Ist es wirklich einfacher, ein 3D Modell von einem Charakter zu machen, als es zu Zeichnen?

3 Antworten

Ich stamme aus beiden Welten und denke, dass beides unglaublich schwer sein kann. Gerade bei zum Beispiel Blender muss man unglaublich viele Befehle lernen, unabhängig davon, dass man ein dreidimensionales Verständnis entwickeln muss, das viele nicht haben. Dieses muss man aber auch lernen, wenn man (digital oder traditionelle) bildende Kunst ausbauen möchte. Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem das bisherige Zeichnen nach Symbolik nichts mehr bringt. Man erkennt dann, dass man sich nicht mehr auszudrücken weiß, weil einem eine weitere Dimension fehlt. Dafür sind aber auch weitere Techniken zu lernen, neben dreidimensionaler Darstellung. Sie ähneln den Techniken in 3D-Programmen. Ich persönlich habe sogar erst durch Blender verstanden, dass auch beim Zeichnen und Malen Dinge wie Kontraste, Ambient Occlusion, Fresnel-Effekte, Terminatoren, Subsurface Scattering etc. vorkommt. Denn bei beiden Kunstrichtungen bilden wir ja (manchmal auf stilisierte Weise) die Realität nach.

Daher denke ich, dass nicht die Wahl des Werkzeuges ausschlaggebend ist, sondern wie man es dazu einsetzt, Kunst zu produzieren. Bei Blender wie auch beim Zeichnen kann man zum Beispiel wie ein Bildhauer denken und bei einem gegebenen Objekt Elemente hinzufügen oder abtragen. Dazu muss man aber wissen, wie sich dieses Objekt in der realen Welt verhalten würde. Gleiches gilt für Illumination oder sogar Gesamtkomposition des Bildes/Videos/whatever. Die Schwierigkeit besteht also nicht darin, das Werkzeug zu verstehen - das hat man innerhalb weniger Jahre drauf, sondern schwierig ist, es umzusetzen zu lernen, damit es zum persönlichen Œvre passt und gleichzeitig für die Betrachter lesbar bleibt.

Es soll Leute geben, die behaupten, traditionelle Kunst sei die Grundlage für weitere Kunstarten oder sie habe einen höheren Stellenwert als jegliche digitale Kunst. Das ist Blödsinn, denn ein physischer Pinsel mit Öl-, Acryl-, oder anderen Farben sind genauso nur Werkzeuge. Wenn man ein Verständnis für die Inhalte entwickelt hat, ist es relativ egal, für welches Medium bzw. Werkzeug man sich entscheidet. Digitale Kunst ist sogar schwerer zu erlernen, egal ob Zeichnen, Malen, 3D-Objekte, Animationen oder CAD. Denn man lernt nicht nur so viele Befehle, sondern mit jeder zusätzlichen Möglichkeit, sich auszudrücken, muss man das Werkzeug lernen, sowie das, was es bezwecken soll. Wenn man beispielsweise in Blender Subsurface Scattering anwenden möchte, muss man verstehen, warum und auf welche Weise Licht Materialen durchdringt. Viele traditionelle Künstler wissen nicht einmal, was beispielsweise ein Fresnel-Effekt ist, weil sie diesen mit ihren Werkzeugen nur sehr selten anwenden können. Digitale Kunst bietet also mehr Möglichkeiten, aber jede Möglichkeit muss auch verstanden werden. Demnach gibt es vom Lernen her auch keinen Unterschied zwischen beispielsweise Blender oder Photoshop (oder anderer Software zm Malen und Zeichnen) Photoshop hat andere Ansprüche als Blender. Man kann jedoch in beiden Elemente lernen (wie eben Fresnel-Effekte), die man dann im jeweils anderen Medium anwenden kann.

Zu deinem Chicken-Scratching. Dieses Phänomen gibt es bei digitaler sowie traditioneller Kunst. Es hat mit der Unsicherheit der Künstler zu tun. Je unsicherer man ist, desto vager ist die Linienführung. Das sollte nicht mit deiner Entscheidung zu tun haben, ob 3D für dich geeigneter wäre, weil du mit gezieltem Training dieses Scratching mindern kannst. Es ist schon ein großer Erfolg, dass du dieses Problem erkennst. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sich unbewusst bereits etwas in deiner Ausführung von Linien geändert hat. Bleib ruhig am Ball. Du kannst ja zeitgleich mit Blender anfangen. Aber wenn du dich nur noch für Blender entscheiden solltest, dann wirst du nach und nach diesen Lerneffekt wieder verlieren - was ziemlich schade wäre. Abgesehen davon bist du erst 19. Es ist ein Irrtum, dass Künstler möglichst jung sein sollten, um Erfolg zu haben. Du hast noch so viel Zeit. Probier beides aus. Trainiere beides. Stück für Stück. Denn beide Kunstrichtungen können voneinander proditieren. Du hast auf diese Weise einen viel größeren Pool an Erfahrung und Fähigkeiten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Digital artist (Illustrationen) seit 2001

Das lässt sich nicht wirklich vergleichen, das musst du ausprobieren.

Hat beides Vor- und Nachteile.

Eucartoonfan 
Fragesteller
 24.01.2024, 12:06

Natürlich und ich habe mal auf YouTube mal eine Person gesehen, welche eine 2D Zeichnung als 3D Modell gemacht, aber es sieht genauso aus, als wurde es in 2D gezeichnet worden.

0
Destranix  24.01.2024, 12:07
@Eucartoonfan

Ich habe schon einiges an 3D-Modelling und einiges am zeichnen gemacht. Das lässt sich nur schwer vergleichen, der Weg des Inputs ist ein ganz anderer und das Ergebnis ist auch ein anderes.

Man kann beides aber natürlich kombinieren.

0
Eucartoonfan 
Fragesteller
 24.01.2024, 12:08
@Destranix

Ja, besonders mit Sculpting, wo man dort besser ein Tablet braucht.

1

Nein einfacher wäre es real zu zeichnen weil du dann einfach keine Verzögerungen der Software hast, klar Thema Papierverschwendung gibts auch aber das reale Gefühle für die Hände kannst du einfach nicht digital in der Genauigkeit ersetzen.

Nur annähernd.

3d kann helfen weil unser Gehirn in 3d lebt.

Eucartoonfan 
Fragesteller
 24.01.2024, 12:04

Ich habe auch traditionell gezeichnet, was etwas einfacher war, aber war dort auch nicht so gut.

0
Eucartoonfan 
Fragesteller
 24.01.2024, 12:07
0
ewigsuzu  24.01.2024, 12:08
@Eucartoonfan

was soll ich damit anfangen? ich will das so nicht direkt erlernen und englisch kann ich nicht.

der rest ist reine Übung, strichführung ist exaktheit und Genauigkeit da hilft nur Übung

0
ewigsuzu  24.01.2024, 12:13
@Eucartoonfan

Übung heißt immer wiederholen.

Also alles das kann locker 10 Jahre dauern bis du gut zeichnen kannst.

Oder länger bei jeder Zeichnung entwickelt man sich weiter.

Das Gehirn lernt Abstände besser korrekt einzuspeichern, die Hände werden sanfter usw, es ist auch Körper-muskelkoordination

1