Umfrage - Hat euer Opa oder Oma euch erzählt, was sie im 2. Weltkrieg erlebt haben ...und welche "guten" und "schlechten" Taten sie begangen haben?

Das Ergebnis basiert auf 118 Abstimmungen

JA haben sie ... 59%
Nein ....es wurde geschwiegen ... 24%
Mein Opa Oma ist zu Jung /nach 2 Weltkrieg geboren 17%

59 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Meine Oma war zu der Zeit ein Kind bzw. zum Ende Jugendliche und hat auf der Flucht aus Ostpreußen fast ihr Leben verloren, meine eine Uroma wurde dort (fast) totgeschlagen von Soldaten die sie eingeholt haben und sie mussten sie sterbend zurück lassen.

Und sie, nachdem die Gegner sie eingeholt hatten, eine Zeit lang in ein altes KZ gesperrt wurden und das nur überlebt hat, weil sie für tot gehalten wurde, nachdem sie so schlimm zugerichtet worden war. Eine Einheimische hat sie vom Leichenhaufen gezogen, weil sie ihrer im Krieg an Krankheit verstorbenen Tochter sehr ähnelte und sie mitleid mit dem fremden Mädchen hatte. Ihr Kopf war zeitlebens von den Schlägen auf diesen mit Knüppeln verformt. Und das waren scheinbar noch die harmlosen Dinge, wo meine Oma der Meinung war wir Kinder dürften das wissen, über mehr wollte sie nicht sprechen.

In Ostpreußen waren sie quasi leibeigene, haben auf einem Gut für die Gutsbesitzer in x-ter Generation gearbeitet ohne groß eigenen Besitz. Schulpflicht bis Klasse 8 die es dort gab hat bei Mädchen aus armen Familien wie ihrer auch niemanden interessiert, sie war immer sehr stolz immerhin die Grundschule besucht zu haben. Was da im Land passiert hat sie also gar nicht interessiert, erst recht sie als Kind nicht, weil sie täglich hart gearbeitet haben um zu überleben. Einige der Männer (z.B. mein Uropa) wurden im Krieg eingezogen, sind alle früh gefallen, daher war das Thema zeitig durch da keiner mehr da der hätte gehen müssen.

Was ihr alles passiert ist, hat meine Oma nie groß erzählt, mein Vater wusste zwar ein bisschen aber eher von anderen Verwandten. Nur, dass sie als "Volksdeutsche" noch schlimmer behandelt wurden in dem Lager als die "Landsdeutschen" aus den Gebieten um Pommern.

Erst als sie angefangen hat Dement zu werden, kamen die Dinge wieder hoch und sie hat etwas mehr erzählt, wobei vieles sehr wirr war. Was ich aber weiß ist, dass sie ernsthaft Todesangst um mich hatte, als ich zum Schüleraustausch nach Polen bin, weil das Trauma über das erlebte so tief saß.

Mein Opa war ebenso jugendlich, aus Pommern, haben sich später im Vertriebenenlager in Norddeutschland kennengelernt.

Meine anderen Großeltern waren in der Zeit in der Ausbildung, die hat das ganze auch wenig interessiert und gewusst, sie hatten zwar Gerüchte gehört dachten aber das könne nicht stimmen, so grausam wäre niemand.

Nein ....es wurde geschwiegen ...

Mein Opa (Jahrgang 1922, gestorben 2010) hat eigentlich nie viel darüber gesprochen. Meine Oma erwähnte mal, dass er in einer Fernmelde-Einheit in Italien gewesen und dort später in Gefangenschaft geraten ist. Als kleiner Junge durfte ich beim Essen seinen Soldaten-Löffel benutzen, das fand ich ganz toll und regte auch mein Interesse an Geschichte an.

Erst als meine Oma verstorben war, wurde er etwas aufgeschlossener und fing manchmal an, Geschichten über seine Zeit in Gefangenschaft zu erzählen. Mit seiner Zustimmung habe ich davon einiges auf Tonband (Kasetten-Recorder) aufgenommen. Über seine Zeit als Soldat hat er immer geschwiegen und selbst auf Nachfrage eher sowas wie "naja, das war halt so" abgewimmelt. Erst nach seinem Tod habe ich Unterlagen im Nachlass gefunden, die seine Tätigkeiten näher erläuterte und wodurch wir auch klar wurde, warum er in Gefangenschaft nach Kriegsende einen großen Wirkungskreis hatte und viel erleben durfte (er hatte dann eine Funktion bei den Alliierten). Er war Wehrmachtsoffizier, Kommandeur einer Fernmeldeeinheit (und nicht nur einfacher Soldat, was er mich glauben machen wollte). Warum er das nie gesagt hat, kann ich mir nur damit erklären, dass es Dinge geben muss, die lieber niemand mehr erwähnt. Oder einfach nur seinem ein-trainiertem Verhalten entspricht, als Fernmelder Geheimnisse zu bewahren.

