In welcher Situation hast Du Dich so richtig alleingelassen gefühlt?

20 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Als ich die Diagnose Krebs bekam.

Mein Mann war 2 Jahre vorher verstorben (nach langer Krankheit), ich hatte einen neuen Partner und genau DER hat mich dann während der Situation im Stich gelassen und hatte schon eine andere (von der ich zu dem Zeitpunkt nichts wußte).....mit meiner Krankheit, mit meinen Sorgen, mit meiner Angst.

Meine Kinder standen mir zur Seite, aber es war nicht dasselbe als wenn ein Partner den Kummer mit einem teilt.

Nie in meinem Leben war ich mehr alleine als zu der Zeit.

April1995 
Fragesteller
 17.08.2022, 20:11

Mein Gott...das Leben kann so grausam sein....mir fehlen die Worte 😢 hoffe, es geht Dir wieder besser...ich wünsche Dir alles Glück der Welt und Gesundheit🍀🍀🍀🍀

1
studiogirl  17.08.2022, 20:13
@April1995

Vielen Dank, das ist jetzt 13 Jahre her, ich bin gesund und mir geht es gut......und:

ich habe inzwischen einen total lieben Partner gefunden, mit dem ich auch schon 7 Jahre zusammen bin. Schei** auf den Typen, der mich so verletzt hatte.

1
April1995 
Fragesteller
 17.08.2022, 20:18
@studiogirl

😍🍀🍀🍀🍀🍀🍀🍀

Wie schön ist das denn 😀 ohhh das freut mich....Du verdienst dieses Glück 👍

1

Richtig allein... War ich, als ich vor vielen Jahren ( kurz nach der"Wende" und Mauerfall) in eine andere. Stadt, ein anderes Bundesland gegangen bin, damit ich wieder eine Existenzgrundlage, sprich einen neuen Job bekommen konnte. Es war eigentlich die selbe Sprache. Die selbe Kultur. Nur ein anderer Dialekt.

In meiner Heimatstadt hatte ich Freunde. Einen großen Bekanntenkreis. Jetzt hatte ich: nichts. Selbst meine Erfahrungen waren nicht viel wert. Hier brauchte man anderes...

Die Einarbeitung in den neuen Job hat viel Kraft gekostet. Und nach Feierabend war da keiner, mit dem ich mich hätte austauschen können.

Selbst das Geld fehlte, Mal eben in den Zug zu steigen, um Mal 500km zu fahren, um die Eltern zu besuchen. Oder den Bruder. Geschweige die alten Freunde.

Doch das Leben ging weiter. Nach einem halben Jahr war ich im Job fest im Sattel. Dann ging es langsam auch in der Freizeit besser: die ersten Bekannten kamen und bereicherten das Leben. Heute lebe ich seit 30 Jahren in dieser Stadt. Und habe sie lieben gelernt. Und habe auch hier Freunde und Bekannte.

Meine Erfahrungen von damals lassen mich auch heute Menschen besser verstehen, die ihre Heimat verlassen müssen. Und vielleicht hierher kommen. Und die haben häufig eine andere Kultur und Sprache. Sie haben es ungleich schwerer als ich damals.

April1995 
Fragesteller
 17.08.2022, 10:16

Ich danke Dir sehr für Deine Antwort :-)

2

Da gibt es tatsächlich etwas, das mit deiner Frage wieder nach oben kroch ... Eine Situation, die für mich so verletzend und gleichzeitig offenbarend war ...

Ich war 24 Jahre jung, durchlitt gerade die erste Zeit nach der Trennung meiner damaligen ganz großen Liebe. Das war für uns beide die ganz große Liebe, aber wir waren noch jung.

Ich war mit zwei Freundinnen in einer Hard Rock/Metaldisco 😀. Einer unserer Stammläden. Mir ging es richtig dreckig, dafür gibt es keinen anderen Begriff. Aber ich bin auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin mitgegangen, auch, weil ich es versuchen wollte, mich nicht so hängen zu lassen und die Illusion eines Stückchen normalen Lebens wie davor zu leben. Ich habe mich überreden lassen, am Schopf hochgezogen und war Willens, stark zu sein.

Aber das schaffte ich nicht, ich war noch zu frisch verwundet. Seelischer Ausnahmezustand. Ich litt furchtbar. Im Laden wurde es nicht besser, sondern von Minute zu Minute schlimmer. Alle amüsierten sich, nur ich nicht. Die beiden haben mich tatsächlich komplett ausgeblendet und allein gelassen, Sie wollten sich vielleicht den Abend nicht von dem Trauerkloß verderben lassen. Sie tanzten, lachten ... Ich blieb allein ein Stück vor der Tanzfläche stehen und konnte die Tränen kaum noch zurückhalten. Irgendwann bahnten sich zwei/drei Tränchen ihren Weg in die Freiheit. Mir ging es seelisch so mies. Ich konnte aber nicht einfach gehen, weil wir weit draußen in der Pampa waren und alle drei in einem Auto fuhren. Ich war abhängig davon, wann die anderen beiden gehen wollten. Und die zwei hatten längst nicht vor, zu gehen. Sie haben mich da stehen gelassen.

Ein Stückchen weiter rechts standen an einem Stehtisch 4 Typen. Die haben mich wohl beobachtet. Irgendwann sagte einer laut zu mir rüber, mit sanftem Blick: "Er ist es nicht wert. Er verdient nicht, dass du weinst. Was für ein Verlust für die Männerwelt". Das mag vielleicht platt auf den einen oder anderen anmuten. Aber ich dachte: "Während meine so guten Freundinnen mich und meinen Kummer hier ignorieren und fröhlich feiern, sind da vier markige Typen, die Herz haben und mich auf ihre Art und Weise trösten wollen." Die haben hin- und nicht weggesehen. Danach kam mir das Verhalten meiner Freundinnen noch grausamer vor.

Die Männer wollten mir noch ein Bier ausgeben. Hilflos. Ich hatte aber keine Lust. ☺

Wir fuhren dann gemeinsam nach Hause. Wir waren mit einem Auto dort draußen, in Lichtenberg. Vor meiner Haustür sagte dann die eine zu mir, dass ich nun langsam die Trennung mal verarbeitet haben müsste. Das war drei Wochen nach der Trennung. Ich habe die eine von beiden übrigens nicht allzu lange danach nicht mehr als Freundin betrachtet.

Man kann auch von denen allein gelassen werden, die genau neben einem sitzen und fröhlich lachen und über dich hinwegsehen. Einsamkeit in der Gemeinschaft.

Das ist der Moment, der mir zu deiner Frage einfiel. Und dieses Gefühl vergesse ich niemals. Das hat etwas in mir angeregt. ☺

April1995 
Fragesteller
 17.08.2022, 11:25

Ich danke Dir sehr für Deine Antwort meine liebe....hoffentlich war es nicht zu schmerzhaft, wieder daran zu denken🤗die Geschichte ist traurig und irgendwie süss zugleich...durch die herzliche Art des einen, der so liebevoll zu Dir war.

Danke🌷🌷🌷🌷

1
isilang  17.08.2022, 11:39
@April1995

🌻 Es gibt Momente, die verlieren auch Jahre später in der Erinnerung nichts von ihrer Wirkung. Aber da ich ja so ticke, dass ich den positven Sinn dahinter entdecke, war dieser Moment trotzdem sehr lehrreich für mich. Über mich, über andere. Ich bin schon lange darüber hinweg. Aber es gibt Dinge, die vergisst man einfach nicht. Und irgendwann habe ich das auch mal offen angesprochen. Da hatte es dann "Kkick" gemacht und es kamen Dinge wie Neid und Eifersucht zum Vorschein, die von anderer Seite mit hineinflossen. Ja, Frauen sind auch keine Engel. 😇

