historisch-kritische und kanonische Exegese

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Der Kanon ist die kirchlich abgesegnete Lehrmeinung, also die herkömmliche Deutung.
(das kanonische Recht ist das aus diesem Verständnis hervorgehende, festgeschriebene Kirchenrecht. "Unter aller Kanone" hat nichts mit Kanonen zu tun, sondern kommt von "sub omni Canone", also unter allem Recht(hindurchgeschlüpft), jenseits allen Rechts, also mit nichts allgemein Akzeptiertem vereinbar.)
Historisch-kritisch ist dagegen der Versuch, die Scxhriften aus ihrem geschichtlichen Umfeld zu begreifen.
Beispiele:
in kanonischer Deutung war Jesus unverheiratet: in den Schriften ist nichts von einer mit ihm verheirateten Frau zu lesen.
Die historisch-kritische Methode fragt, was denn damals für einen Rabbi üblich war und kommt zu dem Schluss: ein Rabbi hatte er verheiratet zu sein, anderenfalls wäre er als Lehrer niemals akzeptiert gewesen.
oder:
Jungfrauengeburt: ..und sie empfing vom heiligen Geiste...(wohl im Gefolge Gabriels).
Die historisch-kritische Methode stellt unter anderem die Frage:
Was verstand man damals unter einer Jungfrau? Jungfrauen waren unverheiratete, selbständig lebende Frauen, oft hoch geachtet, oft als Hexen verschrien. ihre Jungfräulichkeit im heutigen Sinne interessierte nicht weiter. Erst die eifersüchtigen Patriarchen engten das auf dieses Thema ein. Für einen Gott war es unumgänglich, eine Jungfrauengeburt zu sein, seit der Antike: irgendeine Göttin entstammte der Seite des Zeus, andere entstiegen dem Schaum des Meeres.
Auch viele andere biblische Gestalten haben unnatürlichen Werdungen, zB wurde Moses von der Tochter des Pharao in einem Binsenkörbchen gefunden und Sarah bekam Isaak im nicht mehr gebärfähigen Alter: alles Wunder(bar). Das musste einfach sein!
oder: Abraham, Isaak und Jakob sind laut AT eine Generationenfolge (ich hoffe, ich verwechsle jetzt keine Gestalten). Es war aber in der damaligen Zeit durchaus üblich, sowohl bei freiwilligen Zusammenschlüssen wie auch bei Unterwerfungen die Stammväter(oft auch die Götter) miteinander zu versippen, denn auszurotten waren sie selbst bei den Unterworfenen nicht! Das findet sich auch bei den germanischen Gottheiten, zB bekamen die Nornen als frühere Göttinen eine nicht unbedeutende Rolle als Schicksalsspinnerinnen, die griech Erynnien wurden zu Rachegottheiten etc.

Daneben gibt es noch die sprachwissenschaftliche Methode: Welche Deutung lässt der Text zu? Die Wörter verändern andauernd ihren Sinngehalt und oft auch ihre grammatische Einbettung. Wer weiß heute schon noch, dass das Wort beten von einer sehr frühen -ebenfalls dreieinigen- weiblichen Göttergruppe, den drei Bethen kommt? (Ambeth, Wilbeth, Worbeth auch Borbeth). Und dass der Samstag der s'Ambethstag ist? (aus dem Gedächtnis nach Richard Fester, vermutlich im Buch 'Die weisse Brücke' oder aus 'Sprache der Urzeit')
oder: könnte "...und führe uns nicht in Versuchung " auch geheissen haben: und versage uns nicht die Führung in der Versuchung? (~ nach Lapide)? ebda: Eva wurde aus der Rippe des Adam erschaffen: Nein, aus der SEITE Adams, Lapide lässt sich i einem Vortrag des längeren über den unterschiedlichen Sinngehalt aus, der daraus folgt.
Ja, und dann noch die Einbeziehung von geografischen Gegebenheiten, archäologischen Funden etc.: Als die Posaunen von Jericho "die Mauern zum Einsturz brachten", war Jericho schon seit Jahrhunderten zu einem unbedeutenden Ort geschrumpft: Die Aussage dahinter sollte sein, "wo das Volk Gottes kommt, ist Gott mit ihm und schlägt die Feinde" : eine Meinung, die auch die heutigen Politiker Israels zu haben scheinen.

Ein dickes, fettes WOW - sehr schön geschrieben!

