Hat Meinungsfreiheit mittlerweile einen nicht mehr so hohen Stellenwert?

11 Antworten

Was ist eine "Meinung"?

In einem berühmten Lexikon heißt es unter dem Stichwort Meinung:

"Das Urtheil über eine Sache nach wahrscheinlichen Gründen, ohne zu entscheiden, ob dieses Urtheil wahr ist, oder nicht; daher es so wohl gegründete Meinungen gibt, wenn dieses Urtheil aus wahrscheinlichen Sätzen, durch ordentliche mit einander verknüpfte Schlüsse hergeleitet wird, als ungegründete."

(Adelung, Johann Christoph: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Bd. 3. Leipzig 1798, S. 161)

Anders gesagt: eine Meinung ist eine Auffassung, eine Überzeugung, die entweder auf rationalen oder irrationalen Beurteilungen bzw. Betrachtungsweisen beruht und daher wahr oder falsch sein kann.

Durch die Pandemie und einige andere Vorfälle in den letzten beiden Jahren, ist die Meinungsfreiheit meiner Meinung nach zurückgegangen.

Aha. Nun, es wäre interessant zu erfahren, worauf sich diese negative Betrachtungsweise gründet. Gibt es rationale, oder nur irrationale Gründe?

Man darf nicht mehr das sagen, was einem liegt

Wer hätte das denn verboten? Gab es einen entsprechenden Gesetzesbeschluss? Mir ist davon nichts bekannt!

und muss Angst haben angefeindet oder ausgeschlossen zu werden.

Eigentlich nicht. Unter zivilisierten, gebildeten Menschen kommt es i.d.R. zu einem friedlichen Meinungsaustausch unter Erläuterung der Gründe, weshalb man zu dieser oder jener Meinung gelangt ist.

Sollte es tatsächlich zu Anfeindungen oder gar gesellschaftlichen Ausschlüssen kommen, müsste am Einzelbeispiel näher erforscht werden, ob diese begründet sind oder nicht.

Beispiel wäre zum Beispiel das Thema Impfen auf der Arbeit: Es ist doch einfach so, dass man von den Kollegen angefeindet wird, wenn man irgendwas negatives über die Impfung sagt, weil es ja seine Meinung ist.

Es kommt sicherlich darauf an, was man genau zum Thema Impfen meint! Man darf gewiss seine Sorgen und Bedenken äußern, aber Impfungen ohne Grund und rein emotional abzulehnen, obwohl ihre lebensrettende Wirkung rational belegt ist, zeigt, dass diese Meinung zumindest auf irrationalen Betrachtungsweisen beruht.

Eine Meinungsäußerung fordert oftmals eine Gegenmeinung heraus. Je irrationaler eine Meinungsäußerung ist, mit einer desto heftigeren Gegenmeinung muss gerechnet werden!

Allgemein auch auf dem Arbeitsmarkt, darf man heutzutage auch nicht mehr alles sagen, was man will, ist mir jetzt in meinen ganzen Jahren aufgefallen, in denen ich jetzt arbeite.

Auch hier kommt es auf die Art und Weise der Meinung an. Dass menschenverachtende oder/und beleidigende Meinungen nicht gerne gesehen sind, sollte begreiflich sein! Oder gibt es geistig gesunde Menschen, die sich gerne herabwürdigen oder/und beleidigen lassen? Wohl kaum. Dass in solchen Fällen auch Arbeitgeber einschreiten, um angegriffene, beleidigte Mitarbeiter zu schützen, ist ihre gesetzliche Aufgabe, die sich "Fürsorgepflicht" nennt!

Ein Kollege musste sich sogar mal vor der Personalabteilung wegen seiner Meinung verantworten, wo ich mich frage, was daran so schlimm war?

Nun, ohne nähere Angaben über die "Meinung", die der Kollege des Fragestellers geäußert hat, lässt sich dazu nichts meinen!

Wie soll das erst in Zukunft aussehen?

In Zukunft wird es weiterhin Meinungsfreiheit geben, die grundgesetzlich garantiert und von der Staatsgewalt geschützt ist. Seine Grenzen hat das Recht auf Meinungsfreiheit nur dort, wo eine Meinung die Persönlichkeitsrechte von Mitmenschen verletzt oder gegen Sitte und Anstand verstößt! In diesem Falle sind harte Gegenmeinungen, ggf. Sanktionen durchaus zulässig. Kurz: es gibt nichts zu beklagen und zu befürchten, alles ist in Ordnung!

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ich hab manchmal den Eindruck, dass heute Sachen öffentlich gesagt werden, die man früher sich vermutlich nur gedacht hätte. Aber so ist das mit den gefühlten Wahrheiten.

Fakt ist, wir haben noch dieselbe Meinungsfreiheit, wie vor 30 Jahren. Aber sicherlich gibt es heute bei manchen Sachen eher Widerspruch. Vor 30 Jahren konnte man noch ungestört über den "Kümmeltürken" sinnieren, sich über den schwulen Arbeitskollegen lustig machen oder frauenfeindlich sein. Heute gibt es da Widerspruch. Und das ist gut so

So ist das halt mit Meinungen. Man darf sie äußern, aber muss auch damit klar kommen, wenn andere ihre Meinung dazu sagen.

Eher denke ich, dass viele Menschen nicht mehr mit Widerspruch klar kommen und jede Infragestellung ihrer Meinung, gleich als persönlichen Angriff sehen, weil sie gar nicht fähig sind, ihre Meinung argumentativ und sachlich zu verteidigen. Was vermutlich daran liegt, dass Meinungen heute auch gerne "gefühlt" werden und immer weniger auf Basis von Wissen entstehen.

Solange man nicht im Gesundheitswesen arbeitet, sehe ich nicht was das Thema Impfen überhaupt auf der Arbeit zu suchen hat.

Standuppadler  14.12.2021, 19:07

Bei uns wurden schon Teams getauscht weil wir uns geweigert haben mit Ungeimpften im VW Pritschwagen zum Einsatzort zu fahren

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manjaro 
Fragesteller
 14.12.2021, 19:07

Smalltalk zum Beispiel in der Mittagspause?

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Man darf nicht mehr das sagen, was einem liegt und muss Angst haben angefeindet oder ausgeschlossen zu werden.

Meinungsfreiheit ist eben nicht die Freiheit, deine Meinung unwidersprochen zu verbreiten.

Meinungsfreiheit meiner Meinung nach zurückgegangen. Man darf nicht mehr das sagen, was einem liegt und muss Angst haben angefeindet oder ausgeschlossen zu werden.

Ok, das hat nichts mit der Meinungsfreiheit zu tun.

Meinungsfreiheit (wie per Grundgesetz) bedeutet, dass du sagen kannst, was du willst, ohne STAATLICHE Verfolgung und Repressalien fürchten zu müssen.

Da der Staat bislang (entgegen aller Verschwörungsgeschichten der Schwurbler) noch nicht mit Gewalt gegen Leute mit einer bestimmten Meinung vorgeht, ist die Meinungsfreiheit nach wie vor gegeben.

Was du dir wünscht, ist das PRIVILEG, deinen Kram sagen zu können, ohne dass dir irgendjemand (heftig) widersprechen "darf".

Das hat es noch nie gegeben und wird es auch nicht gegeben. Lebe damit.