er - Mitte 30 - die Diagnose in einer Zeit bekam, in der das eine Modediagnose geworden war für eher ruhigere Kinder, mit denen Lehrer nichts anzufangen wussten (es war ja so).
Aber allgemein sei gesagt - Erzieher zu sein bedeutet mehr als zu basteln und zu singen. Das ist eine Berufung kein Beruf, den man lernt, wenn was anderes halt nicht geklappt hat; man ist im Grunde genommen Elternersatz, mehr oder weniger Lehrer, Psychologe, Ersthelfer, Organisator und Multiplikator, Pressesprecher (!), Sozialarbeiter, Tröster, Streitschlichter und vieles mehr, im Grunde genommen die eierlegende Wollmilchsau, die jede Herausforderung meistert - und ich würde behaupten, dass die wenigsten Erzieher, die das gelernt haben, im Alltag diesen Anforderungen genügen.
Außerdem stelle ich mir, nicht falsch verstehen, die sehr hohe Frauenquote in den Fachschulen für Sozialpädagogik für einen Jungen als problematisch vor. Ich weiß von zwei angehenden Erziehern, die unabhängig voneinander in völlig verschiedenen Gegenden von den Frauen und Lehrerinnen an solchen Fachschulen dermaßen gemobbt wurden, dass es ohne Übertreibung für Jahre genügen dürfte. Mir wurde zum Ende meiner Schulzeit ebenfalls geraten, Kinderpsychologe oder Erzieher oder Grundschullehrer zu werden und ich habe mir die Erzieherausbildung ernsthaft überlegt, aber ... ich ließ es sein eben wegen dieser Frauenquote. Das muss man sich ernsthaft durch den Kopf gehen lassen.
Im Falle dieses Mannes sollte man herausfinden, was er wirklich gut kann, was er sich vorstellen kann und auf keinen Fall erwägen, ihn vorschnell in eine Behindertenwerkstätte zu schicken oder in eine Art Reha-Programm. Da gehen solche Personen ein und werden "noch kränker" mit eventuell tragischem Ausgang, ehe es hinterher niemand gewesen sein will und jeder "doch nur gut gemeint hat": Ich habe beruflich und ehrenamtlich (Kolping) bedingt einige solcher Schicksale miterlebt und es bewegt mich auch heute noch.
Wahrscheinlich kann man ihm schon helfen und das viel einfacher als gedacht, aber er sprengt eben die Norm und daher weiß die Gesellschaft nichts mit ihm anzufangen. Eventuell kann er auch eine Teilzeitausbildung stemmen, da helfen Bildungsträger. Ich würde mit ihm auf keinen Fall zur Arbeitsagentur gehen, die Kaffeetrinker dort dürften heillos überfordert sein und ihn entweder in irgendeine Behindertenwerkstätte schicken oder um Statistiken zu beschönigen in eine obskure Maßnahme, die nicht für ihn geeignet ist, die ihm nicht hilft, bei der Misserfolg wahrscheinlich vorprogrammiert ist und über die es noch schlimmer wird mit der Situation. Am besten wäre es wohl, geht man zu kirchlichen Bildungsträgern wie Kolping, der Diakonie oder der Caritas: Keine Angst, die wollen einen nicht missionieren - ich bin selbst nicht das, was man bibelfest nennt & habe noch nicht mal kirchlich geheiratet! - aber sie sind flexibler und engagierter als die Arbeitsagentur, die am Ende auch nur "verwaltet".
Schwierig, da die Kinder sicherlich oft sehr laut sind.
Ein Erzieher macht mehr als basteln und singen.
Mit den beschriebenen Einschränkungen hat man im Kindergarten nichts zu suchen...
„Nur für die Betreuung“.
Hast du Kinder? Dann würde so ein Satz nicht fallen. Zzgl der Auseinandersetzung mit Eltern und Co.
Was muss man denn noch machen ? Man ist doch nur für die Betreuung der Kinder zuständig bis man die Kinder in den Händen der Eltern gibt