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Danke, Iam - man lernt doch nie aus ;)

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Die historisch-kritische Methode ist genau genommen keine Methode, sondern eine Ansammlung von Methoden, die teils gut, teils weniger gut sind. Wobei die Menge der Methoden, die dazu gerechnet werden, im lauf der zeit nicht konstant ist: mal kommt eine neue Methode in Mode und wird dazu genommen, mal wird eine Methode als fragwürdig erkannt und stillschweigend fallen gelassen.

Wichtige Methoden: Textkritik, Quellenkritik (eine ziemlich windige Sache), Formkritik, Stilkritik, Literarkritik, sprachwissenschaftliche Analyse, rhetorische Analyse, ...

"Kritik" bedeutet in dem Zusammenhang einfach "Urteil" (vgl. Theaterkritik), also es geht um das Urteil, wie der Urtext aussah, welche Vorgeschichte der hatte, welche "Form" der hatte (die Anwendung der Formkritik zur Datierung von Textelementen ist auch nicht übermäßig seriös), in welchem Stil das geschrieben ist, zu welcher Literaturggattung ein Buch gehört.

Die historisch-kritische Methode fragt, was denn damals für einen Rabbi üblich war

Tja, da war nichts üblich. Ein "Rabbi" war ein Lehrer, also jemand mit Schüler. Jesus hatte Schüler (die 12 Jünger), also war er ein Rabbi, Johannes der Täufer war auch ein Rabbi (denn er hatte auch Schüler, Mt 9,14 etc.). Erst nach 70 wurde Rabbi zu einer Art "geschützten begriff" für theologisch ausgebildete Lehrer, für die dann bestimmte Sachen üblich waren.

Was verstand man damals unter einer Jungfrau? Jungfrauen waren unverheiratete, selbständig lebende Frauen, oft hoch geachtet, oft als Hexen verschrien

"Als Hexen verschrien" - da hat jemand (du?) das Mittelalter in das Judäa des 1.Jhs. projiziert. Ich bin zwar von Theologen Einiges gewohnt, aber ich denke, auch einem Fachtheologen wird so ein Fauxpas nicht unterlaufen.

Für einen Gott war es unumgänglich

Wer so argumentiert, hat die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens aus den Augen verloren. Schon Paulus schreibt "von einer Frau geboren", wenn er Jesu kommen in die Welt beschreibt (Gal 4,4).

Das musste einfach sein!

Da schimmert schon durch, dass die "Methode" letztlich auf dem Unglauben beruht, der keine Wunder akzeptieren will. Zum Glück ist nicht die gesamte HKM so unkritisch gegenüber dem Rationalismus.

Wer weiß heute schon noch, dass das Wort beten von einer sehr frühen -ebenfalls dreieinigen- weiblichen Göttergruppe, den drei Bethen kommt?

Das ist aber ziemlich irrelevant, denn erstens ist das keinem Deutschen mehr bewusst, und zweitens ist das in den Ursprachen (Griechisch und Hebräisch) nicht so. So was als "sprachwissenschaftliche" Heransgehensweise in der Theologien zu bezeichnen ist doch Pseudo-Wissenschaft. natürlich wird Sprachwissenschaft herangezogen - beispielsweise bezeichnete das im NT meist als "Kirche" oder "Gemeinde" (je nach Konfession) übersetzte Wort in der säkularen Welt die Volksversammlung einer "unabhängigen" Stadt (polis), so auch in Apg 19,40, wo die spontane Demo schnell zur Volksversammlung deklariert und von zuständigen Beamten für beendet erklärt wird, aber das Wort stammt etymologisch von "herausrufen" ab (die Bürger wurden zusammengerufen ...). In den Übersetzungen der Bücher des ATs steht das Wort für die Versammlung des Volks Gottes, aber es gibt auch Stellen, die mit der Wortherkunft ein Wortspiel betrieben ("berufene Heilige", 1.Kor 1,12). Das wär jetzt mal ein seriöses Beispiel.

Als die Posaunen von Jericho "die Mauern zum Einsturz brachten", war Jericho schon seit Jahrhunderten zu einem unbedeutenden Ort geschrumpft:

Oder auch nicht. Je nachdem, wie verschiedene Ereignisse datiert werden, ergeben ich unterschiedliche Schichten (die Jahrhunderte auseinander liegen), mit denen korreliert werden müsste.

Und dass der Samstag der s'Ambethstag ist?

