Ist es eigentlich ethisch vertretbar, als Nicht-Bedürftiger second-hand zu kaufen oder nimmt man damit richtig Bedürftigen die Sachen weg?

10 Antworten

Ich habe das als junger Erwachsener mit Anfang 20 auch immer wieder gemacht, da saß das Geld noch nicht so locker bzw. ich hatte noch nicht so viel (war aber nicht bedürftig). Ich habe mir damals meine (Marken-)Langarmshirts meist beim Ebay-Kleinanzeigen gekauft und bin mir keiner Schuld bewusst. Im Gegenteil, es ist doch eigentlich was Gutes, wenn man gebraucht kauft und nachhaltiger vorgeht - da soll man sich auch nix einreden lassen.

Bedenklich wäre es nur, wenn jemand, der das Geld eigentlich hat, aus purem Geiz zur öffentlichen Armenspeisung geht und dort denjenigen, die es wirklich nötig haben die Suppe wegschlürft nur aus Geiz -----> so jemanden gab's in meiner Heimatstadt und das fand ich einfach nur daneben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
horribiledictu  08.05.2023, 16:42

ich kenn eine Armenausspeisung, betrieben mit Freiwilligen, die laden ganz explizit auch zahlende Nichtarme ein dort zu essen, mit dem Argument, dass sie mit den Einnahmen von jedem zahlenden Gast zwei Arme gratis verköstigen können!

haben übrigens eine exzellente Gulaschsuppe dort!

2
rotesand  08.05.2023, 16:46
@horribiledictu

Ja, so was mag es geben - in meiner Heimatstadt war das aber eine Aktion vom Roten Kreuz, die sich an Bedürftige richtete. Alles kostete einen Euro und der Sinn dahinter war, dass man dort kommt, verweilt und Leute kennen lernt bzw. Abwechslung hat - das war für im eigentlichen Sinne arme Rentner und Leute ohne Angehörige gedacht, für Leute am Rande der Gesellschaft; mein Cousin als Frührentner war da auch immer und es gefiel ihm gut. Aber da kam auch jemand an, von dem man wusste, dass er Kohle hat, ein "solider Pensionär" war mit funktionierender Familie - der hat das auch immer betont, dass er das Angebot vom Rotkreuz nutzt und sich ein wenig drüber lustig gemacht bzw. selbst auf die Schulter klopfte, das System auszunutzen. Und das finde ich geschmacklos.

Immerhin durfte er nicht in die Kleiderkammer für Bedürftige, da wollte er auch eines Tages hin und bekam den Zutritt verwehrt, weil er keinen Berechtigungsschein dafür hatte.

0

Ich denke nicht, dass das ein Problem ist. Gerade bei Klamotten ist so viel auf dem Second-Hand Markt, dass man da definitiv niemandem etwas weg nimmt. Hier in Berlin gibt es Läden, die rechnen pro Kilo ab. Das gibt es eher an Überangebot.

Second-Hand zu kaufen, ist sicherlich ethischer, als bei Primark fragwürdig hergestellte Billigklamotten neu zu kaufen.

Für ein neues Kleidungsstück wird nun mal die Umwelt verschmutzt, Menschen müssen unter unwürdigen Bedingungen arbeiten etc.

Ich habe zwar wenig Geld, aber wenn jemand Reiches etwas gebrauchtes Kauft und es hegt, ist es auch okay. Je weniger neu produziert werden muss, desto mehr kann man sich auf wichtige Dinge konzentrieren.

Second Hand bedeutet unter anderem auch, Dinge weiter/wieder zu verwenden, deren Herstellung Rohstoffe und Energie benötigen.

Kauf ich was gebrauchtes fallen diese Faktoren weg, also ist Second Hand IMMER besser, als Neukauf.

In meinen Augen ist es also ethischer, als jeder Neukauf!

Wir kaufen häufiger in Läden vom Roten Kreuz ein. Dort bekomme ich Sachen, die ich mir sonst nicht leisten würde, obwohl ich es vielleicht könnte. Aber die haben da so viel, dass ich nicht den Eindruck habe, jemandem was wegzuschnappen.

Es ist ja auch für jeden zugänglich.

Ich würde aber niemals an einer Tafel anstehen. Dort sollte alles für die wirklich Bedürftigen vorbehalten sein.