Gibt es auch in anderen Sprachen so viele Dialekte wie im Deutschen?
Das ist nämlich wirklich bemerkenswert, es reichen bereits wenige Kilometer aus und der Dialekt verändert sich total. Ob in Deutschland, Österreich oder Schweiz. Und dann sind sie derart unterschiedlich. Köln, Hamburg, Berlin, Stuttgart, Zürich, Wien, Innsbruck... Gibt es das auch in anderen Sprachen?
10 Antworten
Ja, das gibt es auch anderswo, zum Beispiel in Schweden. Dort gibt es mehr als 20 verschiedene Dialekte, und man hat es gerade als Lernender der Sprache dadurch nicht leichter.
https://sv.wikipedia.org/wiki/Svenska_dialekter
Den südschwedischen Dialekt hört man sofort heraus, er ähnelt der dänischen Sprache, und viele Nordschweden mögen diesen Dialekt nicht wirklich. Der Westküstendialekt (z.B. in Bohuslän Richtung Norwegen) ist (für einen Ausländer wie mich) leichter verständlich, einige Wörter unterscheiden sich in der Aussprache vom Standard (Stockholm).
Diese Landesteile gehörten früher mal zu Dänemark bzw. zu Norwegen. Göteborg war mal die einzige schwedische Stadt an der Westküste.
Nordschweden haben verschiedene Dialekte, manche davon (Dalarna) sehr verschieden vom Standard (sogar eine andere Grammatik). Manche davon klingen (meiner subjektiven Empfindung nach) recht gut, der tonale Akzent (Schwedisch hat Tonhöhenunterschiede in manchen Silben) ist vor allem an der nördlichen Ostküste gut zu hören (z.B. Kramfors).
Jemand aus Göteborg (habe ich auch schon gehört) fällt in Nordschweden auch auf, die flinke Zunge eines Stadtmenschen unterscheidet sich vom meist eher gemütlichen Sprechtempo der Nordschweden (die dafür oft andere Wörter benutzen, im Süden ist man "glad" (glücklich), im Norden "fäjjen", der Hering heißt normalerweise "sill", im Norden "strömming" - daher auch Surströmming, eine nordschwedische Spezialität). Eine Schubkarre ist normalerweise eine "skottkärra", ganz im Süden aber sagt man "rullebör" - Dänen sagen "trillebør".
Die ganz nördlich gelegenen Dialekte (z.B. Överkalix) sind kaum noch verständlich (für einen Ausländer schon gar nicht) - die Regionen wurden schon zu Wikingerzeiten besiedelt, und haben die von Zentralschweden ausgehende Standardisierung nicht mitgemacht. Ähnliches gilt für Dalarna - der alte Dialekt kann gut als eigene Sprache klassifiziert werden, das 3-Genus-System ähnelt dem Isländischen (auch lexikalisch: man sagt "spyrja" statt "fråga" (fragen)).
In Norwegen gibt es sogar zwei Schriftsprachen, eine davon ähnelt eher dem Schwedischen, eine andere (Nynorsk) ähnelt eher dem Färöischen oder Isländischen. Auch das ist eine eher ältere Variante, die sich noch erhalten hat aber spät standardisiert wurde.
Die Aussprache von "de" ("sie", 3.Person Plural) variiert stark, normalerweise
[dom], in Bohuslän [di], in Överkalix [döm]
Hübsch finde ich persönlich die altnordischen "Überreste", die man noch in Nordschweden hören kann.
till kungen ("an den König", Standardschwedisch)
ti kungs ("an den König", Kramfors-Dialekt)
Das Genitiv-s ist z.B. mit dem Isländischen erklärbar, dort folgt nach til ein Genitiv, etwa in "til Reykjavíkur" ("nach Reykjavík"). Im Schwedischen gibt es das normalerweise nur in bestimmten feststehenden Ausdrücken ("till sjöss" = "zur See", "till sängs" = "ins Bett").
Österreich: 9 Dialekte
Deutschland: 16 Dialekte
Deutschschweiz: 22 Dialekte
Die Veränderungen von Gemeinde zu Gemeinde werden als Mundarten bezeichnet.
Aber sicher doch. In China z. B. gibt es sogar einige mehrere Hundert davon.
In China werden 81 Sprachen gesprochen. Die nichtchinesischen Sprachen werden aber unterdrückt. Die tausenden Dialekte dieser Sprachen hat niemand gezählt.
