Kann der Islam modernisiert werden? Vor allem das Strafrecht, welches extrem abschreckend ist?
12 Antworten
Naja... lies mal das alte Testament. Das Christentum ist nicht einen Deut besser als der Islam, sondern eine genauso grausame, elitäre und diskriminierende Religion. Nur weil es ein paar Stellen gibt, die von Nächstenliebe und Vergebung sprechen, heißt das nicht, dass das Christentum eine Kuschelreligion ist. Und trotzdem hat es geklappt, da eine Reformation zu starten und eine Religion zu gründen, die alles tut, um bloß niemandem irgendwie auf den Schlips zu treten.
Nirgendwo in der Bibel wird z.B. die Todesstrafe durch Steinigung für Ehebruch aufgehoben. Oder das Verbot der Homosexualität. Oder das Kopftuchgebot für Frauen (sogar neues Testament). Steht alles nach wie vor noch drin, wäre einzuhalten, wenn man das ernst nehmen wollte, tut aber niemand. Nur beim Islam kommt man dann mit "die können sich nie ändern, da steht ja was anderes im Buch".
Ich weiß nicht, ob der Islam sich ändern wird. Allerdings hat das Christentum ein paar Jahrhunderte Vorsprung, und grundsätzlich gelten viele der christlichen Grundsätze auch im Islam... also why not? Wird wohl noch ein bisschen dauern, aber ich sehe da durchaus Möglichkeiten.
Es gibt säkulare Muslime, aber keinen säkularen Islam. Bereits der Prophet vereinte in Yatrib Staat und Religion und war religiöser, politischer und militärischer Führer. Er selbst lebte dies vor, unter anderem die Steinigung.
Wobei anzumerken ist, dass man etwa bei Ehebruch vier Zeugen oder ein Geständnis benötigt. Ferner mache ich darauf aufmerksam, dass man die Todesstrafe bei Apostasie heute anders bewerten kann, auch wenn es die vier Rechtsschulen bis dato nicht tun.
Kemalistische Türken etwa sind eher säkular und liberal eingestellt, etwa Cem Özdemir. Der bezeichnet sich ganz offiziell als "säkularen Muslim".
von radikalen werden die aber fundamental abgelehnt und bekämpft
Richtig. Es sind insbesondere die Salafisten, die praktisch jeden als "Kafir" bezeichnen:
das geht aber nicht! Die wollen mit ihrem Gedankengut den Fortschritt vehement verhindern und die islamische welt oder sogar die ganze welt um Jahrhunderte zurückwerfen. Inakzeptabel meiner Ansicht nach.
Glücklicherweise sind ja nicht alle so drauf. Hier siehst du eine Untersuchung:
Es geht unter anderem darum, wie viele Muslime für die Scharia als Rechtssystem wären.
die meisten sind auch nur für die Scharia weil sie a) keine ahnung von der scharia haben oder b) weil sie von Gelehrten und anderen Autoritäten stark indoktriniert wurden.
Kommt drauf an. Es gibt natürlich Muslime, die nicht viele Details kennen. So können vergewaltigte Frauen gegeißelt werden, wenn sie keine vier (!) Zeugen anführen können.
eine echte katastrophe das mit den vergewaltigten frauen die zusätzlich bestraft werden, nur weil sie im patriarchalen system nicht überzeugen können
Schlimm, ja.
Die Verleumdung wegen Unzucht
Sie soll nach Sure 24,2-3 mit 80 Peitschenhieben bestraft werden. Diese vermutlich zum Schutz vor Verleumdung gedachte Regelung kann sich auch gegen das Opfer einer Vergewaltigung wenden, wenn eine Frau diese zwar zur Anzeige bringt, aber keinen Beweis führen kann. Als Beweis werden in diesem Fall ausschließlich vier männliche Augenzeugen oder ein Geständnis gewertet. Da dieser Beweis bei Vergewaltigung kaum je zu führen sein wird, droht dem Opfer nach seiner Anzeige eine Gegenklage für die Verleumdung wegen Unzucht. Die Frau kann dafür ausgepeitscht werden und wird ein zweites Mal zum Opfer. Dies ist nicht nur graue Theorie. In Pakistan soll es häufiger solche Fälle geben, und ein konkreter Bericht liegt auch aus dem Bundesstaat Zamfara in Nigeria vom September 2000 vor.
Quelle: Die Scharia von Prof. Dr. Christine Schirrmacher, S. 51
Korrespondierend zum Delikt der zina wird die falsche Beschuldigung der Unzucht (qadf) unter Strafe gestellt. Die Grundlage hierfür findet sich in Sure 24,4. Fehlt es an vier tauglichen Zeugen mit entsprechender Aussage, so soll der Beschuldiger mit 80 Peitschenhieben bestraft werden. In Sure 24,19 und 23 werden daneben jenseitige Strafen in Aussicht gestellt.
Der Straftatbestand des qadf kann einerseits "neutralisierend" wirken im Hinblick auf denjenigen der Unzucht, da entsprechende Anzeigen mit Risiken eigener Bestrafung behaftet sind, wenn sich keine hinreichende Zahl von Zeugen findet (was bei diesem Delikt ohnehin nicht selbstverständlich erscheint). Andererseits zeigen dokumentierte Fälle aus der Gegenwart, wie zum Beispiel Frauen in Pakistan oder Somalia nach erfolgter Vergewaltigung zusätzlich wegen fälschlicher Beschuldigung belangt werden, wenn sie - wie zu erwarten - keine Zeugen für das an ihnen begangene Verbrechen beibringen können. Hier wird offensichtlich das Opfer bestraft. Im Übrigen lässt sich die Beschuldigung der zina - falsche Zeugen lassen sich finden - zu erpresserischen Zwecken nutzen, um scheidungswillige oder ansonsten renitente Frauen einzuschüchtern.
