Gibt es im Judentum den Satan?

7 Antworten

Satan war im Judentum ein Diener Gottes.

Er wurde von Gott oft auf die Erde geschickt, um dort Aufgaben für ihn zu erledigen.

https://www.religionen-entdecken.de/lexikon/t/teufel-im-judentum

Juden glauben an Satan den „Hinderer“.
Er ist für sie kein böses Wesen, sondern ein Engel, der im Auftrag Gottes handelt.
Satans Aufgabe ist es die Menschen anzuklagen, wenn sie gegen Gottes Gebote verstoßen.
Außerdem soll er die Menschen immer wieder auf die Probe stellen und ihren Glauben an Gott überprüfen.
Alles hat das Ziel, die Menschen auf den richtigen Weg zu bringen, damit sie Verantwortung für sich, für andere und für die Umwelt übernehmen und danach handeln.

Das Alte Testament kennt keinen Gegenspieler Gottes.

Gott ist allmächtig, er allein ist für alles verantwortlich, daher auch für die negativen Dinge.

("...der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der HERR, der dies alles tut" - Jesaja 45,7)

Was bei den Christen im Neuen Testament zum "Satan als Gegenstück von Gott" gemacht wurde, war im Alten Testament so eine Art "Ankläger" der im "Vorzimmer Gottes" die Menschen prüft und wegen ihrer Sünden anprangert, bevor Gott nun die Entscheidung über diesen Menschen traf.

Und selbst wenn dieser Satan mal auf die Erde geschickt wurde um dort irgendwas zu erledigen, so arbeitete er für Gott und nicht gegen ihn.

An anderer Stelle war dasselbe Wort dafür verwendet, wenn etwas gegen den Willen Gottes stand. Dann war "sein Geisteszustand" ein Satan, oder "sein Handeln" war ein Satan, "seine Aussage" war ein Satan, usw.

In diesen Fällen war es aber kein personifizierter gefallener Engel.

https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/satan-at/ch/608e9833b8fc6f574c26304f9484cdb2/

Wenn Satan nicht gesprochen hätte, hätte JHWH Hiob nicht geprüft.
Der Entlastungsversuch gelingt allerdings nur bedingt, denn die Entscheidung, Hiob der Prüfung des Satans auszusetzen, liegt erstens allein bei JHWH, und zweitens wird in v3 sogar gesagt, dass es Gott ist, der Hiob angegriffen hat.
Die Verantwortung JHWHs wird zusätzlich noch einmal im Epilog betont (Hi 42,11; vgl. Hi 1,21) der die erzählerische Trennung von Satan und JHWH theologisch aufhebt (Spieckermann, 1994, 435).
Der Satan steht in Hi 1 und 2 also einerseits für das personifizierte Wissen JHWHs über Hiob und andererseits wie in Sach 3 für die Überzeugung des sog. Tun-Ergehen-Zusammenhangs, dass das Tun des Menschen sein Ergehen bestimmt.
Dabei geht der Satan noch einen Schritt weiter: Umgekehrt hat auch das Ergehen des Menschen Konsequenzen für sein Tun, für sein Verhältnis zu Gott.
Nur weil Gott das Böse von Hiob fernhält, kann Hiob dem Bösen fern bleiben. JHWH selbst ist also die Bedingung der Möglichkeit für Hiobs Gottesfurcht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Satan

Satan ist vor allem der Ankläger im göttlichen Gerichtshof, der die religiöse Integrität von Menschen testet und Sünden anklagt, wie es beispielsweise aus den biblischen Büchern Ijob und Sacharja bekannt ist.
Frühe rabbinische Kommentare zur Mischna zeigen, dass Satan beinahe keine Rolle im Judentum spielte. Je jünger ein rabbinischer Kommentar datiert wird, desto öfter tritt der Begriff Satan oder dessen Synonyme auf.[8]
Die normative, rabbinische, klassische, jüdische Lehre, der zufolge Satan kein selbständiges Geistwesen ist, ist bis heute gültig und wichtig im Judentum.
Es steht im Einklang mit den jüdischen Lehren, dass es keine Verkörperung des Bösen gibt und dass Gott als Schöpfer dessen bezeichnet wird, was Menschen als Böses beschreiben.
Im Tanach ist Ha-Satan („der Satan“) ein Name, der verschiedenen Engeln gegeben wird, mit deren Hilfe Gott die religiöse Rechtschaffenheit und Integrität verschiedener Menschen auf die Probe stellt (vergleiche: Advocatus Diaboli).
Im normativen Judentum ist Satan der Hauptankläger, Staatsanwalt, Gegner, Feind im Kampf und die spirituelle Kraft, die im Judentum die Neigung zum Bösen (jezer ha-rah) genannt wird.
Satan ist dabei jedoch wie alle Engel unter vollkommener Kontrolle und Befehl von Gott, er ist keinesfalls ein Wesen von freiem Willen, das gegen Gott rebellieren könnte oder als "Gegenspieler" und Führer des Bösen auftritt.
Freien Willen schreibt das normative Judentum nur den Menschen zu. In diesem Sinne ist „Ha-Satan“ eher ein Titel denn ein Eigenname eines bestimmten Engelwesens
Diese Begriffsbestimmung wird von den christlichen Glaubensrichtungen nicht anerkannt, weil die spätere Kirchengeschichte feststellte, dass Satan gegen Gott rebelliert habe, obwohl diese Rebellion in der heiligen Schrift nicht erwähnt wird.
Der Titel Satan wird sowohl für übernatürliche Wesen wie auch für Menschen verwendet. In Num 22,22 EU, ist Satan nicht negativ handelnd, sondern wird von Gott gesandt, um Schlimmeres für Bileam zu verhindern.
Das normative Judentum hat kein religiöses Konzept einer unheiligen Dunkelheit in Opposition zu Gott. Es lehrt nicht die Vorstellung einer Verkörperung des Bösen als Gegenspieler bzw. Gegenkraft von Gott.
Da HaSchem („Gott“) als Schöpfer von Licht und Dunkelheit verehrt wird, gibt es in jüdischer Tradition und Glauben keinen Ort oder Raum, der nicht von Gott erfüllt bzw. transzendiert ist.
Gibt es im Judentum den Satan?
... so wie die Christen ihn kennen?

