Historisch-kritische Exegese - gut oder schlecht?

Das Ergebnis basiert auf 10 Abstimmungen

sinnvoll 60%
weniger sinnvoll 40%

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
sinnvoll

Das dürfte zur Zeit (auch wenn man einige Dinge kritisch sehen muss) die einzige von den großen Kirchen anerkannte Methode sein, wie man überhaupt z.B. an die Bibel herangehen kann. Einzelheiten zur Methode kann man googeln.

Ohne diese Methode landet man leicht in einer sektiererischen Privatexegese oder geht in eine fundamental-evangelikale Richtung.

Inzwischen gibt es auch im Islam einige Exegeten, die den Koran historisch-kritsch betrachten.

Beispiel: Es gibt im Koran eine Regelung des Erbes für eine Frau. Sie soll im Vergleich zum Mann nur die Hälfte erhalten.

Das hört sich frauenfeindlich an.

Historisch-kritisch sieht das so aus: Zur Zeit Mohammeds erbte eine Frau, wenn sie in einen fremden Stamm heiratete, überhaupt nichts, weil dann dem eigenen Stamm Vermögen entging. Mohammeds Ziel war eine Gleichstellung, aber er konnte sich gegen die damalige Stammesgesellschaft nicht durchsetzen, und so wurde eben die Hälfte vorgesehen.

Ziel Mohammeds war hier also keine Diskriminierung der Frau, sondern eine Verbesserung. Die Folgerung wäre heute dann also nicht, die Frau einzuschränken, sondern die Tendenz der Verbesserung weiter zu betreiben.

Nadelwald75  28.11.2019, 11:44

....vielen Dank für den Stern!

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sinnvoll

Ich bin Buddhist und halte sie sogar für unbedingt notwendig, um die Bedeutung der jeweiligen Schriften wirklich verstehen und bestimmte Aussagen korrekt bewerten zu können.

Gibt es etwa frauenfeindliche Aussagen? Gibt es den Aufruf, bestimmten Regeln im Bezug auf Kleidung und Ernährung zu folgen? Gibt es moralische Gebote?

All diese Dinge sollten auch im Kontext von Zeit und Ort, also der Kultur, in der diese Schriften verfasst wurden, gesehen werden, um das Verständnis zu vertiefen.

Religiöse Schriften verlieren dadurch meiner Ansicht nach auch keineswegs an Autorität - aber man kann prüfen, welche Dinge in unserer Zeit noch Sinn machen.

Sehr religiöse Gläubige kritisieren mitunter, göttliche Gebote dürften nicht dem Zeitgeist folgend gelesen werden, weil es sonst willkürlichen Charakter entwickele.

Ich persönlich halte aber genau das für sinnvoll - zu prüfen, ob diese Regeln tatsächlich noch unserer Lebensrealität des 21. Jahrhunderts entsprechen.

Der angeblich göttliche Ursprung vieler Schriften sollte uns nicht davon abhalten, uns unseres gesunden Verstandes zu bedienen.

Um aber die Bedeutung überhaupt erst einmal korrekt erfassen zu können, ist es sinnvoll, die Schriften historisch und kulturell zu analysieren.

weniger sinnvoll

Ich halte die historisch-kritische Methode bedingt für sinnvoll. So wie sie häufig verwendet wird, nämlich indem willkürliche Voraussetzungen gemacht werden, halte ich sie für sinnlos, ja sogar für sehr schlecht.

Allerdings ist die Methode selbst nicht unbedingt schlecht. Der Versuch beispielsweise, herauszufinden, wer der Autor eines Textes ist, ist durchaus sinnvoll. Auch halte ich es für sinnvoll, herauszufinden, wie der ursprüngliche Text lautete! Ebenfalls ist eine gute, genaue Übersetzung sinnvoll.

Allerdings ist es nicht sinnvoll, gewisse Schlussfolgerungen zu ziehen, die auf der Annahme basieren, dass es keinen Gott gibt oder dass es keine Wunder geben kann.

Auch halte ich es nicht für sinnvoll, mehrere Autoren anzunehmen, weil in manchen Textteilen andere Themen und Vokabeln verwendet werden als in anderen! Immerhin erfordern andere Themen auch andere Vokabeln.

weniger sinnvoll

Die historisch-kritische Bibelexegese hat viele Menschen von der Bibel entfernt, indem sie die Heilige Schrift zum Märchenbuch deklariert hat. Wenn man z. B. daran zweifelt, ob Jesus auferstanden sein kann und davon ausgeht, dass Joseph der leibliche Vater von Jesus ist, kann man die Bibel gleich "in die Tonne" werfen (um es mal etwas übertrieben zu formulieren), da man wesentliche Grundlage des Glaubens entfernt und die Möglichkeiten Gottes, das zu tun, was wir als "Wunder" bezeichnen, von vornherein ausschließt.

Ich bevorzuge die historisch-grammatische Bibelexegese. Auf diese Art sind auch Jesus, die Apostel und die Propheten des Alten Testaments mit der Bibel umgegangen. Das erkennt man z. B. an der Art und Weise, wie sie Bibelstellen zitieren.

amggl 
Fragesteller
 27.11.2019, 22:16

Ist es schlimm, Menschen von der Bibel zu entfernen?

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chrisbyrd  28.11.2019, 00:11
@amggl

Ja, es ist schlimm, die Menschen von Gott zu entfernen.

In 2. Timotheus 3,16-17 wird dies erklärt: "Die ganze Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet."

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weniger sinnvoll

heilige schriften sollten nicht mit dem intellekt ausgelegt werden, denn der ist das falsche werkzeug.

Nadelwald75  24.11.2019, 20:11

Heilige Schriften können überhaupt nur mit dem Intellekt ausgelegt werden. Ein Christ kann Islamwissenschaft studieren, ein Muslim kann katholische Theologie studieren, ein Mormone kann die Zeugen Jehovas interpretieren.

Das geht nur mit Intellekt - versuch das mal ohne den!

Ein Christ wird aber mit Intellekt und Glaube an die Bibel herangehen.

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nowka20  25.11.2019, 21:11
@Nadelwald75

durch den intellekt wird nur unfug angestellt bei "heiligen büchern", da dieser nur am irdischen trainiert wurde.

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Nadelwald75  25.11.2019, 22:39
@nowka20

Falls man religiös orientiert ist: Intellekt ist eine Gottesgabe.

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nowka20  25.11.2019, 23:17
@Nadelwald75

natürlich nicht. den intellekt muß man sich ganz alleine auf der erde mit hilfe der sinnesorgane erarbeiten.

gott hat damit nur insofern etwas zu tun, daß er den menschen auf die erde verfrachtete, damit dieser sich dort den intellekt erarbeiten kann, denn im kosmos gibt es keinen imntellekt!

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