Das waren übrigens gleich vier auffallend attraktive Typen! So ein Pech aber auch. Das eine Bier hätte ich mal annehmen sollen. Hinterher ist man ja immer schlauer. 😁

1
April1995 
Fragesteller
 17.08.2022, 11:50
@isilang

Ja...Frauen sind sogar oft alles andere als Engel...die Erfahrung habe ich auch schon gemacht....aber wer weiß, wozu es gut war...wie Du sagst, man lernt daraus 🤗🌷

1

Ich war 21 Jahre jung bei der Geburt unserer Tochter. Es war ein absolutes Wunschkind und ich dachte eigentlich ich wäre gut auf die Geburt vorbereitet.

2 Wochen nach dem Geburtstermin wollte die Kleine immer noch nicht raus und da der Mutterkuchen bereits stark verkalkt war, wurde entschieden sie zu holen.

Die Geburt wurde eingeleitet und es tat sich den ersten Tag genau nix außer etwas leichtes ziehen im Bauch. Deswegen haben die dann meinen Mann nach Hause geschickt und meinten: och das dauert noch ewig.

Der Weg von uns zu Hause ins KH sind ne gute Stunde.

Er war nicht lange weg als meine Fruchtblase platzte und ich dachte es zerreißt meinen Unterleib, weil ich so heftige Schmerzen hatte. Ich rief meinen Mann an, der dann aber zu Hause von meinen Eltern (damals wohnten wir noch bei denen) aufgehalten wurde "so eine Geburt dauert eh ewig, kannst dir Zeit lassen mit wieder hinfahren".

Jedenfalls war ich über 4 h alleine mit höllischen Wehenschmerzen. Die Hebamme hatte auch keine Zeit für mich, die hat in den 4 h genau einmal nach mir geguckt als ich ihr läutete, weil ich kotzen musste, aber nicht aufs Klo konnte...

Ich habe mich in der Situation so alleinegelassen gefühlt und so ausgeliefert.
Keiner war für mich da, während ich leiden musste... Ich hatte da lange nen Trauma von. Ich habe monatelang von der Geburt geträumt, bin Nacht für Nacht schweißgebadet aufgewacht...

Auch wenn mein Mann mir die Schmerzen nicht nehmen hätte können, hätte es mir sehr geholfen, wenn er einfach da gewesen wäre.
Bei der zweiten Geburt, von unserem Sohn, war er die ganze Zeit da und wir waren uns beide einig, dass es eine wunderschöne Geburt war.

April1995 
Fragesteller
 17.08.2022, 20:16

Puhhh...was für ein Horror....das tut mir echt leid, dass Du das durchmachen musstest....lieben Dank für Deine Antwort!

0
Erika07011940  17.08.2022, 20:19
@April1995

Die zweite Geburt war echt schön und hat mich mit der ersten ganz gut ausgesöhnt. Also alles gut inzwischen :)

1

Im frühen Kindergartenalter sollte sich mein Onkel 2.Grades bis zum späteren Abend um mich kümmern, da meine alleinerziehende Mutter irgendeine Abendveranstaltung hatte. Der Onkel (damals im Teenageralter) hatte aber, als ich eingeschlafen war, offenbar besseres mit seinen Freunden zu tun, und ließ mich in der Wohnung allein.

Als ich aufwachte, bekam ich erstmals zu spüren, was es heißt, alleingelassen zu werden. Heulend und voller Panik rannte ich auf den Innenhof der Wohnblöcke. Eine liebe Nachbarin nahm sich meiner an und versorgte mich bei sich zu Hause, bis meine Mutter nach Hause kam.

April1995 
Fragesteller
 17.08.2022, 12:26

Puhhh, was für ein traumatisches Erlebnis für ein Kind :-/

Danke für Deine Antwort!

1