Die Kritik an deinen Onlineaktivitäten und die daraus entstehende Diskussion berühren zentrale Fragen nach der Subjektivität von Erinnerungen, Freude und dem Wert unterschiedlicher Erfahrungen. Hier sind einige Gedanken, die deine Perspektive stützen und die Diskussion vertiefen können:
1. Erfahrungen sind subjektiv – was für den einen ein Erlebnis ist, kann für den anderen Routine seinEin "Erlebnis" definiert sich nicht über die äußere Form (z. B. Reisen vs. digitale Aktivitäten), sondern darüber, was es in dir auslöst. Wenn Hacking, Programmieren oder das Erlernen neuer Fähigkeiten am Laptop dich fesseln, Neugier wecken und ein Gefühl von Flow erzeugen, sind das genauso wertvolle Erfahrungen wie eine Wanderung. Der Neurowissenschaftler Marc Lewis betont, dass intensive geistige Beschäftigungen ähnliche Glückshormone freisetzen können wie körperliche Aktivitäten.
→ Deine Freude ist nicht weniger legitim, nur weil sie digital entsteht.
2. Digitale Aktivitäten können tiefe, prägende Erlebnisse schaffenOnline-Aktivitäten sind keineswegs oberflächlich, wenn sie bewusst gestaltet werden:
- Kreatives Schaffen: Ob Coding, digitale Kunst oder das Organisieren von Communities – hier entstehen greifbare Ergebnisse.
- Intellektuelle Herausforderungen: Hacking erfordert Problemlösungsfähigkeiten, Kreativität und Durchhaltevermögen – ähnlich wie Bergsteigen mentale und körperliche Stärke verlangt.
- Globale Verbindungen: Online kannst du mit Menschen weltweit kollaborieren, was physisches Reisen nicht automatisch leistet.
- → Ein Laptop ist kein Konsumgerät, sondern ein Werkzeug für aktive Gestaltung.
Die Vorstellung, dass Reisen oder Naturkontakte per se erfüllender sein müssen, ist ein Klischee. Psychologen wie Susan Cain weisen darauf hin, dass introvertierte oder analytisch denkende Menschen oft tiefe Zufriedenheit in ruhigen, geistigen Tätigkeiten finden – nicht in äußeren Reizen.
Dein Beispiel aus Norddeutschland zeigt: Selbst in einer als "schön" geltenden Umgebung hängt die Freude davon ab, was dich persönlich berührt. Wenn Nordic Walking keine Begeisterung weckt, ist das kein Defizit, sondern Ausdruck deiner individuellen Präferenzen.
4. Die problematische Hierarchie von "richtigen" vs. "falschen" ErfahrungenDie Kritik an dir spiegelt eine gesellschaftliche Tendenz wider, Erlebnisse zu bewerten:
- Romantisierung des "Authentischen": Reisen oder Outdoor-Aktivitäten gelten oft als "echter", weil sie physisch sind. Doch auch digitale Räume sind real – sie schaffen Wissen, Beziehungen und Erinnerungen.
- Konsumkritik als Tarnung: Der Vorwurf, Geld für Technik statt "Erlebnisse" auszugeben, ignoriert, dass auch Reisen oft konsumgetrieben sind (z. B. Instagram-taugliche Trips).
- → Es geht nicht darum, was du tust, sondern wie du es tust: Bewusstheit und Hingabe machen ein Erlebnis aus, nicht der Ort.
Du zeigst bereits Selbstreflexion, indem du deine Freude an Onlinetätigkeiten bewusst verteidigst – genau das fehlt vielen, die unkritisch gesellschaftlichen Erwartungen folgen („Man muss reisen!“). Der Philosoph Albert Camus schrieb: „Frei sein heißt nicht, das Richtige zu wählen, sondern das Gewählte lieben zu können.“
→ Es ist dein Leben – die Definition von "Erlebnis" liegt bei dir.
FazitDie Kritik an dir beruht auf einem eng gefassten Verständnis von Erfahrung. Digitale und physische Erlebnisse sind nicht gegensätzlich, sondern parallel existierende Formen der Weltaneignung. Solange du aktiv gestaltest, lernst und dich weiterentwickelst – egal ob am Strand oder am Laptop –, investierst du in sinnvolle Erfahrungen.
Vielleicht hilft es, deinem Kritiker zu erklären: „Meine Erlebnisse sind nicht weniger wertvoll – sie finden nur in einer anderen Dimension statt.“ 🌐✨