Hermann Hesse: Religion ist der Versuch der Menschheit das unsagbare in Bilder n und worten auszudrücken Erklärung?

6 Antworten

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Ich greife für meine Erklärung mal auf ein Beispiel zurück:

Stelle dir vor, du siehst einen phantastischen Sonnenaufgang, von mir aus auf Hawaii, wo die Sonne aus dem Meer aufzutauchen scheint.

Egal wie emotional du es beschreibst, oder malst - du wirst niemals genau diese Ergriffenheit und Großartigkeit deiner Erfahrung vermitteln können.

Also versuchst du eine bildhafte Sprache zu nutzen, wirst vielleicht poetisch und sprichst vom "goldenen Glanz, der die Wellen mit seinem Licht streichelt"

Genau so versuchen nach Aussage von Hesse die Religionen etwas eigentlich unbeschreibbares durch Gleichnisse und Erzählungen zu vermitteln.

Mystiker, die der Meinung sind, die seelische Einheit mit Gott (unio mystica) erfahren zu haben, nutzen oft bildhafte Beschreibungen.

So erzählt der islamische Sufi-Mystiker Rumi, die Erfahrung sei wie ein Falter, der so lange um die Flamme der Kerze kreist, bis er schließlich in ihr aufgeht.

Er versucht das Verlöschen der eigenen, beschränkten Identität und das Einheitsgefühl mit dem großen Göttlichen, durch dieses verbale Bild zu vermitteln.

Ich hoffe, die Erklärung war hilfreich.

Enzylexikon  01.12.2017, 18:11

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Das mag ich nicht bestätigen. Ich halte Religion für den unbrauchbaren Versuch, die Realität nicht mehr wahrzunehmen und stattdessen in Tagträumen zu verweilen.

Um Unsagbares in Bildern und Worten auszudrücken, braucht man keine Religion. Pseudowissenschaftliche Hypothesen können das ebenfalls.

Rocker73  30.11.2017, 15:10

Gut formuliert, aber die eigene Meinung wird hier nicht gefragt.

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Dxmklvw  30.11.2017, 15:18
@Rocker73

Wessen Meinung war dann wohl gefragt? Die Frage richtet sich zumindest nicht an Hermann Hesse, der als bereits Verstorbener  keine Antwort mehr geben kann. Eindeutig können dessen Aussagen ja wohl nicht sein, denn anderenfalls würde sich jede Frage dazu erübrigen.

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Da die Bibel ja vor mehr als 2000 Jahren geschrieben wurde und teilweise ihre Weisheiten aus noch viel älteren Schriften schöpft, musste sich sich einer Darstellungsform bedienen, die auch von jedermann verstanden wurde.

Heute ist das Bedürfnis, sich auszudrücken, stärker als das Bedürfnis, auch verstanden zu werden (siehe Beipackzettel in Medikamenten oder Politikerreden). Das war damals nicht so, deshalb wurden die Weisheiten der Bibel in Gleichnisse, Bilder und Geschichten gehüllt. Da haben die Menschen damals nicht nur gerne zugehört, sondern sie haben auch sofort gewusst, was gemeint war.

Etwas später war das ja auch auf anderen Gebieten so. Die Märchen erzählen spannende Geschichten, aber was danach hängen bleibt, ist dass die Guten am Ende belohnt werden und die Gemeinen bestraft (übrigens eine krasse Missdeutung der kruden Realität).

Wer die Bibel liest, und zugleich seinen Verstand nicht ausschaltet, der nimmt nicht ihre einzenen Worte auf und befolgt sie strikt (wie es z.B. die amerikanischen klerikalen Spinner tun, übrigens auch die Islamisten beim Koran), sondern er sucht nach ihrem Sinn.

Das ist wie bei einem Dom, natürlich kannst Du auch die Zusammensetzung des Zementes beschreiben, mit denen seine Ziegel miteinander verbunden wurden, aber begreifen wirst Du den Dom nur, wenn Dir klar ist, dass er eine einzige, zum Himmel aufsteigende Lobpreisung Gottes ist. Somit ist er auch das eigentlich Schöne an einem Gottesdienst und nicht das eintönige Gelabere des Priesters, bei dem nicht nur Homer Simpson einschläft.

All das kann man (was manchem nicht klarzumachen ist) begreifen und auch lieben – und dabei strikter Atheist sein.


Da viele hier anscheinend ihren Frust und ihre Wut an Religionen auslassen wollen, versuche ich es nochmal.

Hermann Hesse meint hier wohl, dass die Religion nicht die "Wahrheit" über Gott oder wem auch immer enthält, sondern dass Religion lediglich unsere Art und Weise ist, mit diesen "Dingen", sollte es sie geben, umzugehen.

Hesse verfasste eines der schönsten spirituellen Werke, Siddharta. Eine herrliche Geschichte!

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe mir über die Jahre privat viel Wissen angelesen.

Das klingt zwar fast poetisch, ist m.E. aber zu kurz gegriffen.