Gibt es kreative Berufe mit wenig Kundenkontakt?

3 Antworten

Ich denke, du solltest das Problem eher anders angehen. Lerne das Telefonieren, verliere dadurch die Angst davor und dabei!

Ich arbeite mit FÖJ'lern zusammen, also jungen Menschen, die gerade erst aus der Schule raus sind. Ich bin dabei auch jedes Jahr für das Bewerbermanagement zuständig und muss somit mit diesen Jugendlichen in Kontakt treten, um Termine für Schnuppertage auszumachen, Unterlagen anzufordern und so weiter.

Was mir dabei immer mehr auffällt: Telefonieren scheint eine immer kleinere Rolle im Leben von Jugendlichen zu spielen. Eigentlich irgendwie ganz witzig, wenn man bedenkt, dass sie ja gleichzeitig mit ihren Smartphones verwachsen sind ;). Aber anscheinend wird die Telefonierfunktion dieser Telefone da gar nicht mehr genutzt, es wird lieber getextet ;).

Ich mit meinen 36 Jahren war Teenager, als Handys gerade so aufkamen, jede SMS mit 160 Zeichen noch 50 Cent gekostet hat und Telefonate darüber auch ganz fix teuer wurden. Allerdings kamen damals schon die ersten Flatrates für Festnetztelefonate auf, genau wie die Vorwahlen, die das Telefonieren über Festnetz erheblich günstiger gemacht haben. Somit war es bei uns noch absolut üblich, dass man stundenlang mit der besten Freundin am Telefon hing und dort gequatscht hat. Oder wir haben Telefonstreiche gemacht ;).

Und ich denke, dass genau diese selbstverständliche, fröhliche, freizeitmäßige Nutzung des Telefons für uns dieses Medium zu einem sehr vertrauten, selbstverständlichen gemacht hat, vor dem absolut keine Scheu bestand. Auch lernt man, die "Verzerrungen" durch die Tonqualität am Telefon wesentlich besser "auszublenden" und somit die Person am anderen Ende der Leitung besser zu verstehen, wenn man einfach regelmäßig auf diesem Weg mit anderen redet. Und so ist für mich Telefonieren im Joballtag auch absolut kein Problem (gut so, denn in meinem Bürojob muss ich das ständig machen ;)).

Von daher, mein Tipp: nutz das Telefon mit Freunden, aus Spaß, ruft euch an, quatscht darüber, anstatt euch Text- oder gar Sprachnachrichten zu schicken! Ruf auch in deinem Privatleben Unternehmen und Behörden, mit denen du etwas klären musst, an anstatt eine Mail zu schreiben! Ruf deine älteren Familienmitglieder regelmäßig an, das freut diese auch! Und je öfter und selbstverständlicher du auf diese einfache, private Art das Telefonieren machst, desto leichter wird es dir dann auch im Job fallen :).

flower57865 
Fragesteller
 01.05.2020, 13:13

Das haben mir schon viele empfohlen und ich würde das auch gern umsetzen, aber es hört sich viel leichter an als es tatsächlich ist. Für viele Menschen hört es sich wahrscheinlich lächerlich an wenn jemand davor Angst hat im Beruf mit anderen Menschen zu reden, egal ob am Telefon oder persönlich, doch für mich ist das jedes mal aufs neue eine Herausforderung die mir von mal zu mal mehr Angst macht anstatt sie mir zu nehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das so schnell ändern wird. In meinem bisherigen Betrieb war ich schon fast ein Jahr und es ist nur schlimmer geworden und nicht besser mit der Zeit. Selbst wenn es mal besser werden sollte wird das bestimmt Jahre dauern und ich muss ehrlich sagen, dass ich keine Lust hab Jahre lang mich psychisch fertig zu machen um irgendwann vielleicht halbwegs für Kundenkontakt geeignet zu sein. Das alles hat bestimmt auch mit schlechten beruflichen Erfahrungen zu tun die mich sehr prägen als auch wenig Selbstwertgefühl. Ich war auch lange Zeit stark depressiv und bin es manchmal immer noch. Deshalb bin ich ziemlich sensibel und leicht aus der Fassung zu bringen...

