Ist "Jeder wie er oder sie möchte" falsch?
In meinen Augen wird "Jeder wie er oder sie möchte" falsch verwendet. Das "er Oder sie" bezieht sich hierbei nämlich auf das biologische Geschlecht, aber das "jeder" hat meines Wissens das maskuline grammatikalische Geschlecht. Es ist also in etwa so wie "Das Mädchen läuft. Sie fällt hin." statt "Es fällt hin." Müsste es nicht eigentlich heißen "Jeder wie er möchte" oder wenn man unbedingt gendern will (was mir bei "jeder" doch etwas ironisch erscheint) wenigstens "Jede oder Jeder wie er oder sie möchte"
Oder wirkt das nur falsch auf mich? Ich höre das so oft und innerlich schreit immer was "Falsch!" und da wollte ich nachfragen, ob ich überhaupt Recht habe.
Gerne mit Begründung!
7 Antworten
"er Oder sie" bezieht sich hierbei nämlich auf das biologische Geschlecht
Tut es das? Wo steht das?
aber das "jeder" hat meines Wissens das maskuline grammatikalische Geschlecht
Das ist richtig.
Jede oder Jeder wie er oder sie möchte
Wenn, dann "jeder", nicht "Jeder".
ob ich überhaupt Recht habe
Das ist m.M.n. nicht eindeutig beantwortbar. Wenn du davon ausgehst, dass das s.g. generische Maskulinum für jedes Geschlecht einstehen kann, dann funktioniert auch "jeder" + "sie". Gehst du davon nicht aus, wäre bspw. folgender Satz auch falsch:
Marie ist Lehrer und liebt ihren Job.
Wieso fragst du denn, wenn du dir schon über die Antwort sicher bist? Zumal du meine Erklärung offensichtlich nicht verstehst oder nicht verstehen möchtest.
Ah, okay. Mit welchem Background kannst du denn sichergehen, dass deine Ideen die anderer "entkräften" können? Weißt du mehr über Grammatik und Sprache als Schulunterricht?
Also mit keinem fachlichen Background. Gut, viel Erfolg noch! Mit Dunning-Kruger diskutiere ich nicht.
warum diskutierst du denn nicht wenn ich gerade eine frage einstelle, um Gegenargumente zu sehen? grade weil ich keinen fachlichen background habe? aber glaub mir, dass "jeder" maskulin ist, weiß ein Muttersprachler der auch nicht Linguistik studiert hat. dass du nicht diskutieren willst, scheint mir eher, als könntest du es nicht, weil du unrecht hast. andernfalls würsest du sehen, dass ich ja diskutieren will, grade weil ich kein Fachwissen habe und mir es aneignen will
Warum ich nicht mit dir diskutieren möchte? Weil du ohne den Hauch einer fachlichen Ahnung davon ausgehst, bspw. meine Argumente widerlegen zu können. Da lohnt es sich einfach nicht, dir, einer Person, die von einem absoluten Richtig und Falsch in der Sprache ausgeht, überhaupt Zeit zu widmen.
Man ist kein Experte in der Erstsprache, nur weil man diese Erstsprache hat. Oder kannst du mir mal eben erklären, welche semantische Relation AN-Komposita im Deutschen i.d.R. haben?
Dann kennst du also die psycholinguistische Fachliteratur zu generischen Maskulina? Weil wenn nicht, dann kannst du hier auch nicht so über "jeder" diskutieren, wie du es vorgibst.
warum kann ich das denn nicht? alles was ich gesagt habe, war doch wahr, oder nicht? warum sollte man erst diskutieren dürfen wenn man gefühlt studiert hat? damit erreicht man keine menschen! der sinn einer Diskussion ist es, dass man leute auf neue sichtweisen bringt oder hinweist, und nicht dass man zeigt , wie viel man weiß. Sobald du mir mit einem Argument entgegenkommst, welches tatsächlich fachwissen zum entkräften benötigt, gebe ich dir recht, aber solange deine Argumente sich darauf beschränken , dass man mit normalen Menschen verstand es entkräften kann, brauche ich kein fachwissen, um diskutieren zu dürfen. du regst dich auf, dass ich kein fachwissen habe und unterbindest darauf hin die Diskussion anstatt mir das wissen zu erklären?
Sobald du mir mit einem Argument entgegenkommst, welches tatsächlich fachwissen zum entkräften benötigt
Wie möchtest du ein solches Argument erkennen?
dass man mit normalen Menschen verstand es entkräften kann
Ah, so wie Leute ohne Ahnung mit "normalen Menschen verstand" [sic!] entkräften, dass das generische Maskulinum nicht biased sei? I see.
du regst dich auf, dass ich kein fachwissen habe und unterbindest darauf hin die Diskussion
Ich breche die Diskussion ab, da du die Chuzpe hast zu behaupten, du könntest ohne grundlegendes Wissen a) Fachwissen erkennen und b) anhand deiner "Logik" widerlegen. Aber bitte:
"Jeder wie er oder sie möchte" ist aus meiner Sicht aus zwei Perspektiven grammatisch völlig unproblematisch.
a) Ellipse. Es handelt sich um eine Ellipse, in Gänze wäre der Ausdruck "Jeder Mensch wie er oder sie möchte". Mensch ist zwar ein Maskulinum, bezieht sich aber auf belebte Referenten. Bei belebten Referenten überschreibt das lexikalische Geschlecht oftmals das grammatische Geschlecht.
b) Generisches Maskulinum. "Jeder" fungiert als generisches Maskulinum, kann also mindestens als binärgeschlechtlich gelesen werden. Ginge es um eine Gruppe aus Frauen, wäre "jeder" nach dieser Grammatik ebenfalls richtig.
Beispiel: Die Frauen sind für das Wetter passend angezogen. Jeder trägt einen Sonnenhut.
Klingt seltsam? Ja, finde ich auch - so funktioniert das generische Maskulinum aber. Es soll auf Referenten aller Geschlechter referieren können. Damit ist das "jeder" in "Jeder wie er oder sie möchte" ebenfalls auftrennbar in "er" und "sie", ganz unabhängig davon, dass "jeder" ein Maskulinum ist.
Es handelt sich um eine Ellipse, in Gänze wäre der Ausdruck "Jeder Mensch wie er oder sie möchte".
Das Wort „jeder“ kann alle Einzelnen einer Gesamtheit ohne Ausnahme bezeichnen. Ein Beispielsatz: „Jeder kann mitmachen.“ So ist es grammatikalisch korrekt.
Sag doch einfach, dass du nicht weißt, was eine Ellipse ist. Alternativ kannst du dich auch einfach raushalten.
"Jeder" fungiert als generisches Maskulinum, kann also mindestens als binärgeschlechtlich gelesen werden. Ginge es um eine Gruppe aus Frauen, wäre "jeder" nach dieser Grammatik ebenfalls richtig.
Ach, guck' an. Nun funktioniert das generische Maskulinum als Sammelbegriff für alle biologischen Geschlechter also doch? In unserer letzten Diskussion sah das aber noch ganz anders aus. :D
Du musst schon alles lesen. So schreibe ich direkt in der Antwort
Wenn du davon ausgehst, dass das s.g. generische Maskulinum für jedes Geschlecht einstehen kann. Gehst du davon nicht aus, [...]
und zuletzt
Es soll auf Referenten aller Geschlechter referieren können
So wird das s.g. generische Maskulinum verwendet, so ist seine Intention. Ist es dabei wirklich geschlechtsneutral? Nein, absolut nicht. Ist das für diesen Analyseansatz relevant? Nein.
Ist es dabei wirklich geschlechtsneutral? Nein.
Das behaupten Genderbefürworter so eisern wie Flacherdler jegliche Fakten und Indizien ignorieren, welche die Kugelform der Erde belegen. Schade um die verschwendete Intelligenz.
Mir geht einfach nicht in den Kopf, weshalb man grammatikalischen Begriffen nur aufgrund der Tatsache, dass deren Funktion ein kleiner Teil der Bevölkerung nicht versteht, eine Gleichsetzung mit biologischen Geschlechtern andichtet. Wirklich nicht.
