Ich trauere immer noch um meine geliebte Frau. Was tun?


25.10.2023, 21:52

Ich hätte niemals gedacht, dass dieser überaus große, heftige Schmerz so lange dauern könnte.

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

mein herzliches Beileid! Da ich vor ca. 5 Jahren meine Frau nach schwerer Krankheit (sie starb an Krebs) und einige Jahre davor auch meine Eltern verloren habe, weiß ich genau, wie furchtbar der Verlust eines geliebten Menschen ist! Doch eines möchte ich gleich vorweg sagen: Der Schmerz bleibt nicht für immer so groß, wie er am Anfang ist! Vielleicht darf ich Dir ja ein paar Tipps geben, wie man mit so einer schrecklichen Situation umgehen kann.

Ich habe inzwischen zwar Abstand gewonnen, doch nach meiner Erfahrung scheint die Trauer nie ganz weg zu gehen. Am Anfang ist der Schmerz zweifellos am größten, doch lässt er im Laufe der Zeit mehr und mehr nach und pendelt sich auf ein erträgliches Maß ein.

Was in der Zeit der Trauer helfen kann ist, wenn man ganz offen mit jemandem, zu dem man Vertrauen hat über seine Gefühle sprechen kann, am besten mit jemandem, der selbst Ähnliches erlebt hat. Von diesem fühlt man sich viel besser verstanden, und meistens bekommt man hier mehr Mitgefühl und Verständnis entgegengebracht! Das ist auch die Erfahrung, die ich gemacht habe.

Einigen fällt es allerdings schwer, über ihre Gefühle zu sprechen und sie ziehen sich lieber von anderen zurück. Hier kann es helfen, einmal all das aufzuschreiben, was einen bewegt und es dann später nochmals zu lesen.

Was ebenfalls Erleichterung bringen kann ist weinen! Ja das Vergießen von Tränen der Trauer ist ein wichtiger und notwendiger Bestandteil des seelischen Heilungsprozesses. Du brauchst Dich daher nicht zu schämen, wenn Du immer mal wieder plötzlich in Tränen ausbrichst. Mir ging es ganz genauso! Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Seinen Tränen freien Lauf zu lassen, kann wirklich sehr befreiend sein!

Es wäre sicher nicht hilfreich, wenn man irgendwie versucht, vor anderen seine Gefühle zu verbergen und den Starken zu spielen. Man sollte sich zugestehen, traurig zu sein und dies auch nach außen zu erkennen zu geben. Warum sollen denn andere nicht merken, wie sehr man mit der Trauer zu kämpfen hat?

Hier noch ein letzter Gedanke: Für mich ist es bis heute sehr tröstend, zu wissen, was die Bibel über die Toten sagt. Jesus Christus, der ja selbst auch den Schmerz kannte, den der Tod geliebter Menschen auslösen kann, sagte einmal etwas sehr Schönes:

Denn so, wie der Vater die Toten auferweckt und sie lebendig macht, so macht auch der Sohn die lebendig, welche er will. Das sollte euch nicht wundern, denn es kommt die Zeit, wo alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und herauskommen werden“ (Johannes 5:21, 28 u. 29a).

Jesus sprach hier von der Auferstehung der Toten! Wenn diese eines Tages stattfindet, bedeutet das, dass Millionen von Verstorbenen wieder auf der Erde leben werden, und zwar unter besseren Verhältnissen als heute. Wir werden sie so sehen, wie wir sie gekannt haben und können sie dann endlich wieder in unsere Arme schließen! Ist das nicht großartig?

Zu wissen, dass ich meine Frau, meine Eltern und all die lieben Freunde, Verwandten und Bekannten, die ich im Laufe der Zeit verloren habe, eines Tages wiedersehen werde, hilft mir, mit meinen Gefühlen der Trauer besser fertig zu werden. Ja, ich kann sagen, dass der Gedanke an die Auferstehung der Toten meinen tiefen Schmerz sehr abmildert!

Ich weiß ja nicht, wie Du zur Bibel stehst und ob Du überhaupt an Gott glaubst. Ich habe eben versucht, meine persönlichen Erfahrungen und meine Hoffnung wiederzugeben. Vielleicht hast Du ja eine ganz andere Meinung dazu.

Ich wünsche Dir jedenfalls von ganzem Herzen, dass es Dir gelingt, mit Deinem Schmerz zu leben und Deine große Trauer nach und nach zu verarbeiten!

LG Philipp

Philipp59  27.10.2023, 11:55

Vielen Dank für den Stern!

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Inkognito-Nutzer   28.11.2023, 09:02

Nochmals vielen Dank.

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Inkognito-Nutzer   28.11.2023, 17:46
@Philipp59

Vielleicht 5% besser

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Inkognito-Nutzer   29.11.2023, 08:23
@Philipp59

Dankeschön.

