Inwieweit ist die christliche Religion an der schlechten Behandlung von Tieren und mangelndem Tierschutz Schuld?

8 Antworten

Der Begriff "herrschen" (über die Schöpfung) wird falsch verstanden. Das Christentum nimmt diese "Aufgabe" leider im Sinn von Wir Menschen dürfen alles mit ihr machen, weil es uns von Gott erlaubt wurde! an. Das hängt mit der Anmaßung des Egoismus zusammen, der selbstverständlich nur sich als legitimer "Chef" über allem wähnt, bzw. als Unterchef von Gott, der ihm erlaubt habe, die Erde nur als "Untergeordnete weiterer Schöpfungseinheiten" zu verstehen; und die sich dem Willen, der Gier, der Eitelkeit, der Gewalt usw. des Menschen unterzuordnen hat. Wähnen kommt von Wahn. Dass mit herrschen im Grunde nur gemeint ist, dass er Verantwortung für alles hat, was ihm gegeben wurde, es aber nicht so definiert ist, ist dieser Selbsterhöhung geschuldet. In herrschen ist mit eingeschlossen, dass er sich selbst beherrscht, um mit all seiner Selbstbezogenheit gerade eben diese Arroganz nicht zulässt. Ein Gemüt, das der Liebe den Vortritt vor allen selbstbezogenen Beweggründen gibt, wird niemals!! einem Mitgeschöpf Leid zufügen. (Zu Leid gehört in einigen Fällen auch Verwöhnung von Haustieren, wenn sie in falsch verstandener Fürsorge verhätschelt werden. Das hat nichts mit Liebe zu tun, aber mit Unvernunft.)

Wie sehr das Christentum der Kirchen u.a. das Gebot der Nächstenliebe missverstanden hat, kann man an der Umweltverschmutzung sehen, die von der Inustrialisierung des christlichen Westens ausgegangen ist. Hier hat die Inustrialisierung wiederum nur das Eigenbedürfnis der Unmittelbarkeit nach Wohlstand erzeugt. Das Gebot der Nächstenliebe betrifft aber ebenso die nächstfolgende Generation (quasi die Nächsten, die auf der Erde auch leben wollen). Auch hier hat der geneigte, vielleicht gutherzige aber nicht besonders intelligente Gläubige oder Kirchenmann nichts verstanden! Die ungezügelte Habgier nach immer mehr Gütern war die Triebfeder. Aus dem Gebot: seid fruchtbar und mehret euch hätte doch schon hervorgehen müssen, dass es weitere Generation geben werden soll, die auch mit einer gesunden Umwelt zu leben gedenken. Dies wurde von den Menschen nicht bedacht. Warum, ist klar. Sie hatten nicht im Sinn, die Schöpfung zu ehren (nur sie als Beute zu betrachten. Womit wir bei den Tieren sind, deiner Titelfrage, die ebenfalls als Beute für des Menschen Unersättlichkeit und Lieblosigkeit hinsichtlich der gesamten Schöpfung herhalten müssen.

Das nur nebenbei. ;-)

Auch andere Religionen sind wohl voll mit gutmeinenden Geboten, die ebenso von eher mäßig intelligenten Gläubigen bzw. Kirchenoberhäuptern nur in der Weise verstanden wird, wie ihr Horizont des Denkens reicht.


Rotfuchs716 
Fragesteller
 30.03.2022, 03:49

sehr guter Artikel zu meinem Thema!

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Wie weit fördert der christliche Glaube die gute Behandlung von Tieren und den Tierschutz.

So müsste es aus meiner Sicht eher heissen. Denn die Bewahrung der Schöpfung ist vielen Christen wichtig.

Wer Nächstenliebe lebt, das wichtigste Gebot von Jesus, der wird auch eher für das Wohl der Tiere sehen.

In ihrer gemeinsamen Bibel sind Juden und Christen dazu aufgerufen, die Schöpfung und damit die Natur zu bewahren. Der Umweltschutz ist auch für sie also schon ein sehr alter Auftrag.
Viele Kirchengemeinden setzen ihn praktisch um. Zum Beispiel starteten sie vor fast 40 Jahren die Aktion „Jute statt Plastiktüten“ und riefen zu Demonstrationen gegen Atomkraft auf. Bis heute wehren sie sich gegen die Verschwendung von Ressourcen, ermahnen zum Energiesparen im Haushalt und zum Verzicht auf Chemie im Essen. In Erklärungen fordern sie die Politiker dazu auf, mehr Geld in den Klimaschutz zu stecken, umweltschädliche Industrien nicht zu unterstützen und die ökologische Landwirtschaft zu fördern. Viele Gemeinden organisieren eigene kleine Umweltprojekte, beteiligen sich an Aktionen in der Nachbarschaft oder sammeln zum Beispiel Geld für den umweltgerechten Bau von Trinkwasseranlagen in armen Ländern.
https://www.religionen-entdecken.de/lexikon/u/umweltschutz-im-christentum

In "meiner" Kirchgemeinde ist der Schutz der Natur schon lange ein Thema. Man schaut darauf bei der Reinigung umweltschonende Mittel zu verwenden. Das gleiche geschieht, bei der Pflege der Rasenflächen.

