Ist Sozialismus wirklich etwas Schlechtes?

Das Ergebnis basiert auf 39 Abstimmungen

Sozialismus ist etwas Gutes. 56%
Sozialismus ist etwas Schlechtes. 26%
Sozialismus hat Vor-und Nachteile. 18%

12 Antworten

Sozialismus hat Vor-und Nachteile.

Eine sehr schlichte Frage zu solch einem komplexen Thema. Sozialismus setzt voraus, daß sich wildfremde Menschen gegenseitig helfen, sich etwas gönnen, demokratisch handeln, auf eigene Vorteile verzichten, an die Allgemeinheit denken usw. Das klappt nicht mal in der Nachbarschaft. Wie soll ein ganzes System so funktionieren? Wer für sich einen Vorteil heraus findet, der nutzt ihn auch. Natürlich außer bei mir. Ich gebe gern alles ab und unterstütze alle Menschen freiwillig und unentgeltlich.

Zunächst sollte man verstehen warum der Sozialismus in der Kritik steht, obwohl er sich so toll anhört.

Im Prinzip kann man das fast auf Kollektivismus vs Individualismus reduzieren. Wir diskutieren also darüber wie viel Einfluss der Staat in unsere Angelegenheiten haben darf. Denn so gut wie alle Sozialistischen Systeme, die sich zumindest so genannt haben, sind kollektivistisch.

Beim Kollektivismus geben wir unsere individuellen Bedürfnisse an den Staat ab, welcher stattdedden unsere sozialen kollektiven Bedürfnisse umsetzen soll. Wenn wir also ein Allgemeinwohl regulieren möchten brauchen wir eine staatliche mächtige Instanz die unsere Freiheit dahingehend einschränken darf.

Ironischer Weise haben wir damit von der anderen Seite betrachtet das Fühererprinzip. Es wird also ziemlich schnell faschistisch. Diktatoren und Demagogen können die moralischen sozialen Werte als überzeugendes Mittel zur Manipulation der Menschen nutzen um ihre Stellung zu rechtfertigen.

Da die Sozialistischen Theorien selbst keine Antwort auf die Frage liefern, wie wir das verhindern, gibt es bis heute keinen "echten Sozialismus".

Ich denke Individualismus und Kollektivismus müssen sich hier die Waage halten. Die soziale Marktwirtschaft macht das ganz gut.

Sozialismus hat Vor-und Nachteile.

Die Idee an sich ist ja gut. Nur funktionieren tut es heutzutage nicht. Denn der Mensch ist leider nicht so „gemacht“, daß er zuerst an die Alllgemeinheit denkt. Und gib einem Menschen einen Posten….😉 Einer der Gründe, warum es in der DDR nicht funktioniert hat. Das ist eine Erfahrung, alles andere ist Theorie. Zuerst müßte man diese Einstellung beim Menschen ändern können. Und- was noch wichtig ist und meist übersehen wird- auch der Sozialismus muß sich rechnen/bezahlt werden! Auch Sozialisten/Kommunisten können nicht nur von Luft und Liebe leben.

Sozialismus ist etwas Gutes.

Die meisten Menschen haben leider garkeine Ahnung von Sozialismus. Immer wieder kommt, das "Argument": "Sozialismus funktioniert nicht, denn das haben wir ja schon in der DDR und der Sowjetunion gesehen". Hier merkt man schon dass diese Leute Sozialismus nicht verstanden haben, denn es gab kaum etwas sozialistisches an der DDR, der Sowjetunion oder allen anderek Ostblock Staaten.

Sozialismus ist als Gegenstück des Kapitalismus konzipiert und sieht es vor, die Ausbeutung der Arbeiter:innenklasse zu bekämpfen und strebt dabei eine hierachielose, Klassenlose Gesellschaft an. Dazu werden private Unternehmen in die Hände der Arbeitenden gelegt und die Produktionsmittel vergesellschaftet. Das Endziel ist eine Egalitäre Gesellschaft in der alle Menschen die gleichen Rechte, gleichen Chancen und die gleichen Möglichkeiten haben.

Wer darin jetzt etwas schlechtes sieht ist in meinen Augen das ware Problem...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Teil der "linken Öko-Kommunistischen Globo-Homo Eliten"
NeonSchaf  17.06.2023, 12:04

Sozialistische Wirtschaften (ohne Privateigentum) ist bereits nach der Idee unmöglich, das ist der Punkt. Dass jene in der Geschichte, die das versucht haben, gescheitert und korrumpiert sind, ist dann natürlich ein süßer Nebeneffekt.

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Tihwd  17.06.2023, 12:13
@NeonSchaf

Niemand hat es jemals veruscht. Das nächste was es jemals gab war Staatskapitalismus der sogar erfolgreicher war als jede Freie Marktwirtschaft. Die Sowjetunion wurde durch Planwirtschaft in wenigen Jahren von einer Agrarnation zu einer Industriellen Großmacht. Das wäre unter den Bedingungen eines freien Marktes unmöglich gewesen.

Und nein, Privateigentum, aka Produktionsmittel können kollektiv besessen werden. Dein Fehler ist wahrscheinlich das du persönliches und privates Eigentum durcheinander bringst. Persönliches Eigentum, aka dein Haus, Essen, Kleidung, etc hibt es auch im Sozialismus und niemand wird dir das wegnehmen, privates Eigentum, also sowas wie Land, Maschinen, Fabriken etc werden vergesellschaftet und werden demokratisch verwaltet.

Vielleicht solltest du dich erstmal informieren, bevor du Blödsinn verbreitetest...

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Fassadept  17.06.2023, 12:13
@NeonSchaf

Privateigentum ist nach sozialistischem Modell nicht wirklich abzulehnen. Lediglich das Privateigentum von Produktionsmitteln.
Nun kann man sich natürlich fragen, ob das Mehl bei mir zu Hause nicht doch besser beim Bäcker aufgehoben ist, da es dort als Produktionsmittel benutzt wird, um deinen Gedankengang der realen Inkompatibilität fortzuführen.
(Oder ob meine finanziellen/materiellen Ersparnisse ab dem Moment, wo ich mir davon Mehl erhandeln kann, nicht auch schon Quasi-Produktionsmittel sind.)

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NeonSchaf  17.06.2023, 13:33
@Fassadept
Privateigentum ist nach sozialistischem Modell nicht wirklich abzulehnen. Lediglich das Privateigentum von Produktionsmitteln.

Ich weiß, und genau das meine ich auch, wenn ich von Privateigentum (an Gütern) also an Produktionsfaktoren spreche. Weil mir auch bewusst ist, dass fast jedes persönliche Eigentum (sozialistisches Konzept) zum Produktionsmittel umgedeutet werden kann.

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NeonSchaf  17.06.2023, 13:54
@Tihwd

Ich verstehe nicht ganz, was ich aus deiner Antwort jetzt herauslesen soll. Mir ist der Unterschied zwischen Privat- und Persönlichem Eigentum durchaus bewusst und ich habe die Silben »an den Produktionsfaktoren« nicht absichtlich, sondern aus Schreibfaulheit, weggelassen. Dass es um die Produktionsmittel geht, sollte eigentlich schon darin erkennbar gewesen sein, dass es explizit um »sozialistisches Wirtschaften« geht. Persönliches Eigentum hat mit der Wirtschaft recht wenig zu tun, deswegen ignoriere ich es.

Dein erster Absatz ist schon wieder so abstrus: Natürlich hat es jemand versucht, aber darum geht es nicht. Das ist in keinster Weise das eigentliche Argument. Daraufhin redest du dir die Sowjetunion völlig weltfremd zu einer industriellen Großmacht gut. Wie stellst du dir denn dann die Industrialisierung von England vor? Befürwortest du nun den bolschewistischen Realsozialismus? Hältst du den Holodomor für einen industriellen Großerfolg? Weißt du nicht, dass die Sowjetunion die letzten 20 Jahre nur wegen der vielen Schwarzmärkte in ihr überstanden hat? Ich weiß nicht, warum du jetzt auf einmal mit so einem historischen Nonsens kommst. Wieauchimmer:

Ich glaube dir ja, dass man Produktionsfaktoren kollektiv und gemein besitzen kann (spricht ja auch nichts dagegen). Allerdings, und das ist ökonomisches Faktum, ist effizientes Wirtschaften (und wir reden wir von wirklich grundlegendem Wirtschaften) damit völlig unmöglich. Darum geht es, ich werde auf meine oberen beiden Absätze nicht mehr eingehen.

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ffr4genstellerr  17.06.2023, 16:03
@NeonSchaf

Sozialismus bedeutet nicht dass man kein Privateigentum hat lol, das ist ja der größte Strohmann den es zu diesem Thema gibt

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NeonSchaf  17.06.2023, 17:18
@ffr4genstellerr

Doch Sozialismus bedeutet die Abschaffung des Privateigentums an den Produktionsmitteln. Sozialistisches Wirtschaften ist damit ohne Privateigentum (an den Produktionsmitteln)

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NeonSchaf  17.06.2023, 17:45
@ffr4genstellerr

Ja, wie du siehst, weiß ich das schon. Hättest du davor aber mal gelesen, dass sich das auf das sozialistische Wirtschaften bezieht, wäre klar gewesen, dass auch nur Produktionsfaktoren gemeint sind.

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ffr4genstellerr  17.06.2023, 18:03
@NeonSchaf
Hättest du davor aber mal gelesen, dass sich das auf das sozialistische Wirtschaften bezieht,

nein, die behauptung "im kommunismus gibt es keinen besitz mehr!!!!" (oder abwandlungen davon) liest man halt WIRKLICH extrem oft, gerade auf websiten wie dieser!

Ich finds nicht falsch davon auszugehen dass jemand der da richtig drüber reden will auch das Wort "produktionsmittel" dazu schreiben würde damit klar ist dass er nicht diesen bullshit meint sondern das richtige :D

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NeonSchaf  17.06.2023, 18:17
@ffr4genstellerr

Allerdings kann der Kontext auch Sinn übertragen, welchen viele bei einem Signalwort (oder einem zu wenig) gleich die Alarmglocken-Korrektur-Polizei-Siräne-Definitions-Strohmann-Klingel läuten lässt... ;)

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OlliBjoern  17.06.2023, 15:14

"denn es gab kaum etwas sozialistisches an der DDR, der Sowjetunion oder allen anderek Ostblock Staaten."

Meintest du nicht eher:

Es gab kaum etwas kommunistisches an der DDR, der Sowjetunion oder allen anderen Ostblock Staaten.

Ich sage meist, dass es zwar den Sozialismus in der Realität gab, aber nie den Kommunismus in Reinform (das war eine Theorie von Marx, die nicht 1:1 umgesetzt wurde).

Die Idee des Kommunismus kann man durchaus gut finden, aber das ist eine Wirtschaftsform, welche die Frage der Regierungsform außen vor lässt. Der Sozialismus hatte kommunistische Elemente der Wirtschaft mit z.T. diktatorischen Regierungsformen kombiniert. Also Planwirtschaft + oben sagte Stalin, wie es zu laufen hatte.

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OlliBjoern  17.06.2023, 15:25
@OlliBjoern

In der damaligen Tschechoslowakei gab es durchaus die Bestrebung, den Kommunismus mit demokratischen Elementen zu kombinieren (da man erkannt hatte, dass der diktatorische Stalinismus nicht die Lösung sein konnte).

Ich denke da u.a. an Alexander Dubček.

"Am 5. Januar 1968 löste Dubček Novotný als Ersten Sekretär der KPČ ab. Sein Einsatz für einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz machte Dubček zum Repräsentanten eines reformkommunistischen Kurses in der Tschechoslowakei, der als Prager Frühling bezeichnet wurde. Nach der Zerschlagung der Reformbewegung musste Dubček am 17. April 1969 als Parteichef der KPČ zurücktreten und übernahm bis September 1969 den Vorsitz in der Nationalversammlung, dem Parlament der ČSSR."

Die Kombi Kommunismus (Wirtschaft) + Demokratie ist durchaus denkbar. Meines Erachtens nach hatte sich Marx zu sehr auf die Wirtschaft alleine fokussiert. Ein Land muss auch regiert werden...

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BenniXYZ  18.06.2023, 21:51

Naja, gibt so ein Sprichwort: Der Mensch ist dem Menschen sein Wolf. Deine Ausführungen setzen voraus, daß die Menschen zuerst an die Allgemeinheit denken und erst danach die Familie oder sie selber kommen. Finde ich unrealistisch. Nur ich bin so gestrickt.

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Ich denke, dass in diesem Bereich die Differenz zwischen Theorie (Idee) und Praxis (Umsetzung) riesig ist. Marx wollte ursprünglich etwas Gutes, da er die Ausbeutung der damaligen Arbeiter sah, und etwas für diese Menschen tun wollte.

Die Idee des Kommunismus kann man durchaus gut finden, aber das ist eine Wirtschaftsform, welche die Frage der Regierungsform außen vor lässt. Der Sozialismus hatte kommunistische Elemente der Wirtschaft mit z.T. diktatorischen Regierungsformen kombiniert. Also Planwirtschaft + oben sagte Stalin, wie es zu laufen hatte (Beispiel).

Marx dachte wohl, dass sich die Frage der Staatsführung "von alleine" ergäbe, wenn erst mal die Wirtschaft gleich und gerecht wäre. Das war aber ein Irrtum. Der Stalinismus war eine Kombi aus Diktatur (Regierungsform) und kommunistischer Planwirtschaft. Das war eine Fehlentwicklung.

In der früheren Tschechoslowakei gab es durchaus die Bestrebung, den Kommunismus mit demokratischen Elementen zu kombinieren (da man erkannt hatte, dass der diktatorische Stalinismus nicht die Lösung sein konnte). Es gab eine Nationalversammlung, und die Menschenrechte wurden als sehr wichtig angesehen.

Ich denke da u.a. an Alexander Dubček.

"Am 5. Januar 1968 löste Dubček Novotný als Ersten Sekretär der KPČ ab. Sein Einsatz für einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz machte Dubček zum Repräsentanten eines reformkommunistischen Kurses in der Tschechoslowakei, der als Prager Frühling bezeichnet wurde. Nach der Zerschlagung der Reformbewegung musste Dubček am 17. April 1969 als Parteichef der KPČ zurücktreten und übernahm bis September 1969 den Vorsitz in der Nationalversammlung, dem Parlament der ČSSR."

Die Kombi Kommunismus (Wirtschaft) + Demokratie ist durchaus denkbar. Meines Erachtens nach hatte sich Marx zu sehr auf die Wirtschaft alleine fokussiert. Ein Land muss auch regiert werden... diese Regierung ergibt sich aber nicht von alleine, es muss ein Verfahren geben, nicht nur die Wirtschaft "gerecht" zu machen, sondern auch die Frage der Regierung zu klären. Da hat die Demokratie sicher Vorteile.