Ist es im Christentum verboten zu meditieren?

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Ich habe für mich als Christ 2 wesentliche Gründe gefunden, warum ich

  1. meditieren sollte, und zwar auf die Weise, die die Bibel mir empfiehlt und warum ich
  2. nicht meditieren sollte auf jene Weise, wie es in den anderen Religionen oft empfohlen wird.

Meditation (von lateinisch meditatio, abgeleitet von dem Verb meditari „nachdenken, nachsinnen, überlegen“, verwandt mit griechisch μέδομαι bzw. μήδομαι „denken, sinnen“) [Quelle: Wikipedia]

Zu 1.

Da das Wort Meditation im Deutschen eine Sinnbesetzung hat, die nicht seiner eigentlichen Bedeutung entspricht, wird es in deutschen Bibelübersetzungen nicht zu finden sein.

Doch findet es breite Verwendung in englischsprachigen Bibeln und auf diesem Weg finden wir eine gute Anleitung für uns als Christen.

(Psalm 49:3) My own mouth will speak things of wisdom, And the meditation of my heart will be of things of understanding.

– deutsch:

Mein eigener Mund wird Dinge der Weisheit reden, Und das Nachsinnen meines Herzens wird über Dinge des Verständnisses sein.

(Psalm 19:14) the meditation of my heart

Deutsch gemäß anderen verschiedenen Übersetzungen (bibelserver.com): „das Sinnen meines Herzens“ „ meine Gedanken“ „die Gedanken meines Herzens“

Ps 104,34 My meditation of him - the LORD.

mein Nachsinnen über ihn

Ps 119,97 O how love I thy law! It is my meditation all the day.

Wie liebe ich doch dein Gesetz! Den ganzen Tag befasse ich mich damit.

Ps 119,99 I have more understanding than all my teachers: for thy testimonies are my meditation.

Mehr Einsicht als all meine Lehrer habe ich erlangt, Denn mit deinen Mahnungen befasse ich mich.

17 x wird in diesen Bibeln meditate als Beschreibung der Tätigkeit genutzt u.a. in:

    1. Mose 24:63 über Isaak – nachsinnen (to talk with himself) der Fußnotenhinweis ist dabei sehr interessant – (mit sich selbst reden)

in den Psalmen

  • 48:9 Wir haben nachgedacht, o Gott, über deine liebende Güte

  • 63:6 Wenn ich deiner gedacht habe auf , Sinne ich über dich nach

  • 77:12 Und ich werde bestimmt nachsinnen über all dein Tun, mit deinen Handlungen will ich mich befassen.

  • 119:15 Mit deinen Befehlen will ich mich befassen

  • 119:23 Was deinen Knecht betrifft, er befasst sich mit deinen Bestimmungen.

  • 119:27 Den Weg deiner Befehle lass mich verstehen, Damit ich mich mit deinen wunderbaren Werken befasse.

  • 119:48 Und ich will mich mit deinen Bestimmungen befassen.

  • 119:78 ich befasse mich mit deinen Befehlen.

  • 119:148[ Damit ich] mich mit deiner Rede befasse.

  • 143:5 Ich habe der Tage der Vorzeit gedacht; Ich habe nachgesonnen über all dein Tun; Willig** befasste ich mich** fortwährend mit dem Werk deiner eigenen Hände.

  • 154:5 Und die Dinge deiner wunderbaren Werke, damit will ich mich befassen.

    1. Timotheus 4:15 Sinne über diese Dinge nach; geh darin auf, damit dein Fortschritt allen [Menschen] offenbar werde.

Fassen wir die wesentlichen Fakten zusammen, kommen wir zu dem Ergebnis, dass Meditation eine geistige Arbeit ist, die sich mit sehr vielen Inhalten beschäftigt = Denken, Nachdenken, Sinnen, Nachsinnen, mit etwas befassen mit dem Ziel Einsichten zu gewinnen und Fortschritte zu machen.

