Ist das alte Familiensystem besser als das jetzige?

8 Antworten

Das beste System ist immer das, für das ALLE Beteiligten sich selbst entschieden haben.

Wenn der Mann damit zufrieden ist, dass alle von ihm und seinem Einkommen abhängig sind und die Frau damit zufrieden ist, allen Familienmitgliedern hinterherzuputzen, dann ist doch alles prima.

Eines muss aber auch allen Beteiligten klar sein: Frauen, die jetzt aktuell in Altersarmut leben, sind genau die Frauen, die ein so Leben geführt haben, wie du es hier beschreibst: Kinder bekommen, Beruf aufgegeben, nur noch Hausfrau, die Kinder werden groß und dann hat der Mann auf einmal eine Jüngere und lässt sich scheiden. Oder wird aus irgendwelchen Gründen berufsunfähig.

Ein Beispiel: eine Kollegin von mir - traditionelle Ehe mit sehr traditioneller Rollenverteilung, sie ist insgesamt 12 Jahre in Elternzeit gewesen, er Alleinverdiener. Und dann: Umzug ins Eigenheim, das Haus noch renovierungsbedürftig, er erkrankt an Depressionen. Sie leben zu fünft seit 5 Jahren auf 50qm im Keller des Hauses, haben Schimmelprobleme und nichts ändert sich, weil er als "echter starker Mann" nicht in Therapie gehen will und es aufgrund seiner Krankheit nicht schafft, notwendige Renovierungen anzugehen. Seit das jüngste Kind drei ist, geht sie wieder arbeiten in Teilzeit, so hat sie wenigstens ein bisschen Selbstbestimmung zurück und konnte sich ein neues Schlafsofa leisten, nachdem sie von dem alten starke Rückenschmerzen bekommen hat. Ein Bett haben sie nämlich nicht, sondern schlafen im Koch-/Wohn-/Esszimmer.

Seit Monaten versuche ich sie davon zu überzeugen, dass sie sich um eine Mutter-Kind-Kur bemüht, aber ihr Mann verbietet ihr das und so quält sie sich halt dahin.

Ehrlich gesagt, ist sie das beste Beispiel dafür, sich nicht zu sehr auf einen Mann zu verlassen und auf gar keinen Fall so abhängig zu werden.

Ein Punkt ist auch nicht zu vernachlässigen: viele Beziehungen, die eher traditionell laufen, fangen an zu kriseln, wenn das erste Kind da ist. Warum?

Vor der Schwangerschaft sind beide Vollzeit arbeiten gegangen, die Frau hat den Großteil der Hausarbeit alleine erledigt und war damit zufrieden, wenn ihr Partner seine dreckigen Socken in den richtigen Wäschekorb geschmissen hat und ab und zu die Spülmaschine eingeschalten hat.

Dann kommt das Kind. Für ihn hat sich nichts geändert, er geht weiter Vollzeit arbeiten. Die Frau sitzt nun aber mit einer Aufgabe zuhause, die sie 24/7 fordert. Und zwar größtenteils alleine, weil zB alle ihre Freundinnen aus dem "alten Leben" noch keine Kinder haben, weil der Mann keine Elternzeit nehmen kann, weil Eltern oder Großeltern weit weg wohnen und so weiter.

Und sie ist damit konfrontiert, dass ihr Mann denkt, der Haushalt würde sich irgendwie von selbst erledigen, so wie er das aus der Zeit vor dem Kind halt auch schon kennt.

Und wenn der Partner dann abends aus dem Büro kommt und sich wundert, warum die Spülmaschine noch nicht ausgeräumt ist "wo du doch den ganzen Tag Zeit hattest", ist Streit halt vorprogrammiert.

Das wird dann mitunter zum Problem für die Beziehung. Er sieht seine Frau nur noch als Mutter und Hausfrau, aber nicht als Partnerin, sie fühlt sich ungeliebt und hat Minderwertigkeitskomplexe.

Man darf auch eines nicht vergessen:

Die Hausfrauenehe ist eine Erfindung der 1950er Jahre. Früher war es völlig normal, dass Frauen auch mitgearbeitet haben, zB auf dem Land. In vielen Handwerksberufen arbeiteten Frauen schon im Mittelalter ganz selbstverständlich an der Seite ihrer Männer. Man konnte es sich schlichtweg nicht leisten, dass die Frau "nur" den Haushalt schmeißt. Und alles, was mit Textilien zu tun hat, war ohnehin schon immer fest in Frauenhand. Für Leinenweberinnen, Mantelmacherinnen und so weiter gab es sogar eigene Zünfte.

kenne dieses familiensystem nicht. meine eltern, großeltern und urgroßeltern waren immer beide arbeiten. der haushalt wurde abends oder morgens von allen gemeinsam erledigt. so kenn ich das auch aus sämtlichen familien der umgebung. da waren die frauen immer arbeiten.

dein familiensystem entstammt dem dritten reich und war weder dort noch später relevant für jemanden.

Nein.

Der Mann hat keine Zeit für seine Kinder.

Und die Frau ist finanziell abhängig vom Mann und erhält später keine Rente.

Besser wäre es, wenn beide in Teilzeit arbeiten und sich gemeinsam um die Kinder kümmern.

Ob es besser ist weiß ich nicht, aber es gefällt mir so.

Mein Mann ist der Verdiener von uns beiden und ich die Hausfrau. Ich erziehe unsere beiden Kinder und erledige den Haushalt. Teilzeit arbeite ich noch als Friseuse

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Lurch123532  04.04.2023, 13:38

Damit arbeitest du deutlich mehr als dein Mann.

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Dahika  04.04.2023, 13:50

und woher nimmst du die Sicherheit, dass das immer so weiter geht? Vielleicht gefällst du ihm irgendwann nicht mehr, weil die 15 Jahre jüngere Kollegen soviel knackiger und aufregender ist....

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Rendric  04.04.2023, 19:47
@Dahika

Die hat niemand. Aber was spielt das für eine Rolle? Man muss ja doch das tun, was für eine FAmilie das beste ist. Und erstmal ist wichtig, wie alle zufriede sind. Wenn es zur Trennung kommt, ist der Vater unterhaltspflichtig für Kinder und auch für die Frau, die zugunsten der Ehe berufliche Einbußen gemacht hat. Weiterhin hat sie Grundlagen mit einer abgeschlossenen Ausbildung und kann in diesem Fall Stunden aufstocken, um sich selbst (und die Kinder) versorgen zu können. Und eventuell haben sie ja sogar mit Verträgen vorgesorgt für diesen FAll. Z.B. auch damit, dass er in eine Rente für sie mit einbezahlt.

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Nein. Die Frau ist damit abhängig vom Partner und der Mann ist im Grunde nicht Teil der Familie.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Schulische und normale Ausbildung + an der Uni gearbeitet