In welchem Zeitalter hättet ihr gerne gelebt?
Bei mir wäre es der "Wilde Westen" gewesen! 🐴🤠
13 Antworten
Ich hatte das Glück während des Deutschen Wirtschaftswunder geboren worden zu sein. Mein ganzes Leben durfte ich in einer Demokratie ohne Krieg verbringen. Das Glück ist absolut nicht selbstverständlich.
Der Wohlstand, den es ab den 60er Jahren für den größten Teil der Bevölkerung in Westeuropa gibt, den gab es zuvor nicht, egal wieweit ich in die Geschichte zurück gehe.
Sollte es eine andere Zeit sein, dann wäre es ein Leben als Latifundienbesitzer im Römischen Reich ab dem Augustus Hadrianus, um dann während der friedlichsten Zeit des Reiches unter dem Augustus Antonius Pius mein Leben genießen zu können.
Freut mich, mir gefällt Antonius Pius von allen Herrschern am besten. Der hat keinen Angriffskrieg geführt und die Wirtschaft blühte. Er hielt sich selbst an die Gesetze und war privat so unauffällig, dass die Römische Klatschpresse nichts über ihn zu berichten wusste.
Damals reiste der Mittelstand erstmals um sich fremde Städte anzusehen mit dementsprechenden Übernachtungsmöglichkeiten und Gasthäusern. Das gab es zuvor nicht und nachher auch nicht mehr.
Klingt alles sehr interessant! Woher hast du dein Wissen? Interessierst du dich spezifisch für das Römische Reich oder bist du allgemein ein Ass in Geschichte?
Ich habe sehr viele Biographien zu den Römischen Herrschern gelesen, aber auch viele weitere populärwissenschaftliche Bücher über Geschichte. Über Jahre habe ich die "Kulturgeschichte der Menschheit" von Will & Ariel Durant https://www.amazon.de/durant-kulturgeschichte-menschheit-18-b%C3%A4nde-B%C3%BCcher/s?k=durant+kulturgeschichte+der+menschheit+18+b%C3%A4nde&rh=n%3A186606 gelesen. Die Bände über die Römer sogar zweimal.
Wow, wie gesagt klingt sehr interessant! Danke für die Buchtipps! 😊👍
Den hast du dir auf jeden Fall verdient! 😊 Grüße
Und wie lange bzw. bis wann gelebt? Bis zum Ende der Regierungszeit des Pius gelebt oder bis zum Anfang der Pest (die unter Pius angefangen hat) oder noch gerne unter Marcus Aurelius gelebt? Oder im gesamten Zeitalter von Hadrian bis 224 n.Chr., also über 100 Jahre alt und alles erlebt zu haben? ;)
Die Pandemie https://de.wikipedia.org/wiki/Antoninische_Pest begann erst 165, also während der Regierungszeit von Marcus Aurelius. Da wäre eine Geburt nach 100 ideal auf einem Landgut im Kernland des Römischen Reichs. Dann wäre ich zurzeit des Traianus noch zu jung, um als Legionär dienen zu müssen und bei Hadrianus und Antonius Pius wäre es nicht nötig. Beim Ausbruch der Pandemie lebte ich als schon älterer Mann relativ sicher auf meinen Gut und da würde ich dann meinen Lebensabend verbringen. Alles ab 180 ist nicht mehr schön. Das würde ich mir nicht wünschen, erleben zu müssen. Commodus als Herrscher, da war es mit den schönen Leben für die Untertanen vorbei und nach ihm wurde es noch schlechter.
also ein Landgut in Italien? und vielleicht hätte man auch als was anderes arbeiten können als Legionär ;)
Als Veteran hättest du auch ein Landgut erhalten, jedoch in der Provinz, ausserdem ist Legionär etwas, was ich in keiner Zeit, in keinen Land würde sein wollen. Ich habe 18 Monate Zivildienst geleistet.
Ja, stimmt...als Handwerker, Wirte, Maurer, Ladenbesitzer, und durchschnittliche Händler, Beamter und Lehrer sicherlich nicht mit Landgut ;)
Ich finde den Zeitraum zwischen ca. 1770 und 1850 sehr spannend (in Deutschland oder Österreich). Ja, es gab Pocken, Tuberkulose und co. und sehr viele Menschen waren arm, aber es war auch eine Zeit unfassbarer Umbrüche und Entwicklungen.
- Lebzeiten von Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Schumann, Schiller, Goethe, Kant, Hegel, Schopenhauer, ...