Zahlreiche christliche Hilfsorganisationen fördern die ökologische Landwirtschaft in Afrika und Südamerika.

Der bekannteste Naturschützer ist Tony Rinaudo, ausgezeichnet mit dem alternativen Nobelpreis 2018. Er hat im Auftrag der christlichen Organisation World Vision Wüsten in Wälder verwandelt. Allein im Niger wuchsen dank ihm auf einer Fläche von 50.000 km2 über 200 Millionen Bäume.

https://www.youtube.com/watch?v=EOSsvTlUu8o


Goldlaub  30.03.2022, 12:45

Es ist gut, das sich JETZT auch Gläubige darauf besinnen, die gesamte Schöpfung in das Gebot der Liebe mit einzubeziehen! Dass sie es nicht immer in der Vergangenheit gemacht haben, beweist ja gerade der Zustand der Umwelt. Im Nachhinein etwas zu verstehen und sich danach auszurichten ist aber doch nicht der Anspruch einer tiefgreifenden Einsicht in das Wesen der Schöpfung und speziell des Menschen Auffassung von "Nutzungsrechten". Eine Einsicht und deshalb eine "Kommunion" mit der Tatsache von dem, was tatsächlich ist, ist nur in der Unmittelbarkeit relevant. Wäre sie in des Menschen Bewusstsein, müsste er nichts im Nachhinein bereuen, rechtfertigen, entschuldigen, sühnen oder um Erlösung einer Sünde bitten. Die Erlösung von Sünden wird wiederum sehr einfältig ausgelegt, in der Form, dass der Mensch nun mal fehlerhaft und sündig sei, irgendein Gebet, eine Hoffnung, ein Messias, eine Gnade würde ihn jedoch schon von den Konsequenzen befreien. Wie anmaßend dieser Galaube ist, mag jeder selbst erkennen!!

Die sogenannte "Erlösung von Sünden" ist etwas ganz anderes! Es ist die Loslösung des egoistischen Gemütes von einer gewissen Gier, die stärker ist als Liebe!* Wenn der Mensch also z.B. einsieht (sich des gesamten Problems umfassend bewusst ist), dass ein Wohlstand heute für mich Nachteile für andere und in der folgenden Zeit nach sich zieht, dann ist das Aufgeben dieses egoistischen Wunsches ein Akt der Liebe, denn mein Egoismus führt dann nicht zu Unheil bei anderen!! *Das ist dem Menschen zuzutrauen. Viele taten das. Unter anderem Jesus. Liebe war in ihnen stärker. Oder nicht?

Das ist ein gewaltiger Unterschied zu der allgemeine Auffassung von Vergebung (von Sünden). Denn was nützt es dir, wenn ein anderer dir Unheil zufügt, weil er in seiner Gier keine Rücksicht auf dich genommen hat, er aber frömmelnd um Vergebung bittet? Was macht sein Verhalten mit deinem Leid? Wird es dadurch gemindert? Erkennst du den Unsinn (Nicht-Sinn im Bezug auf Rechtschaffenheit) und den Aberglauben in der herkömmlichen Glaubensinterpretation hinsichtlich Sündenvergebung?

Aber genau so agiert nicht nur der egoistische Atheist, auch der Fromme - sein Egoismus ist sogar noch ausgeprägter, denn zuerst sündigt er um sich einen Vorteil zu verschaffen und danach möchte er davon befreit werden, nicht schuld am Leid anderer zu sein, denen er es zugefügt hat. Er erwartet den "Ausgleich" vom Messias, der wiederum stellvertretend für seine Konsequenzen leidet. Verursacht der Gläubige damit nicht doppeltes Leid? Das seiner Opfer und das seines Messias`? Wie willst du das ableugnen? - In ihrer Handlung, in ihren Taten besteht somit kein Unterschied!

Ein Unterschied bestände, wenn durch Liebe erst gar nicht das entsteht, was Schaden verursacht. Und dazu ist keine Religionszugehörigkeit notwendig!