Der Mensch meditiert mit sich allein aber nicht nur mit dem Gehirn, dem Denken, sondern auch mit seinem Herzen.

Das bedeutet, dass bei allen Gedanken nicht nur die Logik eine Rolle spielt, sondern auch die Einstellung desjenigen und seine Beweggründe.

Gegenstand des Meditierens sind in der Bibel in erster Linie Gott, seine Schöpfung, seine Handlungen sowie seine Gesetze und Gebote, auch Befehle, Mahnungen, Bestimmungen genannt, sowie alle seine Worte und seine Eigenschaften.

Aus dieser Aufzählung erkennt man deutlich das Ziel der biblischen Meditation: Immer mehr über Gott erfahren, ihn immer besser kennen lernen und ihn immer besser verstehen = Fortschritte machen

m.E. gibt es nichts Wichtigeres für uns Menschen


*spirituelle Praxis. Achtsamkeits-, Konzentrationsübungen, Geist beruhigen und sammeln. Die angestrebten Bewusstseinszustände werden mit Begriffen wie Stille, Leere, Panorama-Bewusstsein, Eins-Sein, im Hier und Jetzt sein oder frei von Gedanken sein beschrieben. [Wikipedia]

zu 2.

Diese Praxis steht im Widerspruch zur Meditation im biblischen Sinne, wenn sie von Gedanken frei machen will und den Sinn leert.

Es kann sogar eine große Gefahr darin liegen, denn Jesus zeigte, wie töricht das wäre, indem er sagt, dass ein unreiner Geist, der so einen ausgefegten Sinn vorfindet, sich noch einige Kumpane holt, schlimmer als er und dort einzieht (Lukas 11:24-26 und Matthäus 12:43-45)

Die Folge: „und die letzten Umstände jenes Menschen werden schlimmer sein als die ersten."

Abundumzu  04.02.2012, 15:52

Hallo cornyriegel,

eine überaus lehrreiche weil gründliche Überlegung mit sehr viel Unterscheidungsvermögen.

Zudem ist sie biblisch sehr gut begründet.

Danke dafür und DH!!



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Gronkor  09.02.2012, 21:59

Du meinst also ernsthaft, wer auf Gedankenleere meditiert, provoziert Besessenheit??

Das ist ja nun wirklich haarsträubend.

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handicTRA  11.08.2018, 12:08

Aber bei Meditation ist man nicht *gedankenleer*, *gedankenfrei*. Buddhismus ist *Lehre*. Es wurde im Laufe der Zeit mit Religionen verglichen, was zu einer Zuordnung zu diesen führte.
Zu *2.*: Bei Meditation konzentriert man sich auf eine Sache atmen. Man beobachtet sich selbst, seine eigenen Gedanken und lässt diese vom unhörbaren Unterbewusstsein verarbeiten. Unser Bewusstsein ist nur für eine Sache zuständig, den *Atem*. Mit dieser Lebensform ruhen wir uns aus, laden neue Energie, trainieren unser Gehirn und lernen:
Einen Motor *nicht* mit mehreren Treibstoffen zu betanken (bzgl. unsere Gedanken-Wirr-Warr)

https://www.dasgehirn.info/handeln/meditation/die-neurowissenschaft-der-meditation

Zum Beispiel meditiert jeder Mensch, wenn er sich z.B im Zug hinsetzt ubd den z.B Arbeitsstress ausatmet und versucht zur Ruhe zu kommen. Meditation ist das selbe. Nur ist es kein Versuch zur Ruhe zu kommen, sondern die direkte Wahl des natürlichen Weges Ruhe zu finden und sich selber richtig o. tiefer kennen zu lernen.