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Dann musst Du erstmal "kreativ" definieren. So richtig was Kreatives hast Du, wenn ich das richtig verstanden habe, noch gar nicht gemacht. Dafür eher Organisatorisches.

Es gibt Bäcker, die sind extrem kreativ. Oder Floristen. Was würde Dich denn interessieren?

Ansonsten kommt es für den Beruf Medienfachkraft nicht immer auf Kommunikation mit Kunden an. Aber Kommunikation an sich ist schon ein Schwerpunkt. In welche Richtung der geht, ist allerdings von Unternehmen zu Unternehmen, von Agentur zu Agentur extrem verschieden. Es liegt also wirklich nicht am Job, sondern an der Firma, in der Du bist.

Nur da du aktuell unsicher bist und Angst hast, solltest du nicht alles in den Wind werfen. Selbst für Software Entwickler die früher im stillen dunklen Keller saßen ist es heute nahezu unmöglich ohne Menschen oder Kundenkontakt auszukommen.

Du darfst nie vergessen, dass es der Kunde ist der dich bezahlt. Denn durch ihn erhälst du Aufträge und hast Arbeit. Damit der Kunde jedoch das erhält was er will, musst du mit ihm reden. Oder besser, der der den Auftrag ausführt, denn der direkte Kontakt ist oft besser als ein Stillepost Schema mit x Zwischenkontakten.

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Ich weiß, eine kleine Firma kann sowohl Segen (man lern Fachübergreifend) als auch Fluch (zu wenig Personal) sein. Doch wenn eine Firma der Meinung ist auszubilden, dann verpflichtet sich die Firma auch dir alles notwendige beizubringen. Egal ob durch die eigene Arbeit in der Firma oder durch Nutzung externer Mittel (Schulungen, Weiterbildungen oder Zusammenarbeit mit anderen Firmen), was wohl auch aktuell der Grund ist warum die Berufsschulen bei der aktuellen Situation wenig betrachtet werden.

Dein Ausbilder, das heißt der der als Ausbilder deinen Ausbildungsvertrag unterschrieben hat ist für dich verantwortlich. Selbstverständlich können auch andere Mitarbeiter dir helfen. Doch in erster Linie sollte er gucken, dass du alles lernst und dabei weder unter noch überforderten wirst.

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Dein Ausbilder sollte dir normal zeigen wie du mit Kunden zu telefonieren hast und wie du mit Kunden agieren kannst. Doch wie gesagt breche nicht gleich ab.

Auch ich bin kein Fan von Menschenmassen, freies Sprechen und Kundenkontakt insbesondere vor Fremden waren mein Tod...

Doch woher kommt die Angst und Unsicherheit? Es ist eine Art Lampenfieber und die Angst etwas falsch zu machen. Man will sein Besten geben und die deutsche Mentalität ist es aber, dass dies nicht tolleriert wird.

Hole tief Luft und entspanne dich... du bist in der Ausbildung. Du darfst Fehler machen, sie werden sogar erwartet. Aus Fehler kann man lernen, wer nie Fehler macht und vor allem beschützt wird oder alles vorgekaut bekommt, lernt auch nicht.

Für den Kontakt am Telefon hatte es mir geholfen mir eine Hilfsliste zu machen. Ich habe einfach Fragen aufgeschrieben, die ich dem Kunden stellen konnte.

Der Kunde ist dir zu schnell? Bitte ihn langsamer zu reden oder es zu wiederholen. Oder gebe an, dass du den Namen gerne aufschreiben würdest und bitte ihn zu Buchstabieren. Du kennst das Projekt nicht? Frage nach dem Mitarbeiter mit dem er gesprochen hatte oder ob es eine Auftragsnummer gibt. Du wirst besser als wir wissen, qie es in der Firma gespeichert wird. Normal könnte ich mir ein CRM vorstellen, indem alle Kontakte erfasst sind. Damit auch Telefonnotizen aufbewahrt werden, sollten neue Infos kommen. Oder ihr habt eine Projektstatus Leinwand mit PostIts zu den Projekten.