Ich leugne sie nicht, ich weise darauf hin, dass man sie so oder so deuten kann. Außerdem deute ich an, dass diese Studien im Speziellen ungeeignet sind, und ganz allgemein nicht alles mit Studien beleg, - und beweisbar ist.
Und das tue übrigens nicht nur ich, sondern das tut auch, wie bereits erwähnt, ein Großteil der Bürger.
Ich leugne sie nicht, ich weise darauf hin, dass man sie so oder so deuten kann.
Ah, ist dem so? Dann erklär doch mal, wie man bspw. folgende Ergebnisse gegenteilig deuten kann:
https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/zfs-2024-2010/html
Außerdem deute ich an, dass diese Studien im Speziellen ungeeignet sind, und ganz allgemein nicht alles mit Studien beleg, - und beweisbar ist.
Bitte erkläre mir, wieso psycho-, computerlinguistische und andere sprachwissenschaftliche Studien, die ganz verschiedene Methoden zur Untersuchung der gleichen Frage verwenden, allesamt nicht geeignet sind, und wieso sprachinhärenter Bias nicht belegbar sein soll.
Beweisbar ist übrigens in der Wissenschaft außerhalb der Mathematik gar nichts.
Und das tue übrigens nicht nur ich, sondern das tut auch, wie bereits erwähnt, ein Großteil der Bürger.
Der Großteil der Bevölkerung liest keine linguistische Fachliteratur und leugnet dann deren Inhalte. Damit bist du wohl - zum Glück - Teil einer Minderheit. Oh, und eine "Gleichsetzung", wie du es nennst, von Genus und Sexus nimmt wirklich niemand an.
Beweisbar ist übrigens in der Wissenschaft außerhalb der Mathematik gar nichts.
Darauf wollte ich hinaus. Gilt für beide Richtungen.
Der Großteil der Bevölkerung liest keine linguistische Fachliteratur.
Stimmt. Der Großteil der Bevölkerung gendert in der mündlichen Aussprache nicht. Zeigt das nicht eindeutig auf, dass das Gendern einerseits als nicht praktikabel, andererseits aber auch als nicht notwendig erachtet wird?
Übrigens hätte ich die Studie gerne gelesen, aber mein Schulenglisch, nur durch DVD's in O-Ton aufgebessert, reicht für ein hundertprozentiges Verstehen leider nicht aus. Hättest Du etwas in deutscher Sprache?
Darauf wollte ich hinaus. Gilt für beide Richtungen.
Dennoch kann man aus einer immer größer werdenden Menge Evidenz, die stets den gleichen Schluss zulässt, Schlüsse ziehen.
Stimmt. Der Großteil der Bevölkerung gendert in der mündlichen Aussprache nicht. Zeigt das nicht eindeutig auf, dass das Gendern einerseits als nicht praktikabel,
Alles, woran man nicht gewöhnt ist, ist nicht "praktikabel".
andererseits aber auch als nicht notwendig erachtet wird?
Möglich. Allerdings können weitere Gründe fehlende Aufklärung und eine unendliche Hetz- und Lügenkampagne von Konserven sein.
Hättest Du etwas in deutscher Sprache?
Nein, aktuelle linguistische Forschung zum Thema habe ich leider nicht auf Deutsch.
Dennoch kann man aus einer immer größer werdenden Menge Evidenz, die stets den gleichen Schluss zulässt, Schlüsse ziehen.
Stimmt. Und zwar zwei. Habe ich aber alles bereits geschrieben. Wer sich unbedingt auf einen Schluss festbeißen möchte, dem könnte man den Vorwurf machen, ideologisch zu agieren.
Alles, woran man nicht gewöhnt ist, ist nicht "praktikabel".
Das mit dem "was der Bauer nicht kennt..." ist ein beliebtes Totschlagargument, nicht nur bezüglich dieser Thematik übrigens, Ähnliches beobachte ich beispielsweise auch bei der Elektromobilität. Letztendlich, und da wirst Du mir sicher zustimmen, ist es einfach so: Was der Bürger in der Praxis praktiziert, das setzt sich durch. Ich konnte bisher - habe viel Kundenkontakt - noch keine Beschwerde bezüglich meiner Ansprache "sehr geehrte Kunden" für alle Menschen vernehmen, offenbar wird der Begriff "Kunde" im Kontext als eindeutig generisch verstanden. Und nicht nur das: Ich habe noch nie gehört, dass jemand so redet, wie Genderbefürworter schreiben. In meinen Augen ein Rohrkrepierer.
Stimmt. Und zwar zwei.
Wie genau beurteilst du das, wenn dir der Großteil der Fachliteratur nicht zugänglich ist?
In meinen Augen ein Rohrkrepierer.
Deine Meinung ist mir tatsächlich ziemlich egal, solange du nicht a) wissenschaftliche Evidenz leugnest oder b) anderen ihre Sprache reglementieren möchtest.
Wie genau beurteilst du das, wenn dir der Großteil der Fachliteratur nicht zugänglich ist?
Woher weißt Du das? Ich habe Fachliteratur zu diesem Thema gesichtet, allerdings solche, welche in meiner Muttersprache verfasst ist. Davon abgesehen muss ich das nichtmal, denn dass man aus der Tatsache, dass Menschen heutzutage kaum noch korrekte Rechtschreibung und Grammatik beherrschen, immer auch den Schluss ziehen kann, dass hier einfach Tiefenwissen bezüglich der Funktion der deutschen Sprache fehlt, ist doch einfachste Logik.
Woher weißt Du das?
Simpel: Die aktuellen Studien zu diesem Thema erscheinen nahezu alle auf Englisch, seit Jahren.
Ich habe Fachliteratur zu diesem Thema gesichtet,
Welche Literatur konkret und mit welcher Vorbildung in Linguistik?
Mir liegen einige Studien und Artikel leider nur in PDF - Form vor, wie ich gerade feststellen musste.
Ich denke, dass man auch diese Studien und Artikel benennen kann.
Nun, das ist keine Fachliteratur. Das Buch von Meineke, um das es im zweiten Link geht, ist leider bloß ein großer Haufen heiße Luft. Der gute Mann meint doch tatsächlich, er könnte psycholinguistische und andere empirische Studien "widerlegen", indem er lang genug mit viel Fantasie nachdenkt. In seinem Buch gibt es keine Empirie, keine Daten. Wer hier d'accord geht, hat einfach keinen blassen Schimmer von Wissenschaft.
Ist Fachliteratur nur dann Fachliteratur, wenn sie mit Deiner Ansicht konform geht?
Davon abgesehen umgehst Du meine Anmerkung: Was ist an der Annahme falsch, dass man jegliche Studien zweierlei deuten kann? Außerdem wäre auch noch interessant zu erfahren, weshalb Du überhaupt auf Studien verweist, wenn diese doch zu diesem Thema nichts beweisen können? Hast Du selbst geschrieben. Mal ganz davon abgesehen, dass Studien auch fehlerhaft sein können, und es hier wohl aufgrund einer gewissen Einfärbung der Teilnehmer auch sind.
Ist Fachliteratur nur dann Fachliteratur, wenn sie mit Deiner Ansicht konform geht?
Fachliteratur ist Fachliteratur, wenn es sich um linguistische Forschung handelt, die in entsprechenden Journals oder Verlagen erschienen ist.
Was ist an der Annahme falsch, dass man jegliche Studien zweierlei deuten kann?
Oh, sehr viel. Die von mir oben verlinkte Studie z.B. hat anhand semantischer Vektoren festgestellt, dass sich die Bedeutung von s.g. generischem Maskulinum und spezifischem Maskulinum sehr viel ähnlicher sind als die Bedeutungen von s.g. generischen Maskulinum und spezifischem Femininum. Der klare Schluss darauf: Das s.g. generische Maskulinum ist nicht geschlechtsneutral. Wäre es das, müsste seine Bedeutung den Bedeutungen der beiden Spezifikatypen gleich ähnlich sein.
Magst du mir nun verraten, wie man hieraus das Gegenteil schließen soll?