Ich schrieb, dass Unmittelbarkeit besser ist als im Nachhinein. Es gibt hunderte von Dingen, die jetzt, heute getan werden, die später als Übel erkannt werden. Es ist die Pflicht des Menschen sie JETZT auf Folgen zu prüfen und gegebenenfalls aus erwähnten Gründen zu unterlassen. Sie aufzuzeigen wäre ein anderes Thema. Nur eins als Beispiel: Jeden Kilometer, den wir fahren, hat Aiuswirkungen auf das Klima. Und in hundert Jahren schreiben wahrscheinlich Gläubige etwas Ähnliches wie du oben. Ich zitiere: In "meiner" Kirchgemeinde ist der Schutz der Natur schon lange ein Thema.

Die Bibel gibt es schon länger. Und vor allem christlich geprägte Gegenden forcierten mit der Industrialisierung die Umweltschäden. Viel gebetet, geglaubt, geheuchelt aber wenig verstanden. Es mögen dabei viele eigentlich herzensgute Menschen bzw. Religionsoberhäupter dabei gesen sein, durchaus. Aber besonders einsichtig waren sie nun mal nicht! Ich bezweifle, dass Christen zuerst das umsetzten, was du hinsichtlich deiner Gemeinde schreibst. Sie erkannten nur etwas, was andere wesentlich bewusstere Menschen zuvor ansprachen. Wenn sie (Christen) es wirklich ernsthaften verstehen, was Liebe zur Schöpfung wirklich bedeutet, müssten sie in allen Dingen, den Schutz von ihr betreffend, Vorreiter sein. Sind sie es? Nein. Denn auch sie sind Egoisten und fürchten um ihren Wohlstand, egal ob er den Nachfolgenden zum Schaden ist. Für sie ist es ja auch kein Problem. Siehe meine Darlegung der Bitten um Sündenvergebung.

Was meinst du zu meinen Darlegungen? Verstehst du, was ich meine?

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 30.03.2022, 14:11
@Goldlaub

ganz gut erkannt, aber mir ging es hier bei der Frage ganz speziell um Tiere. Nicht tierische natürliche Umwelt sollte man anders betrachten.

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Goldlaub  30.03.2022, 16:55
@Rotfuchs716

Ich denke, dass hinsichtlich des Umgangs mit Tieren grundsätzlich ähnlich verfahren wurde/wird, wie mit der gesamten Umwelt. Tiere gehören ja zur natürlichen Umwelt, wie du es ausdrückst. Was den Tierschutz anbelangt, den Schutz der Wälder, der Biotope, der Athmosphäre, der Moore usw. - alles Umwelt.

Schon die Definierung von Schutz ist ja eine Re-Aktion auf Misshandlung, also nur der 2. Schritt. Der 1. wäre Unterlassung! Man muss nur etwas schützen, damit es in seinem Bestand, seiner Wichtigkeit, seinem Lebensrecht usw.vom Menschen nicht seiner Entwürdigung ausgesetzt ist!

Mein Tenor geht grundsätzlich einen Schritt voraus, bzw. zurück. Die Natur, die Umwelt, braucht den Schutz des Menschen vor sich selbst nicht! Man muss kein Lebewesen explizit schützen, wenn man einen Respekt ihm gegenüber entwickelt, sie nicht zu misshandeln. Das ist übertragbar. OK, Lausbuben sind wohl noch nicht einsichtig, erwachsen, weise, etc. Aber genau das ist der allgemeine Mensch ja auch nicht. Er behandelt Tiere nicht von seiner Fürsorgepflicht für die Bedürfnisse der Tiere ausgehend, sondern nur von seinen Ansprüchen her, wozu das Tier für seine Selbsbezogenheit nützlich sein kann. Im Grunde wie Sklavenhaltung. Es mag noch Angehen, wenn der Mensch in der Not das Leben eines Tieres gegen seines abwägt und es als Nahrung tötet; oder es für harte Arbeit auf dem Acker einspannt; Katzen können in gewisser Weise wählen, ob sie teilweise Schmusebeilage sind, es warm haben, mit Futter versorgt oder auch mal wieder unabhängig vom Menschen sein wollen. Hier kann man von einer relativen win win Situation sprechen. Anders bei Zoo-, Sport, Zirkus- oder überzüchtete Haustieren. Auch Massentierhaltung ist kein Argument für den Hunger der Welt. Allermeistens werden mehr Kalorien für die Aufzucht gebraucht, als das Fleisch hergibt. Es ist der Genuss, im weitesten Sinn das Vergnügen am Fleischgeschmack, der von Menschen gefordert wird.

Wenn eine Menschengesellschaft sich umfassend bewusst ist, dass Massentierhaltung, Tiere als Spielzeug oder Unterhaltung nicht ihr naturgegebenes (wenn man so will, auch gottgewolltes) Schicksal ist, sondern es eins ist, was ihnen vom arroganten Menschen auferzwungen wird, dann lässt der Mensch von sich aus alle Begründungen fallen, die eben dieser Einsicht widersprechen wenn er sich als wirklicher Herrscher auch über seine Gelüste erweist. Dann ist kein Tierschutzgesetz mehr nötig.

Diese, und nur diese Auslegung ist meiner Ansicht nach mit dem Gebot, die gesamte Schöpfung zu ehren und zu achten, übereinstimmend. Nicht, dass ich das als Dogma verstehen möchte. Nur als Denkanstoß für das, was Christen als "rechtschaffene Beziehung zu Gott" auf ihre Fahnen geschrieben haben!

Auch wenn Juden und Muslime in Teilen andere Auffassungen von Tiernutzungsrechten haben - den Kern können auch sie nicht weginterpretieren, weder mit dem Verzicht auf bestimmte Tiere (Schwein) noch mit der speziellen Schlachtordnung (Schächten). Auch in ihrem Kulturkreis wird die Umwelt dermaßen missachtet, wie ich darlege!

Man mag als Christ, Jude, Muslim, über Buddha und seine Lehren ungläubig den Kopf schütteln, aber er erkannte die tiefliegenden Beweggründe des zerstörerischen Egos im Menschen als den Feind für die Sorgfalt, das Gesamte der Schöpfung zu erkennen, in der der Mensch ja auch nur ein Mitglied ist. Auch der König (Krone) eines Volkes ist Mitglied von ihm. Seine Untertanen zu misshandeln bedeutet ja, dass er sein Volk, von dem er Teil ist, zu misshandelbn. Nichts anderes sagte Jesus in seinem Hinweis "Was ihr den Geringsten unter euch getan habt, das habt ihr mir getan" und er schloss damit keinesfalls Tiere aus. Denn wer kann schon mit ehrlicher Gesinnung zwar zum geringsten Menschen gut sein und zu jeden x-beliebigen Tier nicht? Hier muss verstanden werden, dass Liebe nicht getrennt werden kann. Entweder ist Liebe in einem, dann macht sie keinen Unterschied zwischen "geringen" Menschen, Feinden und noch "geringeren" Tieren.

Verstehst du, was ich darlege?

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Null.

Die hatten nur gesagt, dass wir Tiere essen dürfen, dass wir sie industriell halten, konnten die nicht absehen.

Bei den Juden und Moslems ist es anders, die müssen ja heute noch zusätzlich schächten.


Rotfuchs716 
Fragesteller
 30.03.2022, 03:47

warum schreiben einige Religionen das schächten vor?

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Weil in der Schöpfungsgeschichte gleich mehrfach steht, dass der Mensch u. a. gemacht worden ist um über die Tiere und die Natur zu herrschen - "machtet euch die Erde untertan" etc. Und das wird - in falscher Auslegung - dazu benutzt, um die Überlegenheit des Menschen gegenüber den Tieren zu begründen. Hier der Mensch mit seinen Bedürfnissen, da die Tiere, über die er herrscht. Daraus hat sich eine gewisse Geringschätzung der Tiere entwickelt.


Rotfuchs716 
Fragesteller
 30.03.2022, 01:42

bisher beste Antwort meines Erachtens!

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FataMorgana2010  30.03.2022, 01:44
@Rotfuchs716

Danke, wichtig ist mir aber auch, dass man das heute nicht mehr so auslegen sollte, sondern das herrschen eher im Sinne eines guten Regierens sehe sollte: Man herrscht nicht, indem man die Untergebenen möglichst ausbeutet und ihnen keinen Wert zumisst, sondern man ist Herrscher, indem man für seine Untertanen sorgt und ihre Interessen vertritt. Aber was einmal in den Köpfen ist...

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Rotfuchs716 
Fragesteller
 30.03.2022, 01:46
@FataMorgana2010

da spielt die Auslegung eine Rolle und die Religion war da wohl zu unpräzise.

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Ich denke die Bibel stellt durch das Weltbild des menschen als "Verwalters" der Erde und Schöpfungserhltung eher ein Gegengewicht gegen den Aktuellen Trend dar. Wir sollen über die Welt herrschen und Bewahren


Rotfuchs716 
Fragesteller
 30.03.2022, 01:41

Gegengewicht zu welchem aktuellem Trend?

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mewlone  30.03.2022, 01:41
@Rotfuchs716

Industrialisierung des Tieretötens und zu wenig Artenschutz

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