Mein Großvater väterlicherseits (Jahrgang 1911 ) war den gesamten Zweiten Weltkrieg über in der Kaserne stationiert und hat laut eigener Aussage: "Nie einen Schuss abgegeben". Ist dann heimlich mit Kammeraden nachts aus der Kaserne geflüchtet und hat mit schönen Mädchen pussiert, ordentlich getrunken und viel Sex gehabt.

Ob das wirklich so stimmt was er erzählt hat, weiß ich nicht.

Mein Großvater mütterlicherseits (Jahrgang 1914) trat Mitte bis Ende der 1920er Jahre bei der damaligen Reichswehr ein, welche Später dann die Wehrmacht war. Wurde 1939 oder 1940 abkommandiert zum Unternehmen "Weserübung" (Überfall auf Norwegen). Dann war er wohl bis 1942 dort in Stavanger stationiert, hatte eine Freundin und ließ es sich gutgehen. Dann gab es bis 1945 keine Informationen wo er war und was er gemacht hat. Erst 1945 wurde er von Britischen Soldaten in Gefangenschaft genommen und war bis 1947 in Schottland auf einem Bauernhof als Arbeiter beschäftigt. Mehr hat er jedoch nicht preisgegeben.

Vermutlich hat er auch zu viele schreckliche Dinge erlebt und wollte darum auch nichts weiter über die Zeit des Zweiten Weltkrieges erzählen.

Woher ich das weiß:Recherche
JA haben sie ...

Die Großeltern waren zum Glück in einem Alter, in welchem man nicht viel Schuld auf sich laden kann.

Beide Großväter waren bei der Marine. Der eine auf einem Hilfskreuzer, der 1943 vor Japan torpediert wurde, wobei er eine schwere Kopfverletzung davontrug. Er hat dann in Japan das Kriegsende erlebt und war angeblich einer der ersten Deutschen und westlichen Leute, die die Stätten der Atombombenabwürfe begutachtet haben. (Das hab ich allerdings von seiner späteren Lebensgefährtin). Er soll auch noch ein zweites mal versenkt worden sein, bei einem Transfer auf einem japanischen Transporter.

Der andere war 17jährig in einem U-Boot und hat sinngemäß berichtet, er weiß nicht, wo sie herumgefahren sind, er habe dort den ganzen Tag nur Kartoffeln geschält. Hier auf GF hat mir mal jemand geschrieben, 17jährig, das ging eigentlich nur, wenn man sich freiwillig meldete. Ich weiß nicht, ob das generell und für meinen Opa im Speziellen zutreffend war. Vielleicht ist auch einfach der komplette Jahrgang von irgendeinem Nazilokalbonzen als freiwillig angemeldet und losgeschickt worden, keine Ahnung. Das Uboot wurde von einem Flieger in der Nordsee versenkt; er musste aus 30 Metern Tiefe (sagte er) austeigen und trieb eine Weile im Meer, bevor er aufgefischt wurde.

Eine Oma war Lehrmädchen in meiner Heimatstadt; sie erlebte und überlegte einen Fliegerangriff, bei dem ein britischer Jagdflieger sie auf ihrem Fahrrad beschoss. Die andere flüchtete als junges Mädchen aus Pommern nach Berlin. Da kann man viel Schreckliches erlebt haben, aber ich habe sie nie danach gefragt. Sie hatte immer eine positive Einstellung Menschen gegenüber, weshalb ich vom Gefühl her sagen würde, dass sie keine Traumata davongetragen haben kann.

Meine Großeltern väterlicherseits haben schon nicht mehr gelebt, als ich zur Welt gekommen bin.

Mütterlicherseits haben zwar beide Großeltern noch gelebt, aber wir hatten jahrelang keinen Kontakt zu ihnen. Erst kurz vor dem Tod meines Großvaters hat sich meine Mutter mit ihm wieder versöhnt, aber dann ist er eben schon bald gestorben.

Zu meiner Großmutter hatten wir ab dann aber sehr viel Kontakt, allerdings war der Krieg bei ihr nie ein großes Thema. Aber hin und wieder hat sie von dieser Zeit erzählt. Sie selbst war ja nicht im Krieg sondern in dieser Zeit - so wie auch vorher und nachher - auf dem heimischen Bauernhof tätig und hat vom Krieg auch gar nicht viel mitbekommen, außer, dass sie einen gewissen Prozentsatz ihrer Landwirtschaftlichen Erzeugnisse für die Soldaten an der Front hergeben musste.