Außerdem wäre auch noch interessant zu erfahren, weshalb Du überhaupt auf Studien verweist, wenn diese doch zu diesem Thema nichts beweisen können?
Das habe ich oben bereits geschrieben:
Dennoch kann man aus einer immer größer werdenden Menge Evidenz, die stets den gleichen Schluss zulässt, Schlüsse ziehen.
Die von mir oben verlinkte Studie z.B. hat anhand semantischer Vektoren festgestellt, dass sich die Bedeutung von s.g. generischem Maskulinum und spezifischem Maskulinum sehr viel ähnlicher sind als die Bedeutungen von s.g. generischen Maskulinum und spezifischem Femininum. Der klare Schluss darauf: Das s.g. generische Maskulinum ist nicht geschlechtsneutral.
Das hat man woran genau festgemacht? Indem auf das Gendern vorsensibilisierte Personen befragt wurden, oder Menschen mit eingeschränkten Deutschkenntnissen, wie ich es bereits las? Dass man mit Studien im Grunde genommen jedes beliebige Ergebnis bekommen kann, hat doch die Vergangenheit querbeet durch viele Sparten bereits gezeigt. Populärstes Beispiel: Das Covid - Kartenhaus, nach Veröffentlichung der RKI - Files in sich zusammengefallen.
Was ist eigentlich mit den 70 Sprachwissenschaftlern, welche sich vehement gegen das Gendern zur Wehr setz(t)en? Alles Dilettanten? https://rp-online.de/kultur/stilfrage/gendern-sprachwissenschaftler-laufen-sturm-gegen-ard-und-zdf_aid-73928221
Das hat man woran genau festgemacht? Indem auf das Gendern vorsensibilisierte Personen befragt wurden, oder Menschen mit eingeschränkten Deutschkenntnissen, wie ich es bereits las?
Wie ich bereits geschrieben habe: Es wurden semantische Vektoren verwendet. Es wurden keine Personen befragt.
Dass man mit Studien im Grunde genommen jedes beliebige Ergebnis bekommen kann,
Dann erkläre mir doch bitte, wie die oben genannten Ergebnisse gegenteilig gedeutet werden sollen.
Alles Dilettanten?
Ja. Nahezu keine dieser Personen hat jemals in diesem Bereich geforscht - dennoch meinen diese Personen, empirische Funde mit bloßem Blah widerlegen zu können. Die paar Personen dieser Truppe, die tatsächlich etwas zu Sprache und Geschlecht publiziert haben, glauben nicht an Psycholinguistik, dafür aber ebenfalls daran, dass man Empirie mit Blah widerlegen könne - darauf muss man erstmal klarkommen. Zumal es nicht Aufgabe der Linguistik ist, Menschen vorzuschreiben, wie sie Sprache zu verwenden haben - das vergessen diese Personen hier.
Semantik = Bedeutung eines Satzes oder Wortes, richtig? Wie will man das erforschen, wenn die Bedeutung sozusagen frei "belegbar" ist? Oder umgelegt auf das Gendern: Wo ist der Unterschied, ob ich nun festlege, dass der Satz "alle Bürger dieses Landes" sich auf eben alle Menschen dieses Landes bezieht, oder ob ich festlege, dass ausschließlich der Satz "alle Bürger*innen dieses Landes" hierzu imstande ist?
Semantik = Bedeutung eines Satzes oder Wortes, richtig? Wie will man das erforschen, wenn die Bedeutung sozusagen frei "belegbar" ist?
Semantische Vektoren spiegeln die Bedeutung von Wörtern wider. Sie werden über bestimmte Algorithmen aus der distributionellen Semantik berechnet. Hierzu sind Texte, aber keine Versuchspersonen notwendig.
Oder umgelegt auf das Gendern: Wo ist der Unterschied, ob ich nun festlege, dass der Satz "alle Bürger dieses Landes" sich auf eben alle Menschen dieses Landes bezieht, oder ob ich festlege, dass ausschließlich der Satz "alle Bürger*innen dieses Landes" hierzu imstande ist?
