Hund aggressiv - ist Chip die Lösung?

9 Antworten

ein Hormon Chip ist auch eine Kastration...nur eine chemische....der Einzige Unterschied ist die Optik...er verliert seine Hoden nicht. Aber sein Hormonspiegel wird wie bei einer richtigen Kastration eingedämmt.

Auch würde dieser Chip die Unsicherheit Deines Hundes gegenüber Anderen nicht verringern, sondern unter Umständen noch verschärfen, da intakte Rüden gerne solche die kastriert sind, mobben.

Dein Hund hat in seiner Jugend nie ein richtiges Sozialverhalten gelernt, und weiss daher nicht, wie er mit anderen Hunden umgehen muss.

Ich empfehle Dir eine gute und gewaltfreie Hundeschule, wo er in einen kontrollierten Kontakt zu anderen Rüden / Hunden  kommt....oder zu einem persönlich Trainer....mit 15 Monaten ist er jetzt im *schlimmsten* Alter....aber in diesem Alter kann man noch sehr viel korrigieren....aber man muss es korrigieren....nicht unterdrücken wollen mit einer Chemiebombe.


Die Kombination aus extremer Nervosität und Aggression klingt nach Angstaggression. Mal angenommen, dies ist wirklich der Fall (was auf die Entfernung niemand beurteilen kann):

Die Angstaggression wird von Stresshormonen gesteuert, u.a. von Cortisol. Das männliche Hormon Testosteron hemmt die Ausschüttung von Cortisol. Oder anders formuliert: Das männliche Ego verhindert, dass einem Rüden schnell die Nerven durchknallen.

Bei einem Chip wird der Körper des Hundes zunächst mit Testosteron überflutet, bis das Hirn meldet, dass es zu viel davon im Körper gibt und die Produktion eingestellt werden muss. Du würdest mit einem Chip also zunächst eine enorme Verbesserung für 2-3 Wochen erleben, weil der Hund mehr Testosteron zur Verfügung hat, das ihn sicherer werden lässt. Anschließend fehlt es aber für mindestens 4-5 Monate und einem angstaggressiven Hund knallen die Nerven völlig durch.

Wenn der Hund extrem nervös und gestresst ist, kann "fight"- also nach vorne gehen- eine Methode sein, um mit seiner Angst umzugehen. Das Problem dabei ist, dass der Stress verhindert, dass der Hund lernt. Die Stresshormone, die ausgeschüttet werden, blockieren die Aufnahme- und damit die Lernfähigkeit. Ihr könnt trainieren, bis Ihr schwarz werdet, ohne dass der Hund etwas lernt und ändert. Ein möglicher Ansatz wäre, dass Ihr Euch einen Tierarzt mit dem Zusatz "Verhaltenstierarzt" sucht. Es gibt einen Verband (GTVMT), über den Ihr Tierärzte mit dieser Qualifikation in Eurer Nähe finden könnt.

Diese Tierärzte haben, im Gegensatz zu normalen Tierärzten, eine Zusatzausbildung im Bereich Verhaltenstherapie. Sie trainieren die Hunde nicht selbst, sondern analysieren das Verhalten, könnten in Eurem Fall beispielsweise für einen begrenzten Zeitraum Medikamente verschreiben, die die Angstblockaden des Hundes lösen und mit einem Trainer einen Plan erarbeiten, der dem Hund das Lernen ermöglicht und ihm hilft, erwünschtes Verhalten zu zeigen. Sobald dies gefestigt ist, werden die Medikamente u.U: ausgeschlichen.

Das kann für einen begrenzten Zeitraum ein wenig teurer werden, die Preise für einen solchen Tierarzt liegen zwischen 69€ - 100€ pro Stunde zzgl. der Medikamente, sind aber nicht wöchentlich/ regelmäßig notwendig, sondern nur zur Beratung und Überprüfung. Haustierärzte sind in diesem Bereich nicht geschult, ebenso wenig wie Trainer (die keine Medikamente verordnen dürfen). Bei einem Angsthund würdet Ihr Euch böse gesagt dumm und dämlich trainieren, weil er aufgrund der Blockaden durch Stresshormone absolut nichts lernen kann. 

Was Ihr alleine ausprobieren könnt, ist Zyklene als Futterzusatz und Canised. Ich würde Euch allerdings dazu raten, Euch einen Profi zu suchen, der mit Euch und dem Hund arbeitet.

dasistnett 
Fragesteller
 23.09.2016, 06:32

Vielen Dank für die sehr gute Erklärung. Wir werden uns nach einem Verhaltenstierarzt erkundigen. Er ist ein toller Hund, der uns den Aufwand wert ist. Diese Aggressivität gegenüber fremden Hunden ist eigentlich dann nicht da, wenn er denen unangeleint begegnet. Er muss auch erst mal realisieren, dass er kein Straßenhund mehr ist, sondern ein "Haushund". Das wird schon werden, da bin ich jetzt zuversichtlich.

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HeikePlauner  23.09.2016, 09:10

Calmex kann ich zusätzlich auch empfehlen. Es muss nicht über Wochen verabreicht werden, bis eine Wirkung eintritt. Es wirkt schon nach 30 Minuten. Zylkene brachte bei meinem nämlich gar nichts. Ich erhielt Calmex von meiner Tierärztin, da ich einen ähnlichen Kanditaten aus Spanien (Podenco Mix) habe. 

