Hilfe?

5 Antworten

Wie sich diese Antriebslosigkeit auf dich und deinen Alltag auswirkt, benennst du hier ja sehr klar und deutlich und es klingt als würde es wirklich jeden Aspekt deines Lebens beeinflussen. Du schreibst, dass du nicht weißt wie du da alleine raus kommen sollst...aber das musst du ja auch gar nicht.

Es gibt Hilfen, die dich auf diesem Weg unterstützen können. Ich weiß nicht ob du bisher schon Erfahrungen damit gemacht hast, oder wenn nicht, was dich davon zurück gehalten hat. Aber in der Situation, die du beschreibst, ist Unterstützung angebracht und sinnvoll, um aus diesem Kreislauf ausbrechen zu können. Dabei gibt es unterschiedliche Stellen an die du dich wenden kannst:

Durch einen Besuch beim Hausarzt können mögliche körperliche Ursachen untersucht und womöglich behandelt werden.

Psychotherapie wurde hier schon als Möglichkeit genannt und könnte in deiner Situation sinnvoll sein, um aus psychologischer Sicht an die Situation heranzugehen. Unter www.116117.de kannst du Unterstützung bei der Therapieplatzsuche bekommen.

Diese Schritte zu gehen, sind vermutlich gerade mit geringem Antrieb schwierig. Es gibt an einigen Orten auch psychosoziale Beratungsstellen, die vielleicht für dich geeignet sein könnten. Der Zugang dort ist wesentlich unkomplizierter und kurzfristiger als eine Psychotherapie und kann als "erste Hilfe" sinnvoll sein.

Es gibt auch einige Online-Beratungsangebote, die möglichst niedrigschwellig und unkompliziert gehalten sind. Dafür kannst du dich zum Beispiel bei mir melden. Ich bin von der Jugendberatung Düsseldorf und biete online Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 13-27 an, professionell, kostenlos und anonym. Mehr Infos zu mir und zum Projekt findest du auch in meinem Profil oder auf www.die-jugendberatung.de

Online bin ich immer Montag und Dienstag, zwischen 16-19 Uhr.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ausgebildete Sozialarbeiterin

Danke, dass Du so ehrlich und schonungslos schreibst. Es braucht sehr viel Mut, das so auszusprechen – besonders in einem Zustand, der sich nach innen so lähmend und nach außen so funktionierend anfühlt. Allein das zeigt: In Dir ist noch eine Kraft, die gesehen werden will. Eine Stimme, die sagt: „Ich will das so nicht mehr.“ Und die verdient es, gehört zu werden.

Was Du beschreibst, ist nicht Faulheit. Es ist kein „sich gehen lassen“.

Es ist ein Zustand tiefer Erschöpfung, innerer Erstarrung – vermutlich entstanden durch viele Jahre, in denen Du mehr geschluckt hast, als Dir gutgetan hat. Mehr geleistet hast, als tragbar war. Mehr funktioniert hast, als gesund war.

Was Du spürst, ist keine Schwäche – sondern eine Schutzreaktion Deines Systems.

Wenn Menschen über so lange Zeit „nicht mehr können“, ist das oft ein Zeichen dafür, dass etwas in ihnen zu früh, zu oft, zu lange überfordert war. Was dann folgt, ist nicht unbedingt sichtbare Verzweiflung, sondern oft das, was Du so treffend beschreibst:

innere Taubheit, funktionierende Fassade, totale Überforderung bei kleinsten Aufgaben – und gleichzeitig ein messerscharfes Bewusstsein darüber.

Du weißt, was Du tun müsstest – aber Du kannst es nicht.

Und genau das ist der Schmerz:

„Ich bin bei vollem Bewusstsein, aber abgeschnitten von meiner Kraft.“
Was kannst Du tun?

1. Akzeptiere, dass Du das nicht alleine lösen musst – und auch nicht kannst.

Du brauchst keine Tipps zur besseren Tagesstruktur. Du brauchst einen sicheren Raum, in dem Du nicht funktionieren musst, sondern sein darfst.

Traumasensibles Coaching, tiefenpsychologische Therapie oder psychosomatische Reha können hier der erste Schritt sein – nicht als „Behandlung“, sondern als Einladung an Dich selbst.

2. Fang nicht beim Großprojekt an – fang bei der Würde an.

Würde bedeutet in dem Fall: Ich tue heute eine einzige Sache, um mir Respekt entgegenzubringen.

Nicht, weil ich es „muss“, sondern weil ich es mir wert bin. Das kann sein:

  • 1 Glas Wasser trinken
  • 1 Minute bewusst atmen
  • 1 Teller nicht in den Müll, sondern ins Waschbecken legen

Diese scheinbar kleinen Dinge sind der erste Widerstand gegen die Leere. Sie sind die ersten „Ich bin noch da“-Impulse.

3. Vergiss Motivation. Arbeite mit Verbindlichkeit.

Wenn Du jemanden hast – eine Person, der Du vertraust –, erzähl ihr eine Sache, die Du morgen tun willst. Und bitte sie, Dich zu fragen, ob Du es getan hast. Nicht als Kontrolle – sondern als Brücke zwischen Wollen und Tun.

4. Lass Deine Scham nicht lauter sein als Deine Sehnsucht.

Du willst leben. Sonst hättest Du das nicht geschrieben.

Du hast die Kraft, große Dinge wie einen Wohnungskauf durchzuziehen – das ist kein Zufall. Da ist eine Kompetenz in Dir, die unter der Schicht aus Erschöpfung noch existiert.

Und sie wird zurückkommen, wenn Du aufhörst, gegen Dich zu kämpfen – und beginnst, Dich mit Dir zu verbünden.

Eine letzte Sache, die mir wichtig ist:

Du musst den Berg nicht heute besteigen. Du musst nur entscheiden, nicht länger unten sitzen zu bleiben, ohne Hilfe zu rufen.

Vielleicht ist dieser Beitrag schon Dein erster Ruf.

Und vielleicht darfst Du Dir heute nicht die Frage stellen „Wie schaffe ich das?“,

sondern:

„Wer kann mich begleiten, damit ich es nicht allein muss?“

Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du nicht aufhörst, an Dich zu glauben – auch wenn Du es gerade nicht fühlst.

Du bist nicht allein.

Und es ist nicht zu spät.

Herzliche Grüße

Ralf

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich helfe Menschen, ihre innere Balance wiederzufinden

Uff. Das ist kritisch. Was dir helfen würde, wäre vermutlich eine Person, die bei dir lebt und dich jedes Mal zwingt, Dinge zu erledigen. So wie Eltern dem Kind sagen müssen, dass es ins Bett soll. Das würde auch bei dir Leistungsdruck auslösen, weil du dich - wie schon von dir gesagt - sonst schämen würdest. Ich weiß aber nicht, ob es solche "Haushaltsmanager" beruflich gibt. Frag vielleicht bald mal deinen Hausarzt, ob es da erfahrene Menschen gibt.

Problem: Der Gang zum Hausarzt kostet dich Antrieb. Ohne einen Kickstart kommst du da nicht mehr raus. Du musst einmal über deinen Schatten springen und deine Antriebslosigkeit kurz überwinden, um dir Hilfe zu holen. Ein kurzer psychischer Schmerz im Austausch für langfristige Genesung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Kein Fachwissen, aber Empathie.
Ich stecke fest – Extreme Antriebslosigkeit seit 10 Jahren, Alltag kaum noch machbar. Was tun?

Es gibt ein Zauberwort: Psychotherapie!

Ich esse seit Jahren unkontrolliert und ungesund, wiege inzwischen fast 180 kg.

Auch hier gibt es Hilfe: Stationäre Therapie bei Übergewicht

Niemand wird diese Schritte für dich gehen können. Wenn du etwas ändern möchtest, musst du auch die ersten Schritte gehen. Ansonsten bleibt alles wie es ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Berufliche Erfahrung

Genau für solche Fälle gibt es Therapeuten.

Ich bin ehrlich kein Fan für alles zum Therapeuten zu laufen aber dein Fall (so wie hier dargestellt), schreit ja gerade danach. Dort kannst du dir deinen (scheinbaren) Frust von der Seele reden und Strategien erlernen, die dir bei der Bewältigung deines Alltags helfen.