Nein, die "Christen" haben sich ihren eigenen "Satan" gebastelt.

Im Judentum ist "Satan" ein Diener "Gottes". Das geht klar aus dem Dialog beider Figuren im Hiob-Buch hervor: "Satan" muss "Gott" um Erlaubnis fragen, bevor er Hiob schaden darf, und "Gott" verbietet zunächst, Hiob selbst anzurühren, woran sich "Satan" auch bis zum Widerruf des Verbotes hält.

Die Aufgabe des jüdischen "Satan" ist es, den Glauben der Menschen zu testen, indem er sie (wie Hiob) auf die Probe stellt.

Im "Christentum" wurde aus "Satan" eine ausdrücklich böse Figur, die jetzt auch gegen "Gott" agiert. Mit der ursprünglichen, jüdischen Mythologie hat dieser "Christensatan" nur noch wenig gemein.

So funktionieren "Religionen" eben. Auch sie entwickeln sich im Laufe der Jahrhunderte, nehmen neue Namen an, machen Reformen durch, erleben Abspaltungen, und, und, und.

Von Experte Indecisive bestätigt

Nein. Im Judentum gibt es nicht das personifizierte Böse. Satan ist auch nicht der Gegenspieler von JHWH, sondern ein Werkzeug, das unter seiner Kontrolle steht.

JHWH hat Licht, aber auch die Finsternis erschaffen. Er schafft Frieden, aber auch Unheil:

7 der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der HERR, der dies alles tut.

https://www.bibleserver.com/LUT/Jesaja45%2C7

Satan ist nicht das personifizierte Böse:

So fehlt dem Judentum die Vorstellung des Satans als eine teuflische Gestalt. Das Böse nimmt keine eigenständige Gestalt an, sondern Gott selbst beinhaltet den bösen Geist, den er beliebig in der Form eines ihm unterstehenden Satans aussenden kann

https://de.wikipedia.org/wiki/Teufel#Judentum

Und erst im Christentum wurde aus der listigen Schlange (bei Adam und Eva) Satan.

xxScarface1990  10.04.2022, 00:19
sondern ein Werkzeug, das unter seiner Kontrolle steht.

An dieser Stelle gibt's keinen Unterschied zum christlichen Glauben, wo Satan auch als Werkzeug fungiert:

Zu ihnen gehören Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie gezüchtigt werden und nicht mehr lästern. 1. Timotheus 1:20

7 der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der HERR, der dies alles tut.

Dieser Vers ist natürlich auch für Christen gültig. Die Frage ist nur, WIE JHWH das Böse erschaffen hat. Im jüdischen Tanach (was ja auch das alte Testament ist) findet sich auch häufig der Begriff "Gottlosigkeit" bzw. "gottlos"/ "Gottlosen", usw.

Demnach hat JHWH offensichtlich die Gottlosigkeit

(als eigenverantwortliches Handeln, das Gott und seinem Wesen widerspricht)

zugelassen. Dadurch hat JHWH das Böse erschaffen. Im Tanach findet sich kein Vers darüber, dass JHWH böse oder schlecht sei. Seine Güte und Barmherzigkeit wird hingegen häufig im alten Testament erwähnt. Das wollte ich zur Vervollständigung noch gerne beitragen.

Liebe Grüße!

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xxScarface1990  10.04.2022, 00:32
@xxScarface1990

JHWH fungiert natürlich im Tanach auch als Richter, der Unheil über alles Böse bringt und ganze Völker wegen ihrer Bosheit richtet. Er rettet aber auch gerechte Menschen, wenn ich an Noah, König David, usw. denke. Bei Jesus ist es im Grunde nicht andres. Er kündigt für diejenigen, die ihm nicht glauben und leider weiterhin in ihren Sünden sind , auch an, dass er Gericht halten wird.

Das meine ich nicht als Drohung, sondern einfach nur als Vervollständigung.

Liebe Grüße!

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Ja, im Judentum gibt es Satan, aber dort ist er weniger der Inbegriff des Bösen, sondern handelt im Auftrag Gottes als eine Art "Ankläger oder Richter", welcher die Menschen prüft und herausfordert.

Andere sehen nach jüdischer Vorstellung in Satan keine Personifizierung, sondern die Versuchung der Menschen im Allgemeinen. Somit kommt das "Böse" im Judentum auch von Gott.

Allerdings muss man verstehen, dass das Christentum versucht hatte, nur die barmherzigen Facetten von Gott in den Vordergrundzustellen, während das Judentum Gott auch als strengen Richter begreift. Somit wurde der "Böse" Aspekt im Christentum von Gott separiert und in Form des Teufels personifiziert.

"Satan" bedeutet "ankläger", und es gibt das KOnzept von "Satan" als eine Art Lockspitzel, der den Menschen verführen will etwas Falsches zu tun.

Aber soviel ich weiss gibt es keine Gestalt mit Bocksfuss, wie in vielen christlichen Sagen.