Ich verstehe eure Glaubensansicht, jedoch ist es mE. alles direkt zu bewerten. Buddhismus wurde von Buddhas Anhänger erschaffen. Siddhartha Gautama hat Erfahrungen gesammelt und ausgearbeitet.
Sein weisester Zitat (m.M):

Glaubt den Schriften nicht,
glaubt den Lehrern nicht,
glaubt auch mir nicht.

Glaubt nur das,
was ihr selbst sorgfältig geprüft
und als euch selbst und
zum Wohle dienend anerkannt habt.

Und damit ist es unendlich weit von jeder Religion entfernt. Ich höre immer nur (meine Empfindung): Glaube oder stirb.

Und dies aus allen religiösen Richtungen. Zu Buddhas Lehren gibt es so viele Weiterentwicklungen und Zitate dieser, das man sich den besten für sich raussuchen sollte

https://viabilia.de/zitate-buddha-702.htm

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Meditieren ist nicht verboten, was anderes machen die Mönche in christlichen Klöstern schon seit Jahrhunderten auch nicht...:-)

Die Frage ist, ob ein Christ vor einem buddhistischen Schrein meditieren muss oder ob es nicht durchaus ok ist, wenn er die Technik des meditierens - auch wenn er sie von einem Buddhisten erlernt hat - nicht auch für die innere Einkehr verwenden kann, ich denke da spricht nichts dagegen, aber es gibt Evangelikale Gruppen für die alles andere als Bibelverse ein Problem ist...

Was ist christliche Meditation? Darüber möchte ich in dieser Artikelfolge im BERLINER DIALOG Auskunft geben. Beginnen werde ich mit dem Einblick, den jemand, von dem man so etwas nicht unbedingt erwartet, freimütig in sein Meditieren gewährte. Es ist der Schwede Dag Hammarskjöld, seines Zeichens Generalsekretär der Vereinten Nationen von 1953 bis 1961:

Ich sitze hier vor Dir, Herr, aufrecht und entspannt, mit geradem Rückgrat. Ich lasse mein Gewicht senkrecht durch meinen Körper hinuntersinken auf den Boden, auf dem ich sitze

Nein, ist es nicht. Warum auch?

Mehr unter http://www.religio.de/dialog/296/296s16.html

Meditation ist auch eine urchristliche Praxis. Jesus selbst hat meditiert. Jesus ist in die Wüste gegangen, Zwiesprache mit Gott gehalten. Immer wieder ist er auf einen Berg gestiegen (da gibt es einige Bibelstellen). Er hat stundenlang gebetet (siehe Getsemane). Die Wüstenväter haben meditiert. In jedem katholischen Kloster wird meditiert. In den evangelischen Klöstern (ja, das gibt es auch) meditieren Menschen. Manchmal wird Meditation als Kontemplation, manchmal als Stilles Gebet vezeichnet.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin Yogalehrer, Meditationslehrer, spiritueller Lehrer

Ich finde es etwas seltsam, dass Du die Frage hier so stellst.

Du wirst ja selbst wissen, was Du da in der Meditation machst (ich weiß es nicht, es gibt x Arten zu meditieren) und ob Du das mit Deinem Glauben vereinbaren kannst. Und gerade als evangelischer Christ bist Du es selbst, der darüber entscheidet - in den Evangelischen Kirchen gibt es ja das Priestertum aller Gläubigen.

Solltest Du etwa eine Meditationsform praktizieren, bei der es darum geht, den Geist von allen Gedanken zu leeren, so glaube ich kaum, dass sich irgend ein ernst zu nehmendes christliches/biblisches Argument dagegen finden ließe.

Ich selbst bin auch Christ und meditiere - unter Anderem in einer Meditationsgruppe unserer Kirchengemeinde - und sehe darin keinen Widerspruch zu meinem Glauben. Im Gegenteil: ich denke sogar, dass mich die Meditation Gott näher bringt.

waldfrosch  04.02.2012, 12:34

Anmerkung : Das Allgemeine Priestertum der Gläubigen gibt es** auch** in der Lehre der Katholischen Kirche !

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