- Zeitalter der Aufklärung, der französischen Revolution, Napoleons und des Falles des HRR, des Biedermeiers, des Vormärz und der Märzrevolution - massive gesellschaftliche Umbrüche, eine tiefgehende Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Werten und Normen. Ja, auch ziemlich blutig. Wenn man nicht genügend Geld hatte, vor Truppen und Seuchen zu fliehen, war man dem Kriegstreiben und der Plünderung schutzlos ausgesetzt. Aber da das hier nur ein Gedankenexperiment ist, gehen wir einmal davon aus, dass ich in eine reiche Familie geboren worden wäre, die sich jeweils in Sicherheit gebracht hätte. Oder in Österreich gelebt hätte.
- Ich meine, schau dir mal die Moden aus der Zeit an. Einfach nur schick. Damals haben sich die Männer noch Mühe gegeben und haben nicht alle bloß dieselben dunklen Anzüge getragen ;) (Bis in die 1840er, dann wurden dunkle Anzüge mit hellen Hemden zur Uniform)
wenn dann gerne als Erwachsener zwischen Anfang der 1950er bis Mitte der 80er Jahre
Im Zeitalter der Pyramidenbauten.
Wäre da der Sklavenchefoberaufsehende ersten Ranges gewesen.
(Peitschenschlag)
Die Pyramiden wurden nicht von Sklaven gebaut sondern von freien Ägyptern die dafür bezahlt wurden (in Bier).
Heute oder in der Zukunft.
In keiner Zeit war es so gut wie heute.
Bis weit ins 19. Jahrhundert starb über die Hälfte aller Kinder vor dem 15. Lebensjahr. Die Hälfte aller Frauen starb im Kindbett.
Die Zeiten waren grausam und brutal.
Moderne Hygiene kannst du in fast allen Zeiten vergessen.
Die Menschen der Vergangenheit waren auf eine Art dumm und ungebildet die man sich heute kaum vorstellen kann (obwohl man es manchmal glaubt).
Keine Zeit war so gut wie die heutige.
Das finde ich ziemlich respektlos unseren Vorfahren gegenüber. Ja, die Hygiene und die medizinische Versorgung haben sich verbessert, auch die Allgemeinbildung. Aber "Die Menschen der Vergangenheit waren auf eine Art dumm und ungebildet die man sich heute kam vorstellen kann"??! Das ist absolut nicht wahr. Die Bildung in manchen Dingen (Stichwort künstlerisch-musischer Bereich, Handwerk, Handarbeit, Sozialverhalten) war sogar wesentlich besser als heute, zumindest in gewissen Schichten.
Unsere dummen Vorfahren haben ohne technische Mittel riesige Kathedralen gebaut. Sie haben großartige Gedichte geschrieben, Musik komponiert, die wir heute noch bewundern, philosophische Grundsätze aufgestellt, die wir heute noch lernen. Sie haben Geschichten gesammelt und geschrieben, die wir heute noch lesen. Sie haben Gesetze und Regeln eingeführt, die für eine funktionierende Gesellschaft gesorgt haben. Vor allem haben sie hart gearbeitet und all die Widrigkeiten in ihrem Leben ertragen.
Ich will hier gar nichts romantisieren - du hast recht, wir leben in der friedlichsten und körperlich gesündesten Zeit der Menschheitsgeschichte. Aber wir sind auch eine der traurigsten und depressivsten Generationen der Geschichte. Das sollte uns zu denken geben.
Unsere Vorfahren wussten viele Dinge noch nicht. Sie waren deswegen aber nicht dumm. Wenn ich nicht die Mittel habe, den Ursprung einer Krankheit zu erkennen und sie auf Bakterien zurückzuführen, dann finde ich andere Theorien. Das macht mich nicht dumm.
Zwei Dinge kann ich dir nur ans Herz legen: Zum einen das schöne Bild von Chartres, nach dem wir "Zwerge auf den Schultern von Riesen" sind. Unser ganzes Wissen, unsere Weisheit usw. verdanken wir hunderten von Generationen vor uns. WIR haben nur den geringfügigsten Teil davon selbst erreicht. Das heißt, wir schulden denen vor uns Respekt.