Na, das ist aber falsch. Samstag kommt von Sabbat-Tag, über die vulgärgriechishe Form sambaton ist aus dem Sabbat der samad geworden (vgl. span sabado, frz. Samedi). Fester spekuliert gerne über Urformen, die nicht belegt sind - das mag bei uralten Wörtern das beste sein, was möglich ist, nur bei manchen Wörtern haben wir Hinweise auf den Ursprung, die Fester widerlegen. Wie eben beim Samstag. Und mit HKM hat das nichts zu tun.

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@helmutwk

ich bin für Deine Ausführungen sehr dankbar, denn sie zeigen, wie man sich um den Inhalt der Schriften streiten kann. Und das sollte in einem guten Unterricht vermittelt werden - mit welchem Ergebnis auch immer.

Ja, ich habe meine Beispiele auf die Schnelle und vielleicht etwas oberflächlich gewählt. Aber Paulus als Kronzeugen zu benennen, ist auch nicht gerade die historisch-kritische Methode. Jedes Gericht prüft die Voreingenommenheit von Zeugen und lehnt sie ggf ab: Konvertiten sind in ihren Aussagen meist sehr überschießend (können aber durchaus eine moralische Instanz sein). Ausserdem missionierte Paulus in ausserjüdischen Gemeinden, also solchen, die Antikes Gedankengut von Griechen/Römern/Ägyptern etc als Hintergrund hatten.

Was den Samstag angeht: Ja, das ist die gängige Deutung, aber Fester weist sehr wohl darauf hin, dass neuere Bezeichnungen sehr häufig auf lautähnlichen alten -wenn auch (oder gerade weil) sinnentstellend- aufbauen. Eines seiner Beispiele dafür ist die Verwendung von St. Peter für etliche ehemalige Bethen-Heiligtümer. In anderen späteren Sprachen sicher andere Anklänge, ich erinnere mich an "La Belle et la Bête", wo La Bête (im Deutschen oft Bestie, nicht einfach Tier) durchaus eine Bethen-Priesterin gewesen sein mochte. (im möglicherweise stofflich ähnlichen aber mit anderer Parteinahme überlieferten Märchen Rapunzel die Hexe [und Rapunzel eine als geplantes Menschenopfer großgezogene Jungfrau?])

Die Einengung der Hexengeschichte aufs Mittelalter ist eine Eurozentrische Sichtweise. Hexen werden in vielen Ländern heute noch verfolgt, in den frühen Märchenquellen waren es oft Ausgestoßene am Rande der Gesellschaft, zu denen man aber -Heilung suchend- durchaus pilgerte und dabei die Gefahr, unter die (ebenfalls ausgestoßenen) Räuber zu fallen inkauf nahm. Und dass es auch in vorjüdischen Zeitaltern Hexen alias Jungfrauen gab, ist m.W. vielfach belegt. (ich bin übrigens kein Theologe, sondern "nur" auch theologisch interessierter Laie. Aber ich hab auch die Diskussionen mit Theologie-Kanonikern satt, die in dem Moment, wo man ihnen einen Widerspruch nachweist, nur sagen: "und ebendeshalb g l a u b e ich"

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@Iamiam

Aber Paulus als Kronzeugen zu benennen, ist auch nicht gerade die historisch-kritische Methode.

Kommt darauf an, wofür er Kronzeuge sein soll.

Konvertiten sind in ihren Aussagen meist sehr überschießend

"Konvertit" ist in Bezug auf Paulus ein Anachronismus: die ersten Christen waren alles Juden, eine Trennung, die es dann sachgemäß macht, von einer "Konversion" zu sprechen, fand erst später statt. Natürlich gab es Konflikte, an denen Paulus (auf beiden Seiten) beteiligt war.

Ausserdem missionierte Paulus in ausserjüdischen Gemeinden

Paulus war "Hebräer von Hebräern", er schreibt im Römerbrief, dass die gute Nachricht von Jesus zuerst den Juden gilt (Rö 1,16), und die Apg bestätigt, dass er so vorging. die von ihm erreichten "Heiden" waren zu einem guten Teil "Gottesfürchtige", also Sympathisanten des Judentums, die sich zur Synagoge hielten, ohne Juden zu sein.

Die Jungfrauengeburt ist im AT verwurzelt (Jes 7,14), nicht im heidnischen Denken.

