Habt ihr Erfahrung mit Schweizern?
2 Antworten
Ein Mensch aus meinem Arbeitsumfeld ist Schweizer und ich habe keine Probleme. Ich finde er ist ein netter Typ, er macht keine Probleme und ist irgendwie vollkommen normaler Arbeitnehmer.
Ok, manchmal habe ich wegen dem Akzent Schwierigkeiten zu verstehen, was er sagt, besonders wenn er sich aufregt.
Ich habe viele Kollegen aus aller Welt, viele sind echt top Kollegen, andere machen wieder eher Probleme.
Die Schweizer sind Schweizer, die Deutschen sind Deutsche. Zwei Länder, zwei grundlegend unterschiedliche Mentalitäten. Hat der eine vor, im Land des anderen zu leben, dann hat sich dieser eine den Gepflogenheiten des Gastlandes anzupassen. So einfach ist das.
Die Schweiz mag hier eine etwas speziellere Rolle einnehmen: "Wir" sind das kleine, widerspänstige Gallien im grossen römischen Europa. Der Grafikfehler auf der Landkarte, den man einfach nicht weg bekommt. Wir machen vor niemandem einen Kniefall, wir rollen für keinen den roten Teppich aus. Wir sind ein kleines Fleckchen Erde voller eidgenössischer Freiheit, verpackt in einer dreilandesfaltigen Vielfältigkeit, welche widerum einen gesunden Föderalismus pflegt. Und egal, was da war und was da heute ist und egal, wie uneinig man sich innerhalb der föderalistisch getrennten Landeseinheiten ist: Nach aussen sind wir eine geschlossene Eidgenossenschaft, die sich ein X nicht für ein U verkaufen lässt.
Die Schweiz ist eine kleine Familie und behält - traditionell und weil es die Diskretion so verlangt - ihre Probleme INNERHALB dieser Familie. Wir tragen weder Missstände noch Erfolge grossartig nach aussen und wir haben kein Interesse daran, anderen beibringen zu wollen, wie sie Dinge besser machen können.
Und da fangen für diejenigen Personen, die sich in diese eidgenössische Familie eingliedern wollen, dann hier und da mal die Problemchen an: Wenn ein Betrieb seit 30 Jahren gut läuft, dann kommt es bei uns verdammt schlecht, wenn ein Neuankömmling ein halbes Jahr nach seinem Betriebsbeitritt anderen plötzlich erklären will, was man alles besser machen MÜSSTE. Vor allem dann, wenn man mit einem kleinen Blick in das Herkunftsland dieser Person erkennt, dass in der gleichen Branche so gut wie gar nichts mehr funktioniert.
Wir brauchen niemanden, der uns erklärt, dass man ein "Zürcher Geschnetzeltes" besser mit diesem und jenem Fleisch zubereiten müsste. Kann man, aber dann ist es nicht mehr das gleiche Gericht.
Kurzum: Wir verlangen einen gewissen Grundrespekt vor dem, was hier aufgebaut wurde. Nicht, weil es der Stolz verlangt, sondern, weil es so funktioniert. Never touch a running System. Und solange man diesem kleinen aber feinen Land diesen Respekt nicht entgegen bringt, hat man einen verdammt schweren Stand, überhaupt nur im Ansatz soziale Kontakte knüpfen zu können. Dann wird es schwer. Und wenn dann Berichte eines Vorgesetzten in den Medien erscheinen, der in einer millionenschwer quersubventionierten Randgruppentätigkeit irgendwo als Theaterchef einen auf dicken Otto macht und sich mies behandelt fühlt, dann ist das weder repräsentativ noch wirklich ernst zu nehmen.
Ich kenne Deutsche aus der Baubranche, innerhalb der Polymechanik, der Gastro, des Gesundheitswesens, der kantonalen Administration (aufgrund meiner elfjährigen Tätigkeit innerhalb der Arbeitsintegration so ziemlich in JEDEM Business). Alles "Normalos". Keine Chefs und keine, die es nötig hätten, sich damit profilieren zu müssen. Es ist die Mehrheit aller Deutschen, die ich kenne und die diesem Profil entsprechen. Und alle haben eines gemeinsam: Sie haben ein tolles, soziales Umfeld. Sie haben einen tollen Job, einen tollen Lohn und sie sind spitze integriert. Die meisten sprechen kein Wort CH-Dialekt und keinen stört es. Es funktioniert WUNDERBAR. Bloss interessiert sich in Deutschland kein Schwein für DEREN positiven Erfahrungen. Diese Schlagzeilen wecken zu wenig die Sensationsgeilheit der Leser und darum nimmt niemand zur Kenntnis, dass die exorbitant grösste Mehrheit der deutschen Einwanderer bei uns glücklich und wohl leben.
Und für den einen unter Tausenden (beispielsweise einen Chef aus der Theaterwelt im Business-orientierten Kanton Zürich): Wenn so viele andere hier warm aufgenommen wurden und dieser eine den eisigen Hauch von Ablehung kassiert, wieso geht man dann pauschal davon aus, dass eine ganze Nation eine andere hassen soll? Wieso geht man nicht frei nach gesundem Menschenverstand mal davon aus, dass dieser eine einfach ein arrogantes Ar***loch ist, der sich hier und da besser mal selbst etwas reflektieren müsste?