Die andere Sache, an die ich unwillkürlich denken musste, ist eine Folge aus Star Trek: the next Generation. In dieser Folge begegnet Picard versehentlich einem Naturvolk, das mit der futuristischen Technologie der Crew nichts anzufangen weiß - und anfängt, Picard als Gott zu verehren. Am Ende der Folge zeigt Picard einer Person aus diesem Volk die faszinierende Menschheitsgeschichte auf - und die Parallelen zur Geschichte ihres Volkes, das auch einst als Jäger und Sammler in der Wildnis gelebt hat. Irgendwann haben sie dazu gelernt und Häuser gebaut, weil es BESSER ist. Das heißt aber nicht, dass ihre Vorfahren dumm waren. Die ganze Entwicklung der Menschheit ist eine Lernkurve. Wir gewinnen immer mehr Wissen - aber übrigens verlieren wir auch ein bisschen auf dem Weg.
Ich habe die größte Bewunderung für die Menschen des 18. und 19. Jahrhunderts. Damals war es im Bürgertum NORMAL, drei- oder viersprachig zu sein, mindestens ein Instrument spielen zu können, außerdem fechten, reiten, zeichnen, debattieren. Etikette zu beherrschen, sich mit Literatur und Kunst auszukennen und so weiter. Außerdem war es normal, ein riesiges soziales Umfeld zu haben und in regem Austausch mit dutzenden engen Freunden zu stehen. Salons zu veranstalten, in denen man in freier Atmosphäre über Philosophie und die Künste diskutierte.
Ja, all das war dem Dienerstand und der Arbeiterschaft größtenteils nicht zugänglich. Aber die Behauptung, die Menschen seien dumm gewesen, ist trotzdem haltloser Unsinn. Selbst die schriftlichen Zeugnisse von Menschen der Unterschicht (ab ca. 1600 war es durchaus üblich, dass auch die Unterschicht lesen und schreiben konnte) beweisen, dass die allgemeine Bildung gar nicht mal so schlecht war - sie beherrschten die Rechtschreibung, konnten sich ausdrücken und wussten auch über viele gesellschaftliche Abläufe, politische Ereignisse und sogar künstlerische Errungenschaften durchaus bescheid.
Derweil hatte ich noch im Abitur eine Klassenkollegin, die ihre Analysen anfing mit den Worten "Der vorliegende Text geht über..." Eine andere, die überrascht war, herauszufinden, dass Brasilien nicht in Europa liegt und die Nieren sich nicht im Brustkorb befinden.
Nach heutigen Maßstäben waren die Menschen früher ungebildet, ja. Aber sie wurden ja auch nach DAMALIGEN Maßstäben unterrichtet - ein Vergleich ist daher völliger Unsinn.
Das war eine sehr lange Art zu sagen: "Dumm war übertrieben." Das ist nicht Mal Kritik, danke für die Mühe die du dir gemacht hast.
Und ich habe mich zu kurz ausgedrückt, das war meine Schuld dafür entschuldige ich mich.
Als ich schrieb:
Die Menschen der Vergangenheit waren auf eine Art dumm und ungebildet die man sich heute kaum vorstellen kann
Meinte ich nicht Dummheit im Sinne von dämlich. Das habe ich nicht klar gemacht und das geht auf meine Kappe.
Die Menschen der Vergangenheit waren in vielen Dingen enorm intelligent und benötigten diese Intelligenz auch. Ein Jäger der im Wald Tiere jagd weiß sicher viel mehr als mancher heute: Er erkennt an der Form wie Grashalme umgeknickt sind in welche Richtung ein Tier geflohen ist, anhang leichter Geräusche wo was los ist... das Wort "dumm" war schlecht gewählt.
Das wusste ich auch deshalb schrieb ich "auf eine Art dumm"...
Das war nicht ausreichend.
Denn dieser Jäger von dem wir da sprechen... Der hat keine Vorstellung von einfachster Mathematik. Er weiß nicht was eine Quadratwurzel ist, er kann nicht lesen oder schreiben (hat nicht Mal eine Vorstellung was das ist). Er hat auch keine Vorstellung von der wahren Gestalt der Welt. Er hat nicht Mal auch nur annähernd eine Möglichkeit sich die Größe der Welt vorzustellen. Er weiß nicht was die Sonne ist... und und und...
Das meinte ich mit "auf eine Art dumm die man sich heute kaum vorstellen kann". Ich kann mir nicht vorstellen wie es wäre nicht zu wissen, was hinter dem großen Fluss liegt, nicht vorstellen wie es wäre wenn ich dächte die Sonne wäre ein Gott (oder weiß ich was) oder wenn ich annähme Jerusalem sei das Zentrum des Universums (um mal von prähistorischen Vorstellungen wegzukommen).
Ich denke das Maß an (unabsichtlicher) Ignoranz und Unwissen (um das Wort Dummheit zu vermeiden) wäre für uns schwer erträglich.
Okay, danke für die Klarstellung. Ich habe mich ziemlich getriggert gefühlt eben :D Aber wenn du es so meintest, sind wir uns natürlich einig. Wobei diese Unfähigkeit, sich das Leben ohne bestimmtes Wissen vorzustellen, natürlich auf Gegenseitigkeit beruht. In so ziemlich jeder Generation haben die Menschen geglaubt, dass sie die Generation mit dem meisten Wissen in allen Zeiten waren (was meistens, aber nicht immer auch wirklich der Fall war). Und die Vorstellung, wie NOCH MEHR Wissen aussehen könnte, war einfach, na ja, unvorstellbar. Mit Ausnahme einiger merkwürdiger Fantasien davon, wie die Zukunft sein könnte. Aber in unseren Visualisierungen von Zukunft sind es größtenteils aktuelle Probleme, die wir gedanklich weiterentwickeln oder lösen. In Star Trek sind aktuelle Probleme der Physik und der Gesellschaft so weit aufgelöst, dass Dinge möglich werden, die für uns noch unmöglich sind (eine völlig friedliche Erde, Reisen zu fernen Exoplaneten, Zeitreisen usw.). Aber die neuen Probleme und völlig neuen Erfindungen der Zukunft vermögen wir uns tatsächlich kaum vorzustellen. Wir sind als Menschen doch auf eine relativ kleine Wirklichkeit beschränkt und können nur bedingt über den Tellerrand schauen.
Übrigens auch eine interessante Sache zur tatsächlichen Dummheit der Menschen. Im 19. Jahrhundert hat man Milch mit Borax "verfeinert", um sie länger haltbar zu machen. Tatsächlich wird Borax auch heute noch zum Teil als Haltbarmacher verwendet, aber in derart geringen Mengen, dass die Giftigkeit für den Menschen irrelevant ist. Aber damals war mangels der Existenz von Kühlschränken ein solcher Haltbarmacher der einzige Weg. Und tatsächlich wirkte Borax in der Weise, die beabsichtigt war - es tötet viele Keime in der sauren Milch. ABER einerseits ist Borax selbst giftig, andererseits tötet es Tuberkulosebakterien leider nicht. Und selbst Robert Koch war noch (fälschlicherweise) der Überzeugung, dass Tuberkulose nicht von Rindern auf Menschen übertragbar ist - und unter Rindern war sie im 19. Jahrhundert sehr verbreitet. Das heißt, diese Milch war oftmals gleich doppelt tödlich. So weit, so gut - sicherlich essen und trinken wir auch heutzutage noch eine ganze Menge Mist, von dem wir nicht wissen, dass er uns umbringt. Aber das Tragische an dieser Geschichte ist, dass schon damals in Veröffentlichungen vermutet wurde, dass Borax, ein Reinigungsmittel, hochgiftig ist. Leider hat es Jahrzehnte gedauert, bis man sich von dieser Praxis verabschiedete, obwohl es eigentlich längst hinreichend Hinweise darauf gab, dass sie nicht gut war (sogar in allgemeinen Zeitungen und Zeitschriften). Der langen Rede kurzer Sinn: Manchmal ist der Mensch in seinem Herdentrieb derart dumm und gutgläubig, dass es eigentlich ein Wunder ist, dass die Menschheit überhaupt bis hierher überlebt hat. Aber da sind wir heute eigentlich nicht anders - wir wissen alle, dass raffinierter Zucker nicht gut ist, bestimmte Fette ungesund sind, Farbstoffe in einigen Süßigkeiten sogar giftig sind, etliche Speisen und Gegenstände stark krebserregend sind - aber wir lassen uns davon doch nicht wirklich beunruhigen. So wie dieser Comedian, der mal meinte, es störe ihn nicht, dass Rauchen sein Leben verkürze - die letzten Jahre sind ja eh unangenehm, dann spart man sich die eben. Wenn er dann mit 55 COPD bekommt, freut er sich bestimmt, dass er sich die unangenehmen Jahre gespart hat!
Damit will ich eigentlich nur sagen, dass auch Wissen uns Menschen zum Teil nicht schlauer macht. Unsere ganze Geschichte ist voll von Fällen, in denen wir uns aktiv gegen das Wissen gewehrt haben, obwohl es eigentlich gut für uns wäre. Hände waschen vor der Geburtshilfe? So ein Schwachsinn! Abstand halten von Radium? Unnötig! Natürlich sehr oft im Zusammenhang mit Geld, das irgendjemand gern weiter verdienen wollte.
Vielen Dank für diese coole Antwort! Gefällt mir sehr gut!!! 😎👍