Ja, das ist die gängige Deutung

Und die ist auch logisch. Der Übergang von bb zu mb ist innergriechisch (nicht nur bei diesem Wort), das ist belegt. Auf der anderen Seite ist schon die Existenz der "Bethen" spekulativ.

Und dass es auch in vorjüdischen Zeitaltern Hexen alias Jungfrauen gab, ist m.W. vielfach belegt.

Wenn du das Wort "Hexe" flexibel anwendest, mag das so sein. Natürlich gibt es Zauberer und -innen, und speziell auch Verfolgung von Schadenszauberern in vielem Kulturen (erschreckend verbreitet in Afrika), mit Jungfrauen werden die aber selten in Verbindung gebracht. Und für die hellenistische Welt fällt mir jetzt kein Beispiel dafür ein. Irgendwelche Vor-Geschichten, die zur Zeit des NTs schon vergessen waren, können ja nicht auf die Autoren des NTs eingewirkt haben.

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@helmutwk

Ich finde das alles **völlig unverstäntlich und unsinnig ** was der @Lamiam hier schreibt .

Es entspricht in vieler Hinsicht nicht den Historischen Tatsachen und auch nicht den Biblischen Erzählungen. Und auch kaum dem Betrachter der sich mit dem Thema intensiv auseinander setzt. Angefangen von dem Hexen die ja gar nicht in dem Mittelalter sondern in der Neuzeit verfolgt wurden, bis hin zu den an den Haaren herbeigezogenen Ausführungen über die Jungfrauen .

Keines falls eine beste Antwort zu dem Thema ! Da ist @wasserhut doch weit fortgeschrittener im Verstäntnis zum Thema . Aber eben nicht populär und polemisch genug ! ?

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@helmutwk

ist nun zwar schon einige Zeit her, ich wollte aber trotzdem nochmals einiges zurechtrücken:
Was den Samstag betrifft, neige ich inzwischen auch zu der Ansicht, dass Richard Fester da eher unrecht hat.

"Konvertit" Paulus: ich wollte das nicht am Wort festmachen, aber klar ist, dass Saulus zum Paulus wurde. Sag Überläufer oder sonstwas, ist ja aus heutiger Sicht nicht ehrenrührig, sondenr nur ein psychologischer Hintergrund für manche seiner Aussagen. (hab ich übrigens von einem Onkel, der mal Benediktiner war und dem sein katholischer Glaube immerhin so wichtig war, dass er sich ganz offiziell selbst nach dem "EWIGEN" hat re-Laiisieren lassen und nicht einfach ausgetreten ist:
Paulus hat dem Christentum einen vermutlich anderen Stempel aufgedrückt als die direkten Jünger Jesu)

Hexen/Jungfrauengeburt: Auch den Juden nahestehende Personen stammten aus der Kultur der Antike -ich jedenfalls hab das mit dem Mittelalter nicht gesagt, sogar ausdrücklich nicht darauf bezogen. Dass ich nicht an Wunder glaube sondern die durchaus auch positiven Aspekte der Religion mehr in den irdischen Befindlichkeiten als in einem höheren Wesen sehe, ist richtig. So ist für mich Feindesliebe die Grundlage des Verstehens des Anderen und damit die Unmöglichkeit, weiterhin zu hassen, das "sammelt Eure Schätze nicht hier, ... wo Rost und Motten sie zerfressen" ist eine Urerfahrung, dass nur, wer seine Schätze austeilt, zum Glück findet usw.
Ich sehe das also eher praktisch-philosophisch.
Aber die Tatsache, dass Jungfrauengeburten seit der Antike in jeder Mythologie vorkommen, bleibt bestehen, wie auch der Trend zu einer Dualität (Hinduismus) oder auch Trinität (eben die Bethen oder andere Nordische Gottheiten) der Götter in anderen Kulturen.

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@Iamiam

"Konvertit" Paulus: ich wollte das nicht am Wort festmachen, aber klar ist, dass Saulus zum Paulus wurde.

Auch wenn es etwas off-topic wird: wer sich auf historische Forschung beruft, sollte das schon in Gänsefüßchen setzen. Literarisch (also in der Apg) wird Saulus zum Paulus, als er Jahre nach seiner Berufung einen Namensvetter trifft (von "Lukas" schön doppeldeutig in Apg 13,9 formuliert), sachlich betrachtet trug er beide Namen seit seiner Geburt. Paulus (bzw. genau genommen Paullus, mit zwei L) war ein römischer Name (kam sowohl als praenomen vor wie als cognomen, die von Lukas genannte Parallele zur Familie der Sergii Paulli deutet an, dass es bei Saulus das "Paulus" der cognomen war).