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leinenaggression kann auch durch stress hervorgerufen werden...überleg mal,er war in polen frei,ohne leine,ohne enge wohnung,ohne etwas zu müssen...ein podenco ist ein jagdhund mit herz,der jetzt im "knast" sitzt...das braucht extrem viel einfühlungsvermögen u.geduld...auch viel auslastung,nicht nur radfahren ect (auch das muss ganz sanft mit viel geduld erlernt werden) auch kopfarbeit ohne den hund zu überfordern(solche hunde sind extrem schnell überfordert)

weiter empfehl ich dir ihn in eingezäuntem gelände mit andern hunden frei laufen zu lassen und nasenarbeit zu machen,wie fährten u.suchspiele

auch solltest du mit boxentraining beginnen (box sollte unbedingt in der ruhigsten ecke der wohnung stehn,möglichst keine personen u.aktivitäten vor der box) er wird sehr schnell die box annehmen als hölle wo er entspannen kann...ich vermute mal das es auch mit dem fressen probleme gibt,füttere ihn in der box,den da braucht er keine angst zu haben das ihm jemand die beute streitig macht

dasistnett 
Fragesteller
 21.09.2016, 23:39

Danke für die Tipps. Ja, als Box hat er sich den Platz unter meinem Bett ausgesucht, das Fressen habe ich ihm da unten aber noch nicht hingestellt. Stimmt, beim Futtern versteht er keinen Spaß, ich würde mir nicht trauen, ihm beim Fressen das Futter wegzunehmen.... Ohne Leine läuft er selten weil er einen extremen Jagdtrieb hat und stets für Minuten verschwindet.

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froeschliundco  21.09.2016, 23:48
@dasistnett

ohne leine NUR in eingezäuntem gelände...ein hund der einmal jagderfolg hatte wird nie mehr ohne leine laufen können

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Einafets2808  22.09.2016, 00:56
@froeschliundco

Füttere ihn aus der Hand. Und gebe das Futter erst frei ,wenn du dein ok gibst und er ruhig und gelassen ist. Heißt hibbeliger Hund vorm Napf, hinstellen hoch nehmen hin stellen hoch nehmen. Wenn er freiwillig hin geht. Erst wenn er lernt sich zu gedulden, also kurz wartet und inne hält,gibst du das Futter frei.

Das stärkt die Bindung, und der Hund merkt Stück für Stück das,dass Futter von dir kommt. 

Lass den Hund arbeiten für sein Futter draußen 

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Hi,

Habt ihr denn 30 Jahre Erfahrung mit selbstständigen Hunden gehabt oder eher Schäferhund, Labbi und Co? Ein Podengo kann man im Grunde nur zur Kooperation bewegen, ohne diese kann man machen was man will. 

Ich kann euch nur empfehlen einen Hundetrainer oder Hundeschule, die etwas erfahren mit Auslandshunden ist, aufzusuchen. 

dasistnett 
Fragesteller
 21.09.2016, 23:34

Wir hatten solche und solche Hunde, handsame Hündinnen und auch Machorüden. Aber noch nie einen Podengo, ich habe schon gehört dass Podengos naturgemäß sehr "aufgedreht" sind. Wie meinst Du das mit "zur Kooperation bewegen", klassisch mit Belohnung oder gibt es da einen Trick?

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jww28  22.09.2016, 00:04
@dasistnett

Naja die sind etwas eigensinnig und meinungskonstant. Bei denen läuft sehr viel über die Bindung und das Vertrauen, stimmt das nicht werden Belohnungen auch teilweise gar nicht angenommen. Wenn er draussen so rebelliert vertraut er euch nicht in der Situation, er denkt quasi das er es für euch regeln muss, da er erst seit kurzen hier ist nimmt er auch vieles einfach als Bedrohung und aufregend wahr, was ihn zur Höchstform auflaufen lässt. 

Da ist es dann wichtig selber ruhig zu bleiben und die Situation mit den Hund gemeinsam durchzustehen, dafür ist es gut die Körpersprache zu beobachten, fixiert er jemanden an sofort abrufen neben sich mit Körperkontakt absitzen lassen und abwarten bis die Gefahr vorüber ist. Am Anfang schirmst du den Hund dabei noch ab bis es sitzt und kannst dann weiter üben das er in Alltagssituationen ruhig bleibt.Er muss erstmal merken das er nicht mehr für seine Sicherheit zuständig ist und wenn er vorher die Leine nicht kannte so versucht es mal mit einer Suchleine die haben 5 Meter so das er sich freier bewegen kann und so auch ausweichen kann. 

Und zwingen kann man die zu nix, damit sinkt man nur in der Achtung. Den besten Weg den Podi zu knacken ist wirklich gemeinsam arbeiten, zB mal zusammen ein Trailerkurs besuchen oder etwas anderes dynamisches wo ihr im Team zusammen arbeiten könnt.

Da lernt er das auf euch Verlass ist und er mit euch tolle Zeiten erlebt, wenn er es zulässt. Und wegen anderen Hunden am besten wirklich Hundeschule, ich würde den für einen Leinenpöbler halten, der ohne Leine evtl ganz anders reagiert, aber das sollte man evtl lieber mal in der Hundeschule unter kontrollierten Bedingungen austesten, sehe den Hund hier ja nicht wie er die anderen angeht. 

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dasistnett 
Fragesteller
 22.09.2016, 02:26
@jww28

Danke für Deinen Rat. Werden wir genau so versuchen. Ich weiß dass er sich zu nichts zwingen lässt, da wäre er viel zu sensibel. Er ist sehr eigensinnig, das stimmt auch. Das mit der Hundeschule wegen den anderen Hunden überzeugt mich. Die Idee mit dem Hormonchip überzeugt mich nicht mehr.

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Hallo,

diese Chips sind zum ausprobieren ob eine kastration sinnvoll ist, keinesfalls aber eine dauerhafte Methode. Bei vielen Hunden rühren die Probleme aber durch Erfahrungen und eine kastration bewirkt dann gar nichts. Besucht einen Hundetrainer und Chipt Euer Tier um es auszuprobieren.