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Ontario  13.12.2023, 15:49

Versuche Kontakt zu anderen Menschen zu finden, die Gleiches erlebt haben. Man kann sich austauschen und wird besser verstanden.

Ich musste erleben wie meine Frau so erkrankte, dass ich mit deren Ableben rechnen musste. Wir alle haben gebetet und gehofft. Während dieser Zeit war ich kaum in der Lage, vernünftige Gedanken zu fassen Von heute auf morgen für alles selber da sein zu müssen. Da erkennt man erst richtig, wie wichtig eine Partnerschaft ist, was sonst als völlig normal im Alltag untergeht.

Doch, alles änderte sich positiv und sie wurde wieder gesund. Heute erlebe ich meine Partnerschaft viel intensiver und freue mich auf jeden Tag, an dem wir gemeinsam aufwachen und die Tage verbringen können.

An was ich allerdings nicht glaube , dass wir alle, die wir verloren haben, irgendwann mal wiedersehen werden. Wie heisst es, "du bist aus Staub und wirst zu Staub werden". Damit dürfte das endgültige Aus vorbestimmt sein.

Ein Danach kann ich mir nicht vorstellen. Wie und wo sollte sich das ereignen ?

Eine Auferstehung der Toten für mich undenkbar.In Jahrtausenden gab es niemanden der einmal die Erde verlassen hat, sich auf dieser wiederfand.

Wir leben um irgendwann zu sterben . Wir sind nur zu Besuch auf dieser Erde und auch das nur für eine relativ kurze Zeit.

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Philipp59  14.12.2023, 06:39
@Ontario

Hallo Ontario,

vielen Dank für Deinen Kommentar und Deine offenen Worte! Ich kann verstehen, dass Dir eine Auferstehung der Toten unmöglich erscheint. Sie widerspricht allem, was wir aus unserer jetzigen Welt kennen.

Nun weiß ich ja nicht, ob Du an Gott glaubst. Wenn doch, warum sollte es ihm, der die ersten Menschen quasi aus dem Nichts erschuf, dann unmöglich sein, jemanden wieder zum Leben zu bringen, der schon einmal gelebt hat?

LG Philipp

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Vielleicht mal versuchen, ob Therapie etwas helfen würde, wenn es schon über einen so langen Zeitraum geht. Oder auch nochmal mit anderen naheliegenden Freunden/ Bekannten/ Familie reden?

Simmerin302  25.10.2023, 21:53

Wünsche alles gute für die Zukunft!

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Inkognito-Nutzer   25.10.2023, 21:55

Ich habe sehr, sehr gute Freunde. Aber trotzdem ist der Verlust ständig präsent

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Es wird weniger hart werden, irgendwann. Aber das wird noch seine Zeit brauchen. Ein Jahr ist noch nicht viel, im Grunde nichts für ein gemeinsames Leben. Du hast deine Frau sehr geliebt und du leidest natürlich unter dem Verlust. Es fühlt sich wahrscheinlich an, wie ein kalter Entzug. Wie soll man das auch verarbeiten, wenn man den Tod auch niemals ganz begreifen kann? Das Vermissen wird wahrscheinlich niemals ganz aufhören, wenn man sehr geliebt hat.

Aber es werden irgendwann peu a peu Tage kommen, an denen du auch wieder kleine Momente erlebst, in denen du wieder schöne Dinge wahrnehmen wirst. Die Tränen werden irgendwann auch weniger werden.

Du wirst deinen Weg finden, damit leben zu lernen. Irgendwann wird die Dankbarkeit für diese große Liebe dir etwas Frieden und Ruhe erlauben.

Es gibt Selbsthilfegruppen für Trauernde. Vielleicht würde es dir helfen, dich mit anderen, die das Gleiche durchleiden, auszutauschen. Vielleicht schaust du ja mal nach solchen Treffen und nimmst an einem Teil. Viele erfahren dadurch Hilfe in ihrer Verzweiflung.

🪷

Tut mir sooo leid. Das ist das schlimmste was einem passieren kann. Ich könnte mir vorstellen dass eine Therapie die auf sowas spezialisiert ist dir weiter helfen könnte.

Was ich damals getan habe als mein bester Freund gestorben ist: Viel mit Freuden Zeit verbringen, Dinge tun die mir gut tun und später dann hab ich die Therapie gemacht. Ich wünsche dir dass es dir besser gehen wird 🌼

Inkognito-Nutzer   26.10.2023, 22:35

🤗

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mein Mann ist vor 13 Jahren gestorben. es hat gefühlt Ewigkeiten gedauert, bis ich meine Trauer im Griff hatte. 1 Jahr ist noch nicht sehr lange. Hab Geduld mit Dir selbst!