Paulus hat dem Christentum einen vermutlich anderen Stempel aufgedrückt als die direkten Jünger Jesu

Erst mal ist die Frage, wie viel Paulus "gestempelt" und wie viel er "gestempelt" wurde. Die Apg zeigt, dass manches, was er verbreitet hat, unabhängig von ihm in der Gemeinde in Antiochia am Orontes entwickelt wurde, die ihn zur sog. "1. Missionsreise" aussandte. Außerdem betont Paulus, dass er das gleiche vertritt wie Kephas (also Petrus) und wie Jakobus, der Bruder Jesu. Wer da einfach einen "anderen Stempel als die direkten Jünger Jesu" postuliert, der macht es sich zu leicht.

Dass ich nicht an Wunder glaube sondern die durchaus auch positiven Aspekte der Religion mehr in den irdischen Befindlichkeiten als in einem höheren Wesen sehe, ist richtig.

Nur damit hast du den Kern der Religion ausgeblendet.

Aber die Tatsache, dass Jungfrauengeburten seit der Antike in jeder Mythologie vorkommen

... ist keinen Tatsache. Die Geschichten, die gerne zum Vergleich benutzt werden, handeln typischerweise nicht von Jungfrauen, die Kinder bekommen, sondern von Frauen, die von Göttern entjungfert und geschwängert werden. Selbst da wo das Hymen unbeschädigt blieb wär zu fragen, ob das an der sexuellen "Praktik" bei der Zeugung lag (Beispiel: Leda mit dem Schwan=Zeus), oder ob da wirklich eine Jungfrau ohne Sex schwanger wurde.

bleibt bestehen, wie auch der Trend zu einer Dualität (Hinduismus) oder auch Trinität (eben die Bethen oder andere Nordische Gottheiten) der Götter in anderen Kulturen.

Die Bethen waren aber keine Trinität, sondern einen Triade. Trinität (oder Dreieinigkeit) ist nicht einfach nur eine Gruppe von drei Personen.

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Die historisch-kritische Exegese präsentiert sich gern als "moderne", "wissenschaftliche" Methode der Bibelauslegung. Sie betont immer wieder, dass die biblischen Texte "im Kontext ihrer Zeit" zu verstehen seien. Zwar ist diese Aussage nicht grundsätzlich falsch, natürlich sollen Texte auch nicht aus ihrem historischen Kontext gerissen werden. Ein grober Fehler im historisch-kritischen System liegt nun darin, die Texte selber kaum zu Wort kommen zu lassen (man übernimmt weitgehend die "christlichen" Auslegungstraditionen) und sie stattdessen ad infinitum mit anderen Texten aus ähnlichem Kulturraum zu "vergleichen", auf der Suche nach mythologischen Parallelen. So kommen sie z. B. zu der brillianten Erkenntnis, dass das babylonische Epos "Enuma Elisch" die Vorlage des biblischen 7-Tage-Berichts gewesen sein soll. Bei näherer Betrachtung können diese beiden Texte aber unterschiedlicher nicht sein.

Desweiteren vertritt sie die unhaltbare Ansicht, dass es sich bei Genesis 1 - 2:4 und Genesis 2:5 - 3:24 um zwei verschiedene Schöpfungsberichte handelt, wobei die "erste" jünger sein soll als die "zweite". Diese Ansicht (zwei Schöpfungsberichte hintereinander, älterer erst an zweiter Stelle) ist nicht nur unlogisch, sondern wird vom biblischen Grundtext selbst restlos widerlegt: Gen. 2:5 ist die (chrono-logische) Fortsetzung von Genesis 1 - 2:4; Hier geht es nicht mehr um die ganze Erde, sondern um ein konkret beschriebenes Gebiet im Fruchtbaren Halbmond, außerdem kommt das Wort "erschaffen" bara in diesem Bericht gar nicht vor - ein Unding für einen hebräischen Schöpfungsbericht!

Man muss ergo nichtmal die hebräischen Originaltexte kennen, um die historisch-kritische "Forschung" als untauglich zu entlarven. Und mit ein paar Hebräischkenntnissen ist es sogar noch einfacher.

Ein weiterer Fehler ist, dass sich diese Methode nach wie vor auf größtenteils hoffnungslos veraltete "Kenntnisse" stützt, z. B. sei die Schreibkunst zu Moses Zeiten noch nicht verbreitet gewesen, die Texte hätten erst viel später verfasst werden können.

Nein, zu Inhalt und Herkunft der Bibel gibt es längst glaubwürdigere Erklärungsmodelle:

http://www.gutefrage.net/tipp/buchtipps-zur-bibel

Zur kanonischen Exegese hab ich nicht viel gefunden. Wie ich verstanden habe, betrachtet sie die Bibel als historische Einheit. Andererseits soll es die "päpstliche" Lesart sein, und im Lauf der Kirchengeschichte wurde die Bibel inhaltlich überwiegend so verstanden wie in der historisch-kritischen Methode. So spricht die Kirchentradition auch von 2 Schöpfungsberichten, mit dem Unterschied, dass sie im "zweiten" eine "detailliertere" Beschreibung des bereits geschilderten Geschehens.

Fazit: Eine seriöse Exegese kann sich nicht an weltanschaulichen Vorurteilen orientieren, sondern muss allein nach den Wortbedeutungen den Text zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammensetzen:

@Wasserhut

Bravo und DH !! (ausser den 2. letzten Absatz ,denn finde ich etwas merkwürdig .. )

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@ALATI

Danke!

Wie gesagt, viele Infos konnte ich über die kanonische Exegese nicht auftreiben. Nur soviel, dass sie wohl die kirchlich-theologische Interpretation ist. Und die unterscheidet sich inhaltlich ja nicht groß von der historisch-kritischen Interpretation.

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Erstmal wäre es nicht schlecht zu wissen ob sich deine Frage auf die allgemeine Bibelauslegung oder auf Hermeneutik bezieht. Ich nehme mal an auf die allgemeine.

Die historisch kritische Methode nähert sich der Heiligen Schrift in erster Linie als einer Sammlung von Texten aus der Antike, die trotz all ihrer Vielfalt aufgrund des gemeinsamen Inhalts ein zusammengehörendes Textcorpus bilden. Grundlegend ist also das Verständnis der Bibel als Text, bzw. als Vielzahl von Texten. Sie umfasst:

  • Textkritik
  • Literarkritik
  • Formgeschichte und Gattungskritik
  • Traditions- und/oder Redaktionsgeschichte, bzw. –-kritik

Es geht also – wie schon die Bezeichnungen andeuten - um den „kritischen“ Zugang zum biblischen Text und zu seinem Verständnis. Dabei werden insbesondere textbezogene Elemente in den Vordergrund gestellt.

Die „kanonische“ Auslegung entsteht als Reaktion auf die Forschungsmethoden und auf die als nicht hilfreich empfundenen Ergebnisse der historischen Bibelkritik. So ist die unübersehbare Zahl von Thesenbildungen hinsichtlich des Entstehungsprozesses von biblischen Texteinheiten, Schriftteilen und einzelnen Schriften unbefriedigend. Auch das oftmalige Misslingen von historischen Verortungsversuchen biblischer Schriften oder einzelner Texteinheiten ist für diese neue Entwicklung mitverantwortlich. Schließlich ist es den Vertrete/ rinnen und Vertretern einer historisch-kritischen Bibelauslegung offensichtlich zu einem guten Teil nicht gelungen, die theologische Dimension und den theologischen Ertrag ihrer Forschung überzeugend zu vermitteln.

Dort kannst du es genauer durchlesen:

Quelle: http://www.wir-sind-kirche.at/content/index.php?option=com_content&task=view&id=377&Itemid=27

Ich versuch es mal zu simplifizieren:

Schlägst du unter "kanonisch" nach, dann stößt du auf den Codex Iuris Canonis, das Gesetzwerk der römisch katholischen Kirche. Dies ist die "amtliche" kirchliche Lehrmeinung über Dogmen und Texte, welche nicht unbedingt mit einer kritischen Auslegung der Texte zum Zeitpunkt und im Kontext ihrer geschichtlichen Entstehung übereinstimmt.

Beispiel: DIe kirche sagt ... die Wissenschaft / Bibelkritik sagt aber ...

Beispiel: DIe kirche sagt ... die Wissenschaft / Bibelkritik sagt aber ...

Wobei Wissenschaft und Bibelkritik nicht immer das Gleiche sind.

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@helmutwk

Ja, das mag ab und an so sein ;), aber wir wollen ja ernsthafte Arbeiten unterstellen.

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