Habt ihr eine idee wie kommunikation zwischen "normalos" und Autisten funktionieren kann?

5 Antworten

Der "Normalo" denkt ja in Kontext und Zusammenhängen und der Autist denkt soweit ich weiss im Detail und erkennt oft den Kontext nicht.

Was ist der Normalo? Gibt es nicht, denn jeder Mensch - auch Autist*innen - ist anders normal!

Jeder Autist/jede Autistin ist unterschiedlich, manche erkennen den Kontext, andere nicht.

Bei der Kommunikation mit einem Menschen, der kontextblind ist, müssten wir jede unserer Aussagen sehr eindeutig ausformulieren.

Statt etwas zu sagen und in den Zwischenzeilen zu verstecken, was ich eigentlich möchte, muss ich Dinge ganz eindeutig formulieren. So braucht es keinen (großen) Kontext, damit mein Gegenüber mich versteht.

Statt also z.B. zu sagen, "Jeder der WG-Bewohner hilft im Haushalt", sage ich also "Montag räumt Tim die Spülmaschine aus, Alex tut genau das Gleiche am Mittwoch und du [gemeint ist der kontextblinde Bewohner] räumst am Freitag die Spülmaschine aus."

Kontextblindheit hat aber auch positive Seiten: Viele lassen sich von Stereotypen und Vorurteilen nicht beeinflussen und gehen unvoreingenommen auf Menschen zu.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Heilerziehungspflegerin/ Ally der Behindertencommunity

Hallo Autist1997!

Jede Kommunikation braucht, damit sie gelingt, auf beiden Seiten den Willen und das Können, die jeweils andere Seite zu verstehen.

Eine Methode, um das Verstehen zu verbessern, ist es, sich zu vergewissern, dass man den anderen richtig verstanden hat.

Beispiel: Person A sagt: "Ein kaltes Getränk wäre jetzt toll!"

Was kann dieser Satz bedeuten?

Also fragt Person B nach:

  • "Meinst du damit, dass dir warm ist?"
  • "Bedeutet das, dass du jetzt etwas Kaltes trinken möchtest ?
  • "Habe ich dich richtig verstanden damit, dass ich uns zwei kalte Limos holen soll?"
  • "Du willst also sagen, dass wir keine kalten Getränke haben?"

usw.

Dann kann Person A präzisieren, was sie mit dem Satz ausdrücken wollte, und sie können zusammen überlegen, wie sie nun weiter verfahren wollen.

Ob Person B allerdings alle diese und noch mehr Kontexte im Kopf hat, weiß ich nicht. Dann wäre es Aufgabe von Person B, nach der ersten Nachfrage selbst zu präzisieren, was sie ausdrücken wollte.

Darauf kannst du als kontextblinde Person in Zukunft hinweisen. Du kannst die Bitte äußern, der/die andere möge das Gesagte noch einmal genauer formulieren.

Das sollten im Übrigen viele Menschen viel öfter tun in Gesprächen, um sich besser verstehen zu können.

LG

gufrastella

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – und Interesse
kiniro  04.08.2022, 17:09

Direkt sagen, was gemeint / gewünscht ist, erleichtert auch das Zusammenleben zwischen neurotypischen Menschen.
Das würde so manche Missverständnisse im vorherein ausschließen.

Mein beliebtest Beispiel ist der volle Mülleimer:

"Mülleimer ist voll."

Ist erst einmal ein Hinweis, der allerdings nicht zeigt, was der / die Sprecher/in damit tatsächlich sagen will.

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gufrastella  04.08.2022, 17:15
@kiniro

Genau! Das ist vielen nicht bewußt, dass mit solchen Äußerungen die anderen zum Rätselraten gezwungen werden sollen. Leider fällt es vielen auch immer schwerer, ihre Bedürfnisse und Wünsche klar zu äußern, weil sie keine Abfuhr erfahren, nicht entäuscht werden möchten. Das ist natürlich ein Trugschluß, denn auch bei einer indrekten Äußerung kann eine Absage kommen. Die ist dann aber vermutlich nicht so kränkend.

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Wenn ich mir hier auf GF so manche Fragen betrachte, sehe ich Kontextloses.

Besonders bei solchen, die sich aufs Thema Deutsch beziehen.
Je nachdem, wie der Satz anfing oder wie er enden soll, entscheidet sich, welche Version korrekt ist.

Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass all diese Fragen von Neurodiversen gestellt wurden.

Bevor ich meine Diagnose bekam, hatte ich Jahre lang mit neurotypischen Menschen zusammengearbeitet.
Das ging von der Kommunikation her ganz gut, weil in der Regel direkt gesagt wurde, was Sache ist.

Für mich muss sich "auf Details achten" und "den Kontext nicht aus den Augen verlieren" nicht zwingend gegenseitig ausschließen.

Eine Anleitung, wie du das hinbekommen könntest, habe ich allerdings nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Kannst psychologische Artikel und Bücher lesen. Du kannst das zwar nicht intuitiv, aber du kannst schon sehr viel analytisch darüber lernen, wie Menschen durchschnittlich funktionieren. Könnte dir helfen.

Was sehr hilft, ist sich Gedanken über die Motivation des anderen zu machen.

Indem man immer klarmacht, was der Kontext ist