Großeltern reden über Krieg?

6 Antworten

Mein Opa mütterlicherseits war in russischer Kriegsgefangenschaft und kam irgendwann frei. Er starb 1957. Meine Oma erzählte mir erst sehr viel später über ihre Erlebnisse in der Zeit, die sie damals noch mit meiner Mutter alleine verbrachte.

Meine Oma hatte keinen Unterschlupf mehr für sich und ihre kleine Tochter. Es war kalt und sie klopfte an eine Tür..Eine Frau in Schwarz gekleidet öffnete ihr. Sie fragte, ob sie mit meiner Mutter hineinkommen könnte. Die Frau ließ sie herein, gab ihr einen Teller Suppe und sagte, dass sie die Nacht dort verbringen könne. Sie habe aber nur einen Extraraum, in dem ihr im Krieg gefallener Mann im offenen Sarg aufgebahrt läge. Meine Oma nahm an und verbrachte die Nacht mit meiner Mutter auf dem Fußboden neben dem offenen Sarg. Sie war sehr dankbar, dass sie nicht draußen bleiben musste.

Meine Oma grüßte beim Bäcker immer mit "Guten Morgen". Sie wurde jedesmal harsch darauf hingewiesen, dass man mit der "Grußformel des Führers" zu grüßen hätte. Das hat sie ignoriert und immer weiter "Guten Morgen" gesagt. Sie liebte danach Willy Brandt.

Meine Oma hat mir solche Dinge erst relativ spät erzählt. Sie hat nicht viel über diese Zeiten gesprochen. Wer den Krieg erlebt und überlebt hat, der war wahrscheinlich froh über jeden Moment, in dem all das nicht gegenwärtig war. Ich habe sie nicht mit Fragen danach durchlöchert, obwohl ich natürlich viele Fragen hatte. Solche Zeitzeugenerzählungen sind allerdings eine gute Schule in Sachen Demut vor dem Leben und Menschlichkeit.

Helfen? Es sind Erinnerungen an früher, an seine frühen Kindheitserfahrungen und die anschließend schwierige Zeit für alle in der Nachkriegszeit. Das wird man nicht so einfach "los".

Es ist gut das er davon erzählt. Dies erleichtert. Und es ist zeitgleich auch für dich interessant etwas über die damalige Zeit und ihn zu erfahren.

Meine Großeltern haben mir nichts davon erzählt (naja, ich hatte so gesehen auch nur noch ein Großelternteil als ich aufwuchs.... zusätzlich zu diesem Großelternteil nur wenig persönlichen Kontakt).

Aber meine Mutter hat mir so einiges aus ihrer Kindheit erzählt (sie wurde gegen Ende des zweiten Weltkrieges geboren). Wie es für sie war innerhalb der Verwandtschaft hin und her geschoben zu werden, oder wie es für sie (in ihrer Kindheit) auch an Festtagen daheim alles alleine zu erledigen während sie darauf wartete das ihre Mutter von der Arbeit kam. Sie erzählte mir auch ein paar Sachen aus der Kindheitszeit meines Vaters (über die sie im Laufe der Jahre so erfuhr). Und sie erzählte mir hin und wieder etwas über Erlebnisse ihrer Verwandten während der Kriegszeit.

Manches davon war für mich in meiner Jugendzeit schwer zu verstehen oder zu verarbeiten. Manches davon hat mich sehr lange belastet.

Ja haben sie, und ich finde, dass meine Großeltern mit allem recht gehabt haben über diese Zeit. (Außer halt das Stalin schlecht gewesen ist, ich feiere Stalin hart, aber ich kann dennoch nachvollziehen, wie man als vor allem deutscher Zeitzeuge nicht so sehr von den Sowjets begeistert gewesen sein könnte)

Ave!

Da meine Familie mütterlicherseits zu großen Teilen wegen Finanzierung des Holocausts vor das Kriegsgericht gestellt wurde und bedeutende Rüstungskonzerne besaß wird relativ wenig über den Krieg geredet und das Thema lieber tot geschwiegen. Die alleinige Ansprache führt zu lautstarken verbalen Auseinandersetzungen, also nein.

Väterlicherseits habe ich keine Großeltern und auch keinerlei Kontakt mehr.

Meine Großeltern und deren Eltern haben nix von den Weltkriegen mitbekommen. Der Krieg kam nicht dorthin, wo sie gelebt haben, weit weit entfernt von Europa. Deshalb war das nie Thema in der Verwandtschaft.

Aber hier in Deutschland hatten wir mal einen alten Nachbarn (mittlerweile schon vor langen Zeit verstorben) der Soldat im 2. WK war. Er hat paar Geschichten aus dieser schrecklichen Zeit erzählt. Hingegen zum Beispiel der Großvater meiner Freundin, der damals bei Hitler Jugend war, wollte nie darüber sprechen.