Verstehe ich nicht. Was meinst du mit "festlegen"?
Was meinst du mit "festlegen"?
Hab's doch im Beispiel genannt. Wo ist der tatsächliche Mehrwert für Frauen und nonbinäre Personen, wenn ich für alle Menschen statt "die Bürger dieses Landes" den Satz "die Bürger*innen dieses Landes" formuliere?
Der direkte Mehrwert liegt darin, dass mit dieser Formulierung auf allen sprachlichen Ebenen alle Geschlechter repräsentiert werden. Ob das aus deiner Sicht ein Mehrwert ist, ist eine subjektive Frage. Für mich ist es ein Mehrwert.
Festgelegt wird da übrigens gar nichts.
Ich denke, auf die Aussage, dass es subjektiv ist, können wir uns einigen. Mich überzeugt es nicht, ich halte die Nennung aller möglichen Geschlechter für sexistisch, und in der Sache sogar kontraproduktiv, weil damit die Unterschiede beleuchtet werden, anstatt diese zu verwischen. Ich denke, Gleichwertigkeit erzeugt man durch gleiche Benennung, nicht durch Beleuchtung der Unterschiede.
Diese Sexismuskeule ist immer so kurios:
Nicht sexistisch: Für alle Geschlechter wird das Maskulinum verwendet, das nachweislich überwiegend Männer sprachlich repräsentiert.
Sexistisch: Ein Form für Frauen, eine für Männer, eine für alle, und außerdem Formen, die gar keinen Bezug auf irgendein Geschlecht nehmen.
Für alle Geschlechter wird das Maskulinum verwendet, das nachweislich überwiegend Männer sprachlich repräsentiert.
Das ist eben der elementare Grundfehler: Die Annahme, grammatikalisch maskuline Begriffe würden Männer repräsentieren. Ist der Sessel auch ein Mann? Oder die Gardine eine Frau?
In anderen Ländern wird das generische Maskulinum nicht mit "männlich" betitelt. Wäre interessant zu erfahren, ob es auch dort Menschen gibt, welche meinen, sie bezechneten Männer.
Nein, das ist kein Grundfehler - das zeigen die zuvor erwähnten Studien, immer und immer wieder. Dass sich dieser Befund auf movierbare Personenbezeichnungen beschränkt, sollte wohl klar sein.
In anderen Ländern wird das generische Maskulinum nicht mit "männlich" betitelt.
Welche sind das?
Dann nehmen wir halt "die Geisel", "die Leiche" oder "der Mensch". Allesamt unzweifelhaft Personen.
Ja, und allesamt nicht von der Thematik berührt, da sie keine movierten Gegenstücke haben.
Wie soll eigentlich eine Studie, in welcher keine Menschen involviert sind, sich zu Wortbedeutungen äußern können?
Menschen produzieren Sprache. Diese produzierte Sprache ist untersuchbar. Dafür bedarf es keiner direkten Involvierung von Versuchspersonen. Im erwähnten Fall geschieht das anhand von Methoden aus u.a. der distributionellen Semantik.
Menschen produzieren Sprache. Diese produzierte Sprache ist untersuchbar.
Für mein Verständnis wird Sprache von Menschen produziert und dann im Alltag mit Bedeutungen belegt, welche je nach Kontext variieren ("Homonym"). Wenn ich (Bayer!) auf einer Baustelle arbeite, und mir der Satz "Hey oida Depp, schwing a moi deinen Arsch her" entgegenkommt (weil der Ton dort einfach rauher ist, ohne dass es böse gemeint ist), so hat das eine ganz andere Bedeutung, als wenn mir mein Partner den gleichen Satz im Streit sagt.
Deswegen wird bei solchen Untersuchungen auch beachtet, dass Texte nicht aus unterschiedlichen Genres oder Registern stammen.
In der oben benannten und verwandten Untersuchungen wurden bspw. nur Nachrichtentexte verwendet. Hier stellt sich nicht die Frage, welche Intention o.ä. dahintersteckt, da die Intention stets die gleiche ist.