In China und Taiwan gibt es total 7 chinesische Sprachen. Hier sind die Dialekte dazu:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_chinesischen_Sprachen_und_Dialekte
Ich kenne das nur mal vom Italienischen her. Ich habe im Tessin, der italienisch sprechenden Schweiz gearbeitet, und da wurde mir klar, dass sogar jedes Tal seinen eigenen italienischen Dialekt hat. Im Tessin heisst es glaub: „Schur e schura“, gemeint ist:“Signor et signora“, usw.
Danke! Ich liebe mein Schweizerdeutsch. Ich kann damit soviele Nuancen meiner Gefühle ausdrücken, welche ich mit Hochdeutsch nicht kann. Es gibt sehr viele Dialekte in Schweizerdeutsch, deshalb ist das Schweizerdeutsch für mich eine eigene Sprache. Mein Dialekt ist ein Mischmasch aus Zürcher, Aargauer und Innerschweizer Dialekt, plus Slang. Es ist grundsätzlich eine sehr melodiöse, herzhafte, liebliche und ehrliche Sprache. Je nach Aussprache eines Wortes erhält es unterschiedlichen Wert und Bedeutung. Wie viele Schweizer höre auch ich gerne unsere eigenen „Mundartsänger, Songwriter“. Da ist extrem viel Gutes vorhanden. Die Hochdeutsche Sprache ist für mich eine Selbstverständlichkeit, ich wurde ab 7 tem Lebensjahr darin geschult: Die Sprache der Dichter und Denker!
Herrlich......ich lebe direkt an der Schweizer Grenze zu Schaffhausen.....da kommen sehr viele Deiner Landsleute einkaufen....ich freue mich dann oftmals,wenn ich in ein Gespräch mit einem netten Schweizer Menschen einbezogen werde....
Die Menschen sind sehr höflich und gebildet...und auch hier höre ich die verschiedensten Dialekte heraus.....
In meiner Schulzeit im Rheinland durften wir nie Düsseldorfer Platt sprechen...obwohl meine Eltern und Grosseltern es daheim gebrauchten....
Aber die Lehrerin war da resolut.....ich spreche daher eigentlich gutes Hochdeutsch....
Ach und ich höre auch sehr gerne Lieder aus der Schweizer Musikszene....
Das sog. "Schweizerdeutsch" ist kein Dialekt, sondern der Sammelbegriff für die 22 deutschen Dialekte.
Danke für die Aufklärung...ich liebe die Schweizer Sprache....ich lebe ja direkt an der Grenze zu Schaffhausen.....
Das ist die normale Situation, die sich aus der historischen Sprachentwicklung ergibt; Du findest sie auch in Spanien, England, Italien oder Norwegen. Die Leute waren ja vor grob 1850 bei weitem nicht so mobil, und die meisten Leute haben die meisten Gespräche mit Leuten aus der gleichen Gegend geführt. Fernsehen und Radio gab es auch nicht, und deshalb haben die meisten Menschen nur selten gehört, wie man anderswo spricht.
Interessant ist es dagegen, zu fragen, wie es passieren kann, daß die Sprache nicht kleinräumig regional variiert. Das erfordert nämlich eine Sondererklärung, warum der normale Zustand nicht eingetreten ist.
Ein Beispiel dafür ist ausgerechnet Deutschland. Im Norden (Niedersachsen, Schleswig–Holstein bis Mecklenburg–Vorpommern [weshalb habt ihr eigentlich so erbärmlich lange Namen für eure Bundesländer?]) klingt alles gleich. Das liegt daran, daß Hochdeutsch dort neu ist, bis ins 17. Jhd. hat man dort Niederdeutsch gesprochen und dann die Sprache der Luther-Bibel angenommen, die natürlich für alle gleich war.
Ein anderes Beispiel ist Frankreich. Dort trägt die strikte Sprachpolitik dazu bei, daß regionale Dialekte größtenteils ausgestorben sind. Besonders im Norden hat der Pariser Dialekt praktisch alles andere weggeputzt, im Süden halten sich noch kleine Reste Provençal. Auch die nicht-französischen Sprachen (Bretonisch, Baskisch) wurden an den Rand der Ausrottung gebracht.
Bei Frankreich und besonders Italien gibt es aber einen kleinen und nennenswerten linguistischen Unterschied. Die regionalen "Dialekte" in diesen Ländern gelten sogar als selbstständige Sprachen während bei uns die hochdeutschen Dialekte auch linguistisch "nur" als Dialekte der Deutschen Sprache gelten (abgesehen von Niederdeutsch vielleicht und natürlich den Minderheitensprachen Friesisch usw.) Sonst alles nur Dialekte. Warum das so ist, obwohl Deutschland lange Zeit in Herzogtümer geteilt war, keine Ahnung.
Die Schweizer Sprache ist für mich das schönste Dialekt....