Quelle: Das islamische Recht von Prof. Dr. Mathias Rohe, Verlag C.H.Beck oHG, München 2009, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage 2011, Seite 126
Was ich halt so krass finde ist, dass die Mystiker von den Gelehrten offenbar ausgeschlossen werden (und der große Rest der Gläubigen plappert es nach). Also die einzigen, die den Islam verwirklicht haben, sind raus!
Wenn man so daherkommt, und auch in der Neuzeit keine Verwirklichten mehr hat (zumindest Volksheilige oder irgendwas), dann frag ich mich schon, wo das noch hingehen soll. Und eine solche Regel-Erstarrung zu reformieren...
viele Mystiker sind auch Gelehrten. Die Sufis sind nicht alle so friedlich wie es immer so dargestellt wird. Gibt viele von denen die ewiggestrige Ansichten vertreten die absolut unvereinbar sind mit Menschenrechten
Jein....
Also in den Ländern wo man sich der Politik unterordnen muss ist das der Fall. Da gibts kein islamisches Strafrecht. Ein Wackelkandidat ist die Türkei. Die kann von Glück sagen, dass sie einen Politiker an der Macht hat, der die Macht wichtiger ist als die Religion. Ansonsten wäre da auch schon das Land dicht was die Strafsachen angeht.
Ich verstehe die Frage nicht, weil das islamische Strafrecht in Deutschland nicht existiert. Und auch in den wenigen islamischen Ländern, in denen es ein Strafrecht mit Bezug auf die Religion Islam gibt, handelt es sich nicht um das Strafrecht aus dem Koran, sondern um ein von Menschen gemachtes Strafrecht, das jedes Land nach eigenem Verständnis und eigener Gesetzgebung ausgestaltet, in dem Fall mit ein paar ausgewählte Elemente aus dem Islam.
Das ist Verharmlosung zahlreicher barbarischer Bestimmung wie Strafen für Apostasie, Kinderehe, Diskriminierung von Frauen, usw. nicht in "einigen" sondern der großen Mehrheit der islamischen Länder, die sich dabei explizit auf den Islam berufen.
Es ist Augenwischerei so zu tun als wäre das islamische Strafrecht kein relevantes Thema in Europa. Die muslimischen Gelehrten sagen dass wenn die Muslime die Mehrheit bilden, die Scharia her soll. Darüber muss aufgeklärt werden, denn es ist inakzeptabel dass eine Gesellschaft und die Politik im 21. Jahrhundert von religiösen Autoritäten gelenkt wird während das Volk naiv bleibt. Die islamischen Gelehrten hatten früher als es Kalifen gab nur die Macht, da die meisten Muslime weder arabisch konnten noch schreiben oder lesen. Heute ist das Problem dass die leisten auch wenn sie lesen können trotzdem keine Ahnung von der Religion und den Gefahren haben
Der Islam ist nicht reformierbar, weil es "DEN Islam" nicht gibt. Es gibt dieses Mächenbuch und jeder liest das heraus, was er gern lesen will. Weil nicht alle das gleiche herauslesen, hat sich der Islam in viele verschiedene Strömungen aufgespalten.
Das ist der Grund, warum eine Reform im Sinne einer umfassenden, einheitlichen Neuausrichtung nicht möglich ist. Es liegt an der fehlenden zentralen Autorität. Im Gegensatz zur katholischen Kirche, die eine hierarchische Struktur mit dem Papst als Oberhaupt hat, gibt es im Islam keine zentrale Institution, die bindende theologische Entscheidungen für alle Muslime treffen könnte. Wer sollte eine islamische Reform initiieren oder gar durchsetzen? Die theologischen Debatten finden in den verschiedenen Strömungen unabhängig voneinander statt, was zu einer Fragmentierung führt. Jeder macht was er will und jeder benutzt die Religion so als Werkzeug, wie es ihm gerade in den Sinn kommt.
Es gibt auch nicht "das christentum", trotzdem gab es eine reformation.
Die katholische kirche ist auch keine zentrale institution, sondern nur eine instituion in einer ströhmung des christentums.
Die Orthodoxen haben weitergemacht wie gehabt nach der reformation.
Das enthält wahre Punkte, ist aber nicht ganz richtig. Die katholische Kirche ist DIE zentrale Institution mit dem Papst an der Spitze. Ihr wurde die Macht von den Staaten genommen. Sie spielt innerhalb der Staaten nicht mehr die gleiche Rolle, wie noch im Mittelalter. Die Protestanten waren die Reformation und auch sie spielen keine große Rolle mehr im Machtgefüge der Staaten. Außer in den USA. Dort erstarkt die faschistoide Ideologie der Anglikalen gerade wieder und will zurück an die Macht. Die Orthodoxen haben sich zwar nicht reformiert, aber sie wurden von der Macht in den Staaten fern gehalten und als Werkzeug benutzt, um das Volk ruhig zu halten.
es geht darum dass man lernt nach vernunft zu handeln. Menschen mit Religion zu belästigen gehört nicht ins 21 Jahrhundert. Es darf nicht sein dass man Autoritäten (in diesem Fall religiösen Gelehrten) blind gehorcht und deren Meinungen für unfehlbar hält.