Ich verstehe nicht, wie man etwas Lebendiges wie die Sprache trocken betrachten und beurteilen kann. Weshalb, habe ich in meinem Beispiel beleuchtet. Sprache funktioniert doch nur im Kontext - "Flügel" / "Hahn" / "Leiter" / "Decke" usw.
Es ist genau dieser Kontext, den die Algorithmen der distributionellen Semantik in ihren Berechnungen berücksichtigen. Dass dir das Wissen fehlt, das nachzuvollziehen, ist an sich nicht schlimm. Das wird aber eben dann problematisch, wenn du als Person ohne linguistischen Background versuchst, Studien, die ebendiese Methoden verwenden, zu diskreditieren und behauptest, man könne ihre Ergebnisse in jede Richtung interpretieren.
Es ist genau dieser Kontext, den die Algorithmen der distributionellen Semantik in ihren Berechnungen berücksichtigen.
Würden sie das tun, käme man nicht auf die Idee, den Kontext wegzulassen. Wie bereits erwähnt: Ich schreibe alle meine Kunden mit "sehr verehrte Kunden" an, und das seit 5 Jahren. Es kam noch nie eine Beschwerde, somit wird der Kontext verstanden. Ich glaube auch nicht, dass Schülerinnen das Klassenzimmer bei der Durchsage "heute haben alle Schüler hitzefrei" nicht verlassen. Es gibt viele weitere Beispiele, welche belegen, dass "ungegenderte" Sprache immer unmissverständlich verstanden wird.
Deine Ausführungen haben mich nicht überzeugt, ich halte das Gendern für nicht praktikabel. Schon alleine, weil der fiktive Satz
"Die Schüler trafen sich mit Lehrern und Studenten, um Politiker zu empfangen"
dann wie folgt lauten müsste:
"Die Schülerinnen und Schüler trafen sich mit Lehrerinnen und Lehrern sowie Studentinnen und Studenten, um Politikerinnen und Politiker zu empfangen".
Ich bin ein Freund sprachlicher Effizienz und Präzision, vermeide unnötige Blähsätze, genauso wie ich Phrasen wie "alles gut" (selbst wenn nichts gut ist), das neuerdings quasi in jedem Satz hörbare (falsch angewendete) "tatsächlich" oder "weißt wie ich mein" (selbst dann, wenn nicht zu erwarten ist, dass das Gegenüber nicht weiß, was man meint) strikt ablehne.
Trotzdem danke für die großteils sachliche und in Teilen für mich tatsächlich interessante Diskussion. Nicht jede Diskussion muss mit einem Konsens enden, und mitgenommen habe ich aus dieser hier durchaus etwas, wenngleich nicht das, was Du Dir vermutlich erhofft hast.
Würden sie das tun, käme man nicht auf die Idee, den Kontext wegzulassen.
Die Algorithmen verwenden den Kontext, um Vektoren zu berechnen. Man lässt den Kontext nicht weg...
Es gibt viele weitere Beispiele, welche belegen, dass "ungegenderte" Sprache immer unmissverständlich verstanden wird.
Darum geht es überhaupt nicht. Es geht um un(ter)bewusste sprachliche Assoziationen, nicht um bewusstes Sprachverständnis.
Es geht um un(ter)bewusste sprachliche Assoziationen.
Und genau das ist der Punkt, welchen ich nach wie vor partout nicht verstehe. Sind sprachliche Assoziationen nicht kontextabhängig und ändern sich je nach Ausdrucksweise und Situation? Du implizierst meines Erachtens, Sprache sei etwas Statisches.
Nein, das impliziere ich nicht. Es gibt nunmal eine Ebene im Sprachverständnis, die völlig unabhängig von Intentionen, Ausdruksweise und Situation funktioniert. Die Formgleichheit des s.g. generischen Maskulinums und des spezifischen Maskulinums ist völlig intentions- und situationunabhängig und führt entsprechend IMMER zum gleichen Bias.
Tut es das? Wo steht das?
Weil das "sie" hier als grammatikalisches Geschlecht falsch wäre, somit muss das biologische gemeint sein.
Ich unterziehe Menschen, über die ich rede, sehr selten Untersuchungen. Entsprechend bezieht sich das grammatikalische Geschlecht der Pronomen hier i.d.R. auf das Gender der Personen, über die gesprochen wird, nicht auf "biologisches" Geschlecht.
Gender - "Geschlecht"? - Nur das GRAMMATISCHE!
Aus meinem Oxford Dictionary:
gender: Grammatical classification (or one of the two, or three , classes) of objects roughly corresponding to the two sexes & sexlessness (MASCULINE, FEMININE & NEUTER)
hä ach so ich dachte eigentlich dass zb in dokumenten zb im reisepass "gender" steht wo im deutschen "Geschlecht" steht
Im Englischen hat "Gender" hauptsächlich 2 Bedeutungen:
- Grammatisches Geschlecht
- Soziales Geschlecht
Dabei ist 1 auf linguistische Themen beschränkt, 2 entsprechend die häufigere Bedeutung.
Die oben genannte Definition bezieht sich auf 1 und ist außerdem veraltet, vgl. bspw. Merriam-Webster hier.
Britisch ist Merriam-Webster allerdings nicht.
Merriam-Webster Inc. is housed in a two-story brick building in Springfield, Massachusetts.
Es gehört jetzt dem Verlag der Encyclopædia Britannica
und die ist - trotz ihres Namens - seit 1911 ein USA-Produkt.
Doch auch das Oxford Dict. hat "gender" mittlerweile erweitert:
gender: uncountable, countable] the fact of being male or female, especially when considered with reference to social and cultural differences, rather than differences in biology; members of a particular gender as a group.
Mit "jeder" für sich sind alle gemeint.
Wenn Du dahinter "er" und "sie" oder entsprechende Substantive verwendest, musst Du das auch beugenn. Also:
- Jeder möchte...
- Jeder er und jede sie möchte...
- Jeder Mann und jede Frau möchte
Man kann auch einfach den Genderquatsch nicht mitmachen.
Dein Satz ist ein halbherziger Versuch, den Genderbefürwortern entgegenzukommen. Halbherzig deshalb, weil du noch immer „Jeder” verwendest, statt auch da beide biologischen Geschlechter zu nennen.
Da aber jeder (haha) geistig gesunde Mensch weiß, dass mit „jeder” alle biologischen Geschlechter gemeint sind und es sowieso in diesem Satz nicht darum geht, Frauen oder Diverse zu benachteiligen, sollte man solche unnötigen Verkomplizierungen einfacher Sätze einfach vermeiden.
Gendern sollte einst Mittel zum Zweck einer Gleichstellung sein und damit ein Umdenken der Menschen bewirken. Doch tatsächlich erreicht es das Gegenteil, ist sexistisch und nicht barrierefrei und verstößt gegen geltende Rechtschreibung und Grammatik.
mit jeder beziehst du nicht auf das geschlecht, sondern auf den menschen..
geschlechtsunabhängig: sowohl männchen als auch weibchen können fallen...
wenn es geschlechtsabhängig sein soll, dann wäre das einfachste:
er hat einen Penis und sie hat eine Vagina.. und ja nicht lgbqt mit ein beziehen, den die bauen nur auf verständnis in sachen "sein wollen" auf und ist nicht so.. da kann man sagen was man will, ich bin nicht schön geboren, wenn ich mit 10000 Operationen herumlaufe oder schon 100 typen über mich gehen hab lassen!
LG :)
Warum nicht einfach:
"Alle wie sie mögen"
... und schon hat man eine inklusive Sprache ohne Verrenkungen. Plural, Passiv und Verlaufsformen können so praktisch sein ...
"Jeder wie er oder sie möchte" ist zwar grammatikalisch fragwürdig, aber wer das so formuliert, ist immerhin bereit die weiblichen Personen in der vagen Menge "jeder" explizit anzusprechen.
"Jeder" ist maskulin und verlangt aks pronomen "er" und nicht "sie". Nein, jeder + sie funktioniert nicht.
Nein, der Satz ist richtig, weil sich das "ihren" auf "die Marie" bezieht