Du weißt nicht was deine Kollegen tun oder du tun kannst? Dann nerve sie. Du bist der Azubi und wenn sie dir keine Arbeit geben, dann gucke sich um. Frage was sie tun. Möglicherweise auch ob und wie du helfen kannst. (Abseits Kaffee kochen) Du hast einen Mund frage nach allem was dir einfällt. Was ist die Herausforderung am Projekt xy. Wie wird dieses Programm verwendet. Gucke in deinen Ausbildungsplan, dort steht was du lernen musst. Hast du es bereits gelernt? Wenn nicht frage nach dem Thema, wenn dir keiner eine Arbeit geben will. Oder besser wenn du Arbeit erhälst und Einweisungen zu welchem Punkt der Ausbildung du es abkreuzen kannst. (Ausbilder fragen)

Als Azubi darfst du gerne angeben, dass du ein solcher bist. Du hast Angdt allein vor Kunden zu sprechen. Sprich das Thema mit deinem Ausbilder an. Übe ggf. mit ihm den Kundenkontakt. Bitte ihn oder einen Kollegen um die Möglichkeit dabei zu sitzen. Sie haben ein Kundengespräch oder müssen dazu zu diesem? Ja auch mit Angst frage dabei zu sein. Du wirst sehen wie es dort abläuft. Jeder fängt klein an und Selbstvertrauen und freies Sprechen lernt man nicht von heute auf morgen.

Ich glaube spätestens seit der Scrum Schulung bin ich freier. Ich fühle mich immer noch unsicher vor neuen Situationen. Doch ich gehe offen damit um. Wenn ich unsicher bin oder etwas nicht weiß frage ich. Ich gebe zu Anfänger zu sein oder unsicher einen Fehler zu machen. Gerade, wenn ich am Life System arbeite, bevorzuge ich es min 1x gezeigt oder besser gemeinsam zu machen (sprich ich mache was gesagt wird selbst, es guckt aber einer über die Schulter) und nicht nur die Theorie zu kennen.  

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Man mag es kaum Glauben, doch es ging und geht mir nicht anders. Gegenüber engen Freunden bin ich viel offener als gegen Fremden. Bei neuen Bekanntschaften bin ich am Anfang zurückhaltend und warte oft ab, wie sie sich geben. Es ist als ob man mehrere Persönlichkeiten hat... ohne eine gespaltene Persönlichkeit zu sein. Doch je nach Situation verhält man sich erst einmal anders.

Dennoch versuche ich mich zu bessern und zumindest michvon genau der Unsicherheit nicht lähmenzu lassen. Oft hilft es mir wirklich zuvor ruhig durch zu atmen um die Aufregung zu bekämpfen.

Doch ehrlich mit dem meisten Menschen kommt man gut aus und bei Kunden? Sie wollen Wert geschätzt werden und ihre Wünsche erfüllt bekommen. Wenn du also viele Frage zum Projekt hast, da du es genauer wissen willst um alles richtig zu machen? Dann tue das.

In der Schule war Englisch mein schwächtes Fach. Während des Studiums fand ich eine Autorin, die mich dazu brachte freiwillige englische Bücher zu lesen, da sie wohl erst in gefühlt 100 Jahren auf Deutsch erscheinen ... viel ihrer Bücher gibt es nicht mal auf Deutsch.

Als es bei der Arbeitssuche um Englisch ging stand ich vor einem Rätsel was ist mein Level? Und vor allem auch wenn ich English lesen und schreiben kann. Sprechen und freies Sprechen ist ein anderes?

Du kannst dir nicht vorstellen wie aufgeregt ich war, dass ich im neuen Job täglich auf Englisch sprechen muss. Okay nicht via Telefon, aber via Meetinggesprächen. Einfach da die Kollegen aus einem anderen Land sind.

Und darf ich es sagen... ich war so aufgeregt und dachte, dass packe ich nie. Doch tatsächlich fällt es mir sogar erstaunlich einfach... nie hätte ich gedacht, dass ich je so schnell lerne frei zu sprechen, mit Fremden und dann auf Englisch. Denn gerade in einem neuen Job sind einem alle Fremd.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung