Würde der Sozialismus doch funktionieren?
An sich ist mir der Sozialismus von der Theorie her angenehmer als der Kapitalismus. Denn ich bin der Überzeugung: Kapitalismus funktioniert nur solange es immer einen Gegenpol gibt, den man ausbeutet.
Kann ein Sozialismus funktionieren oder nicht - so wie viele immer sagen "hatten wir schon und hat man ja gesehen ".
6 Antworten
Kapitalismus war der größte Treiber von Entwicklung und Fortschritt in der Menschheitsgeschichte. Kapitalismus hat, bei aller berechtigten Kritik, zu den besten Lebensbedingungen der Menschheit geführt.
Die Menschheit hat 30'000 Generationen fast immer gehungert. Und heute ist, dank dem Kapitalismus, Fettleibigkeit eines unserer größten Probleme. Unsere Vorfahren hätten gar nicht verstanden wo unser Problem ist: "Ihr habt zu viel zu essen? Wie geht das überhaupt?"
Es ist ein grobes Missverständnis, dass Kapitalismus immer etwas zum Ausbeuten bräuchte. Das Gegenteil ist der Fall. In der gesamten Geschichte der Menschheit konnte Reichtum nur durch die Ausbeutung anderer Menschen erzeugt werden. Der Kapitalismus ermöglicht Reichtum ohne Ausbeutung.
Kapitalismus/Sozialismus haben wir in unserer Geschichte mehrmals ausprobiert. Bestenfalls führte es in eine unbequeme Mangelwirtschaft, schlimmstenfalls in Tod und Hungersnot.
Ich möchte da Churchills Worte über Demokratie anpassen: Kapitalismus ist das schlechteste Wirtschaftsmodell das wir haben. Mit Ausnahme aller anderen.



Okay ich schaue nach Afrika Indien...
Welche kapitalistischen afrikanischen Staaten oder Indien (dessen wirtschaftssystem eine "gelenkte Staatswirtschaft" ist) hatten Hungersnöte?
Ist mir wohl bekannt. Ich habe hier zig Antworten in denen ich darüber schreibe. Beantwortet meine Frage nicht.
Das ist nicht Mal annähernd was ich sagte. Nicht Mal in der Nähe von dem was ich sagte.
Hunger gab es in den meisten Wirtschaftsformen der Vergangenheit. Feudalismus, Substistenzwirtschaft oder Merkantilismus haben aber nie versprochen, dass es der Bevölkerung darin gut gehen würde. Kapitalismus und Kommunismus, als die großen humanistischen Wirtschaftssysteme, haben sehr wohl versprochen das Leben seiner Bewohner zu verbessern.
Und ich sagte, dass der Kommunismus schlimmstenfalls zu Hungersnöten geführt hat, was nicht von der Hand zu weisen ist. Weshalb diese Frage überhaupt wichtig ist und weshalb ich nie behaupten würde, dass nur der Kommunismus/Sozialismus Hungersnöte erzeugen würde, was ebenfalls nicht von der Hand zu weisen ist.
Kommunismus/Sozialismus und Kapitalismus sind keine Dichotomie.
Keiner der drei von dir genannten Staaten ist kapitalistisch.
Der Südsudan ist nicht mal ein richtiger Staat.
Vielleicht erkennt man auch mal an, dass Ausbeutung, wie er von Kritikern des Kapitalismus meist benutzt wird, ein ökonomischer und kein moralischer Begriff ist. Ökonomisch funktioniert Kapitalismus nicht ohne Ausbeutung.
Ich höre das immer wieder.
Citation needed.
Wieso funktioniert Kapitalismus nicht ohne Ausbeutung?
Man kann das Wort "Ausbeutung" sicher auf eine Weise definieren, in der Kapitalismus nicht ohne Ausbeutung funktioniert. Doch ich sehe nicht wieso Ausbeutung in der landläufigen Bedeutung des Wortes nötig wäre für den Kapitalismus.
Ich bestreite nicht, dass es Ausbeutung gibt, ich sehe nicht inwiefern das nötig wäre für das Funktionieren des Kapitalismus. Ich kann mir sehr leicht einen Kapitalismus vorstellen der ohne Ausbeutung funktioniert.
Und um dem gleich zuvorzukommen: Zehntausende Generationen lebte die Menschheit in Armut und tatsächlicher Ausbeutung. Wir leben heute in der mit Abstand besten Zeit der Menschheitsgeschichte.
Mit Ausbeutung ist im ökonomischen Sinne die Mehrwertextraktion der Lohnabhängigen gemeint. Ausbeutung bedeutet hierbei, dass die Lohnabhängigen mehr Wert schaffen, als ihre Arbeitskraft wert ist (-> Mehrwert) bzw. als sie für ihre Arbeit bezahlt bekommen.
Anders als auf diese Weise kann in der Zirkulationssphäre kein Profit zustande kommen; im Produktionsprozess muss mehr Wert geschaffen werden, als investiert wurde - sonst wäre es ein Nullsummengeschäft. Mehr Wert schaffen als wert sein schaffen dabei nun mal ausschließlich Menschen.
Das ist genau was ich meinte. Hier wird das Wort "Ausbeutung" auf eine Weise definiert die ich nicht als Ausbeutung bezeichnen würde.
Von der Art "Ausbeutung" wie du sie beschreibst profitieren alle Beteiligten. Das Wort "Ausbeutung" hat eine sehr klare und eindeutig negative Konnotation. Was du beschreibst ist aber unter den richtigen Umständen eine durch und durch positive Sache.
Und dabei ist es inhaltlich nicht Mal richtig. Da merkt man, dass dies kommunistische Urtheorien sind die zwar für die industrielle Revolution geschaffen wurden aber noch nicht mit der Technologie der industriellen Revolution dachten.
Energieumformende Einrichtungen können durch den Einsatz von mehr Energie den Wert einer Arbeitskraft vervielfachen. Und wir sprechen noch gar nicht über Roboter welche die gleiche Arbeit wie ein Mensch machen kann, ohne dass irgendjemand ausgebeutet wurde.
Sogar wenn "Ausbeutung" notwendig wäre um einen Mehrwert zu erschaffen, können wir Roboter, Kraftwerke, Dampfmaschinen "ausbeuten" um den Mehrwert zu schaffen.
Und du magst mich für altmodisch halten, ich finde nicht, dass eine Tonne Kohle, ein Kilo Uran oder ein Quadratkilometer Solarzellen ein Recht haben sollten nicht ausgebeutet zu werden.
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Um das zu einem Fazit zu bringen: Ich stimme dieser Definition von "Ausbeutung" nicht zu, und unabhängig ob ich das täte, ist dessen Grundprämisse falsch.
1. Nein, nicht alle Beteiligten profitieren. Die eigentumslosen Lohnabhängigen werden in erster Linie zwecks der Bestreitung der eigenen Existenz dazu gezwungen, sich für fremdes Eigentum dienstbar zu machen. Hierbei profitieren auch die Lohnabhängigen dahingehend nicht, dass der Lohn sich für den Unternehmer als Negativfaktor präsentiert, welchen es bei Strafe des Untergangs so niedrig wie möglich zu halten gilt.
2. Nur weil heute immer mehr technische Innovationen eine Rolle spielen, ist die Prämisse nicht geschlagen; auch damals, wie selbst Marx schon im Kapital - vornehmlich K1 - beschrieb, spielten Maschinen in der Gesamtbetrachtung bereits eine Rolle. Du vergisst dabei nämlich einen entscheidenden Faktor: Die Maschinen schaffen selber *keinen* Wert, weil sie selber Produkte menschlicher Arbeit sind; sie übertragen vielmehr ihren Wert im Laufe der Zeit auf die Waren.
Bzgl. 1. und 2., eine kleine Ergänzung: Das ganze lohnt sich für die Arbeiter auch dahingehend nicht, dass sie bei der Einführung neuer technischer Innovationen nicht weniger arbeiten müssen, sondern nutz- & somit arbeitslos werden. Gut erkennbar daran, dass sich die Arbeitszeit in den letzten 70 Jahren nicht riesig verringert hat, obwohl wir in der Zeit die größte technische Entwicklung erlebt haben. Zwecks Profitmaximierung lohnt es sich nun mal mehr, sich den Lohn von bspw. 100 Arbeitern zu sparen, dafür aber die restlichen gleich lang arbeiten zu lassen. Auch dahingehend lohnt sich die Arbeit also nicht für die Lohnabhängigen.
1) Wir leben in der besten Zeit der Menschheitsgeschichte. Noch nie haben so wenige Menschen gehungert, noch nie konnten so viele Menschen lesen und schreiben, noch nie lebten so wenige Menschen in Armut, noch nie waren so wenige Menschen krank, noch nie hatten Kinder oder Frauen eine so gute Überlebenswahrscheinlichkeit. Und das sind nur ein paar wenige Aspekte der Dinge die heute für fast alle Menschen besser sind als in unserer gesamten Geschichte.
Wenn dies das Ergebnis von "Ausbeutung" ist- dann sei es so. Dann gibst du einer tiefgründig guten Entwicklung einen negativen Namen. Verstehe ich nicht. Aber von mir aus.
2) Konkretes Beispiel: Ich sitze an einem Computer und schreibe Code für meinen Arbeitgeber. Das daraus resultierende Programm für eine Industrieanlage produziert mit minimaler menschlicher Interaktion, sagen wir Malariamedikemente.
Ich habe ein verdammt gutes Gehalt. Mein Arbeitgeber verdient verdammt gut an den Medikamenten. Und die Menschen in der dritten Welt sterben nicht mehr an Malaria.
Wer hat hier jemanden ausgebeutet? An welcher Stelle ist etwas unmoralisches passiert? Inwiefern würde das hier in einem anderen Wirtschaftssystem besser laufen?
Wurde ich ausgebeuet weil ich meine ach-so-wertvolle Freizeit investiert habe? Ich habe ja nicht meine Knochen oder Geist geschunden - im Gegenteil die intellektuell anspruchsvolle Arbeit hält mich geistig fit und macht Spaß.
Wo ist die Ausbeutung? Wer ist der Ausbeuter? Ist mein Arbeitgeber der Ausbeuter weil er (der gar keine Person sondern eine Aktiengesellschaft ist), einen Mehrwert aus meiner Arbeit zieht? Aber ich kann aus meiner Fähigkeit allein gar nichts machen, außer ich werde selbst zum Unternehmer...
Ich breche hier mal ab: Das ganze ergibt nur Sinn in der Logik der industriellen Revolution in der bösartige Kapitalisten gewissenlos die Leiber ihrer Arbeiter tatsächlich ausgebeutet haben.
In unserer heutigen Gesellschaft ergibt das ganze keinen Sinn mehr: Wir leben in der besten Gesellschaft der Menschheitsgeschichte ohne es darauf angelegt zu haben, während der Kommunismus nur verschieden schlimme Versionen der Hölle auf Erden produziert hat.
*Dein Nachtrag kam erst an nachdem ich schrieb. Der Übersicht halber gehe ich darauf nicht extra ein sondern höchstens in meinem nächsten Kommentar.
Ich finde deinen Kommentar gerade dahingehend ärgerlich, dass du erneut den moralischen Aspekt aufgemacht hast, obwohl ich ihn im ersten Kommentar negiert habe und du das auch anerkannt hast. Es ging, wie beschrieben, ausschließlich um den ökonomischen Begriff der „Ausbeutung“.
Zur Info: Marxisten geht es nicht um Moral bei solchen Analysen - auch Marx hat immer über eine moralische Kritik am Kapitalismus gelacht. Lies meine Kommentare vielleicht nochmal, dann wirst du sehen, dass ich stets auf eine moralische Betrachtung verzichtet habe. Ansonsten bedanke ich mich trotzdem für die sachliche Diskussion und empfehle weiterführend zumindest mal einen Blick auf die marxsche Analyse des Kapitalismus - selbst wenn es nicht deiner Ansicht entspricht kann es nicht schaden, sich mit der Gegenseite ernsthaft auseinanderzusetzen. Vielleicht wird dort auch deutlicher, weshalb Marx so aktuell ist wie nie.
Das Wort "Ausbeutung" hat eindeutig eine moralische Komponente.
Wenn du das Wort Ausbeutung "wertfrei" meinst, dann schlage ich vor, dafür ein anderes Wort zu benutzen.
Wenn ich darüber spreche warum die Bank so viel Geld stiehlt wenn sie Zinsen einzieht, dann kann ich mich nicht damit rauswinden zu sagen: "Oh stehlen meinen wir hier komplett wertfrei."
Und wenn du das Wort "Ausbeutung" wertfrei meinst, dann kannst du in meinem Beispiel ja ganz wertfrei identifizieren wer da ausgebeutet wurde. Denn auch wertfrei betrachtet, sehe ich nicht wer da ausgebeutet worden wäre.
empfehle weiterführend zumindest mal einen Blick auf die marxsche Analyse des Kapitalismus
Das wäre für mich maximal von historischem Interesse. Marx' Theorien liegen zu lange zurück und sind an zu vielen Stellen klar widerlegt worden.
Marx' Theorien haben sich vielfach als schlicht falsch entwickelt und die Methoden des Kapitalismus haben sich massiv weiterentwickelt.
Gut erkennbar daran, dass sich die Arbeitszeit in den letzten 70 Jahren nicht riesig verringert hat, obwohl wir in der Zeit die größte technische Entwicklung erlebt haben.
Und hier hast du schlicht nachweisbar Unrecht. Da ist gar nichts dran zu diskutieren: Vor 70 Jahren lag die Wochenarbeitszeit bei rund 48 Stunden. Heute liegt sie bei 37,7 Stunden. Das ist ein Rückgang von 22%. 1871 lag sie bei 72 Stunden.
Das haben Gewerkschaften erkämpft, eine Möglichkeit die Marx genausowenig in Betracht gezogen hat wie tausend andere Faktoren die er nicht vorhersehen konnte weil er vor 142 Jahren gestorben ist.
Es gibt zum Beispiel einen Grund warum so viele kommunistische Staaten immer von "Arbeitern und Bauern" sprachen: Weil in der marxistischen Theorie Bauern ein wichtiger Teil der Gesellschaft waren. Dass in der Zukunft (also heute) ein einzelner Bauer seine Produktivität ver-fünfunddreißigfachen würde und Bauern nicht mehr ein breiter, armer, ausgebeuteter Stand sind sondern vielmehr eine sehr kleine Gruppe privilegierter und gut ausgebildeter Spezialisten, war für Marx unvorstellbar.
Die Entstehung einer breiten Gruppe von "Angestellten" neben den "Arbeitern" hat er nicht vorhergesehen. Die Möglichkeiten von Automatisierung konnte er nicht sehen, genausowenig wie das Potential kraftumformender Einrichtungen (Sprich: Strom). Auch Computer hat er nicht gesehen, Roboter, internationalen Handel.
Ein "Arbeiter- und Bauernstaat" ergibt heute überhaupt keinen Sinn mehr weil Bauern 1,2% der erwerbstätigen Bevölkerung ausmachen und Arbeiter gerade 16,6
Mir zu sagen ich solle mich für eine Unterhaltung über wirtschaftliche Zusammenhänge mit Marx beschäftigen ist so als ob ich sagen würde für eine Unterhaltung über Geopolitik solltest du Bismarck studieren.
Hier kommt etwas heraus das ziemlich deutlich ist: Es ist wie eine Religion. Ideologien sind wie Religionen: "Wenn du unsere Argumente verstehen willst, musst du unsere heiligen Bücher lesen." Und dann brauchst du mentale Gymnastik um die aktuelle Welt- die komplett anders ist als die Welt des Religionsstifters- irgendwie in das Korsett der Lehre zu stecken.
Und Marx schrieb von Ausbeutung und die existiert offensichtlich nicht mehr auf die selbe Art und dann deuten wir die Bedeutung des Wortes "Ausbeutung" eben um und dann passt das wieder.
Tut mir leid ich sehe in deinen Argumenten den Versuch eine Welt durch eine marxistische Brille zu sehen, was einfach nicht hilfreich ist. Und ich verstehe natürlich, dass ich einen Gläubigen (und ich meine das völlig wertfrei) nicht überzeugen kann.
1. Egal wie du es dir drehst und wendest, der Begriff Ausbeutung hat nicht zwingend eine moralische Kompetente, beschreibt den Prozess der Mehrwertabschöpfung aber gut. Auch du musst mehr für deinen Arbeitgeber an Wert produzieren, als deine Arbeitskraft wert ist - das ist nun mal der einzige Weg, wie der Profit zustande kommen kann. Das ist die ökonomische Realität, aus der man seine entsprechenden Schlüsse ziehen mag oder eben auch nicht; es ist jedoch kein moralisches Urteil über diese Wirtschaftsweise.
2. An welchen Stellen ist Marx widerlegt? Wo lag er genau falsch?
3. Abgesehen davon, dass ein Rückgang von 22% immer noch nicht sonderlich proportional zum massiven technischen Fortschritt (man sagt, dass sich alle 20 Jahre der technologische Fortschritt verdreifache) erscheint, hast du mein Argument nicht widerlegt. Du gestehst sogar ein, dass gewerkschaftliche Kämpfe (die nebenbei zu Marxens Zeit genauso existierten wie heute) die Verringerung der Arbeitszeit erzielt hätten, und nicht, dass der technische Fortschritt selber dafür gesorgt hat - was auch Marx meint. Sonderlich viel verändert hätte sich also ohne Gewerkschaften, die den Kampf um den Gegensatz zwischen Arbeit und Kapital immer mal wieder führen, nicht.
4. Nun, nur weil die Bauern heute in der Form wegfallen, die sie damals mal waren, wird damit überhaupt nichts falsch an dem, was er meinte. Wenn es dir gut tut, lass das mit den "Bauern" bei "Arbeiter- und Bauernstaat" einfach weg. Was sich dadurch nun ändern soll für einen modernen Sozialismus erschließt sich mir nicht..
Angestellte sind in dem Sinne immer noch eigentumslos, da auch sie nichts haben, als ihre Arbeitskraft, und ihren Dienst an der Kapitalakkumulation leisten müssen (vielleicht auch nur indirekt). Wie gesagt: Nur weil er kein Prophet war und die Computer und Roboter nicht am Horizont gesehen hat, musst du mir erklären, warum seine Theorie dadurch falsch wird. Wie erläutert, behielt Marx Recht bezüglich seiner Theorie von der Produktivkraftentwicklung, und wie wenig sie für den einzelnen Arbeiter in der Marktwirtschaft tatsächlich ändert (außer, dass er evtl. nutz- & arbeitslos wird).
Auch du musst mehr für deinen Arbeitgeber an Wert produzieren, als deine Arbeitskraft wert ist
Das ergibt keinen Sinn. Wenn meine Arbeitskraft eine Ware ist, dann ist diese Ware wert was jemand bereit ist dafür zu bezahlen. Wie bei jeder Ware.
2. An welchen Stellen ist Marx widerlegt? Wo lag er genau falsch?
Okay nehmen wir das offensichtlichste und einfachste: Die Welt hatte keine globale Revolution des Proletariats gegen die Bourgeoisie nach dem eine perfekte globale kommunistische Gesellschaft aufgebaut wurde.