Ich habe mir diesbezüglich mitlerweile ein dickes Fell zugelegt und lächle über dieses ewige Schweizer-Bashing. Ich nehme es weder von enttäuschten Deutschen ernst noch von irgendwelchen Expats der pharmazeutischen Grosskonzerne, die denken, wir würden Sprache und Kultur umstellen, damit sie ihre zwei Aufenthaltsjahre ein etwas internationaleres Gefühl geniessen können.
Wir bieten jedem ein tolles Gesamtpaket. Take it or leave. So einfach ist das.
Besser kann man es nicht ausdrücken! Ich habe als Österreicher zwei Semester in der Schweiz studiert und eineinhalb Jahre in einem schweizerischen Spital als Arzt gearbeitet und mich dort stets wohlgefühlt - wie Du sagst: die Schweiz bietet ein tolles Gesamtpaket für jemanden der frei und eigenverantwortlich leben und arbeiten will.
Erlaube mir eine Rückfrage: Wie genau meinst du das? Meinst du, dass Schlagzeilen bezüglich eingewanderten Engländern und Österreichern in die Schweiz nicht in England und Österreich landen? Oder dass es in der Schweiz weniger Ablehnung bei österreichischen und englischen Einwanderern im Vergleich zu deutschen Einwanderern gibt?
Dass es keine Schlagzeiten gibt, dass es Hass gegen Deutschen in solchen Laendern gibt.
Kann daran liegen, dass man diese Länder anders wahrnimmt.
Erfahrungen, die ich selbst immer wieder mit Deutschen mache, zeigen folgendes: Man findet unsere Sprache irgendwie "süss". Alles beenden wir mit einem "li" zum Schluss. Alles klein und süss und niedlich.
Kurzum: Wahrgenommen werden wir zu Beginn in der Regel als der kleine, im Sandkasten spielende Bruder des grossen, starken Deutschlands. Und ruppig wird es dann, wenn der Einwanderer erkennt, dass wir doch gar nicht so süss sind. Wenn er merkt, dass wir - entgegen der weit verbreiteten Meinung! - sogar hervorrangend mit einer direkten Art umgehen können, wir aber eben genau so direkt zurück geben. Tun wir es, dann spricht man inkonsequenterweise davon, wir würden alles persönlich nehmen. Tun wir nicht. Wir passen uns einfach dem Tonfall an und das Weltbild vom kleinen, süssen Ländle bröckelt plötzlich in sich zusammen. Tut es der "lustige süsse Schweizer", wird es zum Problem. Man hätte es einfach nicht erwartet.
Geht ein Deutscher nach England oder Österreich, dann tut er das schon allein nur mit einer anderen Grundhaltung. England und Österreich werden als Länder wahrgenommen. Und die Schweiz? Die Schweiz ist einfach nur der süsse liebe Goldesel aus der Nachbarschaft. Diese Haltung, DAS ist es, was Herr und Frau Schweizer einem Neuankömmling schon von Anfang an austreiben.
Es sei mal am Rande erwähnt, dass wir von vielen Expats die gleiche Kritik ernten. Wir würden uns deren Umstände viel zu wenig anpassen. Man wäre nicht bereit, abends nach Feierabend beim Bier dann noch auf Englisch zu kommunizieren. Man mache ihnen das Leben damit sehr schwer. Man fühle sich damit nicht willkommen, man würde keinen Anschluss finden.
Ja... Anschluss für was denn? Für die zwei Jahre, die sie hier kurz absitzen?
Spannenderweise spielen spätestens dann diese Jammereien keine Rolle mehr, wenn die Alternative für diesen Zweijahresaustausch die Rückkehr nach England oder Indien bedeuten würde, wo man sich 50% seines Einkommens, welches man durch diese Zeit in der Schweiz generiert, an die Backen schmieren müsste. Wir scheinen also gerade noch so gastfreundlich zu sein, damit man des Geldes wegen über die uns vorgeworfenen Feindlichkeiten wegsehen kann. Damit setzte ich auch gleich wieder einen Querverweis auf den lieben Theater-Chef aus Deutschland: Eigentlich findet er es Kacke. Aber das Geld ist geil. Wie schlecht kann es ihm also wirklich gehen?
Ja ok. Dein Kommentar zeigt wohl, dass es Probleme gibt.
keiner geht nach England und meint das sei ein kleines Deutschland mit komischem Dialekt, wie das viele Deutsch von der Schweiz meinen!
Und bei den Ösis sind die Pifkes mindestens soe beliebt, wie die Besserwisser in der Schweiz.
Meine Gotte und ihr Mann sind Deutsche, meine Mutter und Schwiegermutter sind Österreicherinnen, kenne also beide Mentalitäten!
Ein Geschichtchen aus der Praxis: Eine zugewanderter Deutscher hat einen Kurs in Deutsch gehalten, wo auch Romands dabei waren. Die hat er als "Franzosen" tiuliert: Auf die Anmerkung, dass dies keine Franzosen, sondern Schweizer sind, antwortete er: "Das ist doch dasselbe!" Dem sein Ruf war dauerhaft ruiniert!
Schweizer sind höflich, aber nicht immer freundlich, das versteht der Deutsche oft nicht:
Solche Schlagzeilen kamen nicht bei England oder Österreich. Wieso?