Diese Idee ist wahnsinnig naiv. Ich habe deutlich glaubwürdigere Science Fiction gelesen.
Die gesamte Idee der zirkulären Geschichte in denen es immer Ausbeuter und Ausgebeuteter gibt und die Ausgebeuteten die Ausbeuter in einer Revolution wegfegen (und mir ist bewusst, dass ich das hier stark vereinfacht habe) ist einfach falsch und lässt sich so historisch nicht belegen.
Die Grundlagen sind bereits falsch weil sie auf falschen historischen Ideen beruhen. So wie das Christentum in sich zusammenfallen muss wenn Jesus nie gelebt hat, muss der Marxismus zusammenfallen wenn sein Geschichtsbild nicht stimmt.
Was sich dadurch nun ändern soll für einen modernen Sozialismus erschließt sich mir nicht..
Moment, sprechen wir von Marx oder sprechen wir vom modernen Sozialismus? Du verschiebst den Torpfosten.
Ich finde Marx gar nicht schlecht und seine Ideen nicht grundsätzlich falsch: Sie waren aus der Zeit heraus interessant und einflussreich. Ich las kürzlich: "Marx, Wagner, Nietzsche: Welt im Umbruch" von Herfried Münkler. Die Person Marx ist interessant. Seine Geschichte ist interessant. Als historische Persönlichkeit.
Doch hat die Realität ihn überholt. Du argumentierst auf der Grundlage veralteter Schriften.
Ich verehre Darwin und er hat großartiges geleistet: Wenn ich über moderne Medizin diskutiere, sollte ich vielleicht nicht von Darwin aus diskutieren.
Wenn ich über moderne Computertechnik rede, sollte ich vielleicht mehr davon verstehen als mich auf Zuse und Touring zu berufen.
Und wenn wir über moderne Wirtschaftssysteme sprechen sollte nicht Marx mein Ideal sein.
Und das ist doch immer eines der marxistischen Hauptargumente wenn man Sowjetunion, Volksrepublik China, Kuba, Nordkorea, Vietnam, Laos, Kambodscha, DDR, Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien, Albanien, Mongolei, Angola, Mosambik, Äthiopien, Afghanistan, Benin, Kongo, Somalia, Südjemen, Tansania, Grenada, Nicaragua, Venezuela, Nepal, Belarus, Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Aserbaidschan, Armenien oder Georgien erwähnt: "Der Kommunismus wurde nie erfolgreich probiert."
Wie oft muss das noch scheitern bis ihr einseht, dass der Fehler in der Idee liegt, nicht in der Durchführung? Wenn die genetischen Beweise auch nach 200 Jahren keine Beweise für die Evolutionslehre nach Lamarck liefern, wird es vielleicht Zeit die Theorie zu begraben, statt darauf zu bestehen, dass man die Schriften Lamarcks nur richtig lesen müsse.
Wie oft muss man in Marx' Namen noch die Hölle auf Erden erschaffen, eh man einsieht, dass es nicht funktioniert?
1. Ja, und das darf immer noch nicht gleich dem Wert sein, den du schaffst. Sonst würde dein Unternehmen keinen Profit machen können. Es ginge nämlich nicht auf, wenn er dir genau das am Ende wieder auszahlen würde, was du geschaffen hast.
2. Ich ginge eher davon aus, dass du auf seine Kapitalismusanalyse Bezug nimmst und mir da konkret Fehler aufzeigst. Ist aber mein Fehler, ich habe die Frage nicht konkretisiert oben.
Ansonsten stimme ich dir tatsächlich zu, dass diese Annahmen falsch waren. Sie stammen vorrangig aus dem Kommunistischen Manifest, welches leider, obwohl es das inhaltlich schwächste von Marx und Engels ist, bis heute noch mit das bekannteste oder sogar das bekannteste von ihnen ist. Hierbei ist jedoch sehr wichtig zu differenzieren, und zwar zwischen dem frühen und späten Marx. Der frühe Marx schloss aus der Alternativlosigkeit der Revolution für das Proletariat die Notwendigkeit dieser, was ein offensichtlicher Fehlschluss ist. Er ignorierte das falsche Bewusstsein der Arbeiter (wie viele Linke auch heute noch, wenn sie von einer "unausweichlichen Revolution" sprechen), welches es erst aufzubrechen gilt.
Hier ist klar zu unterscheiden vom späten Marx: Dieser revidierte und kritisierte (indirekt) sogar seine alten Annahmen. Während er zum Beispiel im Manifest noch schrieb, dass der Widerspruch zwischen Produktivkraftentwicklung und Produktionsverhältnissen notwendigerweise zur Krise und damit zum Ende des Kapitalismus führen würde, korrigierte er diesen Fehler selber im Kapital Band 3. Dort beschrieb er im Kapitel zum tendenziellen Fall der Profitrate, dass die periodischen Krisen keine Entartungen, sondern immanenter Bestandteil des Kapitalismus sind. In diesen Überakkumulationskrisen wird Kapital vernichtet, damit der Aufschwung - und damit der ganze Zyklus - von neuem beginnen kann. Die Krisen sind also wichtig für die Funktionsweise des Kapitalismus.
Deshalb: Ja, es besteht keine Notwendigkeit zur Revolution; das war ein eindeutiger Fehlschluss Marxens. Diesen korrigierte er später jedoch, nahm also Abstand von seinen früheren, wenn man so will naiveren Ansichten. Das wird bei einem genaueren Studium von Marxens Entwicklung in vielen Aspekten seiner Theorien und Analysen deutlich.
3. Bezüglich dieser Systeme muss man faktisch festhalten, dass sie alle den gleichen Fehler machten, nach der Revolution nicht den Staat - welchen es nämlich überhaupt nicht mehr brauchte - abzuschaffen und die kapitalistischen Prinzipien loszuwerden, wie Ware, Wert und Mehrproduktion. Es waren in der Tat sozialistische Hebelwirtschaften, an denen einige Marxisten heute klare Kritik üben und darstellen, warum diese Systeme zum Urteil verdammt waren.
Ich empfehle bezüglich
2.: https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/kommunistische-manifest
Danke für die respektvolle Diskussion.
Ich glaube nicht, dass wir auf einen grünen Zweig kommen und uns beide zu sehr in Details verzwickt haben.
Vielleicht führen wir das ja mit frischen Argumenten an anderer Stelle fort.
Die Idee ist ja nicht schlecht aber auch da wurde ein Gegenpol ausgebeutet. Das ist doch im Wesen des Menschen und lässt sich nicht lange ausblenden.
Für zB. Armut und Mangel, Unterdrückung... funktioniert der Sozialismus hervorragend !!
"Denn ich bin der Überzeugung: Kapitalismus funktioniert nur solange es immer einen Gegenpol gibt, den man ausbeutet."
Im Kapitalismus wird primär derjenige reich, welcher vielen anderen Mehrwert stiftet (win win !!).
Dank dem Kapitalismus liegt die Rate extremer Armut heute bereits global bei deutlich unter 10% !!
Es gibt Menschen die haben Ideen und bilden Unternehmen. Dazu brauchen sie Mitarbeiter die entsprechend der Kalkulation das Produkt verkaufen zu können, bezahlt werden.
Wo ist da deiner Meinung nach Ausbeutung? Das ist Kapitalismus.
65% aller Staaten waren sozialistisch. Wieviele davon haben eine menschenfreundlcihe Politik gemacht?
Ich denke die Chinesen und Vietnamesen haben den besten Mittelweg gefunden. Das chinesische und vietnamesische Modell vereint die Vorteile von Kapitalismus und Sozialismus.
Weil es ja auch in kapitalistischen Staaten niemals Hungersnöte